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BAF Filmemacher mit Doku im RBB sowie eine erotische Erkundungsreise von Salzgeber

Unsere aktuellen VoD, DvD und Mediathek Kritiken über ein tabuisiertes Milieu.



RBB Reportage:

"Allah weiß, dass ich schwul bin" ein Film von BAF Vorstandsmitglied Andreas Bernhardt bis zum 22.12.2021 in der ARD/RBB-Mediathek.

Bild: rbb/Andreas Bernhardt/bb-film


Schwul zu sein, ist in vielen muslimischen Ländern noch ein großes Problem. Die Betroffenen müssen ihre sexuelle Neigung oft verborgen halten. Wird sie von anderen entdeckt, kann es sogar gefährlich werden.

Der Film begleitet den Libanesen Hadi, der nach Deutschland geflohen ist, weil er von seiner eigenen Familie gedemütigt und mit dem Tode bedroht wurde. Nachdem sein Asylantrag in Berlin gewährt wurde, war er noch lange nicht sicher. Die Familie verfolgt ihn auch hier.

Autor Andreas Bernhard und Kameramann Armin Fausten zeigen eindrucksvoll, wie schwierig und bisweilen gefährlich ein homosexuelles Leben für Muslime in Deutschland sein kann. Aber er zeigt auch, dass es möglich ist, trotz aller Widrigkeiten ein selbst bestimmtes Leben aufzubauen.

Film von Andreas Bernhardt und Armin Fausten
Erstausstrahlung: 22.12.2020/rbb
Wiederholung voraussichtlich im Mai 2021

Hier der direkte Link zur 30 minütigen Doku in der rbb-Mediathek.

Wir freuen uns für unser BAF-Vorstandsmitglied Andreas Bernhardt, dass er mit der 4K-HD Auftragsproduktion des rbb in schweren Zeiten der Corona-Pandemie, in der sehr viele geplante Filmproduktionen weggebrochen sind, sich ein kleines Auskommen sichern konnte.

Der Film entstand in der rbb-Reihe "unser Leben".

Der eigentliche Skandal jedoch ist, dass die Erstausstrahlung quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit sehr spät in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember 2020 um 03:25 Uhr erfolgte. Wie hoffen, dass die Wiederholung im Mai 2021 zur einer günstigeren Tageszeit erfolgt. Offensichtlich traute man sich beim rbb nicht so recht, das schwierige Thema der Reportage zu featuren.

Der Film ist allerdings jederzeit bis zum 22.12.2021 auch in der ARD-Mediathek hier abrufbar.

Unsere Filmkritikerin Ulrike Schirm hat sie die Dokumentation angesehen und nachfolgend ebenso besprochen, wie anschließend einen Spielfilm aus der Reihe SALZGEBER Club, der derzeit dort noch als VoD abrufbar ist, aber inzwischen auch als DVD erworben werden kann.

Ulrikes TV-Kritik:

ALLAH WEISS, DASS ICH SCHWUL BIN (Reportage)

Der Film begleitet den Libanesen Hardi, der nach Deutschland geflohen ist, weil er von seiner eigenen Familie gedemütigt und mit dem Tode bedroht wurde.

Hardi: „Ich bin schwul und deshalb ist es schwer im Libanon zu leben. Deswegen wurde ich von meiner Familie verstoßen.“

In Deutschland angekommen, wurde er im Flüchtlingsheim von Landsleuten vergewaltigt. Auch in der Deutsch-Schule wird er gemobbt und verprügelt. Leider kein Einzelfall. Bastian Finke von der Berliner Institution MANEO - Schwule Opferhilfe berichtet von mehr als 40 Fällen, in denen schwule Muslime körperlich attackiert wurden. Schon längst in Berlin angekommen, bekommt Hardi weiterhin Drohanrufe seiner Familie, die er aufgezeichnet hat. Dank der Hilfe des Filmemachers und Autors Andreas Bernhardt, erstattet er Anzeige, die er später wieder zurückzieht, weil er der Konfrontation mit seinen Angehörigen lieber aus dem Wege geht. Er möchte vergessen. Er ist sich sicher, dass Allah keine Schwulen hasst. Gott hat ihn so geschaffen, wie er ist und wusste das er schwul ist. Dieser Glaube, gibt ihm Kraft.

Mehmet Balikci, der in Berlin-Friedrichshain eine Gay-Bar eröffnet hat, steht selbstbewusst zu seiner Homosexualität. Er ist der Meinung, dass die Religion nicht unbedingt eine Rolle spielt, sondern dass es im Nahen Osten (und nicht nur dort), an gesellschaftlicher Aufklärung mangelt und dafür viel mehr getan werden muss. Jeder hat das Recht, ein selbst bestimmtes Leben zu führen.

Sexualität ist etwas ganz Privates. Man fragt sich, wann das endlich in den Köpfen der unterschiedlichen Gesellschaften ankommt. Andreas Bernhardt und sein Kameramann Armin Fausten zeigen eindrucksvoll wie schwierig und bisweilen gefährlich ein homosexuelles Leben für Muslime in Deutschland sein kann. Hardi hat großes Glück gehabt, dass Bernhardt ihn unter seine Fittiche genommen hat. Und dennoch lebt er unter einer verdeckten Adresse in Berlin und hat eine Ausbildung zum Pfleger begonnen. Diese Dokumentation zeigt, dass noch viel Arbeit zu tun ist.

Dieser wichtige Film lief beim RBB am 22.12.2020 um 03:25 Uhr. Unglaublich. Wer schaut sich denn um diese Zeit einen Dokumentarfilm an. Man hat sich beim Sender entschlossen, ihn nochmal 2021 im Mai zu zeigen. Hoffentlich zur Primezeit.

Ulrike Schirm


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"DER PRINZ" O.T.: "EL PRINCIPE" Drama von Sebastián Muñoz (Chile/Argentinien/Belgien, 2019, 96 Minuten). Erstaufführung: Internationale Filmfestspiele von Venedig. Jetzt im Salzgeber Club als VoD+DVD.

Hier der Trailer:


spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln, FSK 18

Chile 1970. Am Ende einer durchzechten Nacht ersticht der 20-jährige Jaime seinen heimlich begehrten besten Freund. Im Gefängnis landet er in einer Gruppenzelle, in der ein gefürchteter Anführer das Sagen hat, den alle nur El Potro, den jungen „Hengst“, nennen. El Potro wird Jaimes Beschützer und macht ihn zu seinem neuen „Prinzen“, erwartet dafür aber Loyalität und sexuelle Unterordnung. Die „schwarze Liebe“ zwischen den beiden erfüllt Jaimes Bedürfnis nach Zuneigung und Zugehörigkeit. Doch dann entbrennt im Knast ein brutaler Machtkampf.



Ulrikes VoD-Kritik:

"DER PRINZ"

San Bernardo, Chile1970, als Präsident Allende versucht Sozialreformen durchzusetzen, was zur Folge hat, das landesweit Unruhen aufflammen, die 1973 zur Machtergreifung Pinochets führen.

Vor diesem Hintergrund spielt sich die tragische Geschichte des 20-jährigen Jaime, der im Knast den Spitznamen „Der Prinz“ erhält, ab.

Jaime (Juan Carlos Maldonado) landet in einer Fünfer – Zelle mit nur zwei Schlafplätzen!, nachdem er aus Eifersucht seinem heimlich begehrten Freund, die Kehle durchgeschnitten hat. Zimperlich geht es in diesem Knast wahrlich nicht zu. Der hübsche Junge, mit seinem Engelsgesicht, weckt sofort sämtliche Gelüste des älteren Zellenführers Ricardo (Alfredo Castro), den alle nur „Potro“ („Hengst“) nennen. Ein Mitgefangener muss seinen Platz auf der Pritsche neben dem „Hengst“ frei machen und auf dem Fussboden schlafen. Gleich in der ersten Nacht vergeht sich Ricardo an dem Neuen und nennt ihn von nun an „El Principe“, seinen Prinzen. Er wird zu seinem Beschützer, erwartet aber im Gegenzug tiefe Loyalität und sexuelle Unterwerfung.

Für Jaime wird Ricardo eine Art Vaterersatz. Als sein wirklicher Vater ihn besuchen kommt, schickt er ihn mit den Worten „lass dich hier nicht mehr blicken“ weg. In Rückblenden erfährt man warum Jaime zum Mörder wurde. Der Tote wurde von ihm idealisiert. Vor dem Spiegel übte er sein Lachen. Er war in ihn verliebt und konnte ihn nicht teilen. Außerdem war Homosexualität zu der Zeit noch ein Tabu.

Jamie hat in diesem dreckigen Mikrokosmos aus Gewalt, Brutalität, Eifersucht, Machtstreben und zugleich ein Ort besonderer sexuellen Freiheiten, seinen Platz gefunden. Ja, es gibt auch so etwas wie Zuneigung. Platon, Ricardos geliebter Kater wird erhängt. Wutentbrannt stürzt sich Ricardo auf den vermeintlichen Täter. Durch die Verletzungen der Prügelei, landet er auf der Krankenstation. Es ist berührend zu beobachten, wie Jaime aus der verfilzten Füllung eines Kopfkissen versucht, einen Ersatz-Platon zu basteln.

Regisseur Sebastián Muñoz' Film beruht auf Mario Cruz' gleichnamigen Roman, den er als Groschenheft herausgebracht hat und der parallel zum Film in deutscher Übersetzung erschienen ist. Eine kammerspielartige Geschichte einer Selbstbehauptung hinter Gefängnismauern, während draußen alles auf eine Diktatur zusteuert. Hinter den Mauern ändert sich nichts. Nach Ricardos Tod kommt ein Neuer in die Zelle. Jamie übernimmt die Rolle seines verstorbenen Mentors.

Muñoz' Debüt gewann 2019 in Venedig den „Queer Lion“. Selten bieten Haupt -und Nebenfiguren eine unverzichtbare Einheit.

Ulrike Schirm


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