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Die Preisträger von Venedig, Montreal und Sarajevo

Deutsche Filme in Venedig, Montreal und Sarajevo erfolgreich.
Hauptpreis von Venedig ging an die Doku von Gianfranco Rosi.


Wegen der zahlreichen, bedeutenden Film Festivals, die zudem oftmals fast zu gleicher Zeit stattfinden (- wie heuer die Mostra in Venedig und das tiff Filmfestival in Toronto -), fassen wir auch diesmal wieder die Ergebnisse der letzten Preisverleihungen in einem gemeinsamen Bericht zusammen.



Die Gewinner der Mostra internazionale d'arte cinematografica di Venezia.
Das älteste Filmfestival der Welt (28.08-07.09.2013) zählt immer noch zu den wichtigsten Festivals der Branche. Groß ist deshalb überall das mediale Interesse an den Preisträgern des 70. Jubiläumsfestivals. 20 Filme waren im Wettbewerb von Regisseuren wie Stephen Frears, James Franco, Hayao Miyazaki und Terry Gilliam zu sehen, wie wir in unserem Vorbericht vom 27.08.2013 schrieben.

Der einzige deutsche Beitrag im Wettbewerb war Philip Grönings Film "Die Frau des Polizisten". Das Werk handelt von Gewalt in der Ehe. Doch die sinnbildlichen und geheimnisvollen Episoden des gewalttätigen Polizisten haben dem Regisseur auch viel Kritik beschert. Allerdings setzten sich die Bilder der duldsamen Frau und der traumatisierten Tochter bei den Zuschauern (- und offensichtlich auch bei der Jury -) nachhaltig in der Erinnerung fest. Manche endlos lange Einstellung artete jedoch zur Geduldsprobe für das Publikum aus, denn mitunter muss man den stummen Kleinbürgern minutenlang beim Schuhebinden oder Schlafen zuschauen. Dennoch gewann der Film einen Preis.

Hier Clip I aus "Die Frau des Polizisten".


Auch der japanische Animationsfilm "Kaze Tachniu" von Altmeister Hayao Miyazak hat in seiner Heimat bereits für politische Kontroversen gesorgt. Es wird sein letzter Film bleiben. Er geht in Rente und verabschiedete sich. Ansonsten waren sich die Kritiker diesmal offensichtlich über die Ausbeute des diesjährigen Jahrgangs äußerst unschlüssig, denn es gab kaum eindeutige Favoriten. Meisterwerke wie das in Cannes gezeigte italienische Werk "La Grande Bellezza" von Paolo Sorrentino fehlten völlig. Nur einen klaren Publikumsliebling gab es zur Halbzeit: "Philomena" des Briten Stephen Frears hielt die perfekte Balance von Komik und Tragik. Die 78-jährige Hauptdarstellerin Judi Dench wurde bejubelt und führt das Ranking der besten Darstellerinnen an. Sie spielt eine verzweifelte ältere Dame, die als junge Frau in Irland von Nonnen gezwungen wurde, ihren Sohn zu Adoption freizugeben und sich Jahrzehnte später auf die Suche nach ihm macht. Doch es reichte nicht für einen Preis. Den schnappte ihr die 82-jährige italienische Darstellerin Elena Cotta weg.

Hoch gehandelt wurde unter Kritikern auch das Thriller-Melodram "Tom í  la ferme" vom 24-jährigen Frankokanadier Xavier Dolan. Kanadas Wunderkind katapultiert seinen blond gelockten Helden ins Herz der Finsternis. In dem Film reist ein junger Schwuler aus Montréal zur Beerdigung seines Liebhabers in die Provinz und stößt auf Homophobie und Hass.

Darüber hinaus gehörte ein gesellschaftskritischer Beitrag aus Taiwan zum engen Kreis der Favoriten. Das Werk „Jiaoyou“ („Stray Dogs“) des chinesisch-malaysischen Regisseurs Tsai Ming-Liang porträtiert einen Vater, der sich mit seinen beiden Kindern am Rande der Überflussgesellschaft Taiwans durchkämpfen muss. 1994 gewann der damals 45-jährige Regisseur für sein Drama „Vive l’Amour - Es lebe die Liebe“ den Goldenen Löwen. Auch diesmal konnte er abräumen.

Gespannt war man vor allem auf den Beitrag „The Zero Theorem“ des US-Amerikaners Terry Gilliam, der zu den Gründungsmitgliedern der "Monty Python"-Gruppe gehört und den Österreicher Christoph Waltz in der Hauptrolle seines Films am Lido präsentierte. Gilliam wird für seine einfallsreichen Visionen auf der Kinoleinwand von vielen Fans verehrt, doch sein Hauptdarsteller blieb dem Festival fern. Vielleicht mit der Vorahnung, diesmal keinen Preis abzubekommen.

Männer und deren Eitelkeiten einerseits, deren Brutalitäten andererseits, war offensichtlich eines der Hauptthemen des diesjährigen Festivals. Die Frauen dagegen spielten nur die tragischen Rollen. Auf dem roten Teppich ließen sich dennoch Stars wie Sandra Bullock, George Clooney, Judi Dench und Nicolas Cage feiern.

Am gestrigen Samstag wurden die Preise der Mostra verliehen.

Goldener (Ehren-)Löwe für William Friedkin
Der US-Regisseur William Friedkin erhielt den »Goldenen Löwen« für sein Lebenswerk.

"Friedkin hat auf relevante und nicht immer auf anerkannte Weise zu einer tief greifenden Erneuerung des US-Films beigetragen", hieß es im Text, mit dem die Preisverleihung begründet wurde.

Eine weitere Lebenswerk-Auszeichnung ging am 2. August 2013 an den Theaterregisseur Romeo Castelluccian im Rahmen des 42. Internationalen Theaterfestivals der Biennale Venedig.
Und am 4. Oktober 2013 wird während des 57. Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik die 81-jährige russische Komponistin Sofia Gubaidulina ebenfalls bei der Biennale in Venedig für ihr Lebenswerk geehrt.

Goldener Löwe für Gianfranco Rosi
Die Dokumentation "Sacro GRA" des italienischen Regisseurs Gianfranco Rosi hat den Goldenen Löwen der 70. Internationalen Filmfestspiele Venedig gewonnen. Das Werk beobachtet das Leben von Menschen am römischen Autobahnring GRA. Es ist das erste Mal, dass bei dem Filmfest eine Dokumentation mit dem Hauptpreis geehrt wird.

"Ich hätte niemals gedacht, dass ein Dokumentarfilm das Filmfestival von Venedig gewinnen würde", zeigte sich Rosi überwältigt.

Hier ein Ausschnitt aus "Sacro GRA":


• Der deutsche Beitrag "Die Frau des Polizisten" wurde in Venedig mit dem Spezialpreis der Jury geehrt.

Hier Clip II aus "Die Frau des Polizisten".


• Zwei Auszeichnungen gingen nach Griechenland: Für das Drama "Miss Violence" gewann Regisseur Alexandros Avranas den Silbernen Löwen für die beste Regie.
• Themis Panou erhielt die Trophäe als bester Darsteller für seine Leistung in dem selben Film.

• Mit dem Großen Preis der Jury wurde der Beitrag "Jiaoyou (Stray Dogs)" aus Taiwan geehrt.
• Als beste Darstellerin wurde die italienische Schauspielerin Elena Cotta (82) für ihre Leistung in dem Drama "Via Castellana Bandiera" der Regisseurin Emma Dante ausgezeichnet.

• Der Preis für den Besten Nachwuchsschauspieler ging an Tye Sheridan in "Joe" von David Gordon Green (USA).
• Mit dem Preis des Besten Drehbuchs wurden Steve Coogan und Jeff Pope für "Philomena" von Stephen Frears (Großbritannien) ausgezeichnet.
• Zum besten Debütfilm wurde "White Shadow" von Noaz Deshe (Italien, Deutschland, Tansania) gekürt.

• In der ORIZZONTI Nebensektion ging der Preis für den besten Film an "Eastern Boy" von Robin Campillo (Frankreich).
• Den ORIZZONTI Preis für die beste Regie erhielt Uberto Pasolini für "Still of Life" (Großbritannien, Italien).

Kunst Biennale: Goldener Löwe an Angola.
Die Biennale in Venedig beschränkt sich nicht nur auf das Filmfestival, sondern die zugleich alle zwei Jahre stattfindende Kunstschau gilt als wichtigste Kunstaustellung der Moderne, neben der nur alle fünf Jahre stattfindenden Documenta in Kassel. Noch bis zum 24. November 2013 sind die Beiträge der 87 teilnehmenden Länder und die Hauptschau "Il Palazzo Enciclopedico" in Venedig zu sehen. Der deutsche Beitrag ging allerdings nach der Auszeichnung 2011 dieses Mal leer aus.

Dafür ist Angola mit dem »Goldenen Löwen« für den besten Pavillon bei der Kunst-Biennale in Venedig ausgezeichnet worden. Angolas Beitrag "Luanda, Encyclopedic City" zeigt ein Werk des Künstlers Edson Chagas. Der Deutsch-Brite Tino Sehgal wurde von der fünfköpfigen Jury zum besten Künstler der Schau gewählt. Den silbernen Löwen für den vielversprechendsten jungen Künstler bekam Camille Henrot aus Frankreich.

Links: www.labiennale.org | www.labiennale.org/en/cinema
Quellen: Der Standard | Blickpunkt:Film | Der Tagesspiegel | Kölnische Rundschau | Die Welt | Die FAZ | ots/dpa | critic.de

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Deutsche Koproduktion gewinnt Hauptpreis in Sarajevo.
Der Hauptpreis des Sarajevo Film Festivals, das diesmal vom 16.-24. August 2013 stattfand und damit fast sechs Wochen später als in 2012, ist das Herz von Sarajevo (Srce Sarajeva). Es wird in jedem Jahr an den besten Film vergeben. Und diesmal waren beim 19. Sarajevo Filmfestival deutsche Produktionen besonders erfolgreich, denn nicht nur die beiden Darstellerinnen Lika Babluani und Mariam Bokeria wurden in Sarajevo für ihre Rollen in "Die langen hellen Tage - IN BLOOM" (Blütezeit) ausgezeichnet, auch der Film selbst gewann am 24. August 2013 den Hauptpreis. Hier der Trailer.



Der Film handelt von zwei Mädchen, die im postsowjetischen Georgien viel zu schnell erwachsen werden müssen. Die zwei 14-jährigen besten Freundinnen Eka und Natia leben im Jahr 1992 kurz nach dem Ende der Sowjetunion und werden mit allen möglichen Problemen des Alltags konfrontiert. Natia bekommt von einem Verehrer eine Pistole geschenkt, was ihre Freundin sehr bewundert. Doch als Natia entführt und zur Ehefrau erklärt wird, steht Eka am Anfang einer langen Reise ins Erwachsenenleben.

Die Jury des Filmfestivals in Sarajevo, der unter dem Vorsitz des bosnischen Regisseurs Danis Tanovic auch die deutsche Kamerafrau Christine A. Maier angehört hat, vergab das »Heart of Sarajevo« für den besten Film an "Die langen hellen Tage - IN BLOOM" von Simon Groß und Nana Ekvtimishvili. Die deutsche-georgische Koproduktion, an der das "Kleine Fernsehspiel" des ZDF beteiligt war, wurde außerdem für die beste Hauptdarstellerin(nen), ausgezeichnet. Der Film war in diesem Jahr u.a. schon beim Fünf Seen Filmfestival mit dem Nachwuchspreis sowie mit dem Hauptpreis beim goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden ausgezeichnet worden.

Darüber hinaus gingen »Lobende Erwähnungen« der Jury an die bulgarisch-deutsche Koproduktion des Kurzfilmes "PRIDE / ЧЕСТ" von Pavel G. Vesnakov sowie an die serbisch-deutsch-französische Koproduktion "YUGOSLAVIA, HOW IDEOLOGY MOVED OUR COLLECTIVE BODY" von Marta Popivoda.

Der Special Jury Award ging an Bobo Jelcic' "A STRANGER", dessen Hauptdarsteller Bogdan Diklic als bester Darsteller ausgezeichnet wurde.

Alle Preisträger unter www.sff.ba
Quellen: filmecho | Sarajevo Film Festival

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Preisregen auch für deutsche Filme in Montreal.
Bei der 37. Ausgabe des Montreal World Film Festivals, das wir am 22.08.2013 ausführlich im BAF-Blog angekündigt hatten, wurde am 2. September 2013 Hauptdarstellerin Jördis Triebel für ihre Leistung im Film „Westen“ von Christian Schwochow (zero one film, TERZ Film, öFilm Berlin) als »beste Schauspielerin« ausgezeichnet.

Jördis Triebel ist als Nelly Senff in "Westen" zu sehen, die in den späten 70er Jahren zusammen mit ihrem Sohn aus Ost-Berlin in den Westen geht und ihr neues Leben in einem überfüllten Flüchtlingscamp beginnen muss.

Westen“, eine Adaption des Romans „Lagerfeuer“ von Julia Franck, feierte in Montreal nicht nur seine Weltpremiere, sondern hat darüber hinaus auch noch den Fipresci Preis in der World Competition gewonnen.

Im Wettbewerb für Erstlingsfilme erhielt „Finsterworld“ (Walker+Worm Film) von Frauke Finsterwalder den »Bronze Zenith« und „Wagnerwahn“ von Ralf Pleger (gebrueder beetz filmproduktion Berlin) erhielt den »Publikumspreis« für den besten Dokumentarfilm. Die Auszeichnungen wurden am 02. September 2013 in Montreal feierlich vergeben. Das Montréal World Film Festival (ffm), das vom 22.08. bis 02.09.2013 stattfand, steht für cineastische Qualität und ist über die Jahre zu einem der wichtigsten Schaufenster internationalen Filmschaffens geworden.

Hauptpreise (Feature Film):

• Grand Prix des Americas:
"LIFE FEELS GOOD" (CHCE SIEZ ZYC) by Maciej Pieprzyca (Poland)
• Special Grand Prix of the jury:
"A THOUSAND TIMES GOODNIGHT" by Erik Poppe (Norway)
• Best Director:
"HET VONNIS" (THE VERDICT) by Jan Verheyen (Belgium)

Link: www.ffm-montreal.org
Quellen: filmecho | The Montréal World Film Festival

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