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César Preisverleihung: Nominierung für "Toni Erdmann"

Frankreich: Die Académie verzichtet diesmal auf einen Zeremonienmeister.
Spanien: Neun spanische Goyas für J.A. Bayona.
International: Weiterer Preisregen für "Toni Erdmann"
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Nicht nur bei den Oscars, auch für die Verleihung der Césars ist "Toni Erdmann" für einen Preis in der Kategorie »Bester fremdsprachiger Film« nominiert worden. Maren Ades Komödie konkurriert um den César mit Kleber Mendoca Filhos "Aquarius" (Portugal), Xavier Dolans "Einfach das Ende der Welt", Cristian Mungius "Bacalaureat" (Rumänien), "Das unbekannte Mädchen" (Belgien) der Dardenne-Brüder, Kenneth Lonergans "Manchester by the Sea" (USA) und Ken Loachs "Ich, Daniel Blake" (Großbritannien).

Mit jeweils elf Nominierungen führen Francois Ozons "Frantz" und Paul Verhoevens "Elle" das Feld der César-Nominierten an. Zu einem direkten Duell kommt es u.a. in den Kategorien Bester Film und Beste Regie.
Die César-Verleihung findet heute, den 24. Februar 2017 statt.

UPDATE: Césars für Paul Verhoeven und Xavier Dolan

Der Psycho-Thriller "Elle" hat bei der Verleihung des französischen Filmpreises César zwei Preise erhalten: Regisseur Paul Verhoeven nahm den César für den besten Film entgegen, Hauptdarstellerin Isabelle Huppert den Preis als beste Schauspielerin. Mit 11 Nominierungen war "Elle" ins Rennen gegangen.

Drei César erhielt der Film "Einfach das Ende der Welt". Ausgezeichnet wurde Regisseur Xavier Dolan. Als bester Schauspieler wurde Gaspard Ulliel geehrt, der einen sterbenskranken Schriftsteller spielt. Einen weiteren César gab es für den besten Schnitt.

Das Sozialdrama "Ich, Daniel Blake" des britischen Filmemachers Ken Loach hat den französischen Filmpreis César als bester ausländischer Film gewonnen und somit "Toni Erdmann" ausgestochen. Bei der Verleihung in Paris war der 80-Jährige englische Regisseur nicht dabei. Der Film handelt von einem verwitweten Schreiner, der nach einem Herzinfarkt in die Mühlen der Arbeitslosen-Bürokratie gerät. Das Sozialdrama war bereits beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden.

Polanski verzichtet nach Protesten auf César-Vorsitz.

Einen Zeremonienmeister wird es in diesem Jahr nicht geben, nachdem der 83-Jährige Starregisseur Roman Polanski auf den auf den Ehrenvorsitz bei der diesjährigen Verleihung der französischen César-Filmpreise freiwillig verzichtet hat. Polanski, der mit Filmen wie "Chinatown" und "Der Pianist" Weltruhm erlangte, sollte unter anderem die Eröffnungsrede der Zeremonie in Paris halten.

Frauenrechtlerinnen hatten gegen seine Einladung protestiert, weil er auch noch nach Jahrzehnten von der US-Justiz wegen angeblicher Vergewaltigung einer 13-Jährigen gesucht wird. Die Frauenrechtsgruppe Osez le féminisme (Wagt den Feminismus) sprach von einer "Verhöhnung" von Vergewaltigungsopfern und rief zu einer Demonstration während der César-Verleihung auf. Zudem stellten sie eine Online-Petition ins Netz, die von zig Tausenden Menschen unterschrieben wurde.

Sogar französische Ministerin für Frauenrechte, Laurence Rossignol, nannte die Ehrung "überraschend und schockierend". Die frühere Kulturministerin Aurélie Filippetti hatte Polanski hingegen verteidigt, da die Tat längst verjährt sei.

"Man kann nicht jedes Mal wieder diese Angelegenheit rausholen", sagte Filippetti bei Franceinfo. "Das war vor 40 Jahren." Der Schauspieler Gilles Lelouche erinnerte im "Parisien" daran, dass Polanski seit damals in Frankreich lebe und viele Preise erhalten habe. "Ich entschuldige nicht die Taten. Aber warum sollte es heute mehr einen Skandal geben als gestern?"

Auch Polanskis Anwalt kritisierte eine "ungerechtfertigte" Polemik um die 40 Jahre alten Vergewaltigungsvorwürfe gegen Polanski und verwies unter anderem darauf, dass das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer Samantha Geimer sich seit Jahren für eine Einstellung des Verfahrens in den USA einsetzt. Außerdem habe die Justiz in der Schweiz und in Polen Auslieferungsanträge der USA abgelehnt.

Polanskis Anwalt erklärte, der Streit habe Polanski "zutiefst traurig gemacht und seine Familie getroffen". Die Debatte sei durch "absolut falsche Informationen" entfacht worden.

Die US-Justiz wirft dem Filmemacher vor, im Alter von 43 Jahren im Haus von US-Schauspieler Jack Nicholson in Hollywood die damals 13-jährige Geimer sexuell missbraucht zu haben. Geimer berichtete damals, Polanski habe sie mit Alkohol und Drogen gefügig gemacht und mit ihr Sex gehabt. In vielen Staaten der USA gilt schon einvernehmlicher Sex unter 21-Jahren als Vergewaltigung. Ebenso ist der Genuss von Alkohol unter 21 Jahren verboten. Eine für uns Europäer ziemlich befremdliche Einstellung, zumal der Gebrauch von Schusswaffen dagegen ab 18 Jahren in den USA legal ist.

Allerdings gilt in Schweden einvernehmlicher Sex sogar unter Erwachsenen als strafbare Handlung, wenn dem Mann versehentlich ein Kondom wärend des Akts verrutscht. Dies wird bei einem sogenannten one-night-stand mit einem Minimum von zwei Jahren bestraft. Klingt völlig lächerlich, aber diesem Vorwurf ist Julian Assange ausgesetzt und er wird deshalb von dem angeblich so modernen und liberalen Land weltweit mit Haftbefehl gesucht. Aber in Schweden kontrollieren die Feministen die Justiz und in Israel die Rassisten, weshalb eine Israelin mit einem Palästinenser willentlich besser keinen Sex haben sollte, ohne in Gefahr zu laufen bei einer falschen Angabe des Mannes, für Jahre im Gefängnis zu landen.

Polanski hatte nach seiner Festnahme in den USA gestanden, Sex mit der Minderjährigen gehabt zu haben. Nach 42 Tagen im Gefängnis nutzte er seine vorläufige Freilassung kurz vor Verkündung des Strafmaßes zur Flucht nach Europa: Er hatte gefürchtet, dass die Strafe trotz einer Übereinkunft mit der Anklage höher als vereinbart ausfallen würde. Seitdem beschäftigt der Fall immer wieder die Gerichte. Der Filmemacher war 2009 auf US-Anweisung in Zürich festgenommen worden. Anschließend stand er in seinem Chalet im Schweizer Skiort Gstaad zehn Monate unter Hausarrest, bis ihn die Behörden wegen Unklarheiten im Auslieferungsgesuch wieder freiließen.

George Clooney bekommt Ehren-César.

Hollywoodstar George Clooney soll den diesjährigen Ehren-César bekommen. Clooney sei der "charismatischste Schauspieler seiner Generation", er verkörpere Hollywood-Glamour, erklärte die französische Film-Akademie.

Der 55-jährige Clooney, der vor rund zwei Jahrzehnten seinen Durchbruch in der TV-Serie "Emergency Room" hatte, wurde bereits mit zahlreichen Preisen bedacht: Darunter waren auch zwei Oscars für die beste Nebenrolle in "Syriana" (2006) und für den besten Film als Produzent von "Argo" (2013). Hinzu kamen mehrere Golden Globes.

Weitere Informationen unter www.academie-cinema.org




"A Monster Calls" holte bereits Anfang des Monats 9 Goyas.

Das bildgewaltige Fantasydrama "A Monster Calls - 7 Minuten nach Mitternacht" des spanischen Regisseurs J.A. Bayona, das erst im Frühjahr bei uns starten wird, war der große Gewinner der spanischen Goyas. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Patrick Ness mit Sigourney Weaver und Liam Neeson in den Hauptrollen wurde in Madrid gleich mit neun der begehrten Filmpreise ausgezeichnet. Unter anderem erhielt Bayona den Goya für die beste Regierarbeit. Hier der Trailer:



In der Top-Kategorie »Bester Film« gewann aber der Thriller "Tarde para la ira" von Raúl Arévalo, ein Road Movie mit romantischen und brutalen Elementen. Hier der Trailer:



Als beste Schauspielerin wurde Emma Suárez für die Titelrolle in Pedro Almodóvars "Julieta" geehrt. Die 52-Jährige gewann zudem in der Kategorie Beste Nebenrolle für ihre Leistung in der spanischen Produktion "La propera pell". Bester Schauspieler wurde Roberto Alamo für sein Spiel in dem Polizeithriller "Que Dios nos perdone".

Link: www.premiosgoya.com
Offizielle Website: Artes y las Ciencias Cinematográficas de España unter: www.academiadecine.com



Die Internationale Filmkritikervereinigung, die sich aus 100 Journalisten in fünf Kontinenten zusammensetzt, hat am 21.02.2017 "Toni Erdmann" bei ihrer jährlichen Preisverleihung insgesamt fünf Mal bedacht. Dabei gewann Maren Ade bei der 14. Verleihung der ICS Awards als erste Frau den Regiepreis. Darüber hinaus wurde Ade noch für das Drehbuch (Bestes Originaldrehbuch), Peter Simonischek als bester Hauptdarsteller sowie der Film selbst als bester Film und bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet.

Den ICS Award als beste Hauptdarstellerin gewann Isabelle Huppert für ihre Rolle in Paul Verhoevens "Elle", der auch für das beste adaptierte Drehbuch (David Burke) und den besten Schnitt (Job ter Burg) ausgezeichnet wurde. Die Nebendarstellerpreise gingen an Lily Gladstone ("Certain Women") und André Holland ("Moonlight").

Alle Preisträger hier im Überblick.
Link: icsfilm.org
Quellen: Spiegel | sat 1 | Kino heute | 3sat | Hamburger Abendblatt | Blickpunkt:Film

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