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Fünf Filmkritiken zu Kinostarts Ende März 2023, KW 13

Unser von Autorenfilmern gegründeter Verband tritt dem Mainstream und Blockbuster Kino mit gewisser Skepsis entgegen, aber auch manch seichte Komödien sind uns meist nicht geheuer.



Drei Tage vor Beginn der 73. Berlinale 2023 fand am 13.02.2023 zum 20. Mal in der Akademie der Künste am Pariser Platz ein Akademie-Gespräch zur Situation des deutschen Kinos unter dem Motto Content versus Film statt.

Auf dem Podium diskutierten unter der Moderation des Filmkritikers Andreas Kilb der Dokumentarfilmer Thomas Heise, die Drehbuchautorin Carolin Schmitz und der renommierte Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf über das Wesen des Kinos und über das, was Filme einzigartig macht.

Als Graf aber mit einer um 180° gedrehten neuen Meinung plötzlich die Abkehr vom kleinen, feinen Arthouse Kino propagierte und der erstaunten Gastgeberin Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste und selbst Autorenfilmerin, zu erklären versuchte, dass die Zukunft des Kinos und das Überleben der Branche nicht mit den Programmkinos zu schaffen sei, sondern nur mit großen, teuren Blockbuster-Filmen in modernen bequemen Multiplex-Kinos den aufstrebenden Streamingdiensten etwas entgegenzusetzen hätte, kippte auch unter dem Publikum im Saal fast die Stimmung.

Frau Meerapfel, selbst einst langjähriges Mitglied bei uns im BAF e.V., war perplex über Grafs neue Meinung. Hatte sie doch selbst mit der nachfolgenden Fragestellung etwas ganz anders im Sinn gehabt:

Was macht gute Filme aus? Wann entstand und woher kommt die Haltung, den Content eines Films über seine ästhetische Form zu stellen? Wo bleibt die Wertschätzung für Filmkunst als eine Komposition von Bildern, Farben, Klängen?


Dominik Graf scheint dagegen eher Kriegs-Filme wie den LOLA-Favoriten „Im Westen nichts Neues“ (wir berichteten gestern) zu mögen und findet offensichtlich auch an aktuellen Aktion-Film-Reihen wie die "John Wick" -Saga durchaus nichts auszusetzen.

"JOHN WICK: Kapitel 4" von Regisseur Chad Stahelski nach einem Drehbuch von Michael Finch & Shay Hatten. (USA 2023, 170 Min.) Mit Keanu Reeves in der Hauptrolle eines Profikillers, der in seinem Rachefeldzug die halbe Unterwelt gegen sich aufgebringt, war erst am 23. März 2023 im Kino gestartet und übertrifft nach vorsichtiger Schätzung alle bisherigen Einspielergebnisse der vorhergegangenen drei Teile der Saga.

Allerdings übertreibt es Teil vier in dem fast dreistündigen Film streckenweise mit der Unzerstörbarkeit von Keanu Reeves' Action-Figur in über hundert Duellen mit Schergen, obwohl er zum Schluss, ähnlich wie auch Daniel Craig im letzten Teil von "James Bond - keine Zeit zu sterben", dann doch umkommt. Für Keanu Reves dürfte dies ein Segen sein, sich nochmals neu erfinden zu können, um nicht zeitlebens auf die John Wick Action-Figur festgenagelt zu sein.

Hier der Trailer:



Schon von "JOHN WICK: Kapitel 3" im Jahre 2019 waren wir dermaßen enttäuscht, dass wir beschlossen Action-Filme im Stil von "Die Hard" ('Stirb langsam') und "Die Harder", damals noch mit Bruce Willis, vorerst nicht mehr ansehen zu wollen, zumindest nicht derzeit, wo im Osten Europas ein mörderischer Krieg tobt.

Keanu Reeves ist dennoch Hollywoods neuer Super-Star, der den Untergang des Kinos retten soll. Seit den späten 1980er Jahren zieht der Schauspieler Scharen von Fans an. Als Teenager stand er 1991 in "My Private Idaho" an der Seite von dem zwei Jahre später verstorbenen River Phoenix. Dann kam ein kleiner Bruch in seiner Karriere. Mit der "Matrix Trilogie" kehrte er aber ab 1999 umso stärker zurück.

Sein Werdegang ist in der sehr empfehlenswerten rund 51 Minuten langen Arte Dokumentation derzeit noch hier in der ARTE Mediathek zu sehen.



Länger wollen wir aber nicht bei dem uns etwas suspekten Mainstream verweilen, sondern lieber den aktuellen Arthouse-Filmen zuwenden, die uns immer wieder aufs Neue begeistern.

Gerade hat bei der DIAGONALE GRAZ - Festival des Österreichischen Films die Regisseurin Marie Kreutzer mit ihrem bereits im letzten Jahr bei uns gestarteten Sissi-Drama "CORSAGE" zwei Preise abräumen können. In ihrer aufregenden Neuinterpretation räumt sie mit den Mythen um die historische Figur der Kaiserin Elisabeth von Österreich gründlich auf.

Doch dabei bleibt es nicht. Auf der 73. Berlinale 2023 brillierte Frauke Finsterwalder in der Sektion Panorama mit einer gänzlich anderen Fassung über eine eher sportlich, durchtrainierte Kaiserin Elisabeth in "Sissi und Ich", die uns herzhaft zum Lachen brachte. Es ist, Dank Sandra Hüller als Zofe der Kaiserin Sissi, die eine zutiefst menschliche Figur sehr unterhaltsam spielt, einer der witzigsten Filme der letzten Jahre geworden.

Der Film ist diese Woche in den Kinos angelaufen, weshalb wir Ulrike Schirm das Wort übergeben wollen. Zuvor jedoch noch eine Bemerkung zum Titel des Films, in dem »Sissi« ganz bewusst nur mit einem "s" geschrieben wird, um die fiktive Handlung der Kaiserin zu unterstreichen.

"SISI UND ICH" Drama von Frauke Finsterwalder über die österreichische Kaiserin Elisabeth und ihre Lieblings-Zofe Irma Gräfin von Sztáray. (Deutschland / Österreich / Schweiz, 2023; 132 Min.) Mit Sandra Hüller, Susanne Wolff, Stefan Kurt u.a. seit 30. März 2023 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

So verkitscht wie damals traut sich heute niemand mehr das Leben der Elisabeth von Österreich darzustellen, wie in den Filmen mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm. In letzter Zeit haben wir es regelrecht mit einem cineastischen Boom zu tun, was Filme und Serien über „Sissi“ betrifft. Nach „Corsage“ kommt nun "SISI & ICH", von der Regisseurin Frauke Finsterwalder in die Kinos. Von wegen, Märchenkaiserin. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Christian Kracht hat Finsterwalder das Drehbuch geschrieben. Die fiktive Handlung einer toxischen Liebe wird aus der Sicht der neuen Hofdame Irma Sztáray erzählt.

Nach ihrer Ankunft auf Korfu muss Irma bei hohen Temperaturen erst mal ein anstrengendes Sportprogramm absolvieren, in ihrem eng geschnürten Korsett laufen und über Hürden springen und dann soll sie auch noch Klimmzüge machen. Zu dem Korsett wurde sie von ihrer herrischen Mutter (Sibylle Canonica) gezwungen. Die Kaiserin will sehen, in welcher Kondition ihre neue Hofdame ist. Das lästige Korsett darf sie ablegen. Die moderne Sisi (Susanne Wolff) schart eine lässige Entourage von stylisch gekleideten Frauen um sich herum.

In diesem Film erleben wir eine herrische, launische Kaiserin, die vom Schlankheitswahn besessen ist und sich nach jedem Essen den Finger in den Hals steckt, um sich zu übergeben, die sich tagelang in ihr Zimmer einschließt oder ihrer Zofe die Haarbürste aus der Hand schlägt und die ihren Geburtstag hasst. Das alles hindert Irma nicht daran, sich in Sissi zu verlieben, denn sie ist beeindruckt von dem freiheitlichen Leben, was die Kaiserin auf der griechischen Insel führt. Ihrer herrischen Mutter schreibt sie, dass es ihr gut geht und dass die Kaiserin sie sogar schon mit wichtigen Aufgaben betreut. Es gibt auch eine Gemeinsamkeit zwischen beiden Frauen. Beide haben ehrgeizige und herrschsüchtige Mütter.

Vier Frauen sitzen sich an einem Esstisch gegenüber. Lustlos stochern Sissi und Irma in ihrem Essen, es gibt Gulasch, herum. Sisis Mutter (Angela Winkler) spießt ein Stück fettes Fleisch auf ihre Gabel und fordert sie auf es zu essen. Nach langem Zögern gibt Sissi nach und gibt sich der Fütterung hin. Als die Mütter wieder abgereist sind, erbrechen beide Frauen das „ekelhafte“ Essen.

Irmas Verhältnis zu der Kaiserin ist längst zu einer schicksalhaften Obsession geworden. Fern des Kaisers führt Sisi ein Leben in einem Freiheitsrausch, ist angeekelt von der männlichen Sexualität und dem Kinderkriegen. Als Sisis homosexueller Schwager Victor (Georg Friedrich) unverhofft zu Besuch kommt, veranstalten sie eine Séance mit dem Geist des verstorbenen Bayerkönigs Ludwig und machen einen Kurzausflug nach Algier, wo auch gerne die Haschischtüte kursiert.

Sisi fühlt sich glücklich mit dem Schwager und Irma ist natürlich auch dabei. Es gibt eine Szene in der Kaiser Joseph auftaucht. Nun wird es eher ekelhaft. Er hockt auf der Toilette, ist brutal und zwingt die Kaiserin zum Sex. Eine Ausnahmeszene, da der Film sonst nur aus einem weiblichen Kosmos besteht. Sogar im Score sind nur weibliche Stimmen zu hören. Da man sehr wenig über die wahre Sissi weiß, ist es ein leichtes der Fantasie großen Raum zu geben und aus der lieblichen Romantikerin eine bulimische und herrische, launische Person zu machen, die einen anzieht und gleichzeitig abstößt, gespickt mit schwarzem Humor.

Alles ist Fiktion und doch ist alles möglich, es gibt keine Grenzen. Was spricht dagegen, dass eine lesbische Kaiserin sich an der Liebe ihrer Hofdame erfreut. Dieser Film ist der interessanteste von den neuen Sissi-Filmen, die in letzter Zeit, das Licht der Kinoleinwände bestanden haben.

Es ist ein Film über Freundschaft und einer Liebe zwischen zwei Frauen geworden, der mit einem traurigen Abschied endet.

Ulrike Schirm


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Auch das nachfolgende Coming-of-Age Drama mit einem bildhübschen Newcomer Paul Kircher aus dem Salzgeber Filmpool und der betörend schönen Musik aus den 1980er Jahren von der britischen Pop-Band »Orchestral Manoeuvres in the Dark« haben wir schon vor längerer Zeit, anlässlich der letztjährigen Französischen Filmwoche, sehen können, während bei unserer Kollegin Ulrike die Erinnerung noch frisch im Kopf ist.

"DER GYMNASIAST" ('Le lycéen' - 'Winter Boy') Drama von dem Autorenfilmer Christophe Honoré um einen Siebzehnjährigen, der durch den plötzlichen Unfalltod seines Vaters in eine schmerzhafte Orientierungslosigkeit fällt. (Frankreich 2022; 123 Min.) Mit Paul Kircher, Vincent Lacoste, Juliette Binoche, Erwan Kepoa Falé u.a. seit 30. März 2023 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Der 17-jährige Lucas (umwerfend gespielt von dem Newcomer Paul Kircher) kann es kaum erwarten, endlich das Internat und die Provinz hinter sich zu lassen, um endlich nach Paris zu ziehen, wo sein großer Bruder Quentin (Vincent Lacoste) lebt.

Er steht an der Schwelle zwischen Pubertät und Erwachsensein. Für ihn bricht eine Welt ein, als sein Vater (gespielt von Regisseur Christophe Honoré) mit dem Auto tödlich verunglückt.

„Warum bin ich an diesem Morgen nicht gestorben?“ fragt sich Lucas verzweifelt. Mit dem Tod des Vaters verliert er den Rest seiner Kindheit. Niemand kann ihn trösten, weder sein Freund Oscar (Adrien Casse) noch seine Mutter (Juliette Binoche). Nachdem sein älterer Bruder Quentin Lucas aus dem Internat geholt hat und ihn nach Hause fährt ist schon die Verwandtschaft versammelt. Seine Mutter Isabelle muß sich sehr stark zusammenreißen, um nicht zusammenzubrechen. Wie in Trance nimmt Lucas die Situation wahr. Erst als er in seinem Bett liegt überfällt ihn ein ungeheuerlicher Schmerz. Quentin holt seinen Bruder für einige Zeit nach Paris und lässt ihn bei sich und seinem Mitbewohner Lilio (Erwan Kepoa Falé) wohnen, in der Hoffnung, dass sich Lucas die Möglichkeit bietet, sich abzulenken. Dass seine Mutter jetzt alleine ist, beunruhigt ihn schon.

Nach „Chanson der Liebe“ und „Sorry Angel“, ist „Der Gymnasiast“ Christophe Honorés persönlichster Film. Auch er hat in jungen Jahren seinen Vater verloren.

Honoré: „Wenn eine Tragödie eintritt und unseren Alltag unterbricht, gibt es keine Erzählung, keine Geschichte, die sich entfalten könnte; nur verwirrende Gefühle und den Eindruck, dass nichts mehr Sinn ergibt und wir herumgeschleudert werden. Um an diesen Emotionen nah dran zu bleiben als ob ich sie in der Gegenwart noch einmal erleben würde, hat mir die Schaffung einer fiktiven Figur ermöglicht. Für mich ist Lucas jetzt eine eigenständige Figur. Ich sehe ihn eher als jungen Mann von heute denn als Erinnerung daran, wer ich war. Er ist eine Kombination aus meinen Erinnerungen und meinen genauen Beobachtungen der heutigen Welt. Bei diesem Film habe ich nicht das Gefühl, in die Vergangenheit gereist zu sein; ich habe eher ein Gefühl aus der Vergangenheit auf die heutige Zeit projiziert.“

Honoré hat versucht, seinen Emotionen von damals in gewisser Weise treu zu bleiben. Er lässt Lucas in seiner Inszenierung direkt in die Kamera sprechen und all das, was ihm passiert, in Rückblenden zu reflektieren. Dank seines hochbegabten Schauspielers Paul Kircher, der die Rolle des homosexuellen Lucas in allen Schattierungen mitreißend spielt und der dafür beim Filmfestival in San Sebastián als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, lohnt es, sich diese Filmperle anzusehen, eine berührende Coming-of Age-Geschichte.

Ulrike Schirm


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Eigentlich wollten wir Ulrikes nachfolgende Filmkritik über Til Schweigers neuestes Werk gar nicht übernehmen, denn sein zweiter Teil über die OPEL MANTA Automobil-Komödie sollte schon vor dreißig Jahren vom verstorbenen Produzenten Bernd Eichinger realisiert werden. Doch dieser lehnte bereits damals ab und sah in der Fortsetzung keine Erfolgschance.

Til Schweiger lies aber nicht locker und wollte seinen Spleen unbedingt zusammen mit Constantin Film auch nach 30 Jahren noch durchsetzen, obwohl die Autos in Zeiten des Sprit sparen und der von den Grünen Politikern geforderten Elektromobilität gar nicht mehr wegen zu hoher Abgaswerte produziert werden dürfen und deshalb nur noch gelegentlich als Oldtimer im Straßenverkehr zu finden sind.

Doch Til Schweiger ficht das nicht an. Mit seiner nuscheligen und kaum verständlichen Aussprache wettert er gegen Robert Habeck, lässt seine Wut an Klimaklebern aus und glaubt, das sein neuestes Werk ganz großartig sei.

In zahlreichen Kritiken, die den Film zum Schreien bescheuert oder sogar grottig finden, fällt sein "Manta Manta - zwoter Teil" glatt durch. Auch wir haben uns allein über den Trailer schon so geärgert, dass wir den Film keineswegs für eine Besprechung sehen wollten.

Über Kommentare auf unserer Präsens von Facebook und Twitter sind wir dennoch gespannt. Im Blog ist dagegen vor langer Zeit die Kommentarfunktion wegen Spam abgeschaltet worden.

"MANTA MANTA – Zwoter Teil" Komödie von Til Schweiger nach einem selbst verfassten Drehbuch. (Deutschland, 2023 im Verleih von Constantin Film; 127 Min.) Mit Til Schweiger, Tina Ruland, Michael Kessler u.a. seit 30. März 2023 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Mehr als 30 Jahre mussten die Fans auf die abgefahrene Fortsetzung von "MANTA MANTA - Zwoter Teil" warten. Nun ist es endlich soweit: Am 30. März startet der Film in den Kinos. Neben Til Schweiger, der auch die Regie führt, sind auch Tina Ruland, Michael Kessler und Martin Armknecht in ihren alten Rollen aus dem damaligen Kultfilm zu sehen.

Bertie Katzbach (Til Schweiger) und Uschi (Tina Ruland) sind nicht mehr zusammen. Sie lebt mit einem cholerischen Geschäftsmann Gunnar (Moritz Bleibtreu) zusammen, der mit ihrem Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) ziemlich rau umgeht.

Für Bertie läuft es gar nicht gut. Er fährt keine Rennen mehr, hat seinen Führerschein verloren und muss zum im Volksmund bekannten „Idiotentest“. Auch seine Autowerkstatt mit der angeschlossenen Kartbahn für Kinder läuft ziemlich schlecht. Als er auch noch mit der Tilgung seines Darlehens in den Rückstand gerät, droht ihm die Bank die Zwangsversteigerung seines Grundstücks an. Wenigstens hat er seinen „Lappen“ wieder.

Um sich und seine Tochter Mücke (Luna Schweiger), die bei ihm lebt und seine Angestellten wie den Vollpfosten Klausi (Michael Kessler) vor dem Ruin zu retten, will er an einem 90er Jahre – Rennen auf dem Bilster Berg teilnehmen. Die Siegerprämie ist äußerst verlockend und könnte ihm seine Sorgen nehmen.

Da es zwischen Gunnar und seinem Sohn Daniel ständig kracht, bittet Uschi ihn, Daniel bei sich aufzunehmen. Bertie kann schlecht nein sagen. Die beiden Neuzugänge Luna und Tim, haben den damaligen Hype um „Manta, Manta“ nicht mitbekommen, staunen aber nicht schlecht als Uschi, die inzwischen eine Friseurkette besitzt, mit dem blau-gelben Opel Manta B mit Mattig Breitbau vorfährt, Nostalgie pur. Mücke: „Die Karre ist voll asozial, hässlich. Von den Farben kriegt man ja Augenkrebs:“ Tja, damals wurde Bertie um das Auto beneidet.

Hinter Berties Rücken haben seine Angestellten den alten Manta total aufgemotzt und umgefärbt. Jetzt kann die Teilnahme am Classic-Car Rennen beginnen. Es heißt, dass sogar Christian Lindner (FDP), der eine private Rennlizenz besitzt, am filmischen Rennen teilnehmen wollte. Statt seiner hat die Gastrolle Lukas Podolski ergattert.

Man verrät nicht zu viel, klar nimmt Bertie am Rennen teil. Spektakuläre Autostunts sorgen für Spannung. Klausi gibt alte Manta-Witze zum Besten und es fallen jede Menge coole Sprüche. Es ist wirklich erstaunlich wie toll die Chemie zwischen Ruland und Schweiger noch stimmt. Es sind die intensivsten Moment in diesem Film. Eigentlich sollten es zwei Filme werden. Einige Szenen fielen dem Schnitt zum Opfer. Der launige lange Abspann wirkt fast wie ein eigener kleiner Film und ist am endgültigen Ende sehr romantisch. Leider kommt der Ruhrpott-Humor zu kurz. Einige Witze und Gags sind eher flau als zündend. Wenn man genau hinschaut, könnte man dem Film auch den Titel: BERTIE BERTIE – Zwoter Teil geben.

Ulrike Schirm


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Eine wahre Filmperle ist Sophie Linnebaums origineller Abschlussfilm "The Ordinaries" der mit großer Hilfe aller Studierenden an der Filmuniversität Potsdam Babelsberg Konrad Wolf entstanden ist.

"THE ORDINARIES" Gesellschaftssatire von Sophie Linnebaum über große, meist aber eher kleine oder gar keine Helden unter den Hauptfiguren. (Deutschland, 2022; 120 min.) Mit Fine Sendel, Jule Böwe, Sira-Anna Faal, Pasquale Aleardi u.a. seit 30. März 2023 im Kino. Hier endlich der offizielle Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Wir haben den Film schon viele Male erwähnt und zum Teil bereits auch ausführlicher beschrieben. Obwohl ganz dicht bei Berlin gedreht wurde, startete Sophie Linnebaums Abschlussarbeit als Weltpremiere erstmals recht weit weg beim Filmfest München im Sommer letzten Jahres.

Der Siegeszug des Films mit zahlreichen Auszeichnungen ging weiter beim Filmfest Braunschweig und lief auf zahlreichen anderen Festivals. In Berlin wurde der Film dann endlich im Dezember mit versammelten Cast beim Weltfilmfestival »Around the World in 14 Films« präsentiert. Nur einen offiziellen Trailer gab es nirgendwo zu sehen. Jetzt ist dieser endlich da und zeigt in wunderschönen entsättigten Farben einen alten Filmlook mit ganz tollen Szenenbildern.

Erzählt wird die Geschichte von Paula, die ihrem Vater, einer angeblich ehemaligen Hauptfigur in berühmten Filmen, in den Fußstapfen folgen will. Doch so sehr sie sich bemüht, es gelingt ihr nicht. Schlimmer noch, sie verliert mit der Zeit die Spur ihres Vaters, den niemanden jemals auf dem Studiogelände als großen Schauspieler gesehen haben will.

Auch sie selber scheint langsam zu verblassen und wird stets unbedeutender. Der Traum vom große Erfolg stellt sich nicht ein. Erst zum Schluss löst sich das Geheimnis auf und Paula tritt aus der schwarz-weiß-grauen Film-im-Film-Welt plötzlich wieder in Farbe in die freie Welt hinaus.

W.F.


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