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TRANSMEDIALE - Afterglow 2014

Das Festival für Kunst und digitale Kultur.



Am 29. Januar 2014 um 17:30 Uhr öffnet die transmediale 2014 afterglow, Festival für Kunst und digitale Kultur, ihre Türen im Haus der Kulturen der Welt (HKW). Bis zum 2. Februar 2014 werden neben zahlreichen Videos auch Diskussionen, Installationen und Konzerte das Treffen der Künstler der digitalen Revolution bestimmen. Doch eigentlich ist nach dem NSA-Skandal durch die Enthüllungen des WHISTLEBLOWER Edward Snowden die digitale Kultur schon wieder vorbei und das "YOU" hat verloren, heißt es beim Veranstalter. Und auch das Internet ist nach dem millionenfachen Einbruch in Daten und Konten nicht mehr das globale Heil der Gegenwart, sondern wurde zum Datenmüll degradiert. Das Ausspähens der Privatsphäre durch das massenhafte Erfassen von Demonstrationsteilnehmern über Handyortung ist eine weitere unangenehme Erfahrung. Dem Afterglow kommt somit beim No-Spy-Abkommen sehr aktuell eine ganz besondere Bedeutung des Nachglühens zu.

Was glüht noch in der Einöde, die die digitale Revolution hinterlassen hat?
Mit dem Thema afterglow weist die transmediale 2014 darauf hin, dass in einer Welt, in der die Ressourcen (menschliche, körperliche, materielle, ökologische und wirtschaftliche) mehr und mehr aufgebraucht sind, das Digitale seinen Versprechungen der sterilen, hochtechnologisierten Welt mit unendlichen Möglichkeiten nicht länger gerecht wird. Im Gegenteil – die digitale Kultur wird mehr und mehr zu einer post-apokalytischen Einöde, die von einigen wenigen Machthabern regiert wird. Die digitale Kultur ist noch immer aus glänzenden Dingen gemacht, die zugleich verlockend und unheimlich sind: von den Sozialen Medien bis hin zur Big Data. Auf der einen Seite kann dieses afterglow (dt. Nachleuchten) als ein extremer Ausdruck des verschwenderischen Zustands der digitalen Kultur gesehen werden (Überschuss, Überlastung, endlose Wiederholung, Vorrang von Bedeutung, Ausbeutung). Auf der anderen Seite – so wie man es im Englischen mit dem Spruch „one man’s trash is another man’s treasure“ ausdrückt – bietet es auch eine Entstehung neuer Lebensformen. Für unser Leben in einer post-digitalen Kultur charakterisiert afterglow die Ästhetik und Politik in der Entstehung neuer, uns noch unbekannter Kulturformen.

The Afterglow - Das Nachglühen


In der Festivalausgabe des Jahres 2014 wird die Idee des afterglow der digitalen Kultur als eine Möglichkeit gesehen, um über Positionen zu spekulieren, die über das Digitale hinausgehen. Digitale Technologien sollen zwar nicht im wörtlichen Sinne abgeschafft werden, jedoch sollen Positionen untersucht werden, die über die dominierende Funktion des Digitalen als eine metaphysische Qualität, die sämtliche Formen der Existenz kodiert, hinausgehen. Selbst ein angeblich kritischer Begriff wie das „Post-Digitale“ wirbt in diesem Sinne nur für die Idee, dass das Zeitgenössische und das Zukünftige vom Digitalen vorherbestimmt sind. Anstatt den Hype des Post-Digitalen zu feiern, laden wir die Beitragenden der transmediale 2014 dazu ein, über dieses afterglow nachzudenken: Indem die Nostalgie für das Vordigitale durch den Gebrauch von weggeworfenen Technologien, Ideen und Erzählweisen ausgenutzt wird und/oder sich neue Existenzformen und Formen kritischer Erfindungen vorgestellt werden und so das afterglow der digitalen Kultur überflutet wird.

Ein Hauptteil der transmediale 2014 wird der Art Hack Day Berlin zum Festivalthema »Afterglow« sein, ein "Kunst-Hackathon", dessen Ergebnisse nach zwei intensiven Tagen des Hackens und Bastelns ausgestellt werden. In dieser Veranstaltung werden mehr als 70 Künstler/Hacker aus 15 verschiedenen Ländern gemeinschaftlich eine Blitzausstellung erschaffen. Was dabei herauskommt ist ungewiss - doch im gegenwärtigen Moment des Afterglows können einstige Schätze zu Müll werden und auch andersherum.

Das Konferenzprogramm wird ebenfalls um drei zentrale Themenstränge des »Afterglow« kreisen: "From Hashes to Ashes" über den post-digitalen Afterglow in der Politik und den Medien, "The Afterglow of the Mediatic" zu materieller Medienarchäologie und Elektroschrott und "Will you be my Trashure?" zur Post-Digitalität im Bereich Sexualität, Pornoindustrie und Gender.

Das Video- und Filmprogramm:

Da die Transmediale in ihrer Anfangszeit als Gegenpol zur Berlinale als reine Videonale stattfand, welche die Ästhetik von künstlerischen Videos in den Vordergrund stellte, wird auch in diesem Jahr das von Marcel Schwierin kuratierte Screening-Programm ein Highlight bleiben, und wie im letzten Jahr Altes und Neues in insgesamt 53 Filmen, Videos und Diaprojektionen aus den Jahren 1931 bis 2013 um Motive wie Internet, Überwachung, Big Data sowie elektronischen, digitalen und analogen Trash gegeneinander stellen.

Außerdem werden ein Sonder-Screening und eine Installation vom amerikanischen Filmkünstler Luther Price gezeigt, der beunruhige Materialcollagen erschafft. Das Programm wird im Ganzen aus sieben Installationen und acht Screenings bestehen.

Darüber hinaus wird der Filmsammler Jack Stevenson als Gastkurator im Screening "Trash from Hell" seine Archivschätze zwischen „Trash” und „Treasure” präsentieren.

Aus dem Call wird Louis Hendersons "Lettres du Voyant" gezeigt, das die Wiederverwendung von Elektroschrott für Internetbetrügereien in Ghana thematisiert.

Auch "Night Visitor" von Maha Maamouns wird präsentiert. Der Film zeigt die hundertfach auf YouTube dokumentierte Erstürmung der ägyptischen Staatssicherheit während der Revolution.

Offizielle Eröffnungszeremonie um 19:00 Uhr im Auditorium der HKW.
Hinleitend zur Zeremonie wird am Eröffnungstag Borja Rodrí­guez Alonsos Installation Why gezeigt, eine Arbeit, die auf der alltäglichen Google-Funktion Autocomplete basiert und ein erschreckendes Panoptikum offenbart, welches über Rassismus, Sexismus bis hin zu einer infantilen Neugier über Körperteile reicht.

In Pawel Ziemilskis Installation Rogalik durchstreift der Betrachter dagegen in langen Kamerafahrten trostlose Wohnungen in einem polnischen Dorf, in dem die Menschen seltsam unwirklich erscheinen - eine Mischung aus fotografischem Portrait und Tableaux Vivant.

Während der Eröffnungszeremonie wird Kristoffer Gansing, künstlerischer Leiter der transmediale, nach einleitenden Worten von Bernd Scherer, Direktor des HKW, afterglow als Diagnose postdigitaler Kultur einführen.

Mit einer Reihe von Gästen werden die afterglow effects skizziert, die den gegenwärtigen ambivalenten Zustand der digitalen Kultur zwischen „Trash” und „Treasure” bestimmen. Der amerikanische Science Fiction-Autor und Kulturkritiker Bruce Sterling wird die Cypherpunk-Dystopie darstellen, zu der die digitale Kultur geworden ist, und Wege vorschlagen, kritisch und kreativ mit ihrer verwahrlosten Geopolitik umzugehen.

Jamie Allen und David Gauthier präsentieren während der Zeremonie das Big Data produzierende Kunstwerk der transmediale 2014, CRITICAL INFRASTRUCTURE, für das wesentliche Fakten über das Festival gesammelt werden – wie zum Beispiel der Zusammenhang zwischen der transmediale und dem jährlichen Wachstum von Elektroschrott.

Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie wird nach einem 48-stündigen Hackathon von rund 80 Künstlern sowie Hackern in Kollaboration mit dem Berliner Lab for Electronic Arts and Performance (LEAP) und Art Hack Day im diesjährigen zweiten Teil des Art Hack Day Berlin der Prozess der Kunstproduktion mit besonderer Ehrerbietung in Richtung Open Source-Technologie eröffnet. Dazu wird u.a. die Künstlerin Geraldine Juárez in ihrer Performance "Hello Bitcoin" um 21:00 Uhr Bitcoins vor dem Haus der Kulturen der Welt verbrennen.

Hier ein Ausschnitt aus dem letztjährigen Art Hack Day "going dark" 2013:



Ab 21:30 Uhr wird im Auditorium des HKW die Dia-Doppelprojektion Utopia von Luther Price als Eröffnungsinstallation gezeigt. Der amerikanische Filmkünstler schafft beunruhigende Materialcollagen aus alten Filmen, Haaren und Kratzern.

Derweil bearbeiten zwischen Performance und Installation die Künstler Birch Cooper und Brenna Murphy von MSHR in Ceremonial Chamber eine Reihe von handgemachten analogen Synthesizern, farbigen Lichtern, Spiegeln und Treibholz, um einen menschengroßen Stromkreis zu bauen. Die interaktive Installation ist ab 17:30 Uhr zu sehen; die Performance findet ebenfalls erst nach der Zeremonie statt.

In den folgenden Tagen finden auch einige Performanceprogramme sowie die Abschlussveranstaltung mit der Deutschlandpremiere von Robert Henkes (aka Monolake) neuer Audio- und Lasershow "Lumií¨re" statt. Letztere wird erstmals gemeinsam mit dem CTM-Festival, dem alternativen, eigenständigen Festival for Adventurous Music and Art Berlin organisiert. Wir berichteten im BAF-Blog bereits ausführlich zum diesjährigen 15. Jubiläum der Club Transmediale (CTM) am 24. Januar 2014 sowie zu weiteren Vorveranstaltungen am 21. Januar 2014, die im Rahmen der Transmediale 2014 außerdem stattfinden.

transmediale - afterglow Festival 2014
29.01.2014 - 02.02.2014
Haus der Kulturen der Welt (HKW)
transmediale Opening Ceremony 29.01.2014
Link: www.transmediale.de | www.transmediale.de/festival

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CTM 2014 – DIS CONTINUITY
Festival for Adventurous Music and Art Berlin
24. Januar – 2. Februar 2014
Spielorte: HAU Hebbel am Ufer // Berghain // Stattbad // Kunstraum Kreuzberg/Bethanien // Astra und weitere.
Link: www.ctm-festival.de

In der erweiterten Ansicht - unter nachfolgendem Link - haben wir die bisher nicht erwähnten Teilnehmer der verschiedenen Bereiche aufgelistet.

"TRANSMEDIALE - Afterglow 2014" vollständig lesen

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