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BKM-Verleihförderung sollte erhöht werden

Verband der Filmverleiher fordert mehr Mittel für die Vermarktung deutscher Filme.



Vom 11.-14.04.2016 steht die CinemaCon 2016 in Las Vegas an. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Veranstaltung der US-Amerikanischen Kinobetreiber, der The National Association of Theatre Owners (NATO), zur weltweit größten Filmmesse der Produzenten und Verleiher gemausert. In sogenannten Show-Reels werden die neuesten Produktionen für Filmtheaterbesitzer vorgestellt, damit diese rechtzeitig ordern können. Eine vergleichbare Veranstaltung in Deutschland ist - wenn auch deutlich kleiner - der Filmtheaterkongress KINO 2016 vom Forum Film, einer Gemeinschaft der im HDF KINO Hauptverband organisierten Kinobetreiber, der dieses Jahr erstmals nicht mehr in Baden Baden stattfindet, sondern vom 19.-21.04.2016 in Karlsruhe.

Besondere Brisanz kommt beiden Veranstaltungen in diesem Jahr zuteil, da - wie von uns bereits am 21. März 2016 angekündigt, mehrere Distributionsfirmen derzeit mit dem neuen Angebot namens »The Screening Room« liebäugeln, das auf der CinemaCon einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Das Thema der Parallelvermarktung von Kinofilmen im Online-Vertrieb dürfte auch in Karlsruhe auf der »KINO 2016« nochmals hohe Wellen schlagen.

Darüber hinaus hat Sony versprochen, ab dem 4. April 2016 einen Ultra-HD-Streamingservice in den USA anzubieten. In der am Sony Pictures Store angedockten "Ultra"-App sollen auch viele Titel mit HDR (High Dynamic Range) verfügbar sein. Der Kaufpreis für 4K/HDR-Titel beträgt 30 Dollar. "Ultra" ist zudem kompatibel mit dem cloudbasierten UltraViolet-System. Darüber hinaus können Kunden des Sony Pictures Store ihre bereits gekauften HD-Versionen - soweit in 4K verfügbar - zu einem reduzierten Preis auf die UHD-Version upgraden. Das Angebot dürfte vor allem für Besitzer von 4K-Ultra-HDTV-Geräten interessant sein. Kinobetreiber dürften dagegen über das neue Angebot für Heimkinobesitzer weniger erfreut sein.




Im Zuge der Diskussion um die künftige Ausgestaltung der BKM-Verleihförderung wurde der Verband der Filmverleiher (VdF) von Kulturstaatsministerin Monika Grütters aufgefordert, entsprechende Überlegungen vorzulegen. Dem ist der Verband mit einer Stellungnahme nachgekommen, in der er ein detailliertes Maßnahmenpaket vorschlägt. Zu jener Zeit stand das Thema »The Screening Room« noch nicht auf der Tagesordnung, sodass diesbezüglich noch keine Überlegungen in den nachfolgenden Forderungskatalog eingeflossen sind.

Deshalb nimmt der VdF zunächst eine Betrachtung der bisherigen Situation vor. So habe eine statistische Auswertung der BKM-Verleihförderungen für die Jahre 2014 und 2015 ergeben, dass diese Förderungsart sich zumindest in diesen beiden Jahren auf die Förderung von Filmen mit sehr niedrigen Kopienzahlen und sehr niedrigen Vermarktungsbudgets konzentriert habe. Je Film habe es laut VdF einen durchschnittlichen Förderzuschuss von 7.700 bis 10.500 Euro gegeben. Je nach Höhe des Eigenanteils des Verleihs dürften die Gesamtbudgets demnach maximal zwischen 25.000 und 50.000 Euro erreicht haben. Daraus würden sich auch bei Berücksichtigung der begrenzten Kopienanzahlen Werte von lediglich etwa 1.000 Euro pro Kopie ergeben.

Eine erste Durchsicht der geförderten Filme habe gezeigt, dass kaum einer der geförderter Filme 10.000 Kinobesucher in gewerblichen Filmtheatern erreichen konnte. Die Kommission habe zumindest in den beiden vergangenen Jahren nicht einmal den möglichen Zuschuss von 50.000 Euro vergeben. "Bei diesen geringen Budgets ist Publikumserfolg nicht möglich", so der VdF. Im Vergleich zu den FFA-Werten klaffe hier eine riesige Lücke. Der Verband schlägt deshalb vor, den BKM-Etat für diese Förderart zu erhöhen. Die zusätzlichen Mittel sollen höhere Vermarktungsbudgets je Film ermöglichen und dadurch auch zu höherer Publikumsresonanz führen.


Im Einzelnen schlägt der VdF der BKM folgendes Maßnahmenpaket vor:

• Die bestehenden Kopiengrenzen haben in der digitalen Welt keinen Sinn und können ersatzlos gestrichen werden. Anstelle dieser Grenzen empfehlen wir eine Orientierung an dem Herausbringungsbudget des Kinofilms. Das Mindestbudget soll mindestens 40.000 Euro betragen.
• Die Förderung soll als Zuschuss ausgestaltet sein (einmalige Abrechnung der Kosten und keine 10jährige Berichtspflicht wie bei der FFA).
• Der Verleihanteil muss mindestens 30 Prozent betragen.
• Der Zuschussbetrag beträgt maximal 100.000 Euro.

Wir unterstützen die Konzentration auf deutsche Kinofilme. Wir bitten allerdings um Prüfung, ob auch Produktionen mit einem deutschen Kofinanzierungsanteil von mindestens 10 Prozent, aber ohne deutsches Ursprungszeugnis, akzeptiert werden können, wenn der Film in einem Wettbewerb auf einem A-Festival teilgenommen hat.

• Der Verleihanteil muss auch tatsächlich als Bar-Eigenmittel zur Verfügung stehen.
• Anstelle einer "Beschreibung der zu fördernden Maßnahme" soll ein schlüssiges Verleihkonzept inklusive Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgelegt werden.
• Das Verleihkonzept soll von einem professionellen Gremium bewertet werden. In diesem Gremium sollen Verleiher die Mehrheit haben. Die Verleihdelegierten sollen Erfahrung auch bei größeren Budgetklassen haben.
• Anzustreben wären vier Antragstermine pro Jahr.
• Bei der Förderentscheidung soll die Trackrecord des Verleihs berücksichtigt werden; nachhaltige Erfolglosigkeit soll nicht belohnt werden.
• Als Einstieg in das neue System schlägt der VdF ein Volumen von zwei bis drei Mio. Euro für die Verleihabsatzförderung vor. Damit könnten je nach Budgetklassen 20 bis 40 Filme unterstützt werden.

Abschließend äußert der Verleiherverband noch einen Wunsch. So heißt es auf der BKM-Website: "Ziel ist es, künstlerisch anspruchsvolle deutsche Filme in die Kinos zu bringen, von denen viele ohne diese Unterstützung keinen Verleiher gefunden hätten." Dieses Ziel trage man gemeinsam mit, aber die Begründung "von denen viele ohne diese Unterstützung keinen Verleiher gefunden hätten" solle gestrichen werden. "Förderung soll nicht dazu führen, dass Filme, an die kein Verleiher glaubt, auch noch ins Kino gebracht werden. Förderung soll Filmen, an die der Verleiher glaubt und in die er investiert, zusätzliche Vermarktungschancen ermöglichen", so der VdF.

Die komplette Stellungnahme ist hier im Wortlaut nachzulesen.

Link: www.vdfkino.de
Quellen: VideoMarkt | Blickpunkt:Film | HDF Kino | VdF

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