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74. Filmfestival von Venedig - Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica

Schauspielerin Annette Bening übernimmt die Leitung der Venedig-Jury.



Die 74. FILMFESTSPIELE VON VENEDIG, La Biennale di Venezia, werden vom 30. August bis zum 9. September 2017 auf dem Lido von Venedig veranstaltet. Das Ziel des Festivals ist es, das Bewusstsein zu schärfen und die verschiedenen Aspekte des internationalen Kinos in all seinen Ausprägungen zu fördern: als Kunstform, zur Unterhaltung und als Wirtschaftsfaktor in einem Geist der Freiheit und des Dialogs.

In diesem Jahr stehen die Festspiele im Zeichen strenger Sicherheitsvorkehrungen zur Vorbeugung von Terroranschlägen. Gäste und Journalisten werden erstmals strengen Kontrollen unterzogen. Sogar Spürhunde sollen auf der Suche nach Sprengkörpern eingesetzt werden, Taucher werden die Gewässer um den Lido kontrollieren und Scharfschützen auf den Dächern für die Sicherheit der VIPs sorgen, berichtete die Polizei in Venedig am Mittwoch.

Im Gegensatz zu Cannes waren die Festspiele von Venedig eher familiär ausgerichtet und relativ lasch in ihren Kontrollen. Doch schon im Vorfeld wurden Journalisten intensiver als zuvor zu ihren Akkreditierungen befragt. Im Zweifel von Legitimation soll es auch schon vermehrt zu Ablehnungen gekommen sein, wie uns berichtet wurde.

Trotzdem wird auch in diesem Jahr wieder mit einer Starparade am Lido gerechnet, denn während der jährlichen "Mostra internazionale d'arte cinematografica di Venezia" herrscht absolute Hochsaison. Dann sind die Top-Hotels ausgebucht, die Plätze in den Restaurants reserviert und die Vaporetti auf den Kanälen noch überfüllter als sonst. Für den roten Teppich werden Stars erwartet wie Sienna Miller, Kirsten Dunst, Helen Mirren, Charlotte Rampling, Vince Vaughn, Ethan Hawke und Jim Carrey.

Zu den großen Namen, die in Venedig eintreffen, zählt auch George Clooney, der mit der schwarzen Komödie „Suburbicon“ (nach einem Skript der Coen-Brüder) seinen sechsten Spielfilm als Filmemacher vorstellt. Die Hauptrollen spielen Matt Damon, Julianne Moore, Oscar Isaac und Noah Jupe. Hier der Trailer:



Matt Damon ist auch der Protagonist der Science-Fiction-Satire „Downsizing“ bei der auch der Österreicher Christoph Waltz mit von der Partie ist. Der Streifen eröffnet die diesjährigen Filmfestspiele. Matt Damon spielt darin unter der Regie von Alexander Payne einen Ergotherapeuten, der sich, um Ressourcen zu sparen, auf knappe zehn Zentimeter schrumpfen lässt. Das sozialkritische Werk, welches auf das Problem der Überbevölkerung auf der Erde aufmerksam machen will, wird bei dem Festival am 30. August 2017 seine Weltpremiere feiern. Payne drehte in der Vergangenheit Komödien wie „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“  sowie „Nebraska“.

Jennifer Lawrence und Javier Bardem sind die Hauptdarsteller von Darren Aronofskys Horrorfilm „Mother!“ und Guillermo del Toro („Pacific Rim“) hat „The Shape of Water“ mit Michael Shannon, Octavia Spencer und der britischen Schauspielerin Sally Hawkins besetzt.

Der derzeit in Berlin lebende Chinese Ai Weiwei hält mit seinem Dokumentarfilm „Human Flow“ die deutsche Fahne hoch. Er setzt sich mit der weltweiten Flüchtlingsproblematik auseinander und hat dafür in mehr als 20 Ländern gedreht.

Hohe Erwartungen werden auch in Abdellatif Kechiches Liebesdrama „Mektoub, My Love: Canto uno“, eine Literaturadaption, gesetzt, dessen letzter Film, "Blau ist eine warme Farbe", in Cannes die Goldene Palme gewann. Aus Italien kommen vier Produktionen, darunter „The Leisure Seeker“ von Paolo Virzi („Die süße Gier“, „Die Überglücklichen“) mit Helen Mirren und Donald Sutherland sowie Ziad Doueiris im Beirut von heute angesiedeltes Drama „L’insulte“.

Darüber hinaus befinden sich im Kampf um die Löwen "Three Billboards Outside of Ebbing, Missouri" von Martin McDonagh mit Frances McDormand, "La Villa" von Robert Guediguian, "Lean on Pete" von Andrew Haigh, der zuletzt in Berlin mit "45 Jahre" seinen Durchbruch gefeiert hatte, "Sandome No Satsujin" von Hirokazu Koreeda, "Jusqu'í  la Garde" von Xavier Legrand, das neapolitanische Musical "Ammore e malavita" von den Manetti-Brüdern, "Hannah" von Andrea Pallaoro, "Foxtrot" von Samuel Maoz, "Jia Nian Hua" von Vivian Qu, "Una Famiglia" von Sebastiano Riso, "First Reformed" von Paul Schrader mit Ethan Hawke und Amanda Seyfried sowie "Sweet Country" von Warwick Thornton mit Sam Neill und Bryan Brown.

Insgesamt wurden 3492 Filme für die 74. Ausgabe des 1932 gegründeten ältesten A-Filmfestivals der Welt gesichtet. Davon laufen 21 Filme im Wettbewerb, darunter zwei Dokumentationen - „Ex Libris – The New York Public Library“ von Frederick Wiseman („Titicut Follies“) ist der zweite Dokumentarfilm im Wettbewerb.

19 Werke in der Reihe Orizzonti.

Insgesamt 19 Werke laufen in der Reihe Orizzonti, die – vergleichbar mit dem Forum der Berlinale – neue Trends sucht und gerne unkonventionelle Arbeiten vorstellt. Dort ist auch der deutsche Filmemacher Rick Ostermann vertreten, dessen zweiter Langfilm "Krieg" in Venedig seine Weltpremiere feiern wird.

Die Orizzonti-Filme im Überblick:

Eröffnungsfilm: "Nico 1988" (Regie: Susanna Nicchiarelli)
"Disappearence" (Regie: Ali Asgari)
"Espí¨ces Menacées" (Regie: Gilles Bourdos)
"The Rape Of Recy Taylor" (Regie: Nancy Buirski)
"Caniba" (Regie: Lucien Castaing-Taylor, Verena Paravel)
"Les Bienheureux" (Regie: Sofia Djama)
"Marvin" (Regie: Anne Fontaine)
"Invisible" (Regie:Pablo Giorgelli, dt. Koproduzent: Augenschein Filmproduktion)
"Brutti E Cattivi" (Regie: Cosimo Gomez)
"The Cousin" (Regie: Tzahi Grad)
"The Testament" (Regie: Amichai Greenberg)
"No Date, No Signature"
(Regie: Vahid Jalilvand)
"Los Versos Del Ovido" (Regie: Alireza Khatami, dt. Koproduzent: Endorphine Production)
"La Nuit Ou J'ai Nagé" (Regie: Damien Manivel, Igarashi Kohei)
"Krieg" (Regie:Rick Ostermann)
"West Of Sunshine" (Regie: Jason Raftopoulos)
"Under The Tree" (Regie: Hafsteinn Gunnar Sigurdsson)
"La Vita In Commune" (Regie:Edoardo Winspeare)
"Gatta Cenerentola" (Regie: Alessandro Rak, Ivan Cappiello, Marino Guarnieri, Dario Sansone)

Über Rick Ostermanns "Krieg".

Der WDR Fernsehfilm "Krieg", die einzige rein deutsche Produktion in Venedig, die ihre Premiere in der Orizzonti-Reihe feiert, ist ein vielschichtiges und spannendes Drama. Rick Ostermann inszenierte den Film über eine ungewöhnliche Trauerarbeit, die in einen Kampf auf Leben und Tod mündet. In den Hauptrollen sind Ulrich Matthes, Barbara Auer und Jördis Triebel zu sehen.

Schon Rick Ostermanns Debutfilm "Wolfskinder" war 2013 beim Internationalen Film Festival Venedig zu Gast und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Das Drehbuch für den WDR Fernsehfilm für Das Erste schrieb Grimme-Preisträgerin Hannah Hollinger, basierend auf dem gleichnamigen und vielbeachteten Roman von Jochen Rausch. Die Kamera führte Leah Striker. "Krieg" ist eine Produktion der Schiwago Film GmbH (Produzent: Marcos Kantis, Producerin: Louise von Johnston), unterstützt von Cine Tirol Film Commission, im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks Köln für Das Erste. Die Redaktion hat Corinna Liedtke (WDR).

Zum Inhalt:

Arnold (Ulrich Matthes) und seine Frau Karen (Barbara Auer) sind schockiert, als ihr gemeinsamer Sohn Chris (Samuel Schneider) ihnen mitteilt, dass er sich für die Bundeswehr verpflichtet hat und der Einsatz bereits kurz bevorsteht. Der Auslandseinsatz des Sohnes ist der Beginn einer zermürbenden Zeit für Arnold und Karen. Und in der Tat ereilt das Ehepaar eines Tages die ebenso gefürchtete wie fürchterliche Nachricht, dass ihr Sohn gefallen ist. Karen zerbricht an dem Tod von Chris. Arnold will alles hinter sich lassen und zieht sich mit seinem letzten gebliebenen Gefährten, seinem Hund, auf eine einsame Berghütte zurück. Doch kaum in den Bergen angekommen, ist er einem unbekannten Feind ausgesetzt, einem Mann, der Arnolds Besitz verwüstet und seinen Hund lebensgefährlich verletzt. Arnold führt einen Krieg gegen diesen gesichtslosen Fremden, dessen Identität ein Geheimnis bleibt. In Anne (Jördis Triebel) begegnet Arnold einem Menschen, der ihm wieder einen Blick für etwas jenseits seines Einsiedlerlebens ermöglicht. Doch dann kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf zwischen Arnold und dem unbekannten Fremden. Ein Kampf auf Leben und Tod.


Neunköpfige Jury unter Vorsitz von Annette Bening.

Die amerikanische Schauspielerin Annette Bening („American Beauty“, "Jahrhundertfrauen") übernimmt die Leitung der neunköpfigen Wettbewerbsjury der 74. Filmfestspiele von Venedig. Damit ist nach sehr langer Zeit wieder eine Frau an der Spitze der Jury - zuletzt bekleidete Catherine Deneuve diesen Posten im Jahr 2006, davor wiederum kamen Gong Li (2002) und Jane Campion (1997) zum Zuge.

Festivalchef Alberto Barbera freut sich: "Es war längst Zeit, mit der langen Liste an männlichen Präsidenten zu brechen und eine brillante, talentierte und inspirierende Frau auf den Entscheiderposten der Wettbewerbsjury zu setzen."

In einem ersten Statement sagte die vier Mal für den Oscar nominierte Schauspielerin: "Ich fühle mich sehr geehrt, dass mir dieses Amt angeboten wurde. Ich freue mich auf alle Filme, die ich dort sehen werde, und auf die gemeinsame Arbeit mit den anderen Jury-Mitgliedern. Wir werden gemeinsam die besten aktuellen Produktionen aus aller Welt feiern."


Annette Bening zur Seite stehen unter anderem der Regisseur Edgar Wright („Baby Driver“), die Berlinale-Siegerin Ildiko Enyedi („Körper und Seele“), die US-Darstellerin Rebecca Hall („Vicky Cristina Barcelona“) sowie der renommierte britische Filmkritiker David Stratton an.

Erste Gewinner stehen bereits fest.

Goldene Löwen fürs Lebenswerk bekommen Jane Fonda und Robert Redford.

Festivalchef Alberto Barbera würdigt Fonda als "Schauspielerin mit außerordentlichem Erfolg", deren Schaffen von "Leidenschaft" und "Unabhängigkeit" gekennzeichnet sei.

Redford habe sein Publikum mit "Strenge, Intelligenz und unvergleichlicher Anmut durch 50 Jahre US-Geschichte be-
gleitet"
.


Jane Fonda und Robert Redford spielen die Hauptrollen in der Netflix-Produktion "Our Souls At Night" von Ritesh Batra, die anlässlich der Gala in Venedig am 1. September 2017 im Palazzo del Cinema außer Konkurrenz läuft. Erzählt wird die Geschichte von zwei Nachbarn, die bereits Jahrzehnte lang im selben kleinen Städtchen in Colorado wohnen, bevor sich ihre Wege das erste Mal kreuzen.

Gemeinsam sind die beiden auch noch einmal in Sydney Pollacks „Der elektrische Reiter“ (1979) in der Retrospektive zu sehen.

Den Jaeger-LeCoultre-Award erhält Stephan Frears, der außer Konkurrenz sein biographisches Drama „Victoria and Abdul“ mit Judi Dench als englischer Königin vorstellen wird.

Frears ist kein seltener Gast am Lido: Im Jahr 2000 lief dort sein Film "Liam", für den Schauspielerin Megan Burns den Marcello Mastroianni Award gewonnen hat. Zwei Jahre später feierte sein "Dirty Pretty Things" Premiere im Wettbewerb der Mostra. 2006 lud ihn das Festival dann mit "Die Queen" ein, der Hauptdarstellerin Helen Mirren den Volpi Cup als beste Schauspielerin bescherte (sowie später auch den Oscar). Zuletzt war er mit "Philomena" am Lido vertreten, der dort für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde.

"Profiliert und unvorhersehbar, eklektisch und provokant - Stephen Frears lechzt danach, die monolithische Definition seines Kinos herauszufordern. Neben Ken Loach und Mike Leigh zählt er zu den dynamischsten und repräsentativsten Stimmen des aktuellen britischen Kinos", sagt Festivalchef Alberto Barbera über die Auszeichnung des zwei Mal für den Oscar nominierten Filmemachers.


Weitere Filme, die außer Konkurrenz laufen.

Außer Konkurrenz laufen auch der Zombiewestern "Brawl in Cell Block 99" von S. Craig Zahler mit Vince Vaughn, "Ourage Coda" von Takeshi Kitano, "Our Souls at Night" mit Ritesh Batra und „Loving Pablo“ über das Leben des berüchtigten kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar mit den auch privat liierten spanischen Hollywood-Größen Javier Bardem und Penélope Cruz in den Hauptrollen.

Dazu ein dreistündiger Film über die New Yorker Stadtbibliothek und die Dokus "Cuba and the Cameraman" von Jon Alpert, "My Generation" mit Michael Caine und "The Devil and Father Amorth", eine Studie über einen berühmten Teufelsaustreiber von „Exorzist“-Regisseur William Friedkin sowie "Jim & Andy: The Great Beyond. Jim Carrey, Andy Kaufman and Tony Clifton" von Chris Smith.

Link: www.labiennale.org/en/cinema
Quellen: Tagesspiegel | 3sat | Blickpunkt:Film | Presseportal | dpa | Südtirol.it | Manager Magazin | Stuttgarter Zeitung


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