Skip to content

Drei aktuelle Kino-Kritiken im Juli 2015

Neue sowie erfolgreiche Kinofilme in der zweiten Monatshälfte.



Trotz schönem lauen Sommerabend bildeten sich gestern Abend, Donnerstag, den 16.07.2015, im Cinemaxx am Berliner Potsdamer Platz lange Menscheschlangen an den Kinokassen. Obwohl das Wochenende noch gar nicht begonnen hatte, gab wohl der Ferienbeginn und neue Filmpremieren den Ausschlag für das große Interesse nicht nur an dem neuen "Terminator: Genisys" mit dem alten Arnold Schwarzenegger, sondern auch an "Amy" dem Arthouse-Kinoevent, einer Doku über die verstorbene jüdischen Ausnahme-Jazz-Sängerin Amy Winehouse, die nur an drei Tagen vom 17.-19. Juli 2015 im Cinemaxx gezeigt wird. Hier der Trailer des Films, der im Mai beim Festival de Cannes Weltpremiere hatte.



Kurzkritik:
Der traurige Film "Amy" ist auf jeden Fall sehenswert auch wenn er im Vergleich zur Doku "Montage Of Heck" - über den ebenfalls verstorbenen ehemaligen Nirvana Sänger Kurt Cobain - insgesamt stilistisch etwas schwächer wirkt. Fehlendes Film-Material hätte man durch mehr Musikuntermalung mit alternativen Bildern vielleicht besser aufpeppen können. Bei Cobain, der schon auf der Berlinale lief, gelang das sehr gut, ohne kitschick zu wirken. Die Konzentration auf die Sängerin "AMY" mit Bildern aus ihrer Kindheit bis zum frühen Tod mit 27 Jahren bewirken aber anderseits ein sehr eindringliches, berührendes Portrait um eine scheue Person, die der Maschinerie des Showbusiness hoffnungslos ausgesetzt war.

Eventkino im Cinemaxx heißt allerdings auch erhöhter Preisaufschlag. Dafür beginnt die Neuvorstellung - denn jeden Donnerstag werden neue Kinofilme gestartet - pünktlich auf die Sekunde genau und das ganz ohne Werbung. Ärgerlich ist nur wenn vorbestellte Karten oder sogar vorab bezahlte Karten nicht ohne weiteres am Automaten ausgedruckt werden können und die Warteschlangen an den Kassen immer länger werden.

Auf unsere Nachfrage warum nur die Hälfte der Kassen besetzt sei und von den beiden großen Treppenzugängen zu den Kinos auch nur einer geöffnet ist, kam die Antwort, dass es an Personal fehle. Hohe Einnahmen durch Personaleinsparung, sind offensichtlich wichtiger als guter Service. Die Folge war, dass zum pünktlich gestarteten Film, erst ein Viertel der Plätze im Kino belegt war. Nach knapp einer halben Stunde, als das erste Drittel des Hauptfilms bereits vorbei war, kamen immer noch Nachzügler ins Kino und störten die Vorstellung weil sie im Dunklen Schwierigkeiten hatten, freie Plätze zu finden.

Liebe Kinobetreiber so geht es nicht!
Kein Wunder wenn die Zuschauer lieber zu Hause bleiben und sich gegebenenfalls einen übergroßen 4K-Ultra-HD-Bildschirm für die ganze Familie anschaffen - was letztendlich auf Dauer preiswerter wird, als teure Kinotickets für die ganze Familie. Wie wir gestern schrieben, wollen NETFLIX und AMAZON deshalb das Kinozeitfenster kürzen und bereits nach kurzem Kinostart eigene Filme auch Online für zu Hause zur Verfügung stellen. Bereits 220.000 UHD-TV-Geräte wurden in Deutschland verkauft und in diesem Jahr sollen nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens GFK nochmal weitere 750.000 Geräte in Deutschland über den Ladentisch wandern. Für die Kinobetreiber könnten dann harte Zeiten anbrechen.

Doch nun zur Kinokritik. Unsere Filmkritikerin Isolde Arnold hat sich zwei weitere aktuelle Filme angesehen und uns darüber berichtet. Darunter befindet sich der Dokumentarfilm "Dior und ich" von Frederic Tcheng, der bereits in die dritte Woche geht und weiterhin erfolgreich das Berliner Publikum ins Cinema Paris am Ku'damm lockt. Zur Berliner Modemesse hatten wir am 6. Juli 2015 den Film schon mit einem anderen internationalen Trailer kurz vorgestellt. Hier nun der Eindruck unserer Filmkritikerin, die außerdem den gestern angelaufenen Film Señor Kaplan vorab gesehen hat:


Dior und ich
Leute machen Kleider.
Frankreich 2014. Regie: Frederic Tcheng. 90 min.

Eine Fashion-Doku der besonderen Art: Frederic Tcheng gelingt es, uns spannendste Einblicke in das Modehaus Christian Dior zu verschaffen. Wie in einem Krimi nehmen wir teil an der rasanten Aufstellung der ersten Haute Couture-Kollektion des neuen Chefdesigners Raf Simons (Gilles Piguard) in nur zwei Monaten.

Der erzählende Dokumentarfilm zeigt den Entstehungsprozess einer Modekollektion, an dem wir deshalb gerne teilnehmen, weil alle Mitarbeiter/innen zueinander und miteinander gleichwertig engagiert und respektvoll gezeichnet sind.

Ein Hoch auf Schönheit, Kreativität und Eleganz! Hier in neuer Trailer:



Jetzt weiterhin im Capitol, Cinema Paris, CinemaxX Potsdamer Platz, Kant Kino (OmU), Kino Kulturbrauerei, Xenon (OmU).

+++++++++++++++

Señor Kaplan
Don Quijote und Sancho Panza auf Nazi-Jagd.
Uruguay, Spanien, Deutschland 2012. Regie: Alvaro Brechner. 98 min.

Jacob (Hector Noguera) ist als jüdischer Pole nach Uruguay geflüchtet und lebt dort seit 50 Jahren ein glückliches Familienleben. Er hat viele Interessen und genießt seinen Lebensabend, als er hört, dass sich in Montevideo ein deutscher KZ-Aufseher unter falscher Identität aufhalten soll. Das ist nicht von ungefähr, denn nach dem 2. Weltkrieg war Südamerika ein beliebtes Versteck für ehemalige Nazi-Größen. Jacob und der ehemalige Polizist Wilson (Nestor Guzzini) nehmen nunmehr Ermittlungen auf, um ihm aufzustöbern, - ein Kampf gegen Windmühlenflügel!

Das besondere an dieser Krimikomödie (Drama, Thriller) ist, das er die Paranoia Jacobs auf die Schippe nimmt, ohne deren Berechtigung anzuzweifeln. Die überzeichneten Personen sind liebevoll charakterisiert. Das Ganze ist in poppig-bunten Farben spannend erzählt und es gibt eine Auflösung, die überrascht.

Eine ganz neue Form der Aufarbeitung, die nicht nervt, sondern humorvoll erhellt – ansehen! Hier der Trailer:



Neu ab Donnerstag, 16.07.2015, im Cinema am Walter-Schreiber-Platz, Filmkunst 66, Hackesche Höfe Kino (OmU), Kino in der Kulturbrauerei, Moviemento, Union Filmtheater (OmU)

I.A. (Isolde Arnold)

Anzeige