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Barco will bei IMAX die Laser-Ära einläuten

Kinopolis kommt IMAX in Europa mit 4K-Laser-Projektion zuvor.



IMAX hatte sich im Herbst 2011 unter anderem exklusive Rechte an mehr als 50 Patenten zur Laserprojektionstechnologie vom in finanzielle Schieflage geratenen Unternehmen Kodak gesichert. Rund zehn Mio. Euro sollen für diese Patente zunächst geflossen sein, hinzu kommen nach Expertenangaben unter anderem weitere Lizenzzahlungen. Laut CEO Richard Gelfond hat Imax seither weitere 50 Mio. Dollar in die Technologie investiert. Entwickelt werden die Laserprojektionssysteme von Barco. Mit dem Hersteller hatte Imax im Februar 2012 einen sieben Jahre laufenden Exklusivvertrag zur Entwicklung seiner Projektionssysteme geschlossen. Nach Angaben von Imax-Entertainment-CEO Greg Foster seien weltweit bereits mehr als 65 Kaufverträge über den Erwerb eines IMAX-Laserprojektors geschlossen worden.

In Deutschland existieren derzeit nur noch zwei regulär bespielte IMAX-Kinosäle: Im Berliner Cinestar-Flaggschiff am Potsdamer Platz und im Karlsruher Filmpalast am ZKM, der von der Cinestar-Gruppe gemeinsam mit der Georg-Fricker-Stiftung betrieben wird. Schon zur Eröffnung des Berliner IMAX-Saals im Juni 2013 hatten Cinestar und IMAX Pläne zu einer Laserinstallation "in naher Zukunft" bekannt gegeben.

"Wir freuen uns auch, dass Cinestar künftig unsere neue Lasertechnologie einsetzen wird und damit dem deutschen Publikum ein völlig neuartiges Kinoerlebnis bietet", ließ sich Andrew Cripps, President Imax EMEA, damals zitieren.

Wie von uns bereits am 21. Oktober 2014 im BAF-Blog erwähnt, unterliegen Projektoren der Laserklasse 4 bisher sehr strengen Vorschriften, die einen Praxisbetrieb enorm erschwerten. Für 2015 ist aber durch eine Richtlinie der EU-Kommission eine Herabstufung sämtlicher Laserprojektoren in Klasse 1 auf den Weg gebracht worden, sodass IMAX nun auch in Berlin mit dieser Technologie starten könnte. Laser-Projektion ermöglicht ein helleres Bild bei besonders großen Leinwänden.

Kinepolis spielt bereits mit Laser in Frankreich, Belgien & Spanien.
Die in Belgien ansässige und in einigen europäischen Ländern agierende Kinepolis-Kinogruppe ist IMAX aber zuvor gekommen und hat das Zeitalter der Laser-Projektion mit Barcos DP4K-60L bereits eingeläutet.

Die Premiere fand am 9. Dezember 2014 mit der Aufführung von „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ in einem der Flaggschiff-Häuser in Lomme, Frankreich, statt. Weitere Stationen waren Brüssel (10. Dezember 2014) und zuletzt Madrid (17. Dezember 2014). Es ist anzunehmen, dass für die IMAX-Kinos, mit ihrer übergroßen Leinwand, andere, evtl. noch stärkere Projektionssysteme zum Einsatz kommen sollen. Um sich von anderen Konkurrenten abzuheben, könnte als Alternative zu dem neuen 6P-Laser von Christie, der unlängst auf der IBC in Amsterdam gezeigt wurde, möglicherweise ein noch stärkerer Laser mit mindestens 8K-Auflösung Einsatz kommen. Da sich IMAX bereits für die Firma Barco entschieden hat, würde bei einer Doppelprojektion für stereoskopische 3D-Bilder, jeweils ein Projektor pro Auge mit jeweils mindestens 4K-Auflösung zum Einsatz kommen. Welche Barco-Modelle IMAX ins Auge gefasst hat, ist uns noch nicht bekannt, denn die Laser-Projektion ist Neuland.

Erste deutsche 2K-Laserprojektion in Bayern.
Die erste Laser-Kinoprojektion in Deutschland wurde im Bayerischen Cineplex Penzing zusammen mit NEC Display Solutions Europe und Cine Project am 10. Oktober 2014 präsentiert. Es ist die erste festinstallierte Laserprojektions-Anlage in Deutschland, die allerdings nur eine 2K-Projektion ermöglicht, da zum Zeitpunkt der Einführung noch keine Betriebserlaubnis für stärkere Laserprojektoren in Deutschland vorlag.

NETFLIX kooperiert mit IMAX.
Bekannt wurde außerdem, dass der TV-Streaming-Anbieter Netflix einen Exklusivvertrag mit IMAX abgeschlossen hat, um hochauflösende Filme auch für sich selbst vermarkten zu können. Einige Filme werden demnach schon in 2015 zeitgleich in den IMAX-Kinos und Online für den Fernsehzuschauer zu Hause gestartet. Die Filme werden aber nicht überall zu sehen sein, denn die Übertragung in den USA-Kabelnetzen soll natürlich in hochauflösender UHD-Qualität erfolgen. Dazu werden hohe Übertragungsgeschwindigkeiten erforderlich sein, die nicht überall zur Verfügung stehen. Das exklusive Angebot wird zudem nicht zu den üblichen Kosten zu haben sein, sondern einen extra Aufschlag erfordern.

Einige Kinoketten wie die Regal Cinemas in den USA haben bereits mit Boykott gedroht und wollen den Netflix-Titel "Crouching Tiger, Hidden Dragon: The Green Legend" zum Kinostart am 28. August 2015 nicht in ihren IMAX-Kinos zeigen, sofern der Film simultan auf Netflix abrufbar ist. Hintergrund dürften aber auch die schlechten Einspielergebnisse der Regal Cinemas in 2014 sein. Das Unternehmen meldete im dritten Quartal einen Umsatzrückgang von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und steht zum Verkauf. Die Besucherzahlen gingen nämlich in den USA um 19 Prozent zurück, wie wir bereits am 29. November 2014 hier im BAF-Blog gemeldet hatten.

Dolby Cinema positioniert sich gegen IMAX.
Auch Dolby Cinema positioniert sich gegen IMAX. Allerdings auch aus einem anderen Grund. Um die Marke Dolby noch bekannter zu machen, hatte Dolby bereits das legendäre Kodak-Theatre in Los Angeles übernommen und in Dolby-Theatre umbenannt. Dort werden nämlich jedes Jahr im Februar die Oscars verliehen. Ein unschätzbarer Vorteil im Marketing für die Firma. Mit der Marke Dolby Cinema vollzieht der Kinosound-Spezialist Dolby in Kooperation mit Projektoren-Hersteller Christie nun den Schritt in den Markt für Premiumkino-Erlebnisse auf Großleinwänden - und positioniert sich damit klar gegen IMAX, eine Marke, die sich derzeit auf weltweit rund 800 Leinwänden abspielt.

Dolby Cinema soll laut einer Pressemitteilung "spektakuläre Bild- und Tontechnologien" mit "inspirierendem Design" verknüpfen, um jeden Kinobesuch zu einem "fesselnden Event" zu machen, so Dolby. Ein markanter Eingangsbereich soll die Marke Dolby Cinema transportieren helfen.

Herzstück von Dolby Cinema ist neben dem hauseigenen 3D-Raumklangsystem Dolby Atmos das Projektionssystem Dolby Vision, das in Zusammenarbeit mit Projektoren-Hersteller Christie entwickelt wurde, auf Lasertechnologie basiert und Hochkontrastbilder auf Basis der "High-Dynamic-Range"-Technologie (HDR) mit hohem Dynamikumfang und erweitertem Farbraum darstellen kann. Dolby Vision soll laut einem Bericht des "Hollywood Reporter" sein Debüt im Frühjahr 2015 erleben. Erste Kinofilme, die für Dolby Vision optimiert sind, erwartet das Unternehmen für 2015, der Hollywood Reporter spekuliert unter anderem auf "Tomorrowland" und "Star Wars: Das Erwachen der Macht", dessen Trailer gerade veröffentlicht worden war.



Noch in 2014 wurden bereits die ersten Dolby-Cinema-Säle eingeweiht: Im neuen JT Cinemas Komplex im niederländischen Eindhoven sowie im spanischen UCI/Cinesa La Maquinista in Barcelona, einem der ersten Kinos weltweit, das mit Dolby Atmos ausgestattet worden war. Mittlerweile wurde Dolby Atmos in rund 700 Kinosälen weltweit installiert.

Bereits vor Marktreife von Dolby Vision kommt für Dolby Cinema ein Laserprojektionssystem von Christie zum Einsatz. Genauer gesagt ein System, das zwei der neuen 6P-4K-Laserprojektoren von Christie vereint, kombiniert mit Dolby 3D.

Um die Marke Dolby Cinema auch jenseits der Leinwand selbst zu verankern, soll den Kinos künftig eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung stehen, beginnend bei einem entsprechend gebrandeten Eingangsbereich bis hin zu einem "audiovisuellen Zugang" zum Saal, der den Kreativen die Möglichkeit geben soll, "ihre Geschichten schon vor Beginn der eigentlichen Vorstellung zu erzählen", so Dolby.

Als weiteres mögliches Feature nennt Dolby unter anderem atmosphärische Beleuchtung, was an die neuen Kinovorführungen im Berliner Zoo Palast erinnert. Im großen Saal I findet seit Umbau und Neueröffnung dort vor jeder Abendvorstellung ein Lichtgewitter zu einem echten Regenvorhang statt, begleitet von lautstarken Dolby Atmos Effekten.

Quellen: Blickpunkt:Film | Filmecho

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