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Musik-Film-Marathon im Martin-Gropius-Bau

Berliner Filmfestival neuer, elektronischer & Jazz-Musik.


Wie bereits beim Northzone Film- & Music Festival am 3. April kurz erwähnt, findet vom 10.-24. April 2012 der II. Berliner Musik-Film-Marathon statt. Aufgrund der leider vorgenommenen Schließung des bisherigen Veranstaltungsortes "Die Kurbel" können in diesem Jahr, dank der Unterstützung duch den Hauptstadt Kulturfonds der Bundesrepublik Deutschland, alle Veranstaltungen im Kinosaal des Martin-Gropius Baus durchgeführt werden.

Das Wort Marathon mag vielleicht bei einigen Lesern ein wenig zur Verwirrung führen, denn tatsächlich laufen die Filme in der Regel täglich nur zwischen 18:00 und 24:00 Uhr und nicht etwa 24 oder 48 Stunden lang. Dafür gibt es aber 14 Tage lang - und das ist für ein Festival schon eine lange Marathon Zeit - ganz behutsam ausgewählte Filme über die Anfänge der elektronischen Musik. Mit Frühwerken von Karlheinz Stockhausen oder Oska Sala und Querverweisen bis in die Neuzeit.

Freunde elektronischer Techno Musik werden leider enttäuscht sein, denn der Musik-Film-Marathon zeigt keine DJ-Auftritte und kaum Konzertmitschnitte, sondern beschäftigt sich vielmehr mit den Hintergründen der Entstehung und der Absicht sowie den Zielen der Filmmusik. So erfährt man ganz nebenbei, dass in Alfred Hitchcocks Vögel gar kein Vogellaut zu hören ist, sondern die von Oska Sala - dem Musikpionier des 20. Jahrhunderts - schon Anfang der 60er Jahre in Berlin erschaffenen, künstlichen Krähen-Klänge viel authentischer und bedrohlicher wirkten, als echte Vogelstimmen.

Spannend ist auch der Dokumentarfilm über die Klangmyriaden von Pierre Boulez, der 30 Jahre lang an dem Stück "Pli seln pli - Portrait de Mallarmé" geschrieben und komponiert hat. Die Umsetzung des Werkes für die Musiker ist eine Herausforderung, denn sie verlangt exaktes Timing, bei dem der Dirigent nicht den kleinsten Fehler verzeiht und immer wieder üben lässt bis der letzte verhallende Ton seinen Ansprüchen genügt.

Der Film "Krautrock - The Rebirth of Germany" aus dem Jahre 2009 mit Klaus Schulze, Iggy Pop, David Bowie, Holger Czukay und Michael Rother knüpft dagegen thematisch ein wenig an die letzte Club Transmediale an, die im Februar 2012 kurz vor der Berlinale stattfand, und bei der die dunklen, alten, mystischen Töne des Neo-Industrial das junge Publikum aufs Neue begeisterten.

Bei der Nachtmusik für Projektoren und Hörer gibt es eine besondere Vorführung auf drei Leinwänden. Leider musste für den Musik-Film-Marathon zu kurzfristig umdisponiert werden, sodass das größere Auditorium der Akademie der Künste am Hanseatenweg nicht zur Verfügung stand, auch wenn sich die Akademie ansonsten sehr engagiert an dem Projekt beteiligt.

Auch wenn Musikfilme sehen im Vordergrund steht, wird bei den Lectures und Panels darüber hinaus auch über Musikfilme gesprochen, denn die praktische Arbeit an der Musik (im Film) ist konstitutiv für dieses Projekt. In thematischen Blöcken sollen sich über einen Zeitraum von vierzehn Tagen die beeindruckende Leistung von Künstlern und Gruppierungen und die vielfältigen Auseinandersetzungen von Neuerern und audiovisuellen Forschungsreisenden auf dem Gebiet des Musikfilms spiegeln.

Anhand ausgewählter Spiel- und Dokumentarfilme, E-Filme (Experimentalfilme), Art brut-Filme, verkannter Filme (Films maudit), Outsider-Filme und Künstlerfilme soll ein exemplarischer Einblick in das Schaffen jener vermittelt werden, die mit ihren Arbeiten Maßstäbe gesetzt haben. Zonen des Umbruchs und der ästhetischen Erneuerung sind ebenso Bestandteil wie ein umfangreicher Programmblock mit Arbeiten von und über den Elektronikpionier Oskar Sala, der 2002 in Berlin verstarb.

Noch ein paar Zahlen, die der Musikvertrieb Zero-Inch auf seiner Website über Berlin parat hält. 174 Labels, und 176 Artists für elektronische Musik aus Berlin sind dort gelistet. Darunter der in Berlin lebende englische Musiker Richie Hawtin a.k.a Plastikman, der wie kein anderer den typischen Berliner minimalen Elektrosound geprägt hat und auf einem der letztjährigen Berliner Filmfestivals das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriß.

Er gilt auch als Innovator in der Disziplin des DJ-Mixings, das er durch die Nutzung technischer Hilfsmittel um größere Veränderungsmöglichkeiten der Musik erweiterte, als es beim bloßen ineinander Mischen einzelner Platten möglich ist. Dass dafür keine aktuellen Beispiele auf dem Festival zu sehen sind, mag man als Nachteil ansehen. Dafür wird die Jazz-Szene und sogenannte Neue Musik stärker in den Vordergrund gestellt.

Mangels Filmtrailer für den Musik-Film-Marathon haben wir das jüngste HD-Video "Transistor Rhythm" von Addison Groove als Beispiel für neue elektronische Musik hier eingefügt, da es ein wenig nach Retro klingt und somit gut ins Gesamtkonzept passt.



Eröffnet wird der Musik-Film-Marathon am Dienstag, den 10. April um 20:00 Uhr mit einem abendfüllenden Dokumentarfilm, bei dem der Iran im Vordergrund steht.

In Anwesenheit des niederländischen Musikfilmregisseurs Frank Scheffer zeigt die deutsche Erstaufführung "Gozaran - Time Passing" wie der in Wien lebende iranische Komponist und Dirigent Nader Mashayekhi im Jahr 2005, nach dreißig Jahren im Exil, die Einladung annimmt, das Philharmonische Orchester seiner Heimatstadt Teheran zu leiten. Aufgeführt werden in dem abendfüllenden Film klassische und moderne Kompositionen, in der Hoffnung dass die Musik und der musikalische Ausdruck, bei dem auch unerwartet viele Frauen im Orchester mitmusizieren, nicht verboten werden könne. Doch der Traum die kulturelle Situation im Iran auf Dauer zu ändern scheitert.

II. Musik-Film-Marathon
10.-24. April 2012
Kino im Martin-Gropius-Bau
Niederkirchner Str. 7 | Stresemannstr. 110 | 10963 Berlin-Kreuzberg

Mehr Infos mit den Terminen für die Lectures und Panels und dem kompletten Filmprogramm befinden sich auf der Homepage. Für alle weiteren Fragen steht Ihnen Frau Helma Schleif vom Festival zur Verfügung.

TAKE OFF PRODUCTIONS
Helma Schleif
Markgraf-Albrecht-Str. 14
10711 Berlin
Tel.: 030 / 323 75 26
Fax:030 / 324 94 31
Mail: presse@musik-film-marathon.de
Web: www.musik-film-marathon.de


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