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Stummfilm: "Menschen im Hotel" - mit Orgelbegleitung

Meisterwerk mit Greta Garbo bei der »31. Langen Nacht der Museen«



Die 31. Lange Nacht der Museen steht am diesmal am 25. August 2012 ganz im Zeichen des Berliner Stadtjubiläums, "775 Jahre Berlin". Erst kürzlich präsentierten dazu auch die UFA & Bertelsmann am 16. August 2012 auf dem Schinkelplatz in Berlin-Mitte ein Double Open Air Feature mit Walther Ruttmanns „Berlin - Die Sinfonie der Grosstadt“ (1927), live begleitet vom Neuen Kammerorchester Potsdam, sowie Thomas Schadts „Berlin: Sinfonie einer Großstadt“ (2002). Wir haben zu Thomas Schads Film übrigens noch ein sehr gut erhaltenes Begleitbuch aus dem Nicolai Verlag in unserem BAF-Shop zu vergeben. Der mit vielen SW-Bilder aus der Nachwendezeit gespickte Fotoband kann auch direkt über unseren AMZON-Marketplace-Shop erworben werden, denn die gebundene deutsche Original Ausgabe des Dokumentarfilmers und Professors für Regie an der Filmakademie Baden-Würtemberg ist mittlerweile vergriffen.

Die 31. Lange Nacht der Museen eröffnet zugleich auch die Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum "775 Jahre Berlin", die am 28. Oktober 2012 mit einem großen Fest in der historischen Mitte ihren Höhepunkt erreichen werden. Zwei Monate lang werden rund um die Mühlendammbrücke die Spuren der mittelalterlichen Stadtgründung sichtbar gemacht, wird auf dem Schlossplatz die faszinierende Zuwanderungsgeschichte Berlins lebendig, erinnert in der Nähe der Marienkirche eine open-air-Ausstellung an die Jubiläumsfeiern in den Jahren 1937 und 1987. Bei einbrechender Dunkelheit wird zudem der Dom vis-í -vis vom Schloßplatz multimedial mit Bildern und Filmen bespielt, die lichtstark bis Mitternacht auf seine Außenhaut geworfen werden.

Greta Garbo in "Menschen im Hotel"
Ein weiteres Highlight, das nicht unerwähnt bleiben sollte ist die Wiederaufführung des Films "Menschen im Hotel" mit der unvergesslichen Greta Garbo in der Hauptrolle. Der Film, der im amerikanischen Original "Grand-Hotel" hieß, und nach einer Idee der Schriftstellerin Vicki Baum entstand, skizziert hier das Leben im Berliner Grand Hotel gegen Ende der 20er Jahre. Wer den oben erwähnten Film Ruttmann Film „Berlin - Die Sinfonie der Grosstadt“ aus dem Jahre 1927 gesehen und gemocht hat, sollte den 1930 entstandenen MGM Film nicht verpassen. Er wird nur um Mitternacht im Musikinstrumenten-Museum am Kulturforum gezeigt, live begleitet von Jörg Joachim Riehle an der Mighty-Wurlitzer-Orgel.

Der Roman "Menschen im Hotel", den die Schriftstellerin Vicki Baum in nur drei Monaten schreibt, erscheint in der "Berliner Illustrierten Zeitung" als Fortsetzungsroman. Später wird er ins Englische übersetzt. Um eine möglichst reale Atmosphäre schildern zu können, arbeitete Baum vier Wochen als Zimmermädchen in einem großen Berliner Hotel. Am 16. Januar 1930 wird "Menschen im Hotel" in Berlin im Theater am Nollendorfplatz von Max Reinhardt uraufgeführt. Die Theateradaption erobert die Bühnen Europas und Nordamerikas, wo es auch am New Yorker Broadway erfolgreich inszeniert wird. Anläßlich der Verfilmung ihres Bestsellers unter der Regie von Edmund Goulding reist Baum 1931 nach New York. Neben Greta Garbo (1905-1990) konnten Joan Crawford (1904-1977), John Barrymore (1882-1942) und Lionel Barrymore (1878-1954) für den Film verpflichtet werden, der unter dem Titel "Grand Hotel" anläuft. "Grand Hotel" erhält bei der Oscarverleihung die Auszeichnung in der Kategorie "Bester Film".

Im Jahre 1932 übersiedelt Baum mit ihrer Familie nach Kalifornien, um als Drehbuchautorin für Paramount Pictures, später für Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) und als freie Schriftstellerin in Hollywood zu arbeiten. Der Durchbruch gelingt ihr in diesem Genre jedoch nicht. Dafür haben die MGM-Studios mit den rechten für den Film großen Reibach gemacht. Das Studio hatte die Filmrechte rechtzeitig für $35.000 erworben. Als die erfolgreiche Laufzeit des Theaterstückstücks vorbei war, hatte das Stück praktisch schon einen Gewinn abgeworfen, bevor das 1. Filmbild gedreht worden war. Nach mehr als 80 Jahren ist »Menschen im Hotel« noch immer ein enormer Publikumserfolg und hält seine Position auf der AFI-Liste der besten 400 Filme aller Zeiten.

N A C H T R A G
Wir müssen entschuldigen: Im Gegensatz zu unserer Ankündigung, die auf Informationen der Pressekonferenz zur »Langen Nacht« beruhte, wurde alternativ nun doch der im Booklet ausgedruckte Stummfilm "Menschen am Sonntag" aus dem Jahre 1930 gezeigt. Der von den später nach Hollywood emigrierten, bedeutenden Regisseuren Curt & Robert Siodmak sowie Fred Zimmermann gedrehte Film, war aber nicht weniger sehenswert. Auch dieser Dokumentarfilm, der im Berliner Slang die "Greta Jarbo" zumindest erwähnte, zeigt zwar keine Hollywood Stars, dafür die Freizeitvergügen der Berliner u.a. am Wannsee im Grunewald und am Zoo, live begleitet an der Wurlitzter Filmorgel.


Filmakademie Kelle mit historischer Kamerasammlung.
Ebenfalls viel mit historischem Film und historischen Filmgeräten haben das Museum für Film und Fernsehen der Deutschen Kinemathek und die private Kamerasammlung der »Filmakademie Kelle« zu tun. Zum zweiten Mal beteiligt sich das Film-Institut Kelle, das die klassische Filmkunst in modernster Umgebung an Auszubildende vermittelt, auch an der Berliner Museumsnacht.

Um die modernste Filmtechnik zu verstehen, ist das Motto der Filmakademie, bei den Wurzeln anzufangen und deren Geschichte zu erforschen. Dazu steht seit einiger Zeit steht der Filmakademie Kelle eine historische Kamerasammlung zur Verfügung, um den Stammbaum der modernen Kinokameras zu veranschaulichen. Die Exponate zeigen einen Querschnitt durch die 100-jährige Entwicklungsgeschichte der Filmkamera.

Jüngste Neuerwerbung ist eine 8 mm Bell & Howell Zoomatic Director 414 PD (Foto), mit der laut Akademie-Leiter Ferenc Kelle 1963 das Kennedy-Attentat gefilmt wurde. Ältestes Exponat ist eine Debrie Le Parvo wie sie unter anderem Dziga Vertov und Sergej Eisenstein für ihre Filme nutzten. Zum Bestand gehören 35mm-Kameras, darunter eine Technovision ebenso wie eine Hochgeschwindigkeitskamera, mit der in den USA Atombombentests dokumentiert wurden. Am chronologischen Abschlus der Sammlung steht eine digitale Fullgate-Kamera F-35 von Sony.

Die Filmakademie Kelle im Paul-Lincke-Ufer 30 (10999 Berlin-Kreuzberg) kann während der Langen Nacht mit der Sonderbuslinie 5 (Haltestelle Ohlauer Straße, Fußweg) erreicht werden.

Weitere Infos zu Langen Nacht der Museen und aller beteiligten Häuser unter: www.lange-nacht-der-museen.de. Sehen Sie dazu hier ein Image-Movie der letzten Veranstaltung auf YouTube.



Quellen: Deutsches Historisches Museum | Filmakademie Kelle | Kulturprojekte Berlin

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