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Unsere Filmkritiken zu Filmstarts im Oktober 2015

Isolde Arnold mit aktuellen Filmkritiken im BAF-Blog.



Der Staat gegen Fritz Bauer
Ein Film von Lars Kraume. Deutschland 2015. 105 Min.
Kinostart 1. Oktober 2015

Ein hochbrisanter Film kommt nach dem „Labyrinth des Schweigens“ (2014) in unsere Kinos.

12 Jahre nach Beendigung des Krieges - 1957 - will die Bundesrepublik die NS-Zeit hinter sich lassen. Da kämpft ein Mann, Fritz Bauer (Burghart Klaußner) dafür, die Täter im eigenen Land vor Gericht zu stellen. Als Generalstaatsanwalt bekommt er den entscheidenden Hinweis darauf, wo sich der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann versteckt haben soll. Er gewinnt einen jungen Staatsanwalt Angermann (Ronald Zehrfeld) dafür, die Hintergründe zu recherchieren. Es formiert sich aber ein Widerstand, der in die höchsten Kreise führt, denn in seiner eigenen Behörde verschwinden immer wieder Akten und behindern Bauer in seinen Ermittlungen, womit ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen unsichtbare Gegner beginnt. Doch Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend, dass ihnen die Jagd auf Eichmann sowohl beruflich als auch privat alles abverlangen wird (Alamode Film). Die Bedeutung des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer für das Zustandekommen der Auschwitz-Prozesse der 1960er Jahre ist unumstritten. Doch erst nach seinem Tod wurde sein entscheidender Verdienst um die Ergreifung Eichmanns bekannt.

Mit dem Film entsteht ein spannendes und kraftvolles Porträt eines Mannes und dessen Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit. Hier der Trailer:



Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ lässt Bertolt Brecht im Epilog von „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ sagen, das die Hitlerei und den Nazismus in die Gangsterwelt transferiert. Seien wir wachsam, aufmerksam und mutig!

I.A.

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HIP HOP-ERATION
Für den Trip deines Lebens bist du nie zu alt

Ein Dokumentarfilm von Bryn Evans
Neuseeland. 93 Min. OmU. Kinostart 1. Oktober 2015

Die kleine Insel Waiheke liegt vor Auckland in Neuseeland. Da passiert nicht viel. Aber es gibt eine Seniorentanzgruppe. Mit Hilfe Tanzlehrerin Billie und einer jungen Hip Hop Crew beginnen die Senioren an sich zu glauben und treten den Beweis an, das Alter nicht mehr als nur eine Zahl ist - in der Tanzgruppe ist keiner jünger als 72 und die ältesten Protagonisten sind 94 Jahre alt - als überraschend eine Einladung aus Las Vegas kommt, an den Weltmeisterschaften im Hip Hop Dance teilzunehmen. Der Anfang einer Herausforderung ihres Lebens. Werden sie es schaffen nach Las Vegas zu fahren? Werden sie die Reise überleben?

Dem Autor und Regisseur Bryn Evans, der für diesen Film mehrfach ausgezeichnet wurde, gelingt es, einen lebensbejahenden Film mit starken Charakteren und der Beschaulichkeit einer kleinen Insel so zu verbinden, das er ‚einem das Herz erwärmt’. Hier der Trailer:



Trotzdem, es ist voraussehbar, dass die Reise gelingt und die Hip hop-eration Crew als die älteste Tanzgruppe der Welt offiziell in das „The Guiness Book of Records“ kommt.

I.A.

Beide rezensierten Filme hatten bei der Filmkunstmesse in Leipzig (14.-18.09.2015) Auszeichnungen bekommen, wie wir vorgestern schrieben.

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NACHTRAG

FAMILIENFEST
Ein Film von Lars Kraume
Deutschland 2014. 89 Minuten. Kinostart 15. Oktober 2015

Der Regisseur hat schon mehrere bedeutende Filme gedreht, zuletzt den weiter oben angekündigten Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“. Auch in diesem Film geht er ganz nahe an die Personen heran, die er einkreist und uns von einem großartigen Schauspieler-Ensemble vorführen lässt. Hier der Trailer:



Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) als Familienpatriarch, Hannelore Elsner als seine Ex-Ehefrau, Michala May als seine zweite Ehefrau, Lars Eidinger, Barnabay Metschurat und Marc Hosemann als Esthoffs Söhne, von denen jeder seine eigenen Kämpfe führt, sowie Jördis Triebel, Nele Mueller-Stöfen und Daniel Krauss als deren Partner - ich führe die Namen der Schauspieler deshalb einzeln auf, weil sie so gut gelaunt zusammenspielen und man dadurch trotz des bitterbösen Humors in jeder dieser bürgerlich dramatischen Familiensituationen lachen und weinen kann – kommen anlässlich des Vaters 70. Geburtstags im herrschaftlichen Wohnsitz zusammen. Alle müssen sich die Frage stellen, wie sie mit der Vergangenheit umgehen wollen: in alten Wunden wird gebohrt, offene Rechnungen angesprochen, Sticheleien, Vorwürfe und Aversionen geben sich wechselseitig ein Feuerwerk. Als etwas passiert, was alles verändert, ist das Familienfest für jeden die letzte Gelegenheit, sich selbst zu erkennen.

I.A.

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