Skip to content

Ehemaliges Filmhotel BOGOTA wird zum Laufsteg

Zur Berliner Fashion Week meldet sich Karl-Heinz Müller zurück - Nur David Bowie bleibt für immer fern.



Für die Kreativen wird es zunehmend enger in der Hauptstadt Berlin. Die Kosten steigen stärker als die Einkommen und die anfängliche Euphorie weicht einer inzwischen nüchternen Beurteilung. Das betrifft nicht nur die Filmbranche, sondern alle in der Medien- und Kreativbranche tätigen Personen. Das Medienboard Berlin-Brandenburg gibt sich zwar optimistisch, vor allem weil die Spielebranche boomt, doch die der deutschen Produzenten sei eher dramatisch, wie wir am 15. Dezember 2015 schrieben.

In der Kultur- und Kreativwirtschaft spricht man sogar von einer Tendenz zur brotlosen Kunst. Nach der Wende - in den 90er Jahren - gab es vor allem für junge, zugezogene Künstler und auch für Musiker genügend Wohnraum sowie zahlreiche Übungskeller in nicht sanierten Gebäuden der ehemaligen DDR, um dem jeweiligen Hobby zu frönen. Noch vor Kurzem standen auch in Berlin-Mitte noch zahlreiche Gewerbeobjekte leer. Inzwischen haben die Mieten auch dort stark angezogen. Immobilienpreise wie in London muss man zwar noch nicht in Berlin befürchten, doch es wird zunehmend schweren, passende und vor allem preiswerte Wohn-, Atelier- oder Übungsräume zu finden.

Das Umland in Brandenburg kann inzwischen daraus einen Vorteil ziehen. Die Mieten und das Raumangebot in Berlin werden dagegen seit 2013 mehrheitlich negativ bewertet. Anders als in Brandenburg wo der Faktor Mieten als Standortvorteil angesehen wird. Allerdings steigt durch die rasante wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadt auch die Nachfrage nach Kunst und Kultur.

Die Pleite der Bread & Butter im Jahre 2015, der Modemesse für Urban Live-Style von Karl-Heinz Müller, die noch vor zwei u. drei Jahren sämtliche sieben Hangars im ehemaligen Flughafen Tempelhof belegte, hat sich weniger dramatisch auf das image der Modestadt Berlin ausgewirkt, als befürchtet. Inzwischen ist sogar von einer Win-Win-Situation die Rede. Die Messe Berlin kann zwar nicht mehr die Hangars in Tempelhof wie erhofft vermieten, doch der frei gewordene Raum konnte stattdessen als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Angst muss man vor einer Überbevölkerung nicht haben. Andere Magistralen wie London, Paris oder Istanbul sind mehr als doppelt so groß wie Berlin. Berlin kann nur durch Zuzug wachsen, um als Hauptstadt mithalten zu können.

Auch die zahlreichen Modelabels, die zuvor bei Karl-Heinz Müller auf der Bread & Butter ausstellten, konnten inzwischen zur Berliner FASHION WEEK (18.-22. Januar 2016) auf anderen Messen unterkommen.

Vor allem die Panorama Messe, die ursprünglich in neuen Messehallen am immer noch geschlossenen neuen Flughafen BER in Schönefeld ausstellen wollte, zeigt nun alle Brands auf der auf der PANORAMA BERLIN (19.-21. Januar 2016) in den Messehallen am Funkturm.

Dort findet zwar zur gleichen Zeit auch die Grüne Woche Berlin statt, doch je größer das Gedrängel, desto mehr boomt die Hauptstadt und mit ihr frohlocken die Hoteliers und die Taxifahrer und viele mehr, die daran verdienen können. Bis vor Kurzem war auch noch die Messehalle 26 mit Flüchtlingen belegt. Diese mussten nun in das ehemalige ICC, dem Kongresszentrum am Funkturm umziehen, das u.a. wegen Asbestbelastung kürzlich erst stillgelegt worden war. Warum es dennoch als Flüchtlingsunterkunft reaktiviert werden konnte, bleibt unverständlich.

Im ehemaligen Berliner Hotel BOGOTA, das von 1964 bis zum 01.12. 2013 in der Berliner Schlüterstraße zahlreiche Stars aus der Filmbranche beherbergte, wird nun im Frühjahr Karl-Heinz Müller mit einem neuen, wenn auch verkleinerten 14 oz-Jeans-Store einziehen. Wegen der Insolvenz musste er seinen Flagship-Store, der um die Ecke direkt am Ku-damm im Haus Cumberland lag, ebenfalls schließen. Schon zur Fashion Week will er allerdings weitere drei neue Läden im Komplex "The Blue Yard" in der Münzstraße 21 in Berlin-Mitte eröffnen.

Zur Eröffnung sollte eigentlich David Bowie kommen, doch der ist nun tot. In den 70er Jahren waren David Bowie und Iggy Pop oftmals Gäste im Hotel Bogota. 50 Jahre lang galt das Hotel Bogota in Berlin-Charlottenburg als Institution. Das kleine Hotel in der Schlüterstraße 45 - erbaut 1911 - war ein Haus mit viel Geschichte. Nun ist die ursprüngliche Fassade wieder hergestellt und von restlichen Kriegsschäden befreit. Während des 2. Weltkrieges war das Gebäude Sitz der Reichskulturkammer mit ihrem Leiter Hans Hinkel. Hier mussten alle damals bekannten Größen der deutschen Unterhaltungsindustrie vorsprechen. Nach dem Krieg richteten die Siegermächte in der Schlüterstraße 45 ihre Entnazifizierungsbehörde ein. Im Obergeschoss wohnte und residierte die berühmte Modefotografin "Yva", bei der sogar Helmut Newton in die Lehre ging. Ein Dokumentarfilm vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), den der Schauspieler Ilja Richter drehte, erzählt diese Geschichte. Hier der Trailer:


Der offizielle Trailer: Hotel Bogota - Eine einmalige Geschichte on Vimeo.

Der Film stand nur bis zum 22. Dezember 2015 in der rbb-Mediathek zur Verfügung. Um einen kleinen Eindruck der kommenden Frühjahr/Sommer Saison zu geben haben wir hier einen Clip der letzten Mailänder Fashion-Show eingefügt sowie einen weiteren Clip einer vielbeachteten, zudem auch musikalisch interessanten Show in London, bei der ein Retro-Mode-Look für Männer mit wieder längerer Haartracht zur Herbst-Saison gezeigt wurde.





Links: www.fashion-week-berlin.com | www.fashionweek-berlin.mercedes-benz.de | www.premiumexhibitions.com | www.panorama-berlin.com | green-showroom.net | ethicalfashionshowberlin.com | www.breadandbutter.com | www.seekexhibitions.com | brighttradeshow.com | www.14oz.com | www.nudiejeans.com@Blue Yard

Quellen: Tagespiegel | Textilwirtschaft | Fashion Week | Wikipedia

Anzeige