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Keine Mehrheit für Jugendkanal ?

Ministerpräsidenten können sich nicht gemeinsam auf Jugendkanal einigen.



Erst letzte Woche wurden von ARD und ZDF Details zum geplanten Jugendsender bekanntgegeben - doch wenige Tage später berichtet die Mainzer "Allgemeine Zeitung", dass die Ministerpräsidenten der Länder den Anstalten einen Strich durch die Rechnung machen wollen. Dennoch will das Zweite das Projekt nicht beerdigen, sondern wird auf Basis des Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) das Konzept für ein multimediales Jugendangebot zusammen mit der ARD weiterentwickeln.

Projekt von ARD und ZDF scheint chancenlos.
Offiziell wollen die Ministerpräsidenten den Sendern Zeit geben, bis zum Frühjahr ein neues Konzept für den Jugendkanal (JuKA) vorzulegen. In Wahrheit scheint das alternativ Projekt zum Kinderkanal (KiKA) jedoch politisch bereits tot zu sein. Bisher rangen sich ARD & ZDF stets zu Kompromissen durch - auch weil sie dachten, damit einen Programmwunsch der Politik zu erfüllen. Doch die konservativen Regierungschefs von Hessen, Sachsen und Bayern stellen sich laut der Zeitung gegen den Spartenkanal für die 14- bis 29-Jährigen. Die Abstimmung sollte am Donnerstag bei der Konferenz der Ministerpräsidenten über die Bühne gehen, doch der Mehrbedarf für den neuen Spartenkanal würde die geplante Gebührensenkung infrage stellen. Außerdem braucht es für die Umsetzung es einen einstimmigen Beschluss, der von Volker Bouffier, Stanislaw Tillich und Horst Seehofer offensichtlich nicht zu haben ist.

Nachdem sich abzeichnete, dass der neue Rundfunkbeitrag den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Mehreinnahmen in Höhe von 800 Millionen Euro in die Kassen spült, fordern nämlich immer mehr Politiker eine Senkung der Gebühren, um vor ihren Wählern angeblich besser dazustehen. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) empfiehlt den Bundesländern als Konsequenz, die Rundfunkgebühr von derzeit 17,98 Euro monatlich um 73 Cent zu senken.

Filmverbände mit gemeinsamer Stellungnahme.
Dagegen fordern zahlreiche Filmverbände in einer gemeinsamen Stellungnahme 100 Mio. Euro jährlich in die Programmoffensive investieren, um die äußerst prekären Bedingungen des audiovisuellen Schaffens in Deutschland zu verbessern und um endlich wieder mehr deutsche Dokumentar- und Spielfilme von den Sendern gefördert zu bekommen.

"Eine solche Programm-Initiative würde es beiden Sendern ermöglichen, vermehrt Programme in Auftrag zu geben, die international Qualitätsstandards setzen und die mit Produktionsbudgets ausgestattet wären, welche es den Produzentenermöglichen, den Kreativen und den Filmschaffenden Arbeits- und Vergütungsbedingungen zu bieten, die der hohen Qualität ihrer Leistungen entsprechen. Nur so werden die Produktionsunternehmen wieder in die Lage versetzt werden, innovative Programmideen zu entwickeln und zu realisieren."

Die Mittel, die ARD und ZDF in fiktionales Programm, dokumentarische Produktionen und Kinderprogramm investieren, stagnieren seit Jahren oder werden sogar reduziert. Auch die Höhe der Beträge, mit denen sich ARD und ZDF an Kinofilmen beteiligen, ist vielfach gesunken. Zusätzlichen Programmmittel wären nicht nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, sondern durchaus geeignet, die Situation der Kreativen und der Produzenten in Deutschland zu verbessern und gleichzeitig die Qualität des Programms einen großen Schritt nach vorne zu bringen, heißt es abschließend in dem hier verkürzt wiedergegebenen Brief.

Die Stellungnahme wird getragen von:
• Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen – Produzentenallianz
• Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler – BFFS
• Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände – Die Filmschaffenden
• Berufsverband Kinematografie – BVK
• Verband Deutscher Drehbuchautoren – VDD
• Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft – ver.di FilmUnion

"Es ist falsch, zu behaupten, US-Serien wie 'House of Cards' oder 'Homeland' können deutsche Produzenten nicht herstellen, sie können es sehr wohl, wenn ausreichende Finanzmittel für innovative Programmideen zur Verfügung stehen", heißt es auch beim Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure (BVR).

Animationsfilmproduzenten machen sich ebenfalls für Jugendkanal stark.
Wenige Tage vor der Ministerpräsidentenkonferenz am 13. März 2014 hatte sich auch die in der Sektion Animation der Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen vertretenen Produzenten für die geplante Schaffung eines gemeinsamen Jugendkanals von ARD und ZDF ausgesprochen und mit einem Brief an die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder sowie an die Bürgermeister der Städte Berlin, Hamburg und Bremen ihren Forderungen noch einmal Nachdruck verliehen.

Die Animationsfilmproduzenten halten den geplanten Jugendkanal für "einen wichtigen Baustein, um das jugendliche, aus der Zielgruppe des KiKA herausgewachsene Publikum mit qualitätsvollem Programm zu versorgen und dadurch sicherzustellen, dass dieses Publikum nicht Qualitätsansprüche aufgibt, die es berechtigt an das Angebot des öffentlich-rechtlichen Fernsehens haben kann", heißt es in dem Brief wörtlich.

Der ursprünglich geplante Jugendkanal (JuKA) kostet allerdings mehr Geld als den öffentlich-rechtlichen Sendern bei einer Reduzierung der Gebühren zur Verfügung steht. Auf eigene digitale Kanäle zu verzichten, lehnt ZDF-Intendant Thomas Bellut jedoch ab. Vielmehrt fordert er eine Aufstockung des Personals, um den Jugendkanal zusammen mit der ARD betreiben zu können. Von zehn bis 20 zusätzlichen Arbeitskräften war die Rede. Die ARD hatte dagegen vorgeschlagen, auf einige Digitalkanäle zu verzichten und andere wie z.B. ARD EinsPlus mit dem ZDFneo zusammenzulegen, was kosten sparen würde, jedoch vom ZDF abgelehnt wird. Bisher waren 45 Millionen Euro pro Jahr für das Angebot des JuKA Senders in Fernsehen, Radio und Internet geplant.

Agentenverband VdA veröffentlicht Qualitätsstandards.
Auch die Mitglieder des Verbandes der Agenturen (VdA) haben sich gegen eine Rückzahlung des Gebührenüberschusses ausgesprochen und zugleich höchste Qualitätsstandards festgelegt. Diese sollten nicht nur die Grundlage jeglicher Zusammenarbeit innerhalb der Filmwirtschaft sein, sondern auch der wichtigste Antrieb für die Entwicklung neuer Programminhalte der öffentlich-rechtlichen TV-Sender. Deshalb müssen die Filmschaffenden an einem Strang ziehen und bei den aktuellen Themen und Herausforderungen Einigkeit zeigen. Zugleich dienen die Qualitätsstandards als Grundlage für eine effektive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Künstleragenten und ihren Klienten.

Verabschiedet wurde eine sieben Punkte umfassende Erklärung, in der die aus Sicht des Verbandes wichtigsten ethischen und qualitativen Standards für einen guten Umgang zwischen Kreativen und ihren Agenten niedergelegt sind. Zu den VdA-Qualitätsstandards, auf die sich die 67 Verbandsmitglieder verpflichten, gehören u. a. kompetente und unabhängige Beratung, professionelle Vertragsverhandlung, Zuverlässigkeit und transparente Agenturverträge. Die VdA-Mitglieder vertreten Künstler in den Bereichen Schauspiel, Regie, Autoren, Kamera. 80 Prozent davon sind derzeit Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Veröffentlichung der VdA-Qualitätsstandards ist der Auftakt für weitere Aktionen des Verbandes in der Öffentlichkeit.

Rundfunkbeitrag sinkt um 48 Cent.
Am gestrigen Tag haben sich die Ministerpräsidenten der Länder schließlich darauf verständigt, den Rundfunkbeitrag ab Anfang 2015 nur um 48 Cent auf 17,50 Euro monatlich zu senken. Das ist deutlich weniger als von der KEF vorgeschlagen. So bleibt immerhin noch etwas Spielraum, kleine Programmverbesserungen vorzunehmen und möglicherweise dereinst auch noch einen Jugendkanal zu etablieren. Immerhin wurden die Sender erneut von den Ministern aufgefordert, offene Fragen zum Jugendkanal baldigst zu beantworten.

Quellen: Blickpunkt:Film | Spiegel | Tagesspiegel | Mainzer Allgemeine Zeitung | Jelly Press - Agentur fuer Public Relations | Produzentenallianz

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