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„Werk ohne Autor“ gelangte auf Oscar-Shortlist 2019

„Werk ohne Autor“ ist auf der Oscar-Shortlist der 91. Academy Awards.



Nach der Golden-Globe-Nominierung für „Werk ohne Autor“ am 6. Dezember 2018 hat der Film von Florian Henckel von Donnersmarck weiterhin auch gute Chancen auf einen Oscar. So hat die Academy of Motion Picture Arts and Sciences das Werk kürzlich auf die neun Titel umfassende Shortlist für den besten nicht-englischsprachigen Film gesetzt, die allerdings im neuen Jahr noch einmal auf letztendlich fünf Nominierte zusammengestrichen wird.

Insgesamt waren 87 Titel für den sogenannten Auslands-Oscar angetreten. Im letzten Jahr waren es sogar 92 Länder, einen Film für eine Nominierung in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" eingereicht hatten. Somit dürfte es Florian Henckel von Donnersmarcks „Werk ohne Autor“ ein klein wenig leichter haben, als Fatih Akins „Aus dem Nichts“ im Vorjahr, der mit mehr Konkurrenten zu kämpfen hatte. „Werk ohne Autor“ war Anfang Oktober in den deutschen Kinos angelaufen. Hier der Trailer:



Der Film konkurriert mit „Birds of Passage - Das grüne Gold der Wayuu“ (Kolumbien), „The Guilty“ (Dänemark), „Shoplifters - Familienbande“ (Japan), „Ayka“ (Kasachstan; koproduziert von Pallas Film in Halle an der Saale), „Capernaum - Stadt der Hoffnung“ (Libanon), „Roma“ (Mexiko), „Cold War“ (Polen) und „Burning“ (Südkorea).

Während der dänische Film bereits im Oktober angelaufen war und von uns am 25.10.2018 besprochen wurde, kam „Shoplifters“, den wir vorgestern in unserer Reihe der Filmkritiken rezensiert hatten, erst nach Weihnachten in die deutschen Kinos.

Der polnische Film „Cold War“ von Paweł Pawlikowski hatte beim diesjährigen europäischen Filmpreis gleich in vier Kategorien abgeräumt (wir berichteten hier). Deutscher Kinostart war am 22. November 2018.

Die Filme „Birds of Passage“, „Ayka“ und „Capernaum“, letzterer ein Film der uns auf dem Festival "Around The World in 14 Films" emotional am meisten berührt hat, kommen erst im neuen Jahr nach Deutschland in die Kinos. Filmkritiken folgen.

„Burning“ aus Südkorea wurde bisher in Berlin ebenfalls nur auf dem Festival "Around The World in 14 Films" im November zweimal gezeigt. Ein offizieller deutscher Kinostart ist bisher nicht vorgesehen, was schade ist.

Die Netflix Produktion „Roma“, Gewinner der Filmfestspiele von Venedig, durfte nur kurz vor dem Streaming-Start an drei Tagen als Netflix-Event in ausgesuchten Kinos gezeigt werden, wie wir hier berichteten. Ein offizieller deutscher Kinostart ist nicht erlaubt, während der Film im Nachbarland Polen regulär in den Filmtheatern gezeigt werden kann. Anlässlich des Carimage Filmfestivals im polnischen Bydgoszcz (deutsch: Bromberg) hatten wir nochmals am 18. Dezember 2018 das Meisterwerk aus Mexiko mit einem Trailer erwähnt.

Steven Spielberg: Netflix hat nichts bei den Oscars verloren.

In einem Interview mit ITV News äußerte sich nach Christopher Nolan auch Steven Spielberg kürzlich kritisch darüber, dass Filme von Streamingdiensten wie Netflix bei den Oscars eine Rolle spielen.

"Wenn die Produktionen gut sind, haben sie sich auf jeden Fall einen Emmy verdient - aber keinesfalls einen Oscar. Filme, die sich den Wettbewerbsbonus erschleichen, indem sie lediglich in einer Handvoll Kinos für nicht mal eine Woche gezeigt werden, sollten nicht bei den Oscars zugelassen werden", so Spielberg.


Bereits in Cannes war die Empörung groß, als Thierry Frémaux mit "Okja" und "The Meyerowitz Stories" zwei Netflix-Filme an die Croisette holte (wobei er anschließend noch einmal klar stellte, dass künftig keine Filme mehr im Wettbewerb zugelassen werden, die keinen Kinostart in Frankreich haben).

Tatsächlich sind die Statuten der Onlineauswertung in Frankreich besonders streng. Diese darf erst drei Jahre nach Kinoauswertung erfolgen, was Netflix strikt ablehnt, weshalb "ROMA" in Frankreich auch nicht als kurzfristiges Event laufen darf.

In den USA geht man mit den Sperrfristen nicht ganz so streng um. Vielmehr wünschen sich die großen Hollywood-Studios am liebsten einen gleichzeitigen Start, einen sogenannten "Day-and-Date-Start" auf allen Verwertungswegen, um den Filmpiraten den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Dennoch ist das Geschrei groß in der Branche seitdem sich Netflix dazu entschieden hat, seinen Eigenproduktionen - bei denen ein Award-Potenzial in den USA gesehen wird - auch einen Kino-Release zu ermöglichen. So wurde "Roma" bereits im August für eine Woche in Lichtspielhäusern in Mexico City gezeigt, um ihn für das Oscarrennen zu qualifizieren.

Zuletzt hatte der Streamingdienst mit "Mudbound" einen schönen Erfolg gefeiert: Der Film konnte sich 2018 gleich in mehreren Kategorien über Oscar-Nominierungen freuen (in der Kamera-Kategorie hatte sogar gewonnen). Um die Oscar-Regularien zu erfüllen, musste er nur eine Woche lang in ein paar Kinos in Los Angeles und New York zu sehen sein. Auch mit dem Dokumentarfilm "13th" von Ava DuVernay mischte Netflix bei den Oscars 2018 mit.

Academy Awards gaben neun Kategorien auf einmal bekannt.

Darüber hinaus wurden zum ersten Mal in der Oscar-Geschichte neun Kategorien auf einmal bekannt gegeben, wobei Original-Filmmusik und bester Song erstmals vorausgewählt wurden. Neben der oben genannten Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film waren dies Original-Filmmusik und bester Song, Dokumentarfilm, Dokumentarkurzfilm, Makeup/Hairstyling, Real-Kurzfilm, Animations-Kurzfilm und Visuelle Effekte.

Ursprünglich war geplant einen weitere Kategorie für den beliebtesten Publikumsfilm zu vergeben. Doch dieses Vorhaben wurde kurzfristig wieder verworfen.

Auf die Shortlist der Dokumentarflme schaffte es die deutsche Koproduktion "Of Fathers and Sons" von BASIS BERLIN Filmproduktion. Hier der Trailer:



Die Wahl für die endgültigen Nominierungen läuft vom 7. bis 14. Januar 2019. Die Liste mit den Nominierungen für die 91. Academy Awards wird am 22. Januar 2019 veröffentlicht. Die Verleihung der Oscars findet dann am 24. Februar 2019 statt. Alle Kandidaten für eine Auslandsoscar-Nominierung sind unter www.oscars.org zu finden.

Rückblick auf einige Filme, die nicht in der Shortlist sind.

Zu jenen Titeln von denen man annahm, dass sie ganz sicher in der zumindest erweiterten Shortlist zu finden sein werden, gehörte Matteo Garrones "Dogman" (Italien), dessen Hauptdarsteller Marcello Fonte in Cannes als bester Darsteller geehrt worden war.

Die Schweiz schickte den Dokumentarfilm "Eldorado" von Regisseur Markus Imhoof ins Rennen um eine Nomination in der Kategorie "Foreign Language Film". Der Film über die aktuelle Flüchtlingskrise feierte an der Berlinale 2018 seine Weltpremiere, allerdings nicht im Wettbewerb, sondern außer Konkurrenz.

Für Großbritannien schickte die die BAFTA erneut einen Debütfilm ins Oscarrennen. Im vergangenen Jahr war es Sarmad Masuds "My Pure Land", diesmal war es Rungano Nyonis "I Am Not A Witch", der in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film antreten sollte. Der Film war in der Sprache des Bantu-Volks Chewa gedreht worden und erzählt die Geschichte eines achtjährigen Mädchens, das in ein Hexencamp in Sambia geschickt worden war.

Für Österreich ging Ruth Beckermanns "Waldheims Walzer" ins Oscarrennen. In ihrem Dokumentarfilm, der bei seiner Weltpremiere auf der Berlinale mit dem Glashütte Original Dokumentarfilmpreis für den besten Dokumentarfilm der Berlinale ausgezeichnet worden war, widmet sich Beckermann dem Präsidentschaftswahlkampf in Österreich im Jahr 1986, in dem in Österreich nicht nur heftige Diskussionen über Waldheims NS-Vergangenheit, sondern auch über den Umgang mit der jüngeren Geschichte des Landes im Allgemeinen aufgeflammt waren. Zuletzt war mit Michael Hanekes "Liebe" im Jahr 2013 ein österreichischer Film mit dem Auslandsoscar ausgezeichnet worden.

"Wir sind Champions" von Javier Fesser wurde von Spanien ins Rennen um eine Nominierung in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film geschickt. Die Komödie ist der erfolgreichste heimische Titel am spanischen Boxoffice 2018 mit einem Umsatz von 18,5 Mio. Euro. Der Film erzählt von einem Basketball-Trainer (Spaniens Schauspielstar Javier Gutiérrez), der nach einem selbstverschuldeten Unfall per Gericht dazu verdonnert wird, unentgeltlich ein Team von geistig Behinderten in Basketball zu unterrichten.

"Was werden die Leute sagen" von Iram Haq war Norwegens Oscareinreichung. Die Regisseurin war bereits mit ihrem Debüt "Ich bin Dein" als Kandidat für eine Oscarnominierung ausgewählt worden. Ihr autobiografisch inspiriertes Drama um eine Teenagerin aus Oslo, die von ihrem Vater zu Verwandten nach Pakistan geschickt wird, wurde von Rohfilm Factory Berlin/Leipzig koproduziert und feierte in Toronto vor einem Jahr Weltpremiere und wurde anschließend auf einigen Festivals ausgezeichnet. Kinostart bei uns war im Mai. Unsere Besprechung kann hier nachgelesen werden.

Kroatien wählte Ivan Salajs Politsatire "Osmi povjerenik" ("The Eighth Commissioner") nach erfolgreicher Romanvorlage aus. Der Film feierte seine internationale Premiere beim Filmfest München.

Der ungarische Filmemacher Laszlo Nemes, der 2016 für "Son of Saul" mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet worden war, wurde von seinem Land mit seinem aktuellen Film "Sunset", der in Venedig seine Premiere gefeiert hatte, erneut ins Oscarrennen geschickt. Ungarische Filme waren bis dato zehn Mal in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" für einen Oscar nominiert gewesen. "Sunset" spielt rund 30 Jahre vor "Son of Saul" kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in Budapest lebt und arbeitet und auf der Suche nach ihrem Bruder ist, den sie zuvor nicht gekannt hatte. Der Film kommt erst Ende Februar 2019 in die deutschen Kinos.

Paraguay schickte mit Marcelo Martinessis "Las heredaras" einen Bärengewinner ins Oscarrennen. Der Film über eine lesbische Frau, die damit zurecht kommen muss, dass sie seit 30 Jahren von ihrer Partnerin getrennt ist, feierte auf der Berlinale seine Weltpremiere und wurde dort mit dem Silbernen Bären für Hauptdarstellerin Ana Brun, dem FIPRESCI-Preis und dem Alfred Bauer Preis ausgezeichnet.

Russland schickte das auf wahren Tatsachen basierende Drama "Sobibor" von Konstantin Khabenskij ins Rennen. Der Film spielt 1943 während des Zweiten Weltkriegs und erzählt vom bewaffneten Aufstand im deutschen Vernichtungslager Sobibor, eines Orts der Landgemeinde Włodawa, im südöstlichen Polen. Der Aufstand wurde vom sowjetischen Offizier Alexander Pechersky angeführt und führte zum Massenausbruch. Mit dem Film gibt Khabenskij, der bis dato als Schauspieler tätig war und im Film auch die Hauptrolle spielt, sein Regiedebüt. Christopher Lambert spielt den Leiter des Vernichtungslagers, Nazi-Oberst Karl Frenzel.

Der iranische Filmmacher Asghar Farhadi hatte 2011 mit "Nader und Simin - Eine Trennung" und 2016 mit "The Salesman (Forushande)" den Auslands-Oscar für sein Land geholt. In diesem Jahr wurde "No Date, No Signature", der im vergangenen Jahr im Rahmen der Mostra-Sektion Orrizonti mit zwei Preisen bedacht worden war, von der iranischen Farabi Cinema Foundation ins Rennen um eine Oscarnominierung geschickt. In Vahid Jalilvands Film fährt ein Pathologe das Motorrad eines Vaters und dessen achtjährigen Sohnes an. Sein Angebot, dem Jungen zu helfen, lehnt der Vater ab. Wenig später wird der Achtjährige in dem Krankenhaus, in dem der Pathologe arbeitet, zur Autopsie eingeliefert, nachdem er aus unerfindlichen Gründen verstorben war.

Forderungen des Irans die Oscarverleihung nach der Aufkündigung des Atomabkommens seitens der USA zu boykottieren, wurden seitens der Organisation zurückgewiesen mit folgender Begründung: "Die Academy of Motion Picture Arts and Science ist keine Regierungsorganisation, sondern Angelegenheit der amerikanischen Cineasten. Das amerikanische Kino und insbesondere die Academy bildet zusammen mit der absoluten Mehrheit der Presse- und Medienvertreter das Zentrum der Opposition, der Kritik und der Abweichung von Präsident Donald Trumps Populismus und seiner rassistischen und despotischen Politik."


Zum 39. Mal schickte Island mit "Woman at War - Gegen den Strom" einen Film ins Rennen um eine Oscarnominierung. In Benedikt Erlingssons Film, der in der Cannes-Sektion »Semaine de la Critique« seine Premiere gefeiert hatte, kämpft eine End-Vierzigerin mit Herzblut gegen die Machenschaften der Aluminiumindustrie. Als ihr Antrag auf Adoption eines Kindes aus der Ukraine nach Jahren doch noch genehmigt wird, ändert sich ihr Leben jedoch schlagartig. Der Filmläuft bei uns seit dem 13. Dezember 2018 in den Kinos. Unsere Besprechung samt Trailer folgte am 17.12.2018.

Frankreich schickte Emmanuel Finkiels "La Douleur" ins Oscarrennen, der in Deutschland noch ohne Verleih ist. Dabei handelt es sich um die Verfilmung von Marguerite Duras' halb-autobiografischen Roman "Der Schmerz", in dem die Schriftstellerin von der Heimkehr ihres Mannes erzählt, der das KZ überlebte. Der Film setzte sich zwar gegen Gaspar Noés "Climax", Xavier Legrands "Custody", Emmanuelle Mourets "Mademoiselle de Joncquií¨res" und Claude Lanzmanns "Les Quatre Soeurs" durch, gelang aber nicht auf die Shortlist der Auslandsoscars.

Zu guter Letzt auch noch "The Cakemaker", das vielfach international ausgezeichnete Langfilmdebüt von Ofir Raul Graizer mit Hauptdarsteller Tim Kalkhof, das als israelische Beitrag für den Oscar 2018 ins Rennen gehen sollte. Die deutsch-israelische Koproduktion erzählt von Begierde, Eifersucht, der sinnlichen Kunst des Backens und von Geheimnissen zwischen Liebenden. Unsere Besprechung vom 3. November 2018 kann hier nachgelesen werden.

Überraschung bei den US-Favoriten.

Noch ist die offizielle Nominierungsliste für die englischsprachigen Werke - in der Mehrzahl meist US-Filme - nicht erschienen.

Doch nachdem auf dem Toronto International Film Festival (tiff) Peter Farrellys „Green Book - Eine besondere Freundschaft“ das kanadische Publikum zum Toben brachte und den Publikumspreis gewann, sind weitere Überraschungen nicht auszuschließen. Jedenfalls gilt die Road-Comedy mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali seitdem als starke Konkurrenz für Favoriten wie „A Star Is Born“ oder „Roma“. Hier zum Abschluss der Trailer, dessen deutscher Kinostart am 31. Januar 2019 erfolgt.



Weiteres dazu nach dem 22. Januar 2019 wenn alle Nominierungen feststehen.

Links: oscar.go.com | www.oscars.org
Quellen: Filmecho | Blickpunkt:Film | Academy Awards | Wikipedia


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