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Zu aktuellen Kinostarts im Okt. 2022 zwei neue Filmkritiken

Unsere Filmbesprechungen über französische Antiterrorspezialisten und zur Legende vom Tigernest, einem kindgerechten Abenteuerfilm, der in der 42. KW anlief.



"NOVEMBER" spannender Krimi von Cédric Jimenez über die Anschläge in Paris vom 13. November 2015. (Frankreich, 2022; 106 Min.) Mit Jean Dujardin, Anaïs Demoustier, Sandrine Kiberlain u.a. seit 20. Oktober 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Der französische Einsatzleiter Fred (Jean Dujardin) kommt mit leeren Händen nach Paris zurück. Die Festnahme des potenziellen Gefährders Ahmed Abboud in Athen ist gescheitert.

Kaum zurück, wird Paris am Abend des 13. Novembers 2015 im X., XI. und XVIII. Arrondissement, im Konzertsaal „Bataclan“, am Stade de France und in mehreren Cafés, von offensichtlich islamistisch motivierten Anschlägen erschüttert. Die traurige Bilanz: Etwa 140 Tote, über 680 Verletzte und eine aufgewühlte Menschenmasse, die von dem damaligen Staatspräsidenten Francois Hollande mit bewegender Anteilnahme zur Besonnenheit aufgerufen wird.

Regisseur Cédric Jimenez hat in seinem atemlosen Politthriller darauf verzichtet, Bilder von den Attentaten zu zeigen. Er konzentriert sich total auf die Arbeit der Antiterroreinheit SDAT mit ihrem Einsatzleiter Fred, in dem er sich fast ausschließlich auf wahre Fakten beruft.

Militär wird zur Unterstützung angefordert, Paris wird abgeriegelt, Opfer in Krankenhäusern werden befragt. Fünf lange Tage weicht die Kamera den Ermittlern nicht von der Seite. Hautnah erlebt man die Arbeit der Ermittler, ist bei Verhören dabei, bei Beschattungen von Verdächtigen, erlebt den massiven Druck unter dem die Ermittler stehen, die Gefährlichkeit ihres Einsatzes bei Festnahmen auf offener Straße aber auch die wenigen Momente in denen Ermittler und Ermittlerinnen ihre menschliche Seite zeigen und auch ihre Erschöpfung.

So hat man die aufreibende Arbeit polizeilicher Ermittler noch nicht gesehen. Die Suche nach den Attentätern wird zu einem nervenzerreißenden Wettlauf gegen die Zeit. Im Visier, zwei Attentäter, die einen erneuten Anschlag planen, gedreht mit einer Handkamera, nah dran an den Figuren. „Hier ist kein Platz für persönliche Gefühle“ sagt Einsatzleiter Fred an einer Stelle in die Runde von angespannten Kollegen. Es kommt zu einem endlos Dauerfeuer auf eine Wohnung, die zu einem Trümmerhaufen wird. Wie viele Tote unter den Trümmern begraben sind, womöglich auch von den eigenen Leuten, bleibt offen. Das markante Geräusch des Nachladens ihres Magazins vergisst man nicht so schnell.

Ein durch und durch packender Film im Bereich des Polizeithrillers, der den Adrenalinspiegel in die Höhe treibt.

Ulrike Schirm


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"DIE LEGENDE VOM TIGERNEST" Familien-Abenteuerfilm von Brando Quilici um einen nepalesischen Waisenjungen, der sich mit einem verwaisten Tigerbaby anfreundet. (Italien, 2022; 94 Min.) Mit Sunny Pawar, Claudia Gerini, Yoon C. Joyce u.a. seit 20. November 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Süd Nepal, subtropisches Gebiet. Es gibt einen Ort, ganz oben im Himalaya, der heißt: Das Tigernest.

Balmani (Sunny Pawar) lebt erst ganz kurze Zeit in einem Waisenhaus. Bei einem Erdbeben in Kathmandu hat er seine Familie verloren. Er erinnert sich voller Traurigkeit, wie ihm seine Mutter vom Tigernest erzählt hat. Seiner Lehrerin kann er den Ort auf der Karte ganz genau zeigen.

Balmani fühlt sich fremd in dem Heim. Auch wenn über dem Eingang in großen Lettern WE FEEL AT HOME steht.

Heimlich packt er seine Sachen und flieht in der Dunkelheit. Dabei wird er Zeuge, wie eine Tigermutter erschossen wird und wie ihr das Junge weggenommen wird. Er befreit das Tigerkind aus seinem Käfig und nimmt es mit.

Zum Glück ist er den Wilddieben entkommen. Die zwei Wilddiebe ahnen, dass ein Kind aus dem Waisenhaus das Tigerjunge befreit hat und werden nicht locker lassen, es zu finden. Doch Balmani findet Unterschlupf in einer leeren Hütte. Gut, dass er eine Flasche Milch mitgenommen hat. So kann er das Tigerjunge mit der Milch füttern. Eigentlich kann er das Tier nicht mitnehmen und versorgen. Es soll im Wald verschwinden, wo es sicher ist. Doch es läuft ihm immer hinterher oder klammert sich an Balmanis Bein fest. Daraufhin bindet er dem Tigerbaby ein Seil um, nimmt es mit und gibt ihm den Namen Mukti.

Eigentlich wollte Balmani in sein Heimatdorf zurückkehren. Doch mit dem Tigerkind macht er sich lieber auf den beschwerlichen Weg zum Tigernest, dem Mönchskloster in Bhutan, wo er das Tier abgeben will, damit es ein sicheres Zuhause bekommt. Er ahnt nicht, dass er in Lebensgefahr ist, denn die Wilderer kennen keine Skrupel. Sogar der Koch aus dem Waisenhaus steckt mit dem Wilddieb unter einer Decke. Auch die Chefin des Waisenhauses macht sich auf die Suche nach ihm.

Auf seiner langen Wegstrecke trifft Balmani auf eine Gruppe von Nomaden, die, als sie feststellen, dass er ein gutes Herz hat, ihn und Mukti unterstützen, Zudem trifft er auf Honigjäger in den Felswänden. Mensch und Tier bestehen extreme Wetterbedingungen, legen hunderte von Kilometern zurück und entwickeln eine tiefe Verbindung zueinander. Zwei Waisen haben sich gefunden.

Das Spielfilmdebüt des italienischen Dokumentarfilmers Brando Quilici geizt nicht mit atemberaubenden Landschaftsbildern und baut ganz viel Herz in seine Geschichte ein. Entstanden ist ein etwas pathetisch geratener Familienfilm, der ganz besonders auch für Kleinere geeignet ist, damit sie sehen, wie Mensch und Tier friedlich zusammen leben können und dadurch ein Gefühl für wahre Freundschaft bekommen können. Ein kindgerechter Abenteuerfilm mit einer gut gemeinten Botschaft.

Ulrike Schirm


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