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Konrad-Wolf-Preis 2017 der ADK geht an Márta Mészáros

Akademie der Künste Berlin vergibt Preis an ungarische Filmregisseurin.



Der diesjährige »Konrad-Wolf-Preis« der Akademie der Künste Berlin geht an die ungarische Filmregisseurin Márta Mészáros. Die Verleihung des Preises, der mit 5.000 Euro dotiert ist, findet am 18. Oktober 2017 statt. Zur Begrüßung wird Jeanine Meerapfel sprechen, Filmemacherin und Präsidentin der Akademie der Künste. Die Jury bildeten die Akademie-Mitglieder Bettina Böhler (Filmeditorin), Gisela Tuchtenhagen (Kamerafrau, Dokumentarfilmregisseurin) und Tamara Trampe (Filmemacherin, Dramaturgin).

Aus der Jurybegründung: „Die Arbeit an etwa 60 Filmen wird zu einer lebenslangen Suche nach einem Ausdruck für ihre eigene Biografie und so auch für das Leben und Werden der Menschen im 20. Jahrhundert. Zwei Weltkriege, die Zeit der Säuberungen während der Stalinzeit, die Niederschlagung des Volksaufstandes in Ungarn 1956, haben die Gesellschaft geprägt. Angst und Misstrauen, Verdrängung und das Bedürfnis zu vergessen, sickern wie Gift in alle Beziehungen. Márta Mészáros aber sucht die Kraft des Individuums, das Widerständige. (”¦) Dieses genaue Wissen um das Milieu ihrer Protagonisten, vorwiegend Frauen, hat ihre Ästhetik geformt und ist bis heute überzeugend und anrührend.“


Márta Mészáros wird 1931 im ungarischen Kispest geboren. Als Fünfjährige emigriert sie mit ihren Eltern nach Kirgisien. Dort wird ihr Vater, ein Bildhauer, im Zuge der stalinistischen Säuberungen hingerichtet und ihre Mutter stirbt nur wenig später an Typhus. Márta Mészáros wächst bei einer Pflegemutter auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt sie nach Ungarn zurück. In Moskau studiert sie als eine der wenigen Frauen Regie. Zurück in Ungarn beginnt sie Kurz- und Dokumentarfilme zu drehen, 1968 entsteht ihr erster Spielfilm: Das Mädchen. Bezeichnend für Mészáros‘ Werk ist die untrennbare Verknüpfung ihrer autobiografischen Erfahrungen mit der Geschichte Ungarns, die sich im Zusammenspiel von dokumentarischem Material und fiktionalem Inhalt wiederfinden. Insbesondere die Tagebuch-Trilogie, die in den 1980er Jahren entstand, zeugt davon, wie sehr sie sich als Chronistin ihres Landes versteht. Weltweit wurde ihr Werk mit Preisen bedacht, so erhielt sie den Goldenen Bären bei der Berlinale 1975 für Adoption, 2007 die Berlinale Kamera für ihr Lebenswerk sowie weitere Auszeichnungen bei den Festivals in Cannes, Venedig, San Sebastián, Karlovy Vary und Moskau. Márta Mészáros lebt in Budapest.

Benannt nach dem Filmregisseur und langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR wird der Konrad-Wolf-Preis jährlich für herausragende künstlerische Leistungen auf den Gebieten der Darstellenden Kunst oder der Film- und Medienkunst vergeben. Preisträgerinnen und Preisträger waren zuletzt Nicola Hümpel von Nico and the Navigators (2016), Christoph Schlingensief/ Operndorf Burkina Faso (2015), Jürgen Holtz (2014) und die Fotoagentur Ostkreuz (2013).

Preisverleihung
Mittwoch, 18. Oktober 2017, 19 Uhr, Eintritt frei!
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
Berlin-Tiergarten

Im Anschluss an die Preisverleihung wird der Film "Das Mädchen" (Ungarn, 1968) gezeigt.

Filmstill: "Das Mädchen | The Girl | Eltávozott nap" by Márta Mészáros (1968)


Synopsis:

Zurückhaltend und feinfühlig schildert Márta Mészáros in ihrem ersten Spielfilm den Emanzipationsprozess der 24-jährigen Fabrikarbeiterin Erzsi, die ruhelos durch ihr Leben streift. Im Kinderheim aufgewachsen, macht sie sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter, die sie nach der Geburt weggegeben hat. Als sie im Dorf der Mutter angekommen ist, bereut diese schon wieder, einem Treffen zugestimmt zu haben, und gibt die Tochter vor ihrer Familie als Nichte aus Budapest aus. Die sprachlose Distanz zwischen Mutter und Tochter lässt sich nicht aufheben, und Erzsi bleibt in der mütterlichen Familie ein Fremdkörper. Auf der Zugfahrt lässt sie sich widerstrebend auf die Avancen eines jungen Mannes ein, bleibt emotional aber abwesend. Erst zum Schluss scheint die Möglichkeit einer zukünftigen Bindung auf.


Link: www.adk.de
Quellen: ADK | Arsenal Berlin


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