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Zwei MDM-geförderte Filme gewinnen beim 24. Sarajevo Film Festival

Preisverleihungen der 24. Ausgabe des Internationalen Sarajevo Film Festival finden vor großer Open-Air-Kulisse statt.



Jedes Filmfestival findet unter einem Logo oder Symbol statt. Für das Sarajevo Film Festival (sff), das vom 10. - 17. Aug 2018 zum 24. Mal stattfand, ist es das Herz als Symbol für Frieden und Liebe geworden.

Die erste Ausgabe fand nämlich 1995, noch während der fast vierjährigen Belagerung von Sarajevo durch bosnische Serben statt, die von unabhängigen Milizionären und Paramilitäreinheiten der ehemaligen jugoslawischen Armee im Bosnienkrieg unterstützt wurden, während die benötigten Filmrollen für die Vorführungen durch einen geheimen Tunnel geschmuggelt wurden, um für die Bewohner Sarajevos, so etwas wie ein kulturelles Leben in den Kellern der Stadt zu bewahren. Eine ehemalige Synagoge beherbergte nun ein Kulturzentrum. Ein schönes, altes Gebäude und ein sicherer Ort für das Festival, geschützt vor Granat- und Scharfschützenbeschuss und groß genug, um fast tausend Festivalbesuchern Raum zu bieten.

Erst nach dem Eingreifen westlicher Staaten folgte am Ende die Unabhängigkeitserklärung des Staates Bosnien und Herzegowina mit seiner Hauptstadt Sarajevo im ehemaligen Jugoslawien. Den Menschen in der Region hat das Sarajevo Film Festival auch nach dem Krieg noch geholfen. Bis heute werden Filme gezeigt, die in den Balkanstaaten spielen, wodurch die verfeindeten Volksgruppen wieder etwas näher zusammengebracht wurden, sodass man heute in manchen Regionen wieder gut miteinander auskommt. Dazu gehört das Nachbarland Kroatien, dessen Fußballmannschaft bei der letzten WM in Moskau mit überragenden Leistungen die ganze Welt in ihren Bann gezogen hatte.

Dass man mit anderen Regionen mit Serben weniger gut in Bosnien zurecht kommt, merkt man immer wieder in zahlreichen Filmen, welche die jugoslawischen Kriegsereignisse von 1991-2001 auch beim Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Cottbus in den letzten Jahren zum Thema nahmen. In Sarajevo wurden diesmal weniger Filme dieser Art gezeigt. Beim Spielfilmdebüt "Teret - The Load" des 1985 geborenen serbischen Regisseurs Ognjen Glavonić, der vor zwei Jahren bereits einen Dokumentarfilm über Massengräber in den Vororten von Belgrad gedreht hatte, kommt das Thema dann doch wieder zutage. Hier der Trailer:



Synopsis:
Der Protagonist des Films, der Serbe Vlada, gespielt von Leon Lučev, bekam für seine Rolle als Lastwagenfahrer den Darstellerpreis überreicht. Im Film musste er 1999, während des Kosovokrieges, Leichen von getöteten Kosovaren*innen in seine Heimatstadt Belgrad, die gerade von der Nato bombardiert wird, transportieren. Das in winterlichen Grau-Braun-Tönen gehaltene Drama nimmt zudem immer wieder Bezug auf die Geschichte von Vladas Vater, der Soldat im Zweiten Weltkrieg war.


Trotz der betrüblichen Erinnerungen werden zumindest in den neun Tagen des Sarajevo Film Festivals in der ganzen Stadt Partys gefeiert und ausgiebig Filme geguckt.

Bei herrlichem Sommerwetter in diesem Jahr erinnern Freilichtvorstellungen und Preisverleihungen im Freien sogar ein wenig an die Großveranstaltungen des Locarno Film Festivals auf der Piazza Grande.

Neben diversen internationalen Produktionen wurden vier Weltpremieren, eine internationale Premiere sowie fünf regionale Premieren gezeigt, die alle entweder in der Ost-Europäischen Region produziert oder koproduziert wurden.

Wettbewerbsprogramm 2018 (Spielfilme):

(WORLD PREMIERES)

"ALL ALONE"
Croatia, Netherlands, Serbia, Montenegro, B&H, 2018, 88 min.
Director: Bobo Jelčić

"LOVE 1: DOG"
Romania, 2018, 103 min.
Director: Florin Șerban

"ONE AND A HALF PRINCE"
Romania, 2018, 103 min.
Director: Ana Lungu

"THE PIGEON THIEVES"
Turkey, 2018, 82 min.
Director: Osman DoÄŸan

(INTERNATIONAL PREMIERES)

"MALI"
Croatia, 2018, 90 min.
Director: Antonio Nuić

(REGIONAL PREMIERES)

"íGA" *Winner (Herz von Sarajevo, Hauptpreis)
Bulgaria, Germany, France, 2018, 96 min.
Director: Milko Lazarov

"HORIZON"
Georgia, Sweden, 2018, 105 min.
Director: Tinatin Kajrishvili

"LEMONADE" *Winner (Regie)
Romania, Canada, Germany, Sweden, 2018, 88 min.
Director: Ioana Uricaru

"ONE DAY" *Winner (Beste Schauspielerin, Zsófia Szamosi)
Hungary, 2018, 99 min.
Director: Zsófia Szilágyi

"THE LOAD" *Winner (Bester Schauspieler, Leon Lučev)
Serbia, France, Croatia, Iran, Qatar, 2018, 98 min.
Director: Ognjen Glavonić

(FOCUS PROGRAMME):

"INFINITE FOOTBALL"
Romania, 2018, 70 min
Director: Corneliu Porumboiu

"MADEMOISELLE PARADIS"
Austria, Germany, 2017, 97 min.
Director: Barbara Albert

"NEVER LEAVE ME"
B&H, Turkey, 2017, 96 min.
Director: Aida Begić

"RUBEN BRANDT, COLLECTOR"
Hungary, 2018, 96
Director: Milorad Krstić

"SMUGGLING HENDRIX"
Cyprus, Germany, Greece, 2018, 93 min.
Director: Marios Piperides

"THE MARRIAGE"
Kosovo, Albania, 2017, 97 min.
Director: Blerta Zeqiri

"TOUCH ME NOT"
Romania, Germany, Czech Republic, Bulgaria, France, 2018, 125 min.
Director: Adina Pintilie

"WILD PEAR TREE"
Turkey, France, Macedonia, Bulgaria, B&H, Sweden, Germany, 2018, 188 min.
Director: Nuri Bilge Ceylan

Die internationale Koproduktion „íga“ unter der Regie von Milko Lazarov ist mit dem Hauptpreis des 24. Sarajevo Film Festivals ausgezeichnet worden. Der Film lief im Februar auf der 68. Berlinale als Abschlussfilm des Wettbewerbs außer Konkurrenz. Der Verleih »Neue Visionen« startet den Film unter dem Titel „Nanouk“ am 18. Oktober 2018 in den deutschen Kinos.
Hier der Trailer:



Synopsis:
In seinem zweiten Spielfilm „íga“ erzählt der bulgarische Regisseur Milko Lazarov die Geschichte des Rentierhirten Nanook und seiner Frau Sedna, die als letzte Inuit nach alter Tradition in ewigem Eis und Schnee leben. Als Sedna schwer erkrankt, bleibt für Nanook nur die Versöhnung mit seiner Tochter íga, die sich vom traditionellen Leben abgewandt hat. Nanook tritt den Weg in eine Welt an, die er nicht begreift und in der kein Platz für jemanden wie ihn ist.


Den Preis für die beste Regie sprach die Jury Ioana Uricaru für „Lemonade“ zu. Auch die rumänisch-deutsche Koproduktion unter Beteiligung von Kanada und Schweden wurde zuerst auf der 68. Berlinale gezeigt. Der Film lief in der Sektion Panorama und kommt am 4. Oktober 2018 in die deutschen Kinos. Hier der Trailer:



Synopsis:
„Lemonade“ ist das Langfilmdebüt der rumänischen Filmemacherin Ioana Uricaru. Im Mittelpunkt steht die 30-jährige Rumänin Mara, die vor kurzem mit ihrem neunjährigen Sohn Dragos in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist. Vor ein paar Monaten hatte sie dort den amerikanischen Bauarbeiter Daniel kennengelernt und gleich geheiratet. Der Film folgt Mara bei einer Reihe von einschneidenden Begegnungen, die an ihren Traum geknüpft sind, in der Fremde ein besseres Leben zu finden.


Beide Spielfilme wurden übrigens von der Halleschen Firma 42film koproduziert und von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) unterstützt.

Die Publikumspreise ging an den Spielfilm "CAPERNAUM" und an den Dokumentarfilm "SRBENKA". In der Sektion für die Teens holte sich “OLD BOYS" von Toby MacDonald aus Großbritannien den ersten Preis, während “GAJA's WORLD” von Peter Bratuša aus Slowenien den Preis für den besten Kinderfilm erhielt. Bester Dokumentarfilm wurde "ROUGH CUT BOUTIQUE".

Wie das Magazin Variety berichtete unterzeichnete Mirsad Purivatra, der Direktor des Sarajevo Filmfestivals, letzten Mittwoch eine 5050í—2020 Charter, um die immer noch bestehende Gender Lücke zwischen Filmemachern und Filmemacherinnen als Festivalleiter minimieren zu helfen. Die Charta, die in diesem Jahr in Cannes eingeführt wurde, enthält mehrere Zusagen zur Teilnahme am Sarajevo Festival, wie zum Beispiel die Erstellung geschlechtsbezogener Statistiken zu den eingereichten und ausgewählten Filmen und den gleichen Anteil an Frauen in Führungspositionen auf dem Festival.

Link: www.sff.ba
ots by dpa | Spiegel | Screen | Variety | Tagesspiegel


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