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Start der Sommer BERLINALE im Freiluftkino Friedrichshain

Auftakt der Sommer Berlinale mit "Kokon", dem Eröffnungsfilm der Sektion Generation 14plus.



Wie von uns bereits am 24. Juli 2020 angekündigt, präsentiert die 70. Berlinale ab dem 10. August 2020 zur Sommer Berlinale unter freiem Himmel noch einmal drei Publikumslieblinge aus dem Programm der letzten Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltung wird "Kokon" im Freiluft Kino Berlin Friedrichshain von Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin der Berlinale, und Knut Elstermann (radioeins) vorgestellt. Der Drama begeisterte schon als Eröffnungsfilm der Sektion Generation 14plus das Publikum.

Der Film hat seinen offiziellen Kinostart erst am Donnerstag, den 13. August 2020, wird aber auch zwischen dem 10. - 24. August 2020 in 20 Großstädten bei der QueerFilmNacht vom Verleih Salzgeber präsentiert.

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"KOKON" berührendes Pubertätsdrama von Leonie Krippendorff (Deutschland). Mit Lena Urzendowsky, Jella Haase, Lena Klenke u.a. ab 13. August 2020 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Sommer 2018 im multikulturellen Mikrokosmos Berlin – Kreuzberg. Es ist heiß.

Die 14-jährige Nora lebt mit ihrer Mutter und der älteren Schwester Jule in einer Wohnung direkt in einem Hochhaus am Kottbusser Tor. Die stille Nora ist mit ihrer großen Schwester und deren Freundinnen unterwegs. Sie machen Unsinn, gehen ins Schwimmbad, flirten und albern mit den Jungen in einer Shisha – Bar herum. Man bemerkt schnell, dass Nora anders ist, als die Teenager um sie herum. Um ja kein Gramm zuzunehmen, tauchen Jule und ihre Freundinnen Wattebäusche in Orangensaft und schlucken sie herunter. Sie kiffen und drehen Prank-Videos.

Nora ist eine stille Beobachterin. Sie kümmert sich lieber um ihre bunten Raupen, die sie in einem mit Blättern gefüllten Glas in ihrem Zimmer, dass sie mit ihrer Schwester teilt, züchtet. Als einer der Jungen in der Shisha – Bar beim Fingerkloppen Nora die Hand bricht, kann sie an der Klassenfahrt nicht teilnehmen. Jetzt muss sie den heißen Sommer in Berlin verbringen. Während die anderen unterwegs sind, soll sie am Unterricht in der Klasse ihrer Schwester teilnehmen.

Ausgerechnet im Sportunterricht bekommt sie ihre erste Periode und das auch noch für alle sichtbar. Sie flüchtet auf die Toilette. Romy, die Neue aus der Parallelklasse ihrer Schwester, steht ihr auf der Schultoilette bei. Gegen die Schmerzen, bietet sie ihr einen Zug aus ihrem Joint an. Es ist ein Moment, in dem Nora spürt, dass sie sich zu Mädchen hingezogen fühlt. Es passiert das, was sie schon lange gespürt hat.

In einem Einzelgespräch mit der Lehrerin, jeder Schüler darf eine Frage stellen, erzählt sie, dass sie sich zu Frauenkörpern hingezogen fühlt, dass sie Mädchen so anschaut wie Jungen Mädchen anschauen. Die Lehrerin geht locker damit um.

Romy geht Nora nicht mehr aus dem Kopf. Mit ihr ist alles ganz anders. Sie klettern des nachts über die Absperrung des Schwimmbads, tollen im Wasser herum, entwischen lachend einem Aufpasser und verbringen anschließend die Nacht gemeinsam bei Romy zuhause. Beide kommen sich körperlich sehr nah. Staunend über sich selbst, genießt sie die gemeinsame Zeit mit Romy. Über Kopfhörer hören sie dieselbe Musik. Währenddessen stellt sich Nora in ihrer Phantasie vor, wie sie wild mit Romy auf einer Party tanzt und sie ohne Scheu vor allen Leuten leidenschaftlich küsst.

In ihrer Verliebtheit wird das Schwimmbecken zum Meer, in dessen kühlen Wellen die Hitze des Jahrhundertsommers verflogen zu sein scheint.

Als ihre Schwester wirklich eine Party gibt, wird sie mit einer schweren Entscheidung konfrontiert. Und dann ist auch noch das Glas mit ihren geliebten Raupen zerbrochen.

Nora hat sich äußerlich verändert. Die Haare sind kürzer, die Kleidung lässiger. Aus einer der Raupen ist ein Schmetterling geworden. Nora lässt ihn fliegen. Auch sie hat ihren „Kokon“ verlassen.

Leonie Krippendorf (LOOPING) hat mit der Newcomerin Lena Urzendowski die ideale Besetzung für Nora getroffen. In ihrem zarten Gesicht mit den wunderschönen großen Augen spiegeln sich sämtliche unterschiedlichen Gefühle die sie durchlebt, dermaßen authentisch wieder, dass man glaubt, Lena ist Nora. Einige Szenen und Dialoge wirken fast dokumentarisch. Krippendorf gibt ihrer Nora ganz viel Raum zur Entfaltung.

In weiteren Rollen Lena Klenke als ihre Schwester Jule und Jella Haase als ungestüme Romy.

Ulrike Schirm


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