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Mit einem Horror-Movie sowie überflüssiger Frauenpower-Action startet die erste Kinowoche 2022

Leider ist nicht alles, was in Cannes gezeigt wurde, gut genug, um hier positiv besprochen werden zu können.



Eine Filmbesprechung des Action-Thrillers "Gunpowder Milkshake" von Navot Papushado, der im Dezember 2021 für kurze Zeit im Kino lief, und jetzt schon auf Netflix zu sehen ist, hatten wir bewusst ausgelassen. Die alberne, blutrünstige Action-Komödie, die mit toternster Mine von fünf schießwütigen Frauen verkörpert wird, war unserem Anspruch an sehenswerten Filmen leider nicht gerecht geworden, zumal auch noch ein achtjähriges Kind als sogenannte angehende Agenten-Praktikantin missbraucht wurde.



Einen kurzen Einblick in den Trailer von "Gunpowder Milkshake" wollen wir unseren Lesern von dieser völlig überzogenen US-Filmkomödie dennoch gewähren, weil diese Art eines ärgerlichen Action-Bond-Verschnitts auch in einem weiteren, diesmal aber hochkarätig besetzten Film, nämlich bei "THE 355", als weiterer Abklatsch eines finanziell erfolgversprechenden Musters zur Stärkung einer vermeintlich gendergerechten Sache auftaucht. Man will offensichtlich auf einer Welle schwimmen, die grade en vogue ist.

"LAMB" dagegen, (engl. für „Lamm“, Originaltitel Dýrið, das Tier) das Horror-Mystery-Drama von Valdimar Jóhannsson, das im Juli 2021 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Wettbewerb der Reihe »Un Certain Regard» seine Premiere feierte, ist von anderem, sozialkritischen Kaliber und durchaus eine nachfolgende Besprechung wert.

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"THE 355" Spionage-Action-Thriller von Simon Kinberg und der Drehbuchdramatikerin Theresa Rebeck (USA). Mit Jessica Chastain, Diane Kruger, Penélope Cruz u.a. ab 6. Januar 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Der hervorragende Cast, unter anderem mit Jessica Chastain, die vor allem 2012 in dem US-amerikanischer Action-Thriller "Zero Dark Thirty" überzeugte und dafür als beste Nebendarstellerin mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, macht neugierig. Damals ging es um die spannende Suche und anschließende Tötung von Osama bin Laden, die der Film detailgetreu und aufwendig nachzustellen versuchte. Auch bei "THE 355" geht es um hochmoderne Waffentechnologie, die das Aufspüren von gesuchten Personen erleichtern soll. In falsche Hände darf die Technik wie bei jedem Spionage-Thriller im Stil von James Bond natürlich nicht fallen.

Diesmal steht den Geheimdiensten kein 007 Super-Agent aus Großbritannien zur Verfügung. Dafür aber fünf Frauen ähnlichen Kalibers, die jedoch für unterschiedliche Organisationen spionieren und erst im Laufe der Story miteinander auskommen müssen, um den "bösen" Gegner ausschalten zu können.

Der titelgebende Name »The 355« beruht übrigens auf einer legendären, bis heute nicht enttarnten Spionin, deren Leistungen zur Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika beitrugen.

Stutzig machte uns nur das unsägliche Drehbuch sowie wenig überzeugende Dialoge und eine Regie, die bereits in der Mitte des Films schlapp machte, um dann nach gleichem Strickmuster ein wenig überraschendes Ende herbeizuführen. Der Film lief zwar in Cannes, wurde aber dort nur auf dem Filmmarkt präsentiert, in guter Gesellschaft von zahlreichen B-Movies, die händeringend auf Händler warten.

Bei der Nachforschung stießen wir auf Theresa Rebeck als Drehbuchautorin, die 2005 schon einmal eine Goldene Himbeere für das schlechteste Drehbuch erhalten hatte. Auch Regisseur Simon David Kinberg trat bisher eher als Langzeitproduzent und Drehbuchautor der Marvel-X-Men-Filmreihe in Erscheinung, auch wenn er bei "X-Men: Dark Phoenix" erstmals als Regisseur ein wenig Regie-Erfahrung beim Dreh mit Jessica Chastain sammeln konnte. Zwar war er 2016 für einen Oscar nominiert, erhalten hatte er aber ebenfalls nur eine Goldene Himbeere (den RAZZIE AWARD).

Dies wäre natürlich kein Grund auch seinen neuesten Film zu kritisieren, gefallen hat er uns dennoch nicht, weil die Story zu unlogisch und völlig konfus angelegt ist. Sogar Penélope Cruz, die im Film gar nicht als Agentin vorgesehen war, sondern als Psychologin auftreten sollte, muss am Ende zu den Waffen greifen, um den vier anderen Agentinnen im Kampf beizustehen.

Mit mehr Köpfchen und besser herausgearbeiteten Profil der fünf Frauen, dessen jeweilige Stärken das Drehbuch durchaus hätte berücksichtigen können, wäre vielleicht eine akzeptable Story entstanden. So ist es leider nur ein Haudegen Film mit weiblichen Agenten geworden, den man in ähnlicher Form schon x-mal woanders gesehen hat.

W.F.


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"LAMB" Horror-Mystery-Drama von Valdimar Jóhannsson (Island, Schweden, Polen). Mit Noomi Rapace, Hilmir Snær Guðnason, Björn Hlynur Haraldsson u.a. ab 6. Januar 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Lange Zeit denkt man bei "Lamb" unwillkürlich an einen Dokumentarfilm über ein kinderloses Ehepaar, das mit seinen Schafen einsam in Islands rauer Weite lebt, zumal mit "Cow" (deutsch die Kuh) von der Britin Andrea Arnold tatsächlich eine Doku in Cannes über das Leben und Sterben der Kühe uraufgeführt wurde.

Doch dieser Film aus dem hohen Norden mit der schwedischen Schauspielerin Noomi Rapace bekommt eine überraschende Wendung, die schockiert und sich in bester Gesellschaft mit dem Cannes Gewinner und Horrorfilm "Titane" befand, auch wenn er in einer Sektion lief. Dort wurde mit einem Preis für künstlerische Originalität ausgezeichnet.

Der Zuschauer wird allerdings sehr behutsam an den Horror herangeführt. Das Ehepaar wechselt bei der Geburt eines Lamms ein paar verstörende Blicke, dem Zuschauer bleibt Ursache lange verborgen, denn das Neugeborene wird behutsam in eine Decke gewickelt und vorerst nicht gezeigt. Ist es krank, zu schwach, oder eine Missgeburt?

Schon einmal hatte das Paar ein Kind verloren. Die Mutter besucht die Grabstätte, auf der auch Vorfahren beerdigt sind, regelmäßig, während das junge Lamm als Ersatz für ein eignes Kleinkind mit der Flasche großgezogen wird. Somit kann das Schafskind auch als Ersatzobjekt für die verstorbene Menschentochter interpretiert werden, das man trotz alledem liebt.

Andere Bewohner leben hier weit und breit nicht im isländischen Nirgendwo. Hier gibt es nur Schnee und Berge, Gras und reißende Bäche in der fast mythischen Landschaft, die vor allen den Tieren gehört. Die Farm am Schafstall wirkt wie ein letzter Außenposten der Zivilisation. Nur die überraschende Ankunft eines Bruders durchbricht die Einsamkeit, sodass der bisherige Spannungsbogen eine neue Wendung bekommt, denn ihm kann man das Geheimnis um das Lamm nicht vorenthalten.

Auch der Zuschauer wird nun langsam eingeweiht und ahnt Schlimmes. Er fürchtet Parallelen mit dem verstorbenen Kind. Mehr sei nicht verraten, denn das Ende wird heftig. Vorboten kündigen sich an, als die Mutter des Lamms aus dem Stall immer wieder ausbricht und nach ihrem Kind blökt.

W.F.


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