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Kein Happy End für das „Filmecho“

Dem HDF Kino e.V. fehlen die Mittel, um die wöchentlich erscheinende Fachzeitschrift als Printversion weiterzuführen.



Eine für uns ziemlich überraschende Meldung im Branchenblatt »Blickpunkt:Film«, dem Wettbewerber von »Filmecho/Filmwoche«, dass die wöchentlich erscheinende Fachzeitschrift über Kino und Filmwirtschaft zum Jahresende eingestellt werden soll, hatten wir am 1. Dezember 2020 sofort aufgegriffen und als kurze Anmerkung ans Ende unseres Artikels gestellt.

Auf der Webseite von »Filmecho/Filmwoche« selbst, ist noch kein Hinweis zur Einstellung des Blattes zu finden. Die bis auf Weiteres geschlossenen Filmtheater und somit fehlenden Kinostarts, lassen aber vermuten, dass die ausbleibenden Annoncen für Filmwerbung zum nahen Tod des Blattes beigetragen haben.

Unsere Kollegin Katharina Dockhorn erklärt die Hintergründe zur Einstellung der auch für uns essenziell wichtigen Fachzeitschrift in Corona-Zeiten im nachfolgenden Kommentar:

Sag zum Abschied leise Servus.
Oder hoffentlich auf Wiedersehen.

Die Zeitschrift „Filmecho/Filmwoche“ wird nach 73 Jahren zum Jahresende eingestellt. Nach außen hat ihr die Corona-Krise das Genick gebrochen. Doch die Ursachen sind auch hausgemacht.

Die wöchentlich erscheinende Zeitschrift schreibt seit Jahren rote Zahlen, obwohl der Preis mit knapp 10 Euro pro Heft nicht gerade gering ist. Die Anzeigen der Verleiher gingen seit Jahren ebenso zurück wie die verkaufte Auflage. Die Kosten blieben hoch. Nach der Übernahme des Verlag Horst Axtmann GmbH durch den Verlag Chmielorz in Wiesbaden wurde das Heft in der Druckerei Chmielorz GmbH hergestellt – zu überhöhten Preisen, wie es aus der Redaktion heißt. Dazu kamen die Abgaben an den HDF, dem der Titel gehört.

Zum anderen bestanden teure Pauschalverträge mit einigen Korrespondenten in den Bundesländern und dem einstigen Chefredakteur Bernd Jetschin, der nach seinem privat bedingten Umzug nach Hamburg inhaltlich für die Sonderbeilagen verantwortlich war. Das Geld fehlte, um den Autoren ein ordentliches Honorar zu zahlen. Das „Filmecho“ gilt als am schlechtesten zahlende Fachzeitschrift Deutschlands.

Verlierer im Wettbewerb
Die Recherche von exklusiven News, die so wichtig im Wettbewerb mit den anderen Fachzeitschriften gewesen wären, lohnte sich für die freien Autoren nicht. Wer sitzt schon gerne für fünf Euro eine Stunde am Telefon? Exklusive Meldungen lagen oft auch tagelang rum, ehe sie endlich Online gestellt wurden. Die Bedeutung des Sprungs ins Digitale hatte der Verlag auch jahrelang unterschätzt. Zu spät wurde eine eigene Website aufgebaut.

Das Heft und der Online-Auftritt brachten sich selbst um ihre inhaltliche Relevanz. Längst vorbei sind die Zeiten, als die Autorin die ersten Interviews mit dem damals frisch gewählten Kulturstaatsminister Bernd Neumann führte oder einen Exklusivtermin bei Charly Woebcken nach der Übernahme des Studios Babelsberg bekam. Oder ein Artikel die Hintergründe des Streits um die Produktion der „Päpstin“ erklärte. Heute blättert der Leser das Heft einfach durch.

Nun zog der Verlag offenbar die Notbremse. Im ersten Lockdown erschien das Heft nur alle vier Wochen, im Moment jede zweite Woche. Noch zwei Hefte, dann ist Schluss. Die Redaktion ist entlassen. Dem HDF Kino e.V. fehlen die finanziellen Mittel, um die Zeitschrift oder nur den Online-Auftritt in eigener Regie weiterzuführen. Und auch die Muse, um auf die Suche nach einem neuen Verlag zu gehen.

Multiplexe mit Millionenverlusten
Eine Zeitschrift ist für die Mitglieder des HDF Kino e.V. gerade entbehrlicher Luxus. Ihre Filmtheater sind geschlossen. Und bei den Hilfsangeboten fallen sie durch alle Raster, da sie meist mehr als 249 Mitarbeiter haben. Das leise Kinosterben trifft gerade die großen der Branche, die unrentable Standorte schließen werden. Das wird vor allem den Osten treffen, wo in der Multiplex-Orgie der 1990-er in schrumpfenden Städten aus heutiger Sicht überdimensionierte Angebote entstanden.

Die Politik nimmt dies bislang sehenden Auges hin, obwohl die im HDF Kino e.V. organisierten Kinos rund 85% des Kinoumsatzes generieren. Fehlen sie, gerät nicht nur die Filmförderungsanstalt (FFA) in Schieflage. Die Lust am Kino und die Vielfalt des Angebots leiden. Denn viele wollen einen Bond auf großer Leinwand sehen.

Katharina Dockhorn


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