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28. Sundance Filmfestival in Park City, Utah 2012

Deutsche Kurzfilme beim Sundance Independent Film Festival.



In den Wettbewerbsreihen des Sundance Film Festival, das vom 19. bis 29. Januar 2012 stattfindet, sind deutsche Filme leider in diesem Jahr eine Seltenheit, obwohl die Deutschen in den vergangenen Jahren mit schöner Regelmäßigkeit in Sundance vertreten waren. Dennoch besteht weiterhin eine enge Parntnerschaft zur Berlinale, denn Sundance ist das wichtigste Festival des Independent Film in den USA, das inmitten eines Skigebietes Vergnügen und Kultur, nämlich die Filmkunst, vor allem für junge Leute vereint. Seitdem im Rahmen der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City die Snowboard-Wettbewerbe sowie die Slalom- und Riesenslalomläufe in den Skigebieten von Park City stattfanden, bescherten sie der Region ein explosives Wachstum, das auch dem Filmfestival stetig zugute kommt.

Immerhin wurden zwei deutsche Kurzfilmproduktionen auf das Indiefestival eingeladen: Im Programm International Narrative Short Films wird "Spielzeit" gezeigt, der als Teil eines gemeinsamen Projekts der ifs internationale filmschule köln und der UCLA (School of Theater, Film and Television at the University of California, Los Angeles) entstanden ist. Unter dem Titel "People on Sunday 2010", in Anlehnung an den Filmklassiker "Menschen am Sonntag", drehten deutsch-amerikanischen Teams vier Kurzfilme, die das urbane Leben in Köln, ein Lebensgefühl und Gesellschaftsbild spiegeln sollten. Regie bei dem nun in Sundance gezeigten Teil "Spielzeit" führte der Amerikaner Lucas Mireles.

Außerdem läuft mit "Into the Middle of Nowhere" ein britisch-deutscher Kurzdokumentarfilm im Sundance-Programm International Documentary Short Films. Die Regisseurin Anna Frances Ewert ist in Villingen geboren, ihr Film ist eine Produktion des Edinburgh College of Art, an dem sie studiert hat, bevor sie im Oktober an die HFF München wechselte. In ihrem 15-Minüter beschreibt sie, wie Kinder eines Waldkindergartens ihre Umwelt erkunden und wahrnehmen.

Weitere Highlights auf dem Sundance Film Festival

"Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten zwingen viele Filmemacher, erfinderisch und wirklich unabhängig zu arbeiten", erklärt John Cooper, der künstlerische Leiter des Sundance Film Festivals gegenüber dem Branchenmagazin blickpunkt:film. "In diesem Jahr wurden uns auffallend reife Visionen und starke Geschichten eingereicht. Ein aufregendes Festival und ein bemerkenswertes Jahr für den Independentfilm liegt vor uns." Allerdings wird man sicht erst am Ende des Festivals sich ein konkretes Bild vom Status quo des Indiefilms machen können. "Es ist nie voraussehbar, aber immer interessant. Und genau das liebe ich", fasst Festivalgründer Robert Redford den Kern von Sundance in Worte.

Im Programm des 28. Festivals haben somit die wenigsten Filme schon einen Verleih, sodass dem Festival ein lebhaftes Marktgeschehen ins Haus stehen sollte. Naturgemäß fällt es bei einem ausgewiesenen Indie- und Nachwuchsfestival nicht leicht, im Vorfeld die Filme zu benennen, die Potenzial für eine Kinoauswertung haben. In der namhaft besetzten Reihe »Premieres« sollte allerdings in jedem Fall etwas dabei sein.

Im Langfilm-Wettbewerb vertreten sind der tschechische Regisseur Bohdan Sláma mit dem Familiendrama "4 Suns" oder der Spanier David Trueba mit dem Generationenporträt "Madrid, 1987". Außerdem sind zu sehen Stephen Frears "Lay the Favorite", ein Film über eine junge Frau (Rebecca Hall), die in Las Vegas mit einem kuriosen Männergrüppchen (u. a. Bruce Willis, Vince Vaughn) in Kontakt kommt, das Sportwetten manipuliert. Das Interesse ist sicherlich auch "Bachelorette" gewiss, eine Komödie über vier Schulfreundinnen, die anlässlich eines Junggesellinnenabschieds noch einmal zusammentreffen. Leslye Headland hat ihr eigenes Theaterstück verfilmt, mit Kirsten Dunst in der Hauptrolle. Auch Spike Lee kehrt zu seinen Indiewurzeln zurück, er zeigt "Red Hook Summer", einen autobiografisch angehauchten Film über einen Jungen aus Atlanta, der den Sommer bei seinem Großvater in Brooklyn verbringt. Lee schlüpft hier noch einmal in die Rolle des Pizzalieferanten Mookie aus "Do the Right Thing". "2 Tage New York" erlebt Julie Delpy, das Sequel zu "2 Tage Paris", das immerhin die deutsche Senator Filmproduktion Köln koproduziert hat. Starpower bietet das Drama "Arbitrage" von Nicholas Jarecki, über einen in die Enge getriebenen Börsenmakler (Richard Gere), an dessen Fersen sich Tim Roth als Cop geheftet hat. Robert Carlyle gibt in "California Solo" einen ehemaligen Britpopstar, der sich in L. A. den Realitäten stellen muss. In "Robot and Frank" spielt Frank Langella einen Mann, der von seinen Kindern einen Roboter als Altenbetreuer zur Seite gestellt bekommt.

Im US-Wettbewerb finden sich Beziehungsdramen wie "For Ellen" mit Paul Dano (Regie: So Yong Kim) oder "The End of Love" mit (und von) Mark Webber, Michael Cera und Amanda Seyfried. Todd Luioso zeigt "Hello I Must Be Going", in dem eine 35-Jährige (Melanie Lynskey) schmachvoll zurück zu ihren Eltern ziehen muss und durch die Freundschaft mit einem Teenager neue Hoffnung schöpft. Der Afroamerikaner Sheldon Candis drehte sein Drama "LUV" in den Straßen von Baltimore (mit Dennis Haysbert und Danny Glover). "Breaking Bad"-Star Aaron Paul und Mary Elizabeth Winstead spielen in "Smashed" ein junges Alkoholikerpaar.

Im Dokuwettbewerb setzen sich auffallend viele Filmemacher mit aktuellen Problemen in den USA auseinander; seien es die zunehmende soziale Ungleichheit, das Gesundheitssystem oder die Atompolitik. In "The House I Live In" bilanziert Eugene Jarecki den seit 40 Jahren erfolglos geführten "War on Drugs". In "Detropia" porträtieren Heidi Ewing und Rachel Grady die darbende ehemalige Autostadt Detroit als Synonym für das Industriesterben in den USA. Auf internationales Interesse dürfte Alison Klaymans "Ai Weiwei: Never Sorry" stoßen, ein Porträt des chinesischen (Polit-)Künstlers, der eigentlich in Berlin an der Universität der Künste (UDK) eine Professur annehmen wollte, aber immer noch von den chinesischen Behörden an der Ausreise gehindert wird.

Link: www.sundance.org
Quellen: Blickpunkt:Film | Wikipedia


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