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Kodaks Motto auf der Berlinale: »Real film makes a difference«

Neues Film-Labor eröffnet Ende April in Berlin - Kodak verweist auf wachsendes Interesse an Drehs auf Film.



Rund ein Dutzend Produktionen zeigte die diesjährige 70. Berlinale 2020, die auf Kodak-Materialien gedreht wurden. Drei davon wurden ausgezeichnet.

Analog Gedrehtes scheint zu beeindrucken. Kodak verweist auf mittlerweile wieder kontinuierlich wachsendes Interesse an Drehs auf Film. Allerdings wurde nur eine Produktion tatsächlich auf teurem 35-mm-Material gedreht. Es handelte sich um den in schwarzweiß gehaltene Wettbewerbsfilm "Le sel des larmes" (The Salt of Tears), den DoP Renato Berta für den Regisseur Philippe Garrel auf 35 mm Kodak-Material gedreht hatte.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Französisch-Schweizerische Liebesdrama von Philippe Garrel, für das der Regisseur auch das Drehbuch mitverfasste, handelt von einem jungen Studenten, der zwischen mehreren Frauen steht und gleichzeitig um die Anerkennung seines Vaters buhlt.


Die meisten Filmemacher bevorzugten offensichtlich lieber das preisgünstigere 16-mm-Material und konnten dafür sogar einige Preise einheimsen. Kamerafrau Hélí¨ne Louvart drehte z.B. den Wettbewerbsfilm "Never Rarely Sometimes Always" auf farbigem 16 mm von Kodak. Regisseurin Eliza Hittman konnte für das Werk einen Silbernen Bären entgegen nehmen, den zweitwichtigsten Preis der Internationalen Filmfestspiele Berlin, den Großen Preis der Jury.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Im Film, der seine Welturaufführung in Sundance gefeiert hatte und somit auf der Berlinale nur als internationale Premiere gezeigt wurde, wird die 17-jährige Autumn schwanger. Weil das Gesetz über die Einwilligung der Eltern sie hindert, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, reist sie gemeinsam mit ihrer Cousine Skylar von ihrer kleinen Stadt in Pennsylvania nach New York, um dort unbürokratische Hilfe zu finden.


Nicht auf Kodak-Material, sondern auf 35-mm-Fuji-Material wurden die beiden sehr umstrittenen Filme des Kunstprojekts "DAU" unter der Regie von Ilya Khrzhanovskiy und Jekaterina Oertel belichtet. Für die beiden Teile, von denen der längere, rund sechsstündige Part, im Programm »Berlinale Special Gala« lief, benötigte der Kameramann Jürgen Jürges gut 1 Million Meter Film.

Hier ein Trailer:



Für den kürzeren, gut zweieinhalbstündigen Teil zwei, "DAU. Natasha", erhielt der fast 80-jährige Kameramann Jürgen Jürges einen Silbernen Bären für seine herausragende künstlerische Leistung.

Dazu zwei Ausschnitte mit der Barkeeperin Natascha im Gespräch mit ihrer Kollegin am Buffet und bei einer ausgelassenen, illegalen Party:





Synopsis:
Es handelt sich um einen ausgekoppelten Film aus dem umfangreichem Dau-Projekt des Koregisseurs Chrschanowski, einer nahezu authentischen Simulation des totalitären Systems unter Diktator Josef Stalin. Die europäische Koproduktion wurde in der Ukraine gedreht und entstand mit deutscher Beteiligung. Erzählt wird die Lebensgeschichte des sowjetischen Physik-Nobelpreisträgers Lew Landau. In Russland, dem Heimatland von Chrschanowski wurde der Film nicht freigegeben, da einige Szenen als zu pornografisch angesehen werden. Tatsächlich dürfte jedoch die im Film sehr verstörend wirkenden Verhörmethoden den Ausschlag für ein Verbot gegeben haben.


Unter den weiteren Festivalfilmen, die sich für den Dreh auf Film entschieden war in der neuen Sektion »Encounter« der Film "Los Conductos" von Regisseur Camilo Restrepo und DoP Guillaume Mazloum.

Im Panorama liefen "Mare" von Regisseur Andrea Ł taka und DoP Erol Zubčević sowie "Otac" (Father) von Regisseur Srdan Golubović und DoP Aleksandar Ilic, der u.a. den Publikumspreis gewann, wie wir am 1. März 2020 bei der Auflistung aller Preise schrieben.

Hier der Trailer:



In der Filmreihe »Panorama-Dokumente« wurde die auf Kodak Filmmaterial gedrehte Doku "Aufzeichnungen aus der Unterwelt" von Tizza Covi und Rainer Frimmel vorgeführt.

Das »Forum« präsentierte drei 16-mm-Produktionen: "Eyimofe" (This Is My Desire) der Regisseure Arie und Chuko Esiri und DoP Arseni Khachaturan. Auch Diego Bonacina nutzte 16 mm und schwarzweiß für "El Tango del Viudo y su espejo deformante" von Raúl Ruiz und Valeria Sarmiento. Regisseur und DoP Joshua Bonnetta drehten "The Two Sights" auf 16 mm.

Ebenfalls für schwarzweiß auf 16mm entschieden sich DoP Sturla Brandth Grí¸vlen und Regisseur Jóhann Jóhannsson bei "Last and First Men" der in der Reihe »Berlinale Special Gala« zu sehen war.

In der Jugendreihe »Generation 14plus« wurde "Paradise Drifters" von Regisseur Mees Peijnenburg und DoP Jasper Wolf gezeigt.

Nicht zuletzt liefen bei den »Berlinale Series« die Folgen 1 und 2 von "The Eddy" des Regisseurs Damien Chazelle.

Neues Filmlabor in der Berliner Hasenheide geplant.

Angesichts der vielen neuen Filme, die wieder auf Filmmaterial entstanden waren, lud Kodak während der Berlinale Filmemacher, Vertreter von Rentals, Laboren und Filmhochschulen zu einem kleinen Empfang ein und verkündete, dass in Berlin ein neues Filmlabor Ende April entsteht.

Der Züricher Medienunternehmer Richard Grell will mit seiner Firma Cinegrell Laborleistungen für 16- und 35-mm-Filmmaterial einschließlich Dailies in Berlin anbieten. In der Kreuzberger Hasenheide 9 setzt Grell als Untermieter von Andec Filmtechnik auf Synergien mit diesem Laborbetrieb. Auch ehemalige Mitarbeiter von ARRI Schwarzfilm Berlin GmbH, jetzt ARRI Film & TV Services Berlin am Hohenzollerndamm 150 in Berlin-Schmargendorf, sollen bei Cinegrell arbeiten können, denn personelle Ressourcen sollen aus der Region verpflichtet werden.

Die Cinegrell GmbH ist – in Nachfolge der Firma Egli Film – das einzige Filmlabor der Schweiz. Dort wurde unter anderem der weiter oben erwähnte Panorama-Beitrag "Mare" entwickelt und gescannt. Auch in Berlin sollen zukünftig Scans bis 6K möglich werden. Für den Betrieb der Arriscan-Maschinen werden aber noch geeignete Räume gesucht.



Um in Berlin auf dem gleichen Niveau wie das Mutterunternehmen in München arbeiten zu können, hatte ARRI die Tonbearbeitung und -mischung erweitert und für die VFX-Bearbeitung zusammen mit der Münchner Film- & Fernseh-Synchron GmbH (FFS) die technische Infrastruktur sowie einige Räumlichkeiten der ehemaligen Elektrofilm Postproduction Facilities in Berlin-Schmargendorf übernommen und zudem mit der Umbenennung in ARRI Media eine einheitlichere Firmenidentität geschaffen.

Laborarbeiten wie von Cinegrell in Berlin geplant, finden bei ARRI in Berlin-Schmargendorf aber nicht mehr statt.

Links: www.cinegrell.ch | www.arrimedia.de
Quelle: FTV

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