Skip to content

Kurz- und Langfilmpreise in München vergeben

Rumänischer Film gewann Kaliber 35 Kurzfilmwettbewerb - das Flüchtlingsdrama "La Pirogue" wurde als bester internationaler Film geehrt.



Das Flüchtlingsdrama "LA PIROGUE" des senegalesischen Regisseurs Moussa Toure ist letzten Samstag auf dem Filmfest München als bester internationaler Film geehrt worden.

Der Streifen erzählt von einem Mann aus der Nähe von Dakar, der mit seinem Fischerboot Flüchtlinge nach Europa bringen will.

"Moussa Toure habe mit "LA PIROGUE" aus einem hochaktuellen Thema ein packendes menschliches Drama geschaffen", so die Jury bei der Verleihung des mit 30.000 Euro dotierten Arri-Preises.

Der Bayern-3-Publikumspreis ging an "UNPLUGGED LEBEN - GUAIA GUAIA": Sobo Swobodnik begleitete Straßenmusiker aus Deutschland.

Große Stars und großes Kino.
Das Filmfest München war diesmal noch glamouröser als die Jahre zuvor, bestätigte uns auch Ellen Wietstock Herausgeberin des filmpolitischen Informationsdienstes "BLACK BOX", mit der wir sofort nach Ende des Festivals telefonierten. Wietstock, die viele Jahre in der Medienstadt Hamburg gelebt hat, ist längst wieder nach Berlin zurückgekehrt, da es sich inzwischen keine Institution mehr leisten kann, bei uns in der Hauptstadt nicht präsent zu sein. Dennoch schwärmt sie von München, denn so viele bekannte Gesichter aus der deutschen Film- Funk- und Fernsehlandschaft bietet nicht einmal die Berlinale. Für Journalisten "the best place to be", um Persönlichkeiten für ein Interview zu begeistern.

Auch sonst ähnelt vieles den Berliner Filmfestspielen, nur alles etwas kleiner und nicht ganz so aktuell, denn Weltpremieren sind rar. Dafür wird viel aus Cannes und Venedig im internationalen Programm gezeigt, lange bevor die Filme einen deutschen Verleih haben. Eine neue Festivalchefin, neue Filmreihen und neue Schwerpunkte hoben das diesjährige Filmfest München von den bisherigen ab. Zum 30. Jubiläum präsentierte das Filmfest vom 29. Juni bis zum 7. Juli 2012 große Stars, preisgekrönte Filme und talentierte Newcomer.

Förderpreis Neues Deutsches Kino.
44 Kandidaten standen auf der Nominierungsliste für den Förderpreis "Neues Deutsches Kino", der mit insgesamt 70.000 Euro dotiert ist. Davon waren immerhin zehn der insgesamt 15 gezeigten Filme ARD-Koproduktionen und in der Sektion "Neues deutsches Fernsehen" weitere acht. Fünf davon werden noch in diesem Jahr im Ersten ausgestrahlt. In den Wettbewerb kommen automatisch alle Regisseure, Produzenten, Drehbuchautoren und Schauspieler, deren Spielfilm für die Reihe Neues Deutsches Kino des Festivals ausgewählt wurde, sofern es sich um ihren ersten, zweiten oder dritten langen Kinospielfilm handelt. Mit jeweils sechs Nominierungen, verteilt auf alle Kategorien, konnten sich Christian Klandts "Little Thirteen" und Constanze Knoches "Die Besucher" die meisten Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen.

Doch es siegte in zwei von vier Kategorien der Film "Staub auf unseren Herzen" von der Berliner Regisseurin Hanna Doose. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Produzenten des Films, David Keitsch und Ben von Dobeneck. In der Kategorie Schauspiel wurde Antonia Putiloff für ihre Rolle als Charly in der ZDF Produktion "Little Thirteen" ausgezeichnet. Der Förderpreis Drehbuch ging an Regisseur und Autor Jan Ole Gerster für den Film "Oh Boy". Eine lobende Erwähnung erhielt der darüber hinaus mit dem "Bernhard Wicki"-Nachwuchspreis geehrte Film "Die Brücke am Ibar" von Michaela Kezele, einer dramatischen Liebesgeschichte einer Serbin und eines Albaners im Kosovokrieg 1999.

Der Spielfilm "ABRIR PUERTAS Y VENTANAS" wurde zum besten Nachwuchsfilm aus dem Ausland gekürt. Regisseurin Milagros Mumenthaler erhielt den mit 12.000 Euro dotierten Preis, der von Senator gestiftet wird.

Bernhard-Wicki-Preis für Verhoeven und Bollaí­n.
Im Rahmen des Filmfest München wurde in diesem Jahr zum elften Mal der Bernhard Wicki Filmpreis - Die Brücke - Der Friedenspreis des Deutschen Films im Münchner Cuvilliés-Theater vergeben.

Er ehrt künstlerisch wertvolle Filme humanistischer, gesellschaftspolitischer Dimensionen "als Mahnung aber auch als Chance, auf die junge Generation der Welt einzuwirken, Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen für das Recht auf Frieden und ein Leben in Würde und Freiheit", so die Veranstalter - der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds, die Bayerischen Staatskanzlei und die SPIO.

Der Filmpreis ging in diesem Jahr an die spanische Regisseurin Iciar Bollaí­n für "Und dann der Regen", der bereits im Februar auf der Berlinale zu sehen war.

"Genial, wie Drehbuchautor Paul Laverty und die Regisseurin Iciar Bollaí­n die Ausbeutung der Indianer vor 500 Jahren mit der in Zeiten der Globalisierung verknüpft, wie in einer dritten Erzählebene ein spanisches Filmteam mit den bürgerkriegsähnlichen Zuständen konfrontiert und vor moralische Entscheidungen gestellt wird. 'Und dann der Regen' ist ein Meisterwerk der Filmkunst mit Szenen voll von Poesie und großer Wucht und Eindringlichkeit, die den Zuschauer nicht mehr loslassen, mit grandiosen Darstellern und wunderbarer Musik", begründet die Jury ihre Entscheidung.

Der Ehrenpreis ging an den Berliner Filmemacher Dr. Michael Verhoeven, "den großen deutschen Regisseur, vor allem aber an den überragenden Filmkünstler und integren Menschen", wie es in einer Mitteilung heißt, "das Credo seines gesamten filmischen Oevre ist der Kampf um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben."


Shocking Shorts Award ging an Erwin Häcker.
Zu einer größten Veranstaltungen, die während des Filmfest München stattfanden, gehören die Shocking Shorts Awards. Gekommen waren rund 600 Gästen in das Tivoli Kraftwerk im Englischen Garten. Moderator Christian Berkel führte unter dem Motto "Hochspannung - Das Experiment" durch die Preisverleihung. Die Jury, der dieses Jahr neben Dieter Wedel die Schauspieler Esther Schweins, Max Riemelt, Dominique Horwitz sowie Sebastian Fitzek, Marcus Ammon und Jonathan Bennett angehörten, wählten den Gewinner aus rund 200 Beiträgen von Nachwuchsregisseuren aus.

Der Jubiläums-Award ging an Erwin Häcker und seinen Beitrag „SOUTERRAIN“ (2010). Jury-Mitglied Dr. Dieter Wedel überreichte den Preis, der dem Nachwuchsregisseur die Teilnahme am Universal Filmmasters Program in Hollywood ermöglicht. Erwin Häcker arbeitet seit 2002 als freier Cutter im Fernsehbereich. 2007 gründete er mit Kollegen einen kreativen Kreis für die Entwicklung von Filmstoffen. An der Kaskeline Film Academy in Berlin realisierte er schließlich im Jahr 2010 mit SOUTERRAIN seinen ersten eigenen Film, für den er als Autor, Regisseur und Produzent verantwortlich zeichnete und zudem selbst eine kleine, aber feine Rolle übernahm: Er spielt den ominösen „Mann im Schrank“. Mit seinem Debüt feierte der Jungregisseur bereits bei anderen Preisverleihungen Erfolge. 2011 wurde SOUTERRAIN unter anderem beim NYC Short Film Festival, dem XXS-Kurzfilmfestival in Dortmund und beim LA New Wave International Film Festival ausgezeichnet.

Die DVD "Shocking Shorts 2012" mit den zehn besten Wettbewerbsbeiträgen ist ab sofort bei Concorde Home Entertainment im Handel erhältlich.


++++++++++++++++++



Kaliber 35 - Munich International Short Film Festival
Eine Woche vor dem Filmfest München hatte die Filmwerkstatt München wieder das Kaliber 35 - Munich International Short Film Festival vom 21. bis zum 27. Juni 2012 auf den Weg gebracht.

Festivalleiter Martin Blankemeyer war hochzufrieden mit der 2012er Ausgabe und stellte fest: "Noch nie sind so viele der internationalen Filmemacher der Einladung gefolgt, konnten München und unsere Independent Film-Szene kennenlernen und ihren Film persönlich unseren Zuschauern präsentieren."

Als Sieger ging die rumänische Produktion SUPERMAN, SPIDERMAN OR BATMAN (Superman, Spiderman sau Batman) aus dem vergangenen Jahr hervor.

Der Film "SUPERMAN, SPIDERMAN OR BATMAN" von Tudor Giurgiu hat in der Preisverleihung wie auch schon bei den ersten beiden Screenings das Publikum zu Tränen gerührt. Nicht umsonst wurde er im Programm SWEET gezeigt, denn es geht schon sehr ans Herz der Zuschauer, wenn sie miterleben, wie der fünfjährige Aron sein großes Geheimnis in einer Tüte versteckt und um keinen Preis der Welt jemand in den Beutel blicken lassen will.

Gleichzeitig merkt man, wie überfordert der Vater mit dem kleinen Jungen ist, irgendetwas scheint ihm große Sorgen zu bereiten. Im Krankenhaus müssen Vater und Sohn dann erfahren, dass leider immer noch kein Spenderherz für die lebensbedrohlich erkrankte Mutter gefunden werden konnte. Doch Aron hat die Lösung: Denn in seiner Tüte hat er der Mutter doch schließlich jede Menge Herzen aus Papier mitgebracht.

Den zweiten Preis konnte die Regisseurin Cí­ntia Domit Bittar aus Brasilien persönlich entgegennehmen. Ihr Film "WHICH CHEESE DO YOU WANT?" (Qual queijo vocíª quer?) ebenfalls aus dem vergangenen Jahr hat das Publikum sehr beeindruckt. Der Kurzfilm ist an einem Tag und in einem Raum gedreht worden und es geht um das Älterwerden und die Frage nach der Erfüllung im Leben.

Margarete und Alfons sind ein betagtes Paar und sitzen in ihrem Apartment auf dem Sofa. Sein Wunsch, sie möge ihm etwas Käse vom Markt mitbringen, ist Stein des Anstoßes für die Diskussion über verpasste Wünsche, unerfüllte Träume und der Frage, was jetzt noch übrig bleibt vom Leben. Sie wollten doch so viele Reisen machen und ein schönes Haus haben, doch jetzt ist die kleine Wohnung vollgestopft mit Erinnerungen, während so viele Pläne und Wünsche nicht Realität geworden sind. Die Angst, irgendwann auf ein unerfülltes Leben zurückzublicken, hat den Nerv des Publikums getroffen.

Der dritten Preis ging an den finnischen Filmemacher Ville Rissanen für sein Werk "RAIMO DOES NOT LOOK LIKE KEVIN COSTERN" (Raimo ei näytä Kevin Costnerilta). Auch er war wie so viele der internationalen Filmemacher persönlich anwesend und konnte den Preis selbst in Empfang nehmen.

Links: www.filmfest-muenchen.de | www.kaliber35.de |
www.13thstreet.de/shocking-shorts-award
Quellen: Filmwerkstatt München | Blickpunkt:Film | 3sat | Filmzeitung


Anzeige