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75. Festival de Cannes mit Elvis Biopic und tödlichen Bildern aus der Ukraine

Die internationalen Filmfestspiele von Cannes präsentieren "Mariupolis 2" des in der Ukraine umgekommenen litauischen Filmemachers Mantas Kvedaravičius.



Die 75. Internationalen Filmfestspiele von Cannes finden vom 17. - 28. Mai 2022 an der Cote d'Azur in Südfrankreich unter der Leitung von Präsident Pierre Lescure statt, während Thierry Frémaux als Generaldelegierter für die künstlerische Leitung verantwortlich zeichnet.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie musste das Festival im Vorjahr von seinem regulären Mai-Termin in den Juli 2021 verschoben werden. Im Jahr davor fiel es nahezu komplett aus.

Jurypräsident des Internationalen Wettbewerbs und damit verantwortlich für die Vergabe der Goldenen Palme ist Vincent Lindon, Hauptdarsteller von dem Horrorschocker "Titane", der im letzten Jahr zum Sieger gekürt wurde.

Auch in diesem Jahr wird es mit dem französischen Film "Coupez!" von Michel Hazanavicius wieder eine Horrorkomödie geben, mit der das Festival eröffnet wird. Das Werk wird allerdings außer Konkurrenz gezeigt.

Hier der Trailer:



Echter Horror kommt dagegen gradewegs aus Mariupol in der Ukraine. Dort verstarb am 2. April 2022 bei einem Angriff Russlands auf die Hafenstadt der litauischer Filmemacher, Anthropologe und Archäologe Mantas Kvedaravičius. Er wurde beim Filmen von der russischen Armee in Mariupol gefangen genommen und ermordet.

Seine Verlobte, Hanna Bilobrova, die zu dieser Zeit bei ihm war, konnte das dort gefilmte Filmmaterial retten und mit Mantas' Cutterin Dounia Sichov bearbeiten. Der Film trägt den Titel ‎‎"Mariupolis 2" und wird am Donnerstag, den 19. Mai 2022 im Buñuel Theater um 11:30 Uhr gezeigt sowie am Freitag, den 20. Mai 2022 um 11:00 Uhr im Agnès Varda Theater für Pressevertreter.

‎Bekannt wurde Kvedaravičius durch inszenierte Filme wie "‎‎Barzakh" (‎‎2011), ‎‎"Mariupolis" ‎‎(2016) und ‎‎"Parthenon" ‎‎(2019). ‎‎

Vor dem Hintergrund des Russischen Überfalls auf die Ukraine gab die Festivalleitung bekannt, diesen Angriffskrieg zu verurteilen. Ferner sollen weder offizielle russische Delegationen noch Personen zum diesjährigen Festival oder Filmmarkt eingeladen werden, die mit der russischen Regierung in Verbindung stehen.


Der in Russland unter fadenscheinigen Gründen in Ungnade gefallene und lange Zeit unter Hausarrest gestandene russische Filmemacher Kirill Serebrennikow ist dagegen erneut im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes vertreten. Im letzten Jahr war Serebrennikow mit seinem Spielfilm "Petrov’s Flu" bereits zum zweiten Mal in den Wettbewerb um die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes eingeladen gewesen.

Diesmal tritt er mit seinem neuen Film "Tschaikowskis Frau" neben Ex-Preisträgern wie die Gebrüder Jean-Pierre und Luc Dardenne mit „Tori and Lokita“ oder Ruben Östlund mit „Triangle of Sadness“ im Wettbewerb um die Goldene Palme an.

Ebenso interessant ist die Wahl von „The Natural History of Destruction“, einem Essayfilm über die massive Zerstörung deutscher Städte durch alliierte Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Der Film stammt von dem ukrainischen, in Berlin lebenden Filmemacher Sergei Loznitsa („Maidan“, „Austerlitz“, „Babyn Jar“), der im März von der Filmakademie seines Landes ausgeschlossen wurde. Deren Filmakademie hatte vom Westen den vollständigen Boykott russischer Filme gefordert – eine Forderung, der sich Loznitsa nicht anschloss, obwohl er den Krieg verurteilte und die Schließung des Luftraums über der Ukraine verlangte.

Gäbe es in einer Cannes-Nebenreihe nicht noch den Debütfilm „Butterfly Vision“ von Maksim Nakonechnyi, dann würden die Farben der Ukraine in Cannes von einem Regisseur hochgehalten, den seine Heimat offensichtlich gar nicht mehr haben möchte.

Auch "King" Elvis kommt nach Cannes. Eine Filmbiografie über Rock'n'Roll-Legende Elvis Presley feiert beim Filmfestival in Cannes ihre Weltpremiere. Erwartet wird u.a. Hollywood-Star Tom Hanks, der in dem Film von Baz Luhrmann Presleys langjährigen Manager Colonel Tom Parker spielt. Die Hauptrolle hat der US-Schauspieler Austin Butler übernommen.

Darüber hinaus hat die 75. Ausgabe auch einen echten Blockbuster. Tom Cruise tritt in „Top Gun: Maverick“ auf.

Außerdem laufen George „Mad Max“ Miller („Three Thousand Years of Longing“), David Cronenberg („Crimes of the Future”), Kelly Reichardt („Showing Up”), James Gray („Armageddon Time”), Hirokazu Kore-eda („Broker”), Park Chan-wook („Decision to Leave“) und nicht zu Letzt Cristian Mungiu („RMN“).

Neben der Elvis-Filmbiografie werden die Dokumentation „Jerry Lee Lewis: Trouble in Mind” von Ethan Coen und die David Bowie-Hommage „Moonage Daydream“ von Brett Morgen gezeigt.

Einziger deutschsprachiger Film ist Marie Kreutzers „Corsage“, eine Studie der Kaiserin Elisabeth an ihrem 40. Geburtstag, als es ihr zunehmend schwerer fällt, das Bild von der schönen, anmutigen „Sissi“ aufrechtzuerhalten.

In der Nebenreihe »Un Certain Regard« feiert darüber hinaus auch Emely Atefs "More Than Ever" mit dem im Januar bei einem Skiunfall verstorbenen Gaspard Ulliel seine Premiere.

Übrigens wurden insgesamt sechs Produktionen im offiziellen Programm der Filmfestspiele von Cannes vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.

Link: www.festival-cannes.com

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