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Filmfest FRAUENWELTEN von TERRE DES FEMMES und eine aktuelle Filmkritik

Dokus über Menschenrechte von Frauen im Blickpunkt des Films beim Berliner Filmfest FRAUENWELTEN, das bundesweit auch online stattfindet.



Das ursprünglich in Tübingen gegründete Festival wurde 2020 nach Berlin verlegt, wo die Bundesgeschäftsstelle von TERRE DES FEMMES angesiedelt ist. Die diesjährige 21. Ausgabe mit über 30 aktuellen Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilmen aus mehr als 20 Ländern findet vom 27.10 - 03.11.2021 im schönen großen CineStar-Kino in der Kulturbrauerei in Berlin Prenzlauer Berg statt.

Im Mittelpunkt des Film Festivals, dessen Filme bundesweit auch online als VoD-Stream abgerufen werden können, stehen Frauenrechte verschiedener Kulturen und eröffnen den Zuschauer*Innen neue Perspektiven zu den entsprechenden Themen.

Im Gegensatz zu anderen Frauenfilmfestivals, die ausschließlich Filme von weiblichen Filmschaffenden zeigen, bietet FrauenWelten als thematisches Festival über Menschenrechte für Frauen eine Leinwand für Filme von Frauen und Männern.

Das Festival wird durch ein Rahmenprogramm mit Gesprächsrunden, Ausstellungen, Workshops komplementiert, die allerdings nur vor Ort im Kino und nicht online verfolgt werden können. Für die Publikumsgespräche nach den Screenings und Diskussionsrunden werden jedes Jahr zahlreiche Filmschaffende, Menschenrechtsaktivist*Innen und TERRE DES FEMMES-Expertinnen eingeladen. Darunter sind renommierte Filmschaffende und Personen aus der Menschenrechts- und Frauenrechtsarbeit.

Eröffnung mit der Deutschlandpremiere von "Miss Marx".

Am Mittwoch, den 27. Oktober 2021 um 20:00 Uhr wird das 21. Filmfest FrauenWelten von TERRE DES FEMMES mit einer Deutschlandpremiere eröffnen: Susanna Nicchiarellis Biopic "MISS MARX" über die jüngste Tochter von Karl Marx wird am Abend auf der großen Leinwand in Berlin und gleichzeitig deutschlandweit online präsentiert.

Der englischsprachige Film ist eine Koproduktion zwischen Italien und Belgien in der Romola Garai als Marx spielt und Patrick Kennedy als ihren Geliebten Edward Aveling. "MISS MARX" feierte seine Weltpremiere 2020 bei den 77. Internationalen Filmfestspiele von Venedig.

Hier der Trailer:



Die italienische Regisseurin Susanna Nicchiarelli zeichnet in ihrem Film "MISS MARX" das Leben der jüngsten Tochter von Karl Marx nach. Als eine der ersten Frauen, die die Themen Feminismus und Sozialismus verbinden, nimmt Eleanor (Romola Garai) an den Arbeiter*Innenkämpfen teil und engagiert sich für Frauenrechte und die Abschaffung der Kinderarbeit. Privat lebt Eleanor mit dem Sozialisten, Zoologen und Bohemien Edward Aveling zusammen, der leider überhaupt keinen Bezug zu Geld hat und ständig Schulden macht. Susanna Nicchiarelli inszeniert das Biopic zwar in historischer Kulisse und Kostüm, für die Musik setzt sie allerdings auf einen radikal modernen Score.


FESTIVALSCHWERPUNKT MISSION EMPOWERMENT

Unter der Übeschrift mission empowerment sind diejenigen Dokumentarfilme zusammen gefasst, bei denen es um Frauen geht, die mutig sind, sich stark machen und bisher undenkbares ermöglichen:

"CHOLITAS" – Jaime Murciego / Pablo Iraburu, Spanien / Bolivien / Argentinien, 2019, 82 Min., Dokumentarfilm

Fünf bolivianische Frauen beteiligen sich an einer einzigartigen Expedition. Als Symbol der Befreiung und des Empowerment möchten sie gemeinsam den mit 6961 m höchsten Berg Amerikas besteigen, den Aconcagua in den argentinischen Anden. Und das in ihrer traditionellen bolivianischen Tracht.

"9 DAYS IN RAQQA" – Xavier de Lauzanne, Frankreich, 2020, 89 Min., Dokumentarfilm

Die 30-jährige Leila Mustapha ist Kurdin und Syrerin. In der ehemaligen Hauptstadt des IS und jetzigen Kriegsruine Raqqa wurde sie zur Bürgermeisterin gewählt. Den patriarchalen Strukturen trotzend, widmet sie sich ihrer Mission: dem Wiederaufbau der zu 80 % zerstörten Stadt und der Etablierung von Demokratie.

"LUCHADORAS" – Paola Calvo / Patrick Jasim, Deutschland, 2021, 92 Min., Dokumentarfilm

Der Dokumentarfilm porträtiert drei Wrestlerinnen in Ciudad Juárez, einer Stadt in Mexiko, die für ihre hohe Zahl an Femiziden bekannt ist. Durch die Lucha Libre-Kämpfe wollen sie der schlecht bezahlten Fabrikarbeit entkommen und präsentieren mit viel Mut und Kampfgeist ein neues Bild davon, was es bedeutet, in Mexiko eine Frau zu sein.

"WRITING WITH FIRE" – Rintu Thomas / Sushmit Ghosh, Indien, 2021, 93 Min., Dokumentarfilm

„Journalismus ist die Essenz der Demokratie“, sagt Meera, Journalistin und Leiterin der einzigen von Dalit-Frauen (“Unberührbare”, “Kastenlose”) geführten Zeitung Indiens. Gemeinsam kämpfen sie mit investigativem Journalismus für ihre Rechte und lassen sich weder von patriarchalen Strukturen noch von Anfeindungen von ihrem Weg abbringen.

WEITERE Filmempfehlungen zum Filmfest FRAUENWELTEN

Zu unseren weiteren Empfehlungen gehören Werke, wie "Shiva Baby", "The Exam" und "The Other Side of the River", die kürzlich entweder ihren Kinostart hatten oder auf anderen Berliner Festivals wie dem Jüdischen oder dem Kurdischen Filmfestival gezeigt wurden.

Auch "TOVE" von Zaida Bergroth, ein finnisch-schwedischer Spielfilm aus dem Salzgeberverleih über die finnische Künstlerin Tove Jansson, der mit den niedlichen Mumins-Trollen ein weltweiter Erfolg gelang und die durch ihre Beziehung mit einer Frau gesellschaftlich unangepasst lebte, wird in Berlin beim Filmfest Frauenwelten noch vor seiner Aufführung bei den 63. Nordischen Filmtagen gezeigt, die erst am 3. November 2021 in Lübeck starten.

Hier der Trailer:



Die junge Künstlerin Tove Jansson steckt in einer Sinnkrise: Im Schatten des bekannten Vaters – einem gefeierten Bildhauer – wirkt ihr künstlerisches Schaffen erfolglos. Ihr Liebesleben ist auch nicht einfach. Sie ist verliebt in die geheimnisvolle Theaterregisseurin Vivica und führt gleichzeitig eine Beziehung mit dem linken Politiker Ato. Schließlich gelingt ihr 1945 mit dem Nebenprojekt „Die Mumins“ – den knuddeligen Trollfiguren aus dem Mumintal – ein weltweiter Erfolg, der ganze Generationen verzauberte.

"TOVE" ist ein mitreißendes Biopic über eine Frau voller Energie und einem turbulenten Privatleben, auf der Suche nach künstlerischer Erfüllung. 2020 war er Finnlands Oscar-Einreichung für den besten internationalen Spielfilm.

Weitere Infos zum Filmfest FRAUENWELTEN unter folgendem
Link: filmfest-frauenwelten.de

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Durchaus passend zum oben genannten Filmfest FRAUENWELTEN startet am nächsten Donnerstag in den deutschen Kinos eine spannende Doku über die weltberühmte Schweizer Psychoanalytikerin, Kindheitsforscherin, Psychologin und Bestsellerautorin Alice Miller, die der eigenen tragischen Lebensgeschichte schlichtweg nicht entkommen konnte – mit fatalen Folgen.

Alice Miller hat immerzu weggeschaut, wenn Martin von seinem Vater brutal verprügelt wurde. Bis heute leidet der inzwischen erwachsene Mann, selbst als Psychotherapeut tätig, darunter, den Widerspruch zwischen Autorin und Mutter anzunehmen….

"WHO´S AFRAID OF ALICE MILLER?" Dokumentarfilm von Daniel Howald über eine erschütternde Familienanalyse (Schweiz). Ab 28. Oktober 2021 im Kino.

Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Alice Miller ist 1925 in Polen geboren und kam 1946 (mit 23 Jahren) in die Schweiz. Sie studierte in Basel Philosophie, Psychologie und Soziologie. Nach der Promotion machte sie in Zürich ihre Ausbildung zur Psychoanalyse (nach Freud) und übte 20 Jahre lang diesen Beruf aus. Sie verstarb am 14.4.1923 in Frankreich. Eines ihrer bekanntesten Bücher „Das Drama des begabten Kindes“.

Sie klärte darüber auf, dass Kindesmisshandlung dauerhafte Verletzungen zur Folge hat und behauptete, dass es auf der ganzen Welt keinen Menschen gibt, der sein Kind misshandelt, ohne das er selbst misshandelt wurde. Außerdem schuf sie in den achtziger Jahren ein Bewusstsein für den sexuellen Missbrauch an Kindern. Diese Frau hat sich nicht dafür interessiert, dass ihr Sohn Martin tagtäglich von seinem Vater geschlagen wurde.

A. Miller: „Wenn sie ein Kind bekommen, sind sie dafür verantwortlich es zu schützen, zu lieben, zu respektieren und zu achten. Wenn man das nicht tut, ist es ein Verbrechen“.

Wie kann man sich für die Rechte von Kindern einsetzen und vor den Misshandlungen des eigenen Sohnes, die Augen verschließen?

In der bewegenden Dokumentation "WHO`S AFRAID OF ALICE MILLER?" begleitet der Zuschauer den zutiefst verletzten Martin Miller, der auch Therapeut ist, bei seinem Versuch, die verdrängten Geheimnisse und die Lebenslügen seiner Mutter zu ergründen.

Er besucht die letzte Zeitzeugin seiner Familiengeschichte Irenka Taurek, eine Cousine seiner Mutter, die mit ihr aufgewachsen ist, auch Therapeutin ist und seit 1958 in den USA lebt. Dass er, während seine Mutter ihre Doktorarbeit schrieb, bei Irenka gewohnt hat, erfährt er erst mit 61 Jahren.

Mit ihr zusammen begibt er sich auf eine Rundreise nach Polen. Irenka, um ihre Erinnerungen aufzufrischen und Martin, um nach der Ursache für die psychische Grausamkeit seiner Mutter und seines Vaters zu suchen. Die Familie hat nie darüber gesprochen, dass sie Juden sind. Seine Spurensuche ist erschütternd und spannend zugleich. Er erfährt viel über die Flucht seiner Mutter und ihren Werdegang. Es sind Bruchstücke, die man nicht unbedingt wahrheitsgemäß deuten kann.

Sein Trip nach Polen, lassen ihn so manche Gefühle seiner Mutter, die Treblinka entkommen ist und offensichtlich mit den Deutschen kooperiert hat, erklären. Ihre Eltern wurden ermordet. Bei seiner Recherche erfährt er, dass es zwei Andreas Miller gab. Aber welcher ist nun sein Vater? Der Judenerpresser und Bastard? Wie auch immer die Wahrheit ist, Martin Miller ist ein zutiefst verletzter Mensch, der in Briefen seiner Mutter, mit Hitler verglichen wurde und die in ihm einen Feind sah. In ihren Büchern hat sie eine Alice Miller kreiert, die sie sein wollte aber nicht war.

Martin Miller hat eine Antwort auf das Buch seiner Mutter geschrieben: DAS WAHRE DRAMA DES BEGABTEN KINDES. DIE TRAGÖDIE DER AILICE MILLER.

Ulrike Schirm


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