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49. Hofer Filmtage mit neuem Dokumentarfilmpreis

Zum 49. Mal neues vom Deutschen Film & Internationalem Kino.



Vom 20.-25. Oktober 2015 heißt es wieder beim renommierten oberfränkischen Filmfestival Hof Vorhang auf und Film ab. Eigentlich recht ungewöhnlich, ein Festival an einem Dienstag zu starten. Aber Heinz Badewitz, dienstältester Festivalleiter, macht eben alles anders als üblich und hat die fast 50-jährigen Hofer Filmtage bisher durch alle Klippen und Ängste der Filmwirtschaft nahezu unangefochten gelotst. Vielleicht ist dies eine Eigenart in dem süddeutschen Landstrich.

Auch die bayerische CSU brauchte sich nie um den Verlust der absoluten Mehrheit zu scheren. Deren Politiker wie der verstorbene Franz Josef Strauß oder derzeit auch Seehofer, der wie zuvor Stoiber und Gauweiler in der Bundespolitik immer wieder aneckt, haben niemals an Popularität in ihrem Heimatland eingebüßt. Ganz anders die FDP, deren Aufmüpfigkeit führte zu ihrem Ende.

Wer allerdings einmal Heinz Badewitz in Hof beerben kann und wie es dann weitergeht mit dem Festival der Autoren und Independents, das insbesondere bei den Münchner HFF-Filmstudenten so beliebt ist, das steht auf einem anderen Blatt.

Das Plakat der 49. Ausgabe zeigt eine sich auflösende Zahl auf abbröckelnden Putz. Hoffentlich kein böses Omen.

Zur Gründung des Festivals war Deutschland noch geteilt und die beschauliche Kleinstadt Hof lag an der Grenze zur DDR, wo man ganz abgeschieden vom Großstadtgetümmel ungestört den Film feiern und genießen konnte. Nicht einmal die einstige Enklave West-Berlin, die heutzutage als Hauptstadt des Films gemeinsam mit Potsdam-Babelsberg die internationalen Filmproduktionen nach Deutschland anzieht, konnte damals den Bayern mit ihren Bavaria-Filmstudios gefährlich werden.

Mittlerweile aber haben sich mit dem Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken und dem noch älteren Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg durchaus ernstzunehmende Konkurrenten zu Hof herauskristallisiert. Doch noch versuchen sich die Hofer Filmtage immer wieder neu zu erfinden.

Neuer Filmpreis für die Hofer Filmtage.
Wenn heute die 49. Internationalen Hofer Filmtage eröffnen, wird erstmals auch ein neuer Filmpreis für den besten Dokumentarfilm vergeben: der »Granit – Hofer Dokumentarfilmpreis der Hermann und Bertl Müller Stiftung«.

Die in Hof ansässige Stiftung vergibt den mit 7.500 Euro dotierten Preis für einen abendfüllenden Dokumentarfilm aus deutscher Produktion. Der Name "Granit" entstand aus der Überlegung heraus, dass Dokumentarfilmemacher häufig großen Belastungen ausgesetzt sind, lange Recherche und Vorbereitungszeiten haben, oft lange auf die richtige Einstellung warten müssen und leicht in Gefahrensituationen kommen, kurz gesagt, "hart wie Granit sein müssen". Zudem ist Granit eine typische Gesteinsart der Region rund um Hof und kann auch als beständiger Fels in der Brandung verstanden werden.

Gestaltet wird der Preis in Zusammenarbeit mit dem europäischen Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel von dem Ägypter Mohamed Naguib, mehrfach ausgezeichneter Bildhauer und Dozent der Universität Alexandria, der zur Zeit als Stipendiat in Nordostbayern weilt (mohamednagieb.webs.com).

Die Hermann und Bertl Müller Stiftung wurde 1995 von Bertl Müller zum Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann, dem Unternehmer Hermann Müller, gegründet, mit dem Ziel der Förderung von Kultur, Kunst und Denkmalspflege sowie Tierschutz in ihrer zweiten Heimatstadt Hof.

Ab 2015 wird der "Granit" jährlich in Hof an den besten abendfüllenden Dokumentarfilm aus deutscher Produktion vergeben und ergänzt die bekannten Filmpreise "Filmpreis der Stadt Hof", "Förderpreis Neues Deutsches Kino", "Hans-Vogt-Filmpreis" und "Bild-Kunst Förderpreis".

Festivalleiter Heinz Badewitz: "Wir haben neben den Spiel- und Kurzfilmen auch schon immer den Dokumentarfilm in unserem Programm gepflegt. In den letzten Jahren hat der deutsche Dokumentarfilm auch international an Präsenz gewonnen. Deshalb freut es mich sehr, dass die Hermann und Bertl Müller Stiftung diesen Preis auslobt und die Dokumentarfilmer unterstützt."

Eröffnet werden die 49. Hofer Filmtage mit Christian Züberts (Hin und Weg, Dreiviertelmond, Lammbock), neuem Film "EIN ATEM" ("ONE BREATH") und setzen damit wieder einen aktuellen, gesellschaftspolitischen Akzent. Hier der Trailer:



Vor dem Hintergrund des Auseinanderbrechens Europas erzählt der Film eine universelle Geschichte über Schuld, Sühne und Vergebung. Wild Bunch startet den Film im Januar 2016 in den Kinos.

Auch "AFTER SPRING COMES FALL" von Daniel Carsenty handelt ein aktuelles Thema ab und spielt sogar bei uns in Berlin. Hier der Trailer:



Der Film erzählt vom Leben kurdischer Flüchtlinge in Deutschland, das unter dem Einfluss von Verrat, Kollaboration und Gewalt steht. Die Kurdin Mina flüchtet aus Syrien, nachdem ihr Stadtviertel vom Militär angegriffen und ihr Mann dabei schwer verletzt wurde. In Berlin angekommen, beginnt sie sich in der Illegalität ein neues Leben aufzubauen. Regelmäßig überweist sie einen Teil des Geldes, das sie verdient, an ihre Familie, um die medizinische Behandlung ihres Mannes zu finanzieren. Der syrische Sicherheitsdienst verfolgt ihre Überweisungen und findet sie schließlich, um sie dann durch Einschüchterung und Erpressung zu zwingen, als Informantin für ihn zu arbeiten. Mit der Zeit gewinnt Mina das Vertrauen der syrischen Oppositionellen und nutzt diesen Umstand aus, um Informationen über den syrischen Widerstand an ihre Führungsoffiziere weiterzuleiten.

Insgesamt stehen 125 Filme in den nächsten Tagen auf dem Programm sowie das obligatorische Fußballspiel der Filmemacher. Die Plattform für deutsche Nachwuchsregisseure hat einen fast legendären Ruf: Für die Entdeckung junger Talente gelten die Filmtage nach Berlin immer noch als wichtigstes Filmfest im deutschsprachigen Raum. Nicht minder bedeutend sind allerdings - im Gegensatz zu früher - die Independent-Filme aus aller Welt geworden, die rund die Hälfte aller Spielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme im Programm ausmachen.

Die Filme der 49. Internationalen Hofer Filmtage präsentieren eine Vielfalt an Themen: bewegende und emotionale Geschichten, die sich um aktuelle Fragen bemühen, gesellschaftspolitische Zusammenhänge erklären, in die Familie hineinschauen, von Entwurzelung berichten, das Leben in verschiedenen Kulturen schildern, die Probleme der Pubertät beschreiben und von Freundschaft, Liebe und dem Mut zu Veränderungen erzählen.

Link: www.hofer-filmtage.com
Quelle: Blickpunkt:Film | filmecho

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