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ARD veröffentlicht künftig mehr Sendeplatzprofile

ARD: "Die föderale Vielfalt besser abbilden"!



Der Wunsch der Produzentenverbände an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für mehr Transparenz bei Auftragsproduktionen zu sorgen, will die ARD künftig Folge leisten und veröffentlichte deshalb bereits im letzten Jahr die Sendeplatzprofile ihrer fiktionalen Fernsehfilm-Plätze und der wichtigsten Spielfilmplätze im Ersten, um einen Teil der Forderungen zu erfüllen.

Die unabhängigen Produzentenverbände Verband Deutscher Filmproduzenten (VDFP), Film- und Fernsehproduzentenverband NRW, VFFV und AG Dok hatten im Oktober 2012 - nach einem Eklat bei der Degeto - der ARD einen Vorschlag für einen Verhaltenskodex bei Auftragsproduktionen durch öffentlich-rechtliche TV-Sender vorgelegt. Damit sollen die Anforderungen der EU und des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags zur Marktkonformität der öffentlich-rechtlichen Produktionstöchter gewährleistet und die Basis für einen nachhaltig wettbewerbsfähigen unabhängigen Produktionssektor geschaffen werden. Der Verhaltenskodex orientiert sich an dem in Großbritannien bewährten „Code of Practice“ der BBC und wurde an die hiesigen Strukturen und Gegebenheiten angepasst.

Der Kodex soll die Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen Anstalten mit eigenen Tochtergesellschaften und unabhängigen Produktionsunternehmen neu und verbindlich regeln, denn wenn die gebührenfinanzierten Anstalten bei der Produktionsvergabe ihre eigenen Tochterunternehmen bevorzugen, wird der Produktionsmarkt verzerrt und der Wettbewerb massiv beeinträchtigt.

Diese Marktsituation bedroht die Existenz vieler unabhängiger Produktionsunternehmen und Produktionsdienstleister. Damit wird die Vielfalt und Qualität der deutschen Produktionslandschaft ernsthaft gefährdet
“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der unabhängigen Produzentenverbände.

Erst ein Jahr später zeigte die ARD endlich Entgegenkommen und veröffentlichte - passend zu den Sendplätzen - die Minutenpreise verschiedener Sendungen.

Aus der Veröffentlichung geht hervor, dass für "Tatort" und "Polizeiruf 110" mit einem durchschnittlichen Minutenpreis von 15.500 Euro brutto kalkuliert wird. Daraus ergibt sich ein Produktionsbudget von jeweils rund 1,4 Mio. Euro für die beiden Sonntagabend-Krimiformate. Der gleiche Betrag steht für einen Fernsehfilm am Mittwochabend zur Verfügung. Mehr Geld gibt es für Fernsehfilme, die donnerstags oder freitags um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden: Im Schnitt stehen dafür 1,58 Mio. Euro zur Verfügung, allerdings erhält der Produzent keinen Nachschlag aus der Weiterverwertung, da es sich um Total-buy-out-Verträge handelt.

Arno Ortmair, Vorstandsvorsitzender Verband Deutscher Filmproduzenten, spricht von einem "wichtigen Signal". Insbesondere kleine und mittlere Produzenten hätten es nun leichter, den Sendern zielgerichtet Projektangebote zu unterbreiten.
"Dies ist auch ein erster Schritt, um die wirtschaftliche Benachteiligung der unabhängigen Produzenten gegenüber den Sendertöchtern und senderdominierten Produzenten zu verbessern, auch wenn das eigentliche Problem - die Existenz dieser Sendertöchter - damit nicht beseitigt ist", so Ortmair.

Die Verbände wollen jetzt das ZDF zu einem vergleichbaren Schritt bewegen. Die ARD Fernsehfilm-Koordination und ARD Degeto verstehen das Projekt als "work-in-progress" und wollen die Profile weiterer Sendeplätze 2014 veröffentlichen.

Ein "Tatort" muss nicht nur spannend und mit hervorragenden Schauspielern besetzt sein, er sollte auch "die föderale Vielfalt der ARD abbilden".

Für den "Filmmittwoch" sucht das Erste Stoffe, die "erheblich, sehenswert, nachhaltig, denkwürdig, publikumsfreundlich, realitätsbezogen" sind. Diese beachtliche Wunschliste ist, neben weiteren fiktionalen Sendeplatzprofilen, auf der ARD-Webseite
Das Erste nachzulesen unter:
www.daserste.de/specials/ueber-uns/ueber-uns-sendeplatzprofile102.html

Im komplexen ARD-Gefüge nimmt die Degeto eine Sonderstellung ein. Die in Frankfurt ansässige Deutsche Gesellschaft für Ton und Film ist die zentrale Filmeinkaufsorganisation der ARD. Ihr Etat liegt bei rund 400 Millionen Euro. 250 Millionen Euro davon gehen direkt in die Filmproduktion. Fast alle großen ARD-Produktionen finanziert die Firma mit, sie bestückt den Freitagabend mit Spielfilmen und kauft in großem Stil Senderechte für Filme und Serien ein. Gesellschafter sind die ARD-Sender, teils direkt, teils über Tochtergesellschaften.

Im Jahre 2012 kam die Firma wegen ihres geschassten Geschäftsführers Hans-Wolfgang Jurgan in der Kritik. Er soll das Budget der Degeto auf zweieinhalb Jahre komplett verplant haben, die ARD musste Millionen nachschießen. Bis dahin führte die Firma ein Eigenleben, und es mangelte ihr an Transparenz wie an Aufsicht. Seit dem Eklat soll Christine Strobl, Tochter von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, aus der Degeto eine transparente, wohlorganisierte Anstalt machen.

Quellen: Blickpunkt:Film | AG Dok | Die Zeit

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