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Das 23. Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg 2017 vergab seine Preise

Gershon-Klein-Filmpreise für „1945“ und „Auf Ediths Spuren – Tracking Edith“ beim 23. Jüdischen Filmfestival Berlin & Brandenburg.



Das 23. Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg (JFBB) vergab zum Abschluss des zehntägigen Filmfestivals am 11. Juli 2017 die mit insgesamt 7000 € dotierten Gershon-Klein-Filmpreise, die alljährlich von der Familie Klein gestiftet und an erfolgreiche Filmregisseure verliehen werden. Die Preise – „Beste Regie Spielfilm“, „Beste Regie Dokumentarfilm“ und die „besondere Empfehlung eines Deutschen Films mit jüdischer Thematik“ - wurden von drei verschiedenen Jurys vergeben.

Die Kritikerjury, die in diesem Jahr aus den Filmjournalisten Anna Wollner, Avner Shavit und Barbara Schweizerhof bestand, kürte Regisseur Ferenc Törönk für seinen Spielfilm „1945“ mit der Auszeichnung „Beste Regie Spielfilm“. Der Film lief erstmals im Februar Berlin in der Panorama-Sektion der diesjährigen 67. Berlinale und war von uns bereits am 1. Juli 2017 mit einer ausführlichen Kritik gewürdigt worden. Hier nochmals der Trailer:



Aus der Jury-Begründung:
„Ferenc Törönks ‚1945’ fängt die Nachwirkungen des Holocaust in einem kleinen ungarischen Dorf in all seiner bitteren Mischung aus Trauer und Schuld ein. In ergreifenden Schwarzweißbildern alter Westernfilme zeigt der Film nicht die genreüblichen Duelle, sondern die stumme Konfrontation zwischen den Straftätern und Mitläufern auf der einen und den Überlebenden und Verwandten der Opfer auf der anderen Seite. Törönk inszeniert eine gespenstische Atmosphäre, die vom ersten Bild an fesselt. Ein Film, der sich schon jetzt wie ein Klassiker anfühlt.“


Die Radio Eins Hörerjury vergab den Preis für die „Beste Regie Dokumentarfilm“ an Peter Stephan Jungk, der „Auf Ediths Spuren – Tracking Edith“ beim JFBB präsentierte. Hier der Trailer des spannenden Films über die in den 1930er Jahren für ihre sozialkritischen Aufnahmen bekannt gewordene Fotografin Edith Tudor-Hart (1908-1973), geborene Suschitzky, die in London als Agentin des sowjetischen Geheimdiensts KGB unterwegs war. Ihr Großneffe, der austro-amerikanische Autor Peter Stephan Jungk, geht in seiner Doku ihren Beweggründen nach.



Aus der Jury-Begründung:
„Das spannende Porträt, welches der Schriftsteller und Regisseur von seiner Großtante Edith Tudor-Hart zeichnet, kann in seiner emotionalen Kraft niemanden unberührt lassen. Die Lebensgeschichte einer mutigen, ungewöhnlichen Frau, die für ihre politischen Überzeugungen gekämpft und gelebt hat. Ein Film über Fotografie, Spionage und die Aufdeckung eines Familiengeheimnisses.“


Bereits bei der Eröffnungsgala vergab ein Ehrengremium bestehend aus den Schauspielerinnen Adriana Altaras und Birge Schade eine „besondere Empfehlung eines Deutschen Films mit jüdischer Thematik“ an Chris Kraus’ „Die Blumen von gestern“. Der Produzent des Films Danny Krausz nahm den Preis entgegen. Der Film erlebte seine Uraufführung im letzten Jahr bei den Hofer Filmtagen und wurde zur Eröffnung des Festivals stürmisch gefeiert. Allerdings gab es auch zahlreiche kritische Stimmen, denen wir uns angeschlossen hatten. Hier der Trailer:



Aus der Jury-Begründung:
„Ja es gibt ihn, den guten deutschen Film mit jüdischem Thema! In ‚Die Blumen von gestern’ geht es emotional, existenziell und urkomisch zu. Dabei wird nie aus den Augen verloren, in welchem Dilemma die zweite und dritte Generation nach der Schoah steckt. Also: unbedingt ausschauen.“


Über das Festival und den Gershon-Klein-Filmpreis:
Das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg ist seit mehr als zwei Jahrzehnten das älteste und größte Forum für den jüdischen und israelischen Film in Deutschland. 44 Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme, Filme aus Ungarn, Frankreich, USA, Österreich, Israel, Hong Kong, Australien, Kanada und der Schweiz waren bei der 23. Ausgabe des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg vom 2. -11. Juli 2017 in 14 Spielstätten unter dem Motto „Nicht ganz koscher“ zu sehen.

Gewidmet sind die Gershon-Klein-Filmpreise dem 1999 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Gerhard Klein. In Berlin war Klein eine „Kinolegende“. Das Zehlendorfer Filmkunstkino „Capitol Dahlem“, das mittlerweile zur Yorck-Kinogruppe gehört, ist seine Schöpfung und wurde nach seiner Gründung 1956 drei Jahrzehnte lang zu einem beliebten Treffpunkt und zu einer Institution mitten im West-Berliner Studentenviertel. Als Kinderdarsteller hatte Klein, aus einer gutbürgerlichen jüdischen Berliner Familie stammend, selbst vor der Kamera und auf der Bühne gestanden. Er war u.a. der Professor in Erich Kästners Bühnenfassung von „Emil und die Detektive“ und spielte in Max Ophüls’ erstem Tonfilm „Dann schon lieber Lebertran“ eine Hauptrolle. 1933 traf ihn das Berufsverbot der Nazis. 1939 gelang ihm die Flucht nach Palästina, wo er in einem Kibbuz arbeitete und das noch heute bestehende avantgardistische „Teatron Kameri“ in Tel Aviv mitbegründete. Seine Eltern sah er nie wieder. 1952 kehrte Klein nach Deutschland zurück. Für seine anspruchsvolle Programmgestaltung im „Capitol Dahlem“ erhielt er mehrere Auszeichnungen, u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Link: www.jfbb.de
Quelle: SteinbrennerMüller Kommunikation



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