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Zurück zu regulären Kinostarts im Februar, Teil 2

Unsere Filmkritiken zu regulären Kinostarts im Februar 2019, Teil 2.



Während der Berlinale hatte unsere Kollegin Elisabeth Nagy etliche Filme in allen Sektionen gesehen und uns einige Filmkritiken nach den Welturaufführungen zukommen lassen. Nun kehrt bei uns wieder der Alltag ein und wir lassen Ulrike Schirm zu aktuellen Kinostarts, die noch während der Berlinale bundesweit begonnen hatten, zu Worte kommen.

Übrigens gab es wegen des plötzlichen, wenn auch kurzen, frühlingshaften Wetters am Wochenende, offensichtlich weniger Kinogänger in den Nachmittagsvorstellungen und dementsprechend auch weniger Bewegung in den Arthouse-Kinocharts im Vergleich zur Vorwoche.

Laut Resümee der AG Kino – Gilde spiegelte sich dies auf den ersten drei Plätzen wider. So behaupteten „Green Book“, „Der Junge muss an die frische Luft“ und „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ ihre ersten drei Plätze. Jeweils um einen Platz verbessern konnten sich „Die Frau des Nobelpreisträgers“ und „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ und landeten damit auf den Rängen vier und fünf der aktuellen Top 5 in den Arthouse-Kinocharts.

"FRÜHES VERSPRECHEN" Biopic-Drama von Eric Barbier (Frankreich). Mit Charlotte Gainsbourg, Pierre Niney, Didier Bourdon u.a. seit 7. Februar 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Geboren wurde Romain Gary 1914 im litauischen Wilma (Vilnius), ein sensibler Junge, der laut seiner Mutter unbedingt ein Wunderkind werden sollte. Schriftsteller sollte er werden oder Botschafter oder Musiker oder Leutnant. Seine Mutter Nina (Charlotte Gainsbourg), die seit 1924 einen Modesalon betreibt, ist eine vom Größenwahn getriebene Übermutter, exzentrisch und dennoch irgendwie liebenswert. Neudeutsch auch Helikoptermutter genannt. Für den Jungen ein Balanceakt zwischen Fürsorge, Gehorsam und Selbstverwirklichung, der fast an ihren Bevormundungen erstickt. Geboren wurde er mit dem Nachnamen Kacew, sein Vater war Pelzhändler, seine Mutter Schauspielerin. Der Vater verlässt die Familie als er elf Jahre alt ist.

Der französische Regisseur Eric Barbier hat Romain Garys aufregenden Roman "FRÜHES VERSPRECHEN", in dem er seiner Mutter ein Denkmal setzt, für das Kino adaptiert.

Gary, gespielt von Pierre Niney, der schon in dem Biopc "YVES SAINT LAURENT" brillierte, überzeugt in der Darstellung einer schillernden Persönlichkeit, beseelt von dem Gedanken, all das zu erreichen, was sich die Mutter so sehr wünscht.

In Rückblenden wird man Zeuge seiner Kindheit in Osteuropa, 1928 ziehen Mutter und Sohn nach Nizza. 1938 beginnt sein Militärdienst bei der Luftwaffe. Während seiner Zeit als Soldat, fängt er bereits an, seinen ersten Roman zu schreiben. Er nennt sich jetzt Romain Gary. In der französischen Literatur nimmt er eine ganz besondere Rolle ein. Er ist nicht nur ein erfolgreicher Schriftsteller, sondern auch Diplomat, Filmemacher und Abenteurer. Fast alles, was sich seine Mutter von ihm erhofft hat, hat sich erfüllt. Sein Hauptziel war jedoch, seiner Mutter bevor sie stirbt, ein unsterbliches Denkmal zu setzen , was ihm mit seiner Erzählung FRÜHES VERSPRECHEN gelang. Der Film umrahmt diese ungewöhnliche Mutter – Sohn Symbiose mit opulenten Bildern und außergewöhnlichen Dekors.

In zweiter Ehe war er mit der amerikanischen Schauspielerin Jean Seberg, die mit "AUSSER ATEM" in Frankreich zu einem Star wurde, verheiratet. Warum er mit 66 Jahren einen Suizid beging, ist bis heute noch unklar.

Ulrike Schirm


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"SWEETHEARTS" Komödie von Karoline Herfurth (Deutschland). Mit Karoline Herfurth, Hannah Herzsprung, Frederick Lau u.a. seit 7. Februar 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Nach ihrer ersten Regiearbeit „SMS für Dich“, wagt sich Karoline Herfurth an eine actionreiche „Buddy-Komödie" heran, in der sie an dem Drehbuch mitgearbeitet hat und auch eine der beiden Hauptrollen unter ihrer eigenen Regie spielt.

Gleich zu Beginn des Films sieht man Franny (Karoline Herfurth) im Bad ihres Büros, eine hektische Frau im Business-Outfit, die die Tür von innen nicht aufkriegt. Sie bekommt eine Panikattacke, greift zu ihrem Hany und versucht sich mit den musikalischen Tönen eines Handyspiels zu beruhigen. Von ihrer Chefin wird sie erst einmal in den Urlaub geschickt.

Ausgerechnet sie wird von Mel (Hannah Herzsprung), einer alleinerziehenden Mutter, die gerade ein Juweliergeschäft überfallen hat, um sich und ihrer kleinen Tochter ein besseres Leben zu gönnen, als Geisel benutzt. Wie der Zufall es will, bilden die zwei Frauen ein Team Widerwillen. Auf der strapaziösen Flucht übermannt Franny eine Panikattacke nach der anderen, was die beiden Frauen aber nicht davon abhält, sich widerstrebend anzufreunden und sie auf komödiantische Weise irgendwie zusammenschweißt. Auf ihren Fersen eine coole SEK-Leiterin Ingrid v. Kaiten (Anneke Kim Sarnau).

Nicht unbedingt der Kultfilm des Jahres. Die Witze um der Witze Willen, etwas zu dick aufgetragen und die Liebesgeschichte zu einem Polizisten (Frederick Lau), der ebenfalls als Geisel herhalten muss, hätte man sich sparen können. Ein Actionfilm, Drama und Romance zugleich, angesiedelt im Ambiente der Achtziger, in dem die Nebenfiguren überzeugender spielen, als die Hauptfiguren.

Ulrike Schirm


Quellen: AG Kino – Gilde | Filmecho




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