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Faszination Berge - Unsere Filmkritiken im März, Teil 4

Camino Filmverleih bringt "THIS MOUNTAIN LIFE – DIE MAGIE DER BERGE" am 28. März 2019 deutschlandweit in die Kinos.



In weniger als vier Wochen ist Ostern und deren Feiertage werden gern für einen Kurzurlaub genutzt. Die Frühlingssonne hat zwar noch nicht die Kraft für einen Badeurlaub an der Nord- oder Ostsee, doch zum Bräunen über den Wolken bei einem Skiurlaub in den Bergen, reicht sie allemal. Außerdem ist es nicht mehr so kalt wie bei einem Winterurlaub zur Weihnachtszeit.

Schon seit jeher üben Berge eine Magie aus, die Menschen dazu bringt, sich ihnen zu nähern. Wanderer, Kletterer, Skifahrer, sie alle gehen an ihre physischen Grenzen um der Wildnis der Berge nahe zu sein. Aber nicht nur sportliche Abenteuerlustige wissen die Berge zu schätzen. Manchmal ist der Schnee Mitte April in den Tälern geschmolzen, dann lässt sich auch ohne Skier schon vortrefflich wandern und die Natur genießen.

Phantastisch in Szene gesetzt gibt es alternativ zwei Filme aus den Bergen für die Daheimgebliebenen, die wir unseren Lesern diesmal ans Herz legen möchten. Beste Arthouse Filmkunst für Feinschmecker.

Vom 24. - 30. März 2019 stellt der Filmemacher Grant Baldwin seinen atemberaubender Dokumentarfilm über die »MAGIE DER BERGE« persönlich im Rahmen einer Kinotour in Deutschland vor. Eine Pressevorführung hat es vorab leider nicht gegeben, aber anhand des Trailers wird sicherlich das Anliegen des Filmemachers deutlich, der in den 12 Städten bei einer Kinotour für Fragen des Publikums zur Verfügung steht. Auch in Berlin und Potsdam ist der Filmemacher zu Gast.

"THIS MOUNTAIN LIFE – DIE MAGIE DER BERGE" Dokumentarfilm von Grant Baldwin (Kanada). Eine Produktion von Peg Leg Films, Vancouver, im Camino Filmverleih. Ab 28. März 2019 offiziell im Kino.



Synopsis:
"THIS MOUNTAIN LIFE – DIE MAGIE DER BERGE" porträtiert fesselnd und mitreißend die menschliche Leidenschaft, die in der Wildnis der Berge von Kanada zu finden ist. Nach Monaten der Vorbereitung brechen Martina und ihre 60 Jahre alte Mutter Tania auf zu einer sechsmonatigen und 2.300 Kilometer langen Reise. Von Squamish, British Columbia nach Alaska, durch die erbarmungslose Wildnis der Berge. Es gibt andere Menschen, die ihre Leidenschaft für das Leben in den Bergen teilen: Eine Gruppe von Nonnen, die ein Kloster in den Bergen bewohnen um Gott näher zu sein; ein Fotograf der unter einer Schneelawine begraben ist; ein leidenschaftlicher Alpinist; ein hochkonzentriert arbeitender Schneekünstler; ein Paar, das seit 50 Jahren vom Versorgungsnetz abgekoppelt in den Weiten der Berge lebt. Was bewegt diese Leute dazu, ihren Komfort, die Familie und die eigene Sicherheit für ein Leben in den Bergen zu opfern?


Der kanadische Regisseurs Grant Baldwin zeigt in großartigen Aufnahmen die Ehrfurcht einflößende Schönheit der Wildnis Kanadas, die bis zu 75% aus Bergen besteht. Und er porträtiert einen ganz besonderen Schlag von Menschen, die sich vor allem über die Anziehungskraft der Berge definieren, die für sie so stark ist, dass sie ihr ganzes Leben danach ausrichten.

Schon am Montag, den 25. März 2019, kann der Film in Potsdam im Thalia Arthouse-Kino um 18:45 Uhr gesehen werden. Um 20:30 Uhr folgt eine weitere Aufführung im Filmkunst 66 in der Berliner Bleibtreustraße. Am Mittwoch, den 27. März 2019 ist er nochmals zu gleichen Zeit im CineStar Kino in der Kulturbrauerei in Berlin Prenzlauer Berg zu sehen.

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"FREE SOLO" Doku von Elizabeth Chai Vasarhelyi & Jimmy Chin (III) (USA). Mit Alex Honnold, Sanni McCandless und Tommy Caldwell. Seit 21. März 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

„Free Solo“ wurde im Februar 2019 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Free Solo ist ein feststehender Begriff für: Ohne Seil, ohne jegliche Absicherung. Nur ein Fehltritt kann den Tod bedeuten.
Der Extremsportler Alex Honnold bereitet sich im Sommer 2017 auf die Erfüllung seines Lebenstraums vor. Im Alleingang will er den bekanntesten Felsen der Welt erklimmen, die fast senkrechte El-Capitan-Wand im Yosemite – Nationalpark in Kalifornien.

Zur Verfügung stehen ihm sein jahrelanges körperliches Training und seine eiserne mentale Konzentration.

Die preisgkrönte Dokumentarfilmerin Elisabeth Chai Vasarhelyi und ihr Kameramann, Profi-Bergsteiger Jimmy Chin, begleiten Honnold dabei. Doch bevor er den ersten Schritt wagt, beleuchten sie den Menschen Alex Honnold und fragen nach dem Warum?

Schon als Kind verfolgte ihn der Satz seines Vaters, der unter dem Asberger Syndrom litt, gut ist nicht gut genug. So lernte er frühzeitig, seine Angst hundertprozentig zu kontrollieren, egal ob sein Leben davon abhängt. Er musste sich immer wieder von neuem mit der Frage auseinandersetzen, seinen Ehrgeiz über die Familie und seine Beziehungen zu stellen und wieviel Risiko er auf sich nimmt, um Erfolg zu haben? Als Alex eine Beziehung mit seiner Freundin, Sanni Mc Candless eingeht, eröffnet sich dem Eigenbrötler eine neue Herausforderung.

Es ist auf einmal ein liebender Mensch an seiner Seite, für den er mitverantwortlich ist. Auch Sanni muss mit dem Gedanken leben, ein einziger Fehltritt bedeutet Alex's Tod. Es gibt nur den Felsen, den Kletterer und nicht den geringsten Spielraum für Fehler. Es geht immer um Leistung und Perfektion.

Honnold: „Schicksal beeinflusst mein Leben in keiner Weise. Aber ich denke definitiv über Sterblichkeit nach und über die Tatsache, dass das Leben jederzeit vorbei sein kann. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich nur eine begrenzte Zeit hier habe und will das Beste daraus machen, will das tun, was ich kann. Ich denke, dass mein Wunsch, beim Klettern alles zu geben, teilweise auch daher stammt, dass ich weiß, dass ich nur für eine gewisse Zeit hier bin.“

Einen ersten Anlauf bricht er ab.

Es ist tut gut mitzuerleben, wie gross das Verantwortungsgefühl des Kamerateams ist. Trägt ihre Anwesenheit womöglich dazu bei, dass er Fehler macht oder dass einer von ihnen unkonzentriert ist? Fragen, die die Männer mit grosser Ernsthaftigkeit diskutieren. Honnolds Worte: „Alleine abstürzen ist okay, aber vor deinen Freunden ist es übel“.

Es ist soweit. Er setzt sein unmöglich erscheinendes Vorhaben in die Tat um. Vier Kameraleute sind im Einsatz an der Felswand. Eine Kamera mit Fernobjektiv war auf dem Boden am Fuße des El Capitan positioniert, zwei ferngesteuerte Kameras über der Crux und eine oben auf dem Berg für den Moment, wenn Alex die Spitze erklimmt.

Spannend wie ein „Thriller“ erlebt der Zuschauer aus schwindelerregender Perspektive den unglaublichen Aufstieg eines furchtlosen Kletterers, dessen Kräfte fast übermenschlich erscheinen, aus aller nächster Nähe.

Ulrike Schirm


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Nachfolgende Filmkritik hat zwar nichts mit Bergen im Sinn, dafür aber umso mehr mit Arthouse Filmkunst und deren Kinos, die immer häufiger vom Aussterben bedroht sind.

"SCALA ADIEU (von Windeln verweht)" Doku von Douglas Wolfsperger (Deutschland). Seit 21. März 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Der Dokumentarfilmer Douglas Wolfsperger kehrt in seine Heimatstadt Constanz zurück, um sich zu informieren, ob das Fiasko was sich anbahnt, Wirklichkeit ist. Das alteingesessene Programm-Kino, der SCALA – FILMPALAST soll zugunsten eines DM – Drogeriemarktes seine Pforten schließen.

Seit dem Fall der Grenzen, bevölkern massenhaft Schweizer Touristen die idyllische Altstadt, um einzukaufen. Bedingt durch den Wechselkurs, sind Drogerieartikel für sie besonders günstig. Schon als Kind hat sich Wolfsperger in dem Scala-Kino Filme angeschaut. Nicht nur er, eine Vielzahl von Betroffenen, die das alte Kino liebten, da der Betreiber ganz viel Sorgfalt drauf verwendete, besonders anspruchsvolle Filme zu zeigen.

Die Trauer bei seinem Stammpublikum ist gross. Obwohl gegenüber eine Müller-Drogerie ist und Herr Werner, der Besitzer der DM-Kette bereits 5 Filialen in der kleinen Stadt eröffnet hat, besteht der Bürgermeister und seine Gemeinderäte darauf, dass eine weitere Filiale eine Menge „Schotter“ in die Stadtkasse spült. Schon jetzt leidet die Stadt unter verstopften Strassen und schlechter Luft. Auch der Betreiber des Kinos befindet sich in einem Interessenkonflikt. Einerseits hat er sein Kino mit viel Herzblut geführt, andererseits hat er keinen großen Gewinn gemacht. Obwohl auch er Trauer empfindet, hat er sich dem ausgekochten Deal gebeugt.

Eine Protestgemeinde geht auf die Strasse. „WENDERS STATT PAMPERS“ ist das Motto ihres Protestes. Der Theater-Intendant wird als Rädelsführer beschimpft. Böse Zungen machen sich lustig über Demonstranten aus den 68-zigern, die meinen, sie müssten mal wieder auf die Strasse gehen.

7000 Unterschriften wurden für das Bleiben des Kinos gesammelt. Der Bürgermeister versteht die ganze Aufregung nicht. Er ist der Meinung, dass die Bürger dankbar sein sollten, dass so ein schöner neuer Einkaufsmarkt entsteht.

Still und leise hat sich ein Investor das Haus mitsamt dem Kino unter den Nagel gerissen.

Der Theater-Intendant des Ortes wagt noch einen Versuch. Er schreibt Herrn Werner einen Brief, in dem er ihn bittet, doch alles dafür zu tun, dass das Kino erhalten bleibt. Allein der Antwortbrief dieses Herrn, mit 10 Milliarden Gewinn im Jahr, macht den Film sehenswert.

Filmkultur ade? Die feierliche Eröffnung der 5. Filiale steht bevor.

Kein Einzelfall. Ich erinnere daran, dass das Kino »DIE KURBEL« in Berlin-Charlottenburg einem Bio-Markt weichen musste. Alle Proteste dagegen haben nichts genutzt. Es sind wir Bürger, die der Überfremdung des Konsums endlich massiv entgegen treten sollten.

Ulrike Schirm







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