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Kritische Anmerkungen zur Film- & TV-Landschaft

Agenturenverband zieht Reißleine gegen Sondergagen und Lohndumping.



Die Mitglieder des Verbandes der Agenturen (VdA) starten eine Initiative zur Begrenzung von Sondergagen: Ab sofort akzeptieren die im VdA organisierten Agenturen keine Sondergagen unter 1.000 Euro pro Drehtag mehr. Als Sondergagen bezeichnet der der Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater Gagen, "die die Normalgage eines Schauspielers über den üblichen Pauschalisierungsrahmen hinaus unterschreitet".

Wie der VdA betont, bezieht man sich zum Start der Initiative Sondergagen zunächst ausschließlich auf rein fiktionale Produktionen von ARD, ZDF, RTL, Prosieben und Sat.1, die für den Vorabend und die Primetime produziert werden. Im Auge hat man dabei vor allem bereits etablierte Schauspieler, die sich im Laufe ihres Berufslebens "eine individuelle Gagenhöhe erarbeitet haben".

Der Verband nennt diesbezüglich bewusst keine Zahlen oder Prozentsätze, die im Umkehrschluss als akzeptable Unterschreitungen interpretiert werden könnten. Nachdem sich der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler e.V. (BFFS) in der jüngeren Vergangenheit bereits erfolgreich für eine Einstiegsgage von Schauspielern eingesetzt hat, möchte der VdA nun den Blick auf das Mittelfeld, also auf die bereits etablierten Schauspieler lenken, die sich im Laufe ihres Berufslebens eine individuelle Gagenhöhe erarbeitet haben.

Verbandsvorsitzender Lutz Schmökel: "Auch diese Schauspieler sind mittlerweile Leidtragende des zunehmenden Gagenverfalls. Immer häufiger werden ihnen Rollenangebote mit Sondergage unterbreitet. Die Gage eines Schauspielers aber ist sehr individuell und muss jeweils als Einzelfall verhandelt werden. Wir wehren uns gegen jene Angebotsgagen, die mit Rollenangebot oder bei Anfrage als nicht verhandelbar angesagt werden. Selbstverständlich muss jeder Schauspieler für sich selbst entscheiden, wie weit er bereit ist, seine Gage zu reduzieren. Für uns als Verband muss jedoch bei 1.000 Euro Schluss sein. Der Einzelne hat kaum eine Möglichkeit, dem etwas entgegen zu setzen. Vielmehr wird dem Schauspieler suggeriert, dass er austauschbar ist - wenn er nicht akzeptiert, macht es ein anderer. Zu dieser Haltung sagen wir, die VdA-Agenturen, 'Nein'. Für die von uns vertretenen Schauspielerinnen und Schauspieler werden wir die Reißleine ziehen."

Der Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V. (VdA) vertritt seit 1998 die Interessen der privaten Künstleragenten in den Bereichen Film, Fernsehen und Bühne im deutschsprachigen Raum. Die 67 Mitgliedsagenturen repräsentieren mehr als 2.700 Schauspieler, Regisseure, Autoren und Kameraleute. Zu den zentralen Anliegen gehören u.a. die Stärkung und Qualitätssicherung des Berufsbilds des Künstleragenten, die Beteiligung an Gesetzgebungsvorhaben sowie film- und medienpolitischen Themen. Der VdA ist außerordentliches Mitglied der SPIO. 2013 feierte der Verband sein 15-jähriges Jubiläum. Im VdA-Vorstand sind Lutz Schmökel (Vorsitz), Christina Gattys und Brigitta Watzka.

Link: www.verband-der-agenturen.de

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Filmkritiker fordern Woche der Kritik auf der Berlinale

Ein wenig Revoluzzer-Geist ist auch im 60. Jahr der Internationale Kurzfilmtage Oberhausen noch vorhanden. Zumindest formulierte Dunja Bialas, Vorstandsmitglied und Sprecherin des Verbandes der deutschen Filmkritik (VdFk), im Rahmen des erst kürzlich zu Ende gegangenen Festivals die Forderung nach einer Kritikerwoche im Rahmen der nächsten Berlinale. Dies wurde in einem "Flugblatt für aktivistische Filmkritik" dargelegt, das von den Vorstandsmitgliedern des Verbands unterschrieben ist.

Sie argumentieren, die Berlinale sei das "einzige der großen europäischen Filmfestivals, bei dem die Position der Filmkritik in Form einer solchen Programmsektion nicht vertreten ist". In Cannes, Venedig und Locarno gibt es jeweils eigenständige Internationale Wochen der Kritik, wie z.B. die Semaine Internationale de la Critique an der Cí´te d'Azure.

Die Unterzeichner erklären, "mit Sorge auf Film und Kritik" zu blicken und konstatieren, "Filmverleiher und Kinobetreiber haben in den letzten Jahrzehnten das Programmkino aufgegeben und es durch Arthouse ersetzt. Ein alternatives Programm zum Mainstream gibt es fast nirgends mehr. Mit dem Arthouse hat sich ein konventionelles und formelhaftes Kino durchgesetzt - unter dem Vorzeichen des angeblich guten Geschmacks. Abseits der Angebote der Verleiher bleibt der Kunst nur das Festival. Festivals übernehmen punktuell die Aufgabe von Programmkinos. Gleichzeitig wachsen ihre Legitimationszwänge gegenüber Sponsoren, Verleihern und Förderern. Auch hier droht die Unterwerfung unter Marktlogik, Zielgruppenrelevanz und politische Interessen."

Gleichzeitig sei auch die Kritik "in einer drastischen Zwangslage", da sie sich den Marktgegebenheiten anpassen müsse und dabei ihren unabhängigen Geist verliere und zur Dienstleistung werde. Die finanzielle Perspektivlosigkeit dürfe jedoch nicht weiter in eine ideelle Anpassung münden. Die Unterzeichner des Flugblatts plädieren "für eine subversive Kritik, die sich auf neues Terrain begibt, die gestaltet und anstachelt" und fordern, dass die Filmkritik "nicht länger den Niedergang der Film- und Streitkultur in Deutschland hinnehmen soll". Der Missbrauch der Filmkritik als Dienstleistung dürfe nicht länger hingenommen werden. "Als erste Maßnahme aktivistischer Kritik begründen wir eine Woche der Kritik bei der Berlinale."

Der Wortlaut des Flugblatts ist unter www.vdfk.de nachzulesen.
Quellen: Jelly Press | Blickpunkt:Film

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