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Aktuelle Kinofilme rezensiert - Filmkritiken von August 2019, Teil 5

Acht Filmkritiken von letzter und vorletzter Woche über aktuell im Kino angelaufene Filme.



Wir sind diesmal etwas später dran mit unseren Filmkritiken, weil andere Meldungen in den letzten Tagen Vorrang hatten. Deshalb wollen wir uns mit der Einleitung kurz fassen, aber dennoch zwei Dokumentarfilme nicht unerwähnt lassen, die es im Vergleich zu Blockbustern ziemlich schwer im Kino haben.

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"CARMINE STREET GUITARS" Doku von Ron Mann (Kanada). Mit Jim Jarmusch, Charlie Sexton, Eszter Balint u.a. seit 29. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Filmkritik:

Während DVD's und Musik CD's sich immer schwerer verkaufen, haben Streamingdienste und High-Res. Musikdownloads Aufwind. Musikliebhaber schätzten aber auch die guten alten Vinyl-Schallplatte, die, wenn gut erhalten, den Frequenzumfang der CD klar übertreffen können.

Es gibt sogar Plattenläden, wie den Platten Pedro, ein Schallplattenantiquariat im Tegeler Weg 102 in 10589 Berlin, dessen Inhaber eigentlich schon seit vielen auf Rente ist und deshalb nur gelegentlich öffnet, dafür aber etliche nicht mehr erhältliche Raritäten besitzt.

Ähnliches lässt sich auch über einen Gitarrenladen in New York sagen, der nur quasi nur Raritäten verkauft oder selber aus alten Holz von Abrisshäusern spezielle Musikinstrumente baut. Warum noch kein US-Filmemacher einen Film über diesen außergewöhnlichen Laden gemacht hat, sondern erst Ron Man aus Kanada kommen musste, um das Kleinod zu entdecken ist schier unbegreiflich.

Immerhin betritt zu Beginn des Trailers sogar der US-Autorenfilmer, Schauspieler und Filmproduzent Jim Jarmusch den Laden, um sich Rat zu holen. Etliche weitere mehr oder weniger bekannte Musiker tauchen auf, und einige spielen auf den Instrumenten erstaunlich Virtuoses als Einlage vor. Allein dies ist es wert, sich den Film anzusehen.

W.F.


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"PRÉLUDE" Musik-Drama von Sabrina Sarabi (Deutschland). Mit Louis Hofmann, Liv Lisa Fries, Johannes Nussbaum u.a. seit 29. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Filmkritik

Um Musik geht es auch im nächsten Film. Hauptdarsteller ist der 19-jährige David (gespielt von dem inzwischen 22-jährigen Louis Hofmann), der sein Studium an einem Musikkonservatorium beginnt und vom Leistungsdruck getrieben, immer obsessiver übt, um den Vorstellungen seiner Lehrer gerecht zu werden. Anfänglich montiert der Film geschickt Töne und Bilder, die sich zur Sinfonie eines Albtraums steigern.

Eigentlich eine Rolle, die dem Kölner Louis Hofmann wie auf den Leib geschrieben, zusagen müsste. Der European Shooting Star des Jahres 2017, der damals 19 Jahre alt war, hat uns bisher immer begeistert.

Weniger als kleiner, schmächtiger Tom Sawyer im Jahre 2011, aber dafür um so mehr in "Freistatt" über eine Erziehungsanstalt für Jugendliche im Jahre 2015 und vor allem in der dänischen Produktion "Under Sandet - Unter dem Sand" des gleichen Jahres, in dem Jugendliche deutsche Kriegsgefangene zu Minenräumarbeiten gezwungen wurden und viele dabei ihr Leben ließen.

Die Reihe mit außergewöhnlichen, guten Arthouse-Werken wie "Die Mitte der Welt" (2016) oder "1000 Arten Regen zu beschreiben" (2018) ließe sich fortführen.

In dem aktuellen Drama "Prélude" vermag der junge Darsteller einige Drehbuchschwächen auszubügeln, dennoch ist es sein vielleicht bisher schwächster Film. Das liegt aber nicht an Hofmanns schauspielerischer Leistung, sondern an der etwas übertrieben dargestellten Story, die den psychische Zustand musikalischer Wunderkinder zu akribisch ergründen will. Der Film versucht sich dabei redlich an der Kritik der Leistungsgesellschaft abzuarbeiten und scheitert, denn das erwartete Finale bleibt leider aus. Es kommt vielmehr zu einem dramatischen Ereignis, das zwar als Mahnung herhalten kann, aber nicht die Norm darstellt.

W.F.


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"Hi, AI" Dokumentation von Isa Willinger seit 7. März 2019 vereinzelt bundesweit im Kino und ab 5. September 2019 auf DVD + VOD erhältlich. Hier der Trailer:



Unsere Filmkritik:

Wir müssen gestehen, dass wir die Doku nicht so überragend gut fanden wie einige andere Medien, sodass wir den Film eigentlich nicht besprechen wollten. Der Titel geht zurück auf den Namen einer Roboterfrau im Film „Ai“, zugleich ist er ein Wortspiel mit der englischen Abkürzung für künstliche Intelligenz: AI.

Wie werden wir mit künstlicher Intelligenz zusammenleben? Was werden wir gewinnen, was verlieren? Dies ist die Frage, die dieser Film stellt und am Beispiel einiger Protagonisten, die sich als Lebenshilfe oder Lebenspartnerin einen Roboter nach Hause bestellt haben, erklären will. Während der Film anfänglich durchaus spannend zu Sache kommt, langweilt er aber schon nach einer halben Stunde mit Wiederholungen und zudem hakt es oftmals noch bei der Technik.

Auch zukünftige Entwicklungen vom selbst fahrenden Auto bis hin zu implantierbarer Mikroelektronik, um geschädigten Personen wieder mehr Lebensqualität zu bieten, werden kaum angerissen, obwohl Prototypen bereits in der Entwicklung sind.

Aus dem Film ließe sich gut und gerne ein mittellanges Feature fürs Fernsehen schneiden, für einen abendfüllenden Kinofilm ist er leider nicht aktuell genug und ein wenig zu langatmig angelegt.

Dennoch wollen wir ihn erwähnen, denn in unserer nachfolgenden Besprechung geht es um eine NETFLIX Spielfilm-Produktion zu einem ähnlichen Thema, die durchaus Fragen aufwirft, ob zukünftige Roboter zu Hause sicher und universell genug sind, um auch kranke hilfsbedürftige Personen, ohne weitere Hilfe allein beaufsichtigen zu können.

W.F.


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"I AM MOTHER" Sci-Fi-Thriller von Grant Sputore (Australien). Mit Clara Rugaard, Hilary Swank, Rose Byrne u.a. seit 22. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Die Erde ist unbewohnbar. Ein Virus hat die Menschheit ausgerottet. In einer Bunkeranlage lagern Tausende von menschlichen Embryonen, für den Fall, die Erde wieder zu bevölkern.

Ein Retortenbaby wird von „Mutter“ einem Roboter liebevoll aufgezogen. „Tochter“ wächst heran, wird von Mutter unterrichtet, wobei sie viel Wert auf ethische Standards setzt. Als Tochter im Teenageralter ist, ist das Mädchen nicht mehr so folgsam wie bisher.

Neugierig begibt sie sich heimlich in dem weitläufigen Bunker in Areale, die Mutter ihr streng verboten hat. Bei ihren Rundgängen entdeckt sie in der Luftschleuse eine verwundete Frau (Hilary Swank). Tochter ist verstört. Mutter hat ihr doch erzählt, dass draußen alle Menschen tot wären und ein Überleben in der verseuchten Welt unmöglich ist. Tochter rettet die Frau und versteckt sie. Die Fremde berichtet ihr eine ganz andere Version, von dem, was draußen passiert ist. Bisher hat Tochter gedacht, dass sie der einzige Mensch sei. Hat Mutter sie die ganze Zeit angelogen? Kann sie ihr überhaupt noch vertrauen? Tochter beginnt der Androidin Fragen zu stellen. Von nun an ändert sich das Verhältnis zwischen ihr und Mutter grundlegend.

In seinem intelligenten Science-Fiction-Zukunftsthriller setzt sich der Australier Grant Sputore mit den Fragen nach Ethik, Menschlichkeit und Ratio auseinander. Das Drei-Personen-Kammerspiel besticht durch seine dystopische Umgebung und die schauspielerische Leistung der dänischen New-Comerin Clara Rugaard. Die Spannung verliert sich, als die Szenerie nach außen verlagert wird. Trotz einiger Längen und merkwürdiger Twists, hat man es mit einem außergewöhnlichen, intelligenten Film zu tun. Einige würden "I AM MOTHER" auch als absolutes Kopfkino bezeichnen.

Ulrike Schirm


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MEIN LOTTA-LEBEN - Alles Bingo mit Flamingo!" Familienkomödie von Neele Leana Vollmar (Deutschland). Mit Meggy Hussong, Yola Streese, Levi Kazmaier u.a. seit 29. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Leicht ist das Leben der 11-jährigen Lotta Petermann (Maggie Hussong) und ihrer besten Freundin Cheyenne (Yola Streese) nicht. Wenn es mal nicht so gut läuft, trösten sie sich mit ihrem Lieblingsgericht Knäckebrot mit Erdnussbutter und Chipsletten.

Als sie erfahren, dass die reiche Zicke Berenike (Laila Ziegler) die ganze Schule zu einer Schlittschuhparty mit angeschlossener Fete einlädt und Lotta und Cheyenne nicht, tröstet sie ihr Lieblingsgericht nicht mehr. Nicht nur, das Lotta sich verzweifelt bemüht, endlich ihre Flöte loszuwerden, den häuslichen „Wahnsinn“ ertragen muss und sich nicht mehr lustig über den Namen ihrer Lehrerin (Carolin Kebekus) machen darf, da Frau Kackert mit schweren Geschützen droht, ist halb so schlimm. Aber als Einzige nicht eingeladen zu werden, gefällt den Freundinnen gar nicht. Lotta und Cheyenne entwickeln einen irrwitzigen Plan, bei dem ihnen ein unverhoffter Zufall, in Gestalt des total angesagten Teenie-Popstars Marlon (Lukas Rieger) zu Hilfe kommt. Berenike und ihre eingebildeten Freundinnen staunen „Bauklötzer“.

Mit „Mein Lotta-Leben - Alles Bingo mit Flamingo!“, nach der erfolgreichen Buchreihe von Alice Pantermüller, hat Regisseurin Neele Leana Vollmar eine höchst amüsante Kinderkomödie mit herrlich aberwitzigen Einfällen und einem wunderbar stimmigen Cast gedreht.

Ulrike Schirm


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"LATE NIGHT" Komödie von Nisha Ganatra (USA). Mit Emma Thompson, Mindy Kaling, John Lithgow u.a. seit 29. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Seit 28 Jahren hat die Britin Katherine Newbury (Emma Thompson) ihre eigene Late-Night-Show, die allabendlich über die Bühne geht. Sie ist witzig, schlagfertig und klug. Außerdem ist sie für ihre Scharfzüngigkeit im Umgang mit ihrem Team bekannt und gefürchtet. Und wie es nun mal als Frau so ist, musste sie sich ihr Leben lang mehr anstrengen und immer besser sein als Männer.

Nun will man sie von ihrem hart erkämpften Thron stoßen. Wegen altbackener Gags und sinkender Quoten soll sie nach Beendigung der laufenden Staffel gefeuert werden. Hinter den Kulissen wirft man ihr vor, eine Frauenhasserin zu sein, da sie nur männliche Gag-Schreiber beschäftigt. Und damit nicht genug, will die neue Senderchefin (Amy Ryan) sie durch einen angesagten, bei der Jugend beliebten Comedian, ersetzen.

Newbury muss sich was einfallen lassen. Kurzentschlossen engagiert sie zum ersten Mal eine Frau als Gag-Schreiberin und dann auch noch eine mit Migrationshintergrund. Bei den weißen männlichen Mitarbeitern macht sich Unmut breit.

Molly Patel (Mindy Kaling) kommt aus Pennsylvania, ist neu in New York, hat bisher nichts mit der Unterhaltungsbranche zu tun gehabt Ihr letzter Job, die Qualitätskontrolle in einem Chemiewerk. Ihr Vorteil, sie ist Fan der „Königin“ des Night-Talks.

Mindy Kaling, Drehbuchautorin, Comedian und Schauspielerin, weiß aus eigener Erfahrung, was für ein hartes Pflaster Komik für Frauen ist. Schon beim Schreiben des Drehbuchs für "LATE NIGHT", hat sie für die Hauptrolle Emma Thompson vor Augen gehabt. Nicht nur, dass Thompson als Schauspielerin eine Wucht ist, für die Rolle der versnobten Newbury kommt ihr sehr zu Gute, dass sie neben Stephen Fry und Hugh Laurie Mitglied eines Theater-Sketch-Ensembles war und als Stand-up-Comedian aufgetreten ist. Sie wusste genau, wie schwer es ist, allein mit einem Mikrofon, zum Publikum eine echte Verbindung herzustellen.

Dank der pointierten und messerscharfen Dialoge, die Kaling sich einfallen ließ, ist "LATE NIGHT" ein köstliches, tragikomisches Feel-Good-Movie, mit einer glänzenden Emma Thompson in der Hauptrolle. Auch Mindy Kaling macht neben ihr eine gute Figur. Beide entwickeln sich zu einem Dream-Team, in dem Molly Patel mit viel Herz alles dran setzt, Katherine Newbury ein neues Image zu verleihen. Und das ohne zeternden Generationskonflikt. "LATE NIGHT" erinnert an die Modemagazin – Satire „Der Teufel trägt Prada“ mit dem Dream-Team Meryl Streep / Anne Hathaway, aber weitaus menschenfreundlicher.

Ulrike Schirm


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"ANGEL HAS FALLEN" Dritter Teil der "Has Fallen" Action-Krimi-Reihe von Ric Roman Waugh (USA). Mit Gerard Butler, Morgan Freeman, Lance Reddick u.a. seit 29. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

2013 startete „Olympus Has Fallen“, dann folgte 2016 „London Has Fallen“ und nun folgt „Angel Has Fallen“.

Mike Banning (Gerard Butler), angestellt beim Secret Service zum Schutz des Präsidenten der USA, Mr. Trumbull (Morgan Freeman), dessen hohes Vertrauen er hat und ihn deshalb zu seinem ganz persönlichen Bodyguard ernannt hat, begleitet den Präsidenten auf dessen Wunsch, zu einem Angelausflug.

Plötzlich erscheint eine Drohnenflotte, im Visier der Präsident. Bei dem Angriff werden 18 Secret-Service-Agenten, die zu seinem Schutz dabei waren, getötet. Trumbull liegt im Koma. Da Banning der einzige von ihnen ist, der überlebt hat, fällt der Verdacht auf ihn. Angebliche Indizien, Kontakte zu den Russen, sowie hohe Geldbeträge auf Auslandskonten, reichen aus, um ihn als Drahtzieher der hinterhältigen Attacke zu beschuldigen. Bei der polizeilichen Überführung wird Banning gekidnappt. Trotz gesundheitlicher Angeschlagenheit, er stopft jede Menge Schmerztabletten in sich hinein, gelingt ihm die Flucht.

Schnellstens wird Vizepräsident Kirby (Tim Blake) vereidigt, denn wie lange der schwer verletzte Trumbull im Koma verharrt , weiß man nicht. Kirby ist überzeugt, dass die Russen ihre Hände mit im Spiel haben und droht mit Vergeltung. Auf Banning beginnt eine gnadenlose Hetzjagd. Erst ist er in einem Truck unterwegs, dann zu Fuß durch ein unwegsames Gelände, das übliche Katz-und Mausspiel, bis es ihm gelingt seine Verfolger, Polizei, Hubschrauber und Hundestaffel abzuschütteln. Unterschlupf findet er bei seinem Vater (Nick Nolte) einem Waldschrat, der mitten im Nirgendwo in einer Hütte haust. Die Begegnung zwischen Vater und Sohn, ist ein humorvolles Herzstück, dieses Thrillers.

Banning muss zurück nach Washington. Kirby ist dabei den Russen den Krieg zu erklären. Das muss verhindert werden.

Für mich persönlich ist „Angel Has Fallen“ der unterhaltsamste Film dieser „Has Fallen“-Action-Reihe. Routinierte Action-Szenen werden unterbrochen mit humoristischen Einlagen. Mit hämischem Grinsen verfolgt man das Vorgehen des FBI, wie es auf dümmliche Weise der falschen Spur hinterherjagt, bis sich Gut und Böse gegenüberstehen. Jedenfalls ist es mir so gegangen.

Ulrike Schirm


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"PARADISE HILLS" Fantasy-Drama von Alice Waddington (Spanien). Mit Hunter Tremayne, Emma Roberts, Danielle Macdonald u.a. seit 29. August 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Uma (Emma Roberts) erwacht in einem Krankenbett. Ihre Kleidung ist verschmutzt. Sie reibt sich die Augen und weiss nicht wo sie ist.

Gelandet ist sie auf einer Felseninsel namens Paradise, wo es aussieht wie im Garten Eden. Schnell bemerkt sie, das der Ort mit dem Paradis nichts zu tun hat. Es ist eine Besserungsanstalt für junge, unartige privilegierte junge Mädchen, die zu gesellschaftsfähigen Frauen gemacht werden sollen.

In einer Gesellschaft irgendwann nach unserer Zeit, wird es den jungen Frauen aus reichem Hause schwer gemacht, ein individuelles Leben nach ihren Vorstellungen zu führen. Wer sich dagegen auflehnt, soll in diesem prachtvollen, mit Rosenhecken bewachsenen, mit märchenhaftem Dekor ausgestattetem Paradis, in nur zwei Monaten, so geformt werden, um dem gewünschten Bild ihrer Eltern und der Gesellschaft zu entsprechen.

Außer Uma, die Hauptfigur des Films, sind neu eingetroffen eine mürrische Asiatin, eine Dicke und ein renitenter Popstar. Die Mädchen müssen weiße, enggeschnürte Kleider tragen, werden auf Diät gesetzt, auch die, die es gar nicht nötig haben, und in Make-up Kursen wird ihnen beigebracht, wie man sein Gesicht optimal verschönt.

Bedient werden sie von weißbehandschuhten, devoten Lakaien. Bis jetzt klingt alles nach einem harmlosen Märchen, wenn man dazu neigt den Verlust der Eigenständigkeit mit dem Auftreten einer folgsamen Barbiepuppe zu tauschen, als harmlos zu bezeichnen. Da wir es aber mit einem Sci-Fi-Thriller zu tun haben und wie es sich auch für ein Märchen gehört, darf das Böse nicht fehlen.

Das erscheint in Gestalt der Anstaltsleiterin (Milla Jovovich), hinter deren exzellent geschminkter Fassade, das Böse lauert. Eine bitterböse Hexe. Ach so, ein Märchen hat ja immer einen guten Ausgang: Nicht umsonst ist die Insel mit zahlreichen dornigen Rosenbüschen bewachsen. Und dass man innerhalb von zwei Monaten aus rebellischen Wesen, keine gefügigen Frauchen machen kann, zeigt das prachtvoll aus gestattete Filmdebüt der Spanierin Alice Waddington, die bisher fast nur Werbefilme gedreht hat, auch.

An der Ausstattung, der Kostüme und dem Styling kann man sich nicht satt sehen. Wenigstens ein Ausgleich für die über ambitionierte Dystopie, in der reiche Mädchen zu funktionierenden Zombies umerzogen werden und in der wenigstens Emma Roberts noch etwas schauspielerischen Glanz entwickelt, im Gegensatz zu einigen anderen Darstellern, die trotz aller Farbenpracht ziemlich blass daherkommen.

Ulrike Schirm



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