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Menschen im Kulturgetümmel bei der 12. BERLIN BIENNALE 2022

Unser gestriger Rundgang über die 12. BERLIN BIENNALE for Contemporary Art 2022 im Hamburger Bahnhof.

Foto: © BAF e.V. (Aufnahme in den Riekhallen am Hamburger Bahnof)


Gestern Abend eröffnete die 12. BERLIN BIENNALE for Contemporary Art – kuratiert von Kader Attia in Zusammenarbeit mit Ana Teixeira Pinto, Đỗ Tường Linh, Marie Helene Pereira, Noam Segal und Rasha Salti – an mehreren Orten in der Stadt mit dem Thema: Kolonialismus.

Die Ausstellung wird von einem umfassenden öffentlichen Programm begleitet. Neben thematischen Rundgängen, Workshops, Performances und Filmvorführungen untersucht eine Reihe von Konferenzen, wie Kolonialismus und Imperialismus in der Gegenwart fortwirken.

Alle zwei Jahre bringt die vom KUNST-WERKE BERLIN e. V. organisierte Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst internationale Künstler:innen, Theoretiker:innen und Praktiker:innen in Ausstellungen und Begleitprogrammen zusammen. Mit ihrem politischen Profil steht sie für eine engagierte Kunst, die sich den drängenden Fragen der Gegenwart stellt.

Die 12. BERLIN BIENNALE findet vom 11. Juni bis zum 18. September 2022 statt.


Eigentlich wollten wir heute unsere neuesten Filmbesprechungen veröffentlichen, die aber leider noch nicht vollständig vorlagen.

Wir sind deshalb den ganzen Tag quer durch die Hauptstadt gefahren, um einen ersten Eindruck von den fünf mehr oder weniger groß gestalteten Location der Berlin Biennale berichten zu können. Schwerpunkt unseres Augenmerkes waren natürlich Bewegtbilder und Videos zu den aktuellen Themen der Dekolonialisierung, aber auch über Faschismus und Gier, die an allen Ausstellungsorten zu Tage treten.

Enttäuscht waren wir jedoch über das lieblose Arrangement von sehr kleinen Fotos in der ehemaligen Kantine der Stasi Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Die lange Fahrt dahin hätte sich kaum gelohnt, wenn nicht schräg gegenüber in einem andern Gebäude entlarvende Videos von polizeilicher Willkür gezeigt würden. Auch hier werden durch die Beiträge Verbindungslinien zwischen Kolonialismus, Faschismus und Imperialismus sichtbar gemacht und erproben dekoloniale Strategien für die Zukunft.

Ziemlich begeistert waren wir dagegen von der Ausstellung in den RIEKHALLEN am Hamburger Bahnhof, die im Gegensatz zu den Kunstwerken in der Auguststraße, nicht nur die umfangreichste Präsentation beinhaltet, sondern auch die umfänglichsten Videoarbeiten der 12. Berlin Biennale präsentiert.

Außerdem entdeckten wir dort offensichtlich Duplikate einer Serie von sieben Bildern eines Kreuzweges von fernen indonesischen Inseln in Übersee, die wir zuvor am Nachmittag auch in der Akademie der Künste am Hanseatenweg flüchtig betrachten konnten. Die Vorgehensweise, die gleiche Kunst (oder sogar Duplikate der selben Bilder) im Rahmen eines Gesamtkunstwerkes mehrfach auszustellen, war uns bisher fremd und etwas irritierend. Überhaupt ist die Ausstellung in der Akademie am Hanseatenweg im Vergleich zu jener im Hamburger Bahnhof, etwas dürftig angelegt. Man verlässt sie durch einen völlig leeren, großen Raum. Da sind den Künstlern wohl die Themen abhanden gekommen.

Eine konzentriertere Zusammenlegung mit weniger Ausstellungsorten hätte mehr Eindruck hinterlassen und die Betrachter länger an einen Ort binden können. So ist die Verteilung quer über die ganze Stadt vielleicht etwas zu breit angelegt, um überwältigend beeindrucken zu können.

Besucht haben wir die Orte der Akademie der Künste am Pariser Platz und am Hanseatenweg, die KW - Kunstwerke in der Auguststraße sowie am Abend die Stasizentrale in Berlin-Lichtenberg.

An allen diesen Orten beschäftigen sich die aus verschiedenen Regionen stammenden Künstler:innen anlässlich der 12. Berlin Biennale mit den Hinterlassenschaften der Moderne, und dem daraus resultierenden planetaren Notstand.

Sie kartografieren die Welt mit ihren Brüchen und Widersprüchen (sowie den Anschlägen und Kriegen), entwerfen Gegenerzählungen zum kolonialen Narrativ und erproben dekoloniale Strategien für die Zukunft, denn während der Moderne hat unser Planet dicht aufeinanderfolgende, ruinöse Veränderungen durchlebt, die sich mit Beginn des dritten Jahrtausends noch in alarmierender Weise beschleunigt haben.

Am 18. Juni 2022 eröffnet zum 15. Mal in Kassel die nur alle fünf Jahre stattfindende documenta ihre Pforten. Die Berlin Biennale findet zwar alle zwei Jahre statt, ist aber viel kleiner. Dennoch rangiert die Berlin Biennale als zweitwichtigstes Kunstevent in Deutschland gleich hinter der documenta.

Einen Vorbericht zur documenta fünfzehn gibt es übrigens am Montag, den 13. Juni 2022 im TV-Kulturseder 3sat um 19:20 Uhr.

Link: 12.berlinbiennale.de

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