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Weckruf der Filmförderungsanstalt in Sachen Filmerbe

Den Filmverfall verhindern und das Filmerbe bewahren. Petition auf Change.org sammelt mehr als 5.000 Stimmen. (Update)



Im Giftschrank des Bundesfilmarchivs in Berlin Hoppegarten lagern gut geschützt in einem Betonbunker noch zahlreiche hochexplosive Nitrofilme. Eine Dokumentation des TV-Senders Arte beleuchtete am 17.06.2015 u.a. auch Filmschätze aus der Nazi-Zeit, die nach dem Krieg von den Alliierten verboten wurden und über Jahrzehnte nicht mehr gezeigt werden durften. Obwohl das deutsche Grundgesetz keine Zensur erlaubt ist die Sichtung des Filmerbes der „Vorbehaltsfilme“ - von denen 40 Werke weiterhin als volksverhetzend, kriegsverherrlichend, antisemitisch und rassistisch gelten - nur mit spezieller Erlaubnis und unter aufklärerischen Aspekten möglich. Der Beitrag ist in der Arte Mediathek noch bis 27.06.2015 abrufbar.

Doch darüber hinaus sind auch zahlreiche kulturell wertvolle Werke dem Verfall preisgeben, wenn nicht schnell das Filmerbe aufgearbeitet und digitalisiert werden würde.

Auch der FFA-Verwaltungsrat sieht dringenden Handlungsbedarf der Branche und der öffentlichen Hand, um die Digitalisierung des filmischen Erbes schnellstmöglich voranzutreiben. Das Gremium hatte sich in seiner 200. Sitzung mit der Thematik befasst und in einem Beschluss seiner Befürchtung Ausdruck verliehen, dass ohne baldige Maßnahmen der unwiederbringliche Verlust von filmischen Originalmaterialien drohe. Zudem seien auch technische und personelle Ressourcen bei den filmtechnischen Dienstleistern in Deutschland gefährdet.

Grundlage des Verwaltungsratsbeschlusses waren zum einen ein von der Filmförderungsanstalt (FFA) in Auftrag gegebenes Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) sowie eine Analyse des Fraunhofer Instituts zur Initiierung eines einheitlichen digitalen europäischen Archivformates und das Konzept des Kinematheksverbundes zum Auswahlverfahren der zu sichernden filmischen Inhalte.

In ihrem Gutachten, das eine Kostenabschätzung der digitalen Sicherung des filmischen Erbes ermöglicht, schlägt PwC vor, die Digitalisierung schrittweise mit einem jährlichen Mindestvolumen von zehn Mio. Euro über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren zu finanzieren. In seinem Beschluss appelliert der FFA-Verwaltungsrat daher an die Verantwortlichen in Bund und Ländern, bereits ab 2016 entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen. Die FFA, die seit 2012 die Digitalisierung des Filmerbes mit jährlich einer Mio. Euro fördert, sei bereit, ihren Beitrag im Rahmen einer Gemeinschaftsfinanzierung mit Bund und Ländern zu erbringen.

"Die Digitalisierung des filmischen Erbes ist eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgaben der Gegenwart. Wenn wir die teilweise weit über 100 Jahre alten, historischen Werke deutschen Filmschaffens auch nachfolgenden Generationen zugänglich machen wollen, müssen wir handeln - und dies nicht morgen, sondern jetzt!", erklärte dazu FFA-Präsident und Kulturstaatsminister a.D., Bernd Neumann.

NACHTRAG:
Dank einer Initiative konnte zudem auf der Plattform Change.Org erfolgreich eine Petition zur Rettung des Filmerbes gestartet werden, die mehr als 5.000 Teilnehmer unterzeichnet haben. Inzwischen wurde auch die Reaktion der Bundesregierung auf die Petition veröffentlicht, die dem Anliegen teilweise entsprochen hat. Unter den beiden nachfolgenden Links kann alles nochmals genau nachgelesen werden.

Link zur Initiative: filmerbe-in-gefahr.de
und das Ergebnis der Petition: filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0,513
Quellen: Arte | Blickpunkt:Film | Initiative "Filmerbe in Gefahr"

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