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Rückblick auf den Technik-Wahn der NAB Show in Las Vegas

Kino der grenzenlosen Freiheit im virtuellen Rausch.



Wenige Wochen nach der CinemaCon (27.-30. März 2017 | wir berichteten hier) folgte vom 22.-27. April 2017 auch die NAB Show wieder in Las Vegas. Im nächsten Jahr werden die Termine allerdings getauscht. Dann findet die Messe der Filmtheaterbesitzer (CinemaCon) erst am 23. April 2018 statt und die Aussteller von Filmequipment werden zuvor ab 7. April 2018 neueste Produkte auf der NAB präsentieren.

Aufwändigere Technik für neues Zielpublikum.

Während man sich in Deutschland auf dem Filmtheaterkongress in Karlsruhe vor wenigen Tagen noch darum stritt, mit welchen Werbe- und Umbaumaßnahmen man die verloren gegangenen jungen Zuschauer im Alter von 19-29 Jahren wieder zurück ins Kino locken kann, präsentierte Sony bereits auf der CinemaCon mit einem neuen 4K-Laser-Projektor, die mit Spannung erwartete RGB-Laserprojektionstechnik der nächsten Generation, die nur durch eine einzige Linse besonders klare und helle 3D-Bilder auf die Leinwand werfen kann, um somit durch verbesserte Technik neue Zuschauergruppen für das Kino begeistern zu können.

Das neue bahnbrechende System zeigt durch ein Objektiv gleichzeitig zwei Bilder in echter 4K-Auflösung und erzielt so eine gleichmäßige, augenschonende 3D-Präsentation. Zudem bieten alle Projektoren von Sony branchenführende Bildqualität mit einem spektakulärem Kontrast von 8000:1 – mit besonders niedrigen Gesamtbetriebskosten, hoher Lichtleistung und einfacher Wartung.

Themen der NAB: Holographie, 360°-Kino und Luftaufnahmen.

Auch auf der NAB Show war man Technik verliebt. Allerdings nach dem Motto, dass die Freiheit grenzenlos sein muss. Demzufolge waren das 360° Kino sowie Virtual Reality und holographische Bilder mehr der Renner.

Oft mangelt es jedoch an den passenden Werkzeugen, mit denen sich Brücken schlagen und Verbindungen zwischen unterschiedlichsten Systemen überhaupt erst herstellen lassen. Für viele Unternehmen steht deshalb die Optimierung des Workflows und die Vereinfachung der Arbeitsprozesse ganz oben auf der Agenda.

Auch Spezialanwendungen wie Kamerafahrten, die unmittelbar auf Bodenhöhe beginnen und in einer ruckfreien, sanften Bewegung in die Höhe von rund fünf Metern führen, waren ebenso von Interesse wie Flugaufnahmen mit Drohnen. Es passiert aber immer wieder, dass die Leute denken, sie bekommen für ganz wenig Geld die gleichen Aufnahmen wie mit einem Helikopter. Das ist oft schon schiefgegangen. Die Unterschiede sind technikseitig, wie bei der Geschwindigkeit und Reichweite, aber auch rechtlicher Natur, wie bei den unterschiedlichen Aufstiegshöhen: Die Drohne darf rein rechtlich gesehen in Deutschland 100 Meter aufsteigen, nur mit Ausnahme auch höher. Beim Hubschrauber braucht man allerdings in diesen relativ geringen Höhen bereits schon eine Tieffluggenehmigung.

Gestalterisch fangen die Unterschiede auch bei den verwendeten Optiken an: Mit einer 20-mm-Optik an der Drohne erhält man keine Bilder, die mit dem Zoom einer 30-300-Fujinon im Cineflex-Gehäuse möglich sind. Die Manövrierfähigkeit einer Drohne mag für Häuserschluchten und Felsspalten prädestiniert sein, bei der Überwindung größerer Strecken, wie bei dem „Berlin/Brandenburg von oben“-Projekt, ist der Hubschrauber effizienter.

Nicht nur für Videoprofis, sondern auch für Musiker, Podcaster und YouTuber präsentierte Sound Devices mit den Audiorecordern MixPre-3 und MixPre-6 ultrakompakte Geräte, die mittels einfacher Touchscreen-Bedienung sowohl Audio aufzeichnen können, als auch USB-Audio-Streaming beherrschen und sogar als Interface zum Rechner geeignet sind.

Adobe stellt zur NAB2017 neue Versionen verschiedener Softwares vor, die eine bessere Anbindung von After Effects beinhalten und in Bälde verfügbar sein sollen.

MPEG-H 3D Audio löst das mp3-Format ab.

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) gab während der NAB Show am 23. April 2017 bekannt, dass das Lizenzprogramm für das von ihr Ende der 1980er Jahre entwickelte »mp3 Audio Format« beendet wurde. Mit mp3 konnten Audioinhalte mit mehr oder weniger großem Qualitätsverlust stark komprimiert werden, um diese zu verschicken oder aufzubewahren, denn damals waren mit der Floppy-Disc die Speicherformate und Speicherkapazitäten noch arg begrenzt. Bekanntester Vertreter für komprimierte Audiosignale wurde der Apple iPod, während Sony mit dem weniger bekannten ATRAC-Format die Mini-Disc zu etablieren versuchte.

Ein Nachfolger für das mp3 Format ist allerdings auch schon gefunden. Das Fraunhofer IIS wies extra darauf hin, dass es inzwischen bessere und modernere Verfahren wie AAC und in Zukunft auch MPEG-H Audio gibt. Apple nützt AAC beispielsweise schon seit 2003 zusammen mit iTunes. Auch das flac Format (Free Lossless Audio Codec) ist insbesondere für hochwertigen Audio-Stream und den Download von High-Res. Audiodateien etabliert und kann auf zahlreichen portablen Geräten ohne Umwandlung direkt abgespielt werden.

Das vom Fraunhofer IIS gemeinsam mit Technicolor/Orange Labs entwickelte MPEG H 3D Audio soll offiziell zu den Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang (Südkorea) eingeführt werden, wie die MPEG-H Audio Alliance schreibt. Es erlaubt eine präzise Ortung der Schallwellen im Raum ist aber nicht nur für 3D-Audio vorgesehen, sondern soll sowohl Ultra-HD-TV-Zuschauern wie auch Digital-Radio-Zuhörern über IP-Netzwerke erlauben, verschiedene Sprachen anzuwählen oder die Lautstärke des Kommentars im Vergleich zu den Umgebungsgeräuschen zur besseren Verständigung lauter oder leiser zu drehen.

Tatsächlich kommt MPEG-H Audio schon jetzt auf Smartphones wie dem Google Nexus, Samsungs Gear, LGs 360 VR HMD oder in der Hulu VR-App zum Einsatz und kann natürlich die komplexen 3D-Audio-Daten auch einfach für einen binauralen Kopfhörermix rendern. Sollte sich das Format durchsetzen, müssten die Verbraucher sich ggf. neue Geräte anschaffen.

Premium-Kinoangebote mit HDR und 4K-Projektion.

Wichtiges Thema der Ymagis-Gruppe ist ein neues Premiumkino-Konzept als Teil von CinemaNext, das allerdings auch schon auf der CinemaCon unter dem Namen »SPHERA« vorgestellt worden war, wie wir in unserem Bericht zur CinamaCon erwähnten. Hier folgen allerdings weitere, noch nicht erwähnte Einzelheiten sowie ein Vergleich zu anderen Kinokonzepten.

"Mit dem Launch von Sphera, das neue Maßstäbe im Premiumbereich setzt, verpflichten wir uns, das bestmögliche Kinoerlebnis anzubieten", erläuterte Till Cussmann, SVP von CinemaNext. "Unser gesamtheitliches Konzept umfasst Design, Projektion, Ton und Bildbearbeitung. Sphera kann dabei sowohl in Neubauten als auch in bestehenden Sälen umgesetzt werden und verbindet das ultimative Seherlebnis mit absoluter Flexibilität in der Programmgestaltung."

Jean Mizrahi, Gründer und CEO der Ymagis-Gruppe, ergänzte: "Nachdem wir kürzlich mit EclairColor unsere neue digitale HDR-Farbtechnologie eingeführt haben, freuen wir uns außerordentlich, den Kinobetreibern mit Sphera die nächste Innovation vorstellen zu können. Unser Ziel ist es, den Kinos - ganz gleich welcher Größe - eine neue Schlüsseltechnologie zur Verfügung zu stellen, die sie in die Lage versetzt, das Erlebnis für ihre Gäste mit eindrucksvollem Bild, immersivem Ton und zeitgemäßem Design auf Topniveau dramatisch zu verbessern.


Dank der Kombination von EclairColor und den modernsten Projektionstechnologien soll SPHERA einer Pressemitteilung zufolge extrem kontrastreiches Bild mit satteren Farben und höherer Detailschärfe bieten. Die Sphera-Projektionssysteme verfügen dabei über 4K-Auflösung, die Projektionsflächen sollen von Wand zu Wand reichen, um den Betrachter noch stärker in das Geschehen zu ziehen. Nicht zuletzt 3D profitiere von der starken Projektionstechnik, die auch für HDR-Content ausgelegt ist. Bisher war die deutlich hellere Laser-Bildprojektion in 3D in Berlin nur im IMAX-Saal des Sony Centers anzufinden.

CinemaNext betont aber, nicht nur Neubauten, sondern auch kleinere, bestehende Säle dementsprechend umbauen und auf modernere Technik aufrüsten zu können.

"Unübertroffen" soll laut CinemaNext auch das verwendete Tonsystem sein, bei dem einzigartige Subwoofer-Technologie zum Einsatz komme, die den Bass für Besucher geradezu spürbar mache. Die für Sphera gewählte Lösung basiert dabei auf dem 3D-Tonsystem Dolby Atmos.

Flankiert werden sollen die herausragenden Eigenschaften bei Bild und Ton von einem nicht minder hochwertigen Design. Teil von Sphera ist ein diesbezügliches Konzept, dass Lobby- und Bar-Bereiche ebenso umfasst wie ein einzigartiges Design für die Sitze im Saal, die mit einem speziellen Material überzogen sind, das Lichtreflektionen vermindern soll. Hinzu kommt eine dynamisches Beleuchtungssystem im Saal, das unterschiedlichste Lichtstimmungen schaffen kann und schon im Vorprogramm Akzente setzen soll.

Ähnliche Überlegungen waren in Berlin bereits mit der Neueröffnung des Zoo Palastes im November 2013 einhergegangen, wo den Kinofans das bestmögliche Kinoerlebnis geboten werden sollte. Neben den sechs neu gestalteten kleineren Sälen, mit bequemen Sesseln, großzügigem Reihenabstand, großen Leinwänden und digitaler Bildtechnik (natürlich auch in 3D) bietet der große Saal mit 850 Plätzen auf Ledersesseln darüber hinaus ebenfalls das einzigartige Dolby-Atmos-Soundsystem. Zu jeder Vorstellung sollen eine spezielle Lightshow kombiniert mit einem Wasservorhang das Publikum erstaunen lassen. Der historisch - im Sinne der 50er Jahre - wiederhergestellte Empfangsbereich, in dem leider außer Coca Cola und Popcorn wenig geboten wird, lädt dagegen nicht zum Verweilen ein.

Neue intime Stadtteilkinos bieten besonderen Charme.

Ganz anders das neue Stadtteil-Kino Wolf in Berlin-Neukölln. Es bietet zwar nur zwei kleine Zuschauer-Säle mit jeweils ca. 40 Plätzen, kommt auch ohne Spezialeffekte wie 3D aus, hat aber dafür einen zusätzlichen Veranstaltungsraum, der mit variabler Bestuhlung, Beamer und weiterer Leinwand für Events, Lesungen und Diskussionen mit Filmemachern, ausgestattet ist. Der Empfangsraum des Kinos bietet sogar einen großen Barbereich mit Leseecken und angenehmer Atmosphäre in der man sich gerne trifft und sich auch länger vor oder nach dem Film aufhalten kann. Dieses Konzept kommt bei jungen Leuten, die dem Kino zunehmend fern blieben, im Szenebezirk Neukölln recht gut an. Gezeigt wird vornehmlich Arthouse-Kino, bei dem auf virtuellen Schnick-Schnack oder Filme in der dritten Dimension gern verzichtet werden kann.

Link: www.nabshow.com
Quellen: Kameramann | FTV | Blickpunkt:Film | Sony | Heise | Fraunhofer IIS




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