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30. Ausgabe des Black International Cinema Berlin

FOUNTAINHEAD® TANZ THÉí‚TRE presents "30 Times after Time - Visuals to improve Reality!"



Angesichts der Flüchtlingsnot und angesichts hunderter im Mittelmeer Ertrunkener, die vergeblich versucht haben dem schwarzen, brodelnden, afrikanischen Kontinent zu entkommen, soll die diesjährige Jubiläumsausgabe des XXX. BLACK INTERRNATIONAL CINEMA BERLIN, das vom 4.-9. Mai 2015 stattfindet, einen Gegenpol zu den Hetzkampagnen von PEGIDA und anderen überspitzt patriotischen oder rechtsradikalen Gruppierungen setzen.

Prof. Donald Muldrow Griffith, Veranstalter des Filmfestivals sowie zusammen mit Gayle McKinney Griffith auch Gründer des FOUNTAINHEAD® TANZ THÉí‚TRE, betreibt darüber hinaus eine wöchentliche Sendung auf ALEX-TV, dem Bürgerfernsehen des ehemaligen Offen Kanals. Geschnitten werden die Sendungen, wie auch die Vorbereitungen des Filmfestivals, in der Medienwerksatt Berlin. Diese befindet sich - leider nur schwer zu finden - im Keller des Kulturwerks des bbk Berlin; besser bekannt als Kunstquartier Bethanien am Kreuzberger Mariannenplatz.

Dort können Künstler kostenlos die Räume und Gerätschaften nutzen, was insbesondere von zahlreichen Migranten und ausländischen Künstlern gerne angenommen wird. Nur durch solche Unterstützung seitens des Senats Berlin konnte sich eine mittlerweile breit anerkannte multikulturelle Gesellschaft in der Hauptstadt entwickeln. Prof. Donald Muldrow Griffith hatte uns deshalb auch dort zur Pressekonferenz eingeladen, damit wir über die Nutzungsmöglichkeiten der Räume für arme, ausländische Künstler berichten.

Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe ist u.a. eine 80 Minuten lange Dokumentation über schwarze US-Radiostationen mit Radio-Moderator und Gesellschaftsaktivist Bob Law. Die schwarze Bevölkerung wird trotz angeblicher Rassengleichheit immer noch - und nicht nur in den USA - unterdrückt. Der Fall des Afroamerikaners Walter Scott, der im April von einem weißen Hilfssheriff erschossen wurde, hatte für Wut und Entsetzen in den USA gesorgt, wie wir anlässlich des Tribeca Filmfestivals am 15. April 2015 im BAF-Blog berichteten.

Dieses Thema wird auch von dem 15 Minuten langen Kurzfilm "MONEY 1955: THE EMMETT TILL MURDER TRIAL" aufgegriffen.

Schauspieler Mike Wiley verkörpert alle 20 Charaktere in "Money 1955" und stellt in markanten historischen Details die Schlüsselmomente und die Mitwirkenden des Emmett-Till-Mordprozesses nach. Der Film basiert auf Gerichtsakten in einer Adaption des von der Kritik gefeierten Einpersonenstücks von Mike Wiley, "Dar He: The Story of Emmett Till."

In "Money 1955" stürzte sich die internationale Presse auf ein entfernt gelegenes Gerichtsgebäude in Tallahatchie County in Mississippi und zieht die Aufmerksamkeit der Welt auf den Mordprozess von zwei weißen Männern, die des schrecklichen Lynchens eines 14-jährigen schwarzen Jungen aus Chicago namens Emmett Till angeklagt sind.

Hauptzeuge der Staatsanwaltschaft ist der Onkel des Jungen, Mose Wright: Er antwortete auf das Klopfen in der Nacht, als die beiden Männer Emmett entführten. Aber öffentlich in einem Gerichtssaal in Mississippi, in dem nur Weiße sitzen, auf sie zu zeigen, war Selbstmord; Mose war gezwungen, sich zu entscheiden, – entweder zu schweigen oder sich unumkehrbar zu opfern...

Weitere Informationen zur Ermordung Emmett Tills unter folgendem Link: de.wikipedia.org/wiki/Emmett_Till.

Der Tod des 14-jährigen schwarzen Jungen reiht sich in eine Serie weiterer in jüngster Zeit gestorbener schwarzer Männer und Jungen ein. Darunter der 12-jährige Tamir Rice in Cleveland, Michael Brown in Ferguson, Eric Garner auf Staten Island - New York, Walter Scott in Charleston und Freddy Gray am 12. April 2015 in Baltimore, der urplötzlich eine Woche nach seiner Festnahme in Polizeigewahrsam an Genickbruch starb. Seit dem kommt die Stadt Baltimore im Bundesstaat Maryland wegen schwerer Ausschreitungen nicht mehr zur Ruhe. Die sechs Polizisten, die den Schwarzen misshandelten, sollen allerdings wegen Mord und Todschlag zur Verantwortung gezogen werden, hieß es gestern in den Nachrichten.

Mit "SAYING IT LOUD – Radio Giving Voice To Black America" versammelt die Radio-Persönlichkeit Bob Law in seinem ersten Solo-Projekt zahlreiche Kollegen aus der Unterhaltungsindustrie und Politik, um mit ihm zusammen die eigentliche Geschichte des Wachstums und der Entwicklung dessen, was als Rhythm-&-Blues-Welt bekannt ist, zu erzählen.

Der Film, der vom Publikum bei Vorführungen in ganz New York City sehr gut angenommen wurde, erklärt die sehr reale Bedeutung des Black Radio von der Entstehung des kommerziellen Radios bis zu den glorreichen Tagen des Black Personality Radios. "Saying It Loud" zeigt, wie Black Radio tatsächlich den Vorstellungen und Zielen der schwarzen Amerikaner aus den frühen Tagen der Bürgerrechtsbewegung, der Black-Power-Bewegung, dem ersten Präsidentschaftswahlkampf Jesse Jacksons bis zum Million Man March eine Stimme gab. Vielleicht kann dieser Film eine Bewegung auslösen, um sinnvolles Black Radio und die Schwarze Musik, die einmal den Geist der schwarzen Gemeinschaft genährt hat, wiederherzustellen.



Das XXX. BLACK INTERRNATIONAL CINEMA BERLIN kann zwar keine Hollywood Blockbuster zeigen, denn der Eintritt bei dem kleinen Berliner Filmfestival ist schon seit Jahren kostenlos. Mit zahlreichen unabhängigen Werken zur Situation von benachteiligten Menschen versucht das Festival aber über die augenblickliche Diskussion zur Einwanderung von Flüchtlingen auf seine Art Stellung zu nehmen.

Erstmals wird das Filmfestival allerdings nicht mehr im Rathaus Schöneberg stattfinden. Dort wird der Vorführsaal für zwei Jahre umgebaut. Statt dessen konnte die Humboldt Universität in der Straße 'Unter den Linden' als Partner gewonnen werden, was noch mehr multikulturelle Integration verspricht. Das Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft von Institutsdirektor Prof. Dr. Wolfgang Mühl-Benninghaus stellt den Hörsaal/Auditorium 1072 für Filmvorführungen am 4.-6. Mai und 8.-9. Mai 2015 zur Verfügung sowie Raum/Room 2103 für Seminare am 7. Mai 2015.

Eigene Filme oder Videos werden von der Humboldt-Uni leider nicht beigesteuert. Dazu war die Frist der Vorbereitungen zu kurz. Dennoch können zahlreiche interessante Werke auch aus armen Ländern gezeigt werden. Die Filmbeiträge kommen in diesem Jahr aus Kolumbien, Spanien, Portugal, Sudan, Großbritannien, Deutschland, Kanada, Iran, Irak, Brasilien, Barbados, Guatemala und den USA. Dabei handelt es sich um Filme verschiedener Genres: Dokumentar-, Spiel-, Kurz-, Experimental- und Animationsfilm. Hohe Ansprüche an die Filmqualität der Low- & No-Budget-Produktionen sollte man aber nicht stellen. Die Inhalte sind dagegen überzeugender.

Hier weitere vier Beispiele:

In der iranischen Dokumentation "Gozareshi Darbareh Mina / A Report about Mina" beschreibt Kaveh Mazaheri die Situation der drogenabhängigen Mina, die auf einem verlassenen Platz in einem Park mitten in Teheran lebt. Ohne Obdach versucht sie, ihr Leben so "normal" wie möglich zu gestalten.

"Culture Clash" erforscht und dokumentiert die Herausforderungen, mit denen sich karibische Kinder eingewanderter Eltern in den USA konfrontiert sehen. Der Filmemacher Jean-René Rinvil vermittelt in seiner Dokumentation verschiedene Perspektiven seiner Protagonisten und nimmt uns mit auf ihre Reise zu persönlicher Entwicklung und Selbstannahme.

Was bedeutet es, Brasilianer zu sein? Was bedeutet es, deutscher Brasilianer zu sein? Oder Deutscher? Der Film "Meio" der Filmemacherin Clarissa Beckert beschäftigt sich mit der Frage der Identität als etwas, das zwischen Erinnerung und Vorstellung schwebt, und sieht die Sprache als Mittel, um Identität zu kommunizieren und zum Ausdruck zu bringen.

Der Spielfilm "Vigilante – The Crossing" von Marcia Weekes erzählt die Geschichte eines jungen schwarzen Ex-Sträflings, Dexter Gooding, der aus den USA deportiert wird und in sein Heimatland, Barbados, zurückkehrt. Bakers Village, sein geliebtes Heimatdorf, droht im Verbrechersumpf zu versinken – eine neue, alte Herausforderung für Dexter.

XXX. BLACK INTERRNATIONAL CINEMA BERLIN
4.-9. Mai 2015
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Eintritt frei!

Link: www.black-international-cinema.com

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