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68. Filmfestival Venedig - Höhepunkt der 54. Biennale

Clooneys "Ides of March" eröffnet Venedig.



George Clooney eröffnet mit seinem jüngsten Werk "The Ides Of March" am 31. August das 68. Filmfestival von Venedig. Der Schauspieler und Regisseur stellt sich damit auch dem Wettbewerb um den Goldenen Löwen der Mostra internazionale d'arte cinematografica, die vom 31. August bis 10. September 2011 auf dem Lido di Venezia stattfindet.
In dem Thriller spielt George Clooney einen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, während Ryan Gosling dessen idealistischen PR-Guru in einer nahen Zukunft der USA verkörpert. In der Adaption von Beau Willimons Theaterstück "Farragut North" agieren auch Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Marisa Tomei und Evan Rachel Wood vor der Kamera. Tobis bringt "The Ides of March" am 22. Dezember in die deutschen Kinos.

Venedig ist für Clooney ein gutes Pflaster. Vor zwei Jahren wurde dort "Männer, die auf Ziegen starren" mit ihm in der Hauptrolle gezeigt, 2005 wurde sein "Good Night, and Good Luck" bei der Mostra für das beste Drehbuch und die Coppa Volpi für den besten Darsteller (David Strathairn) ausgezeichnet.

Victor Kossakowskis von der Leipziger Dokumentarfilmschmiede ma.ja.de produzierte, ungewöhnliche weltsumspannende Doku "Vivan las Antipodas!" wird als zweiter Film am Eröffnungsabend außer Konkurrenz präsentiert werden. Mit der Uraufführung "Damsels in Distress", einer Indiekomödie von Whit Stillman um drei junge Frauen an einer US-Universität, die außer Konkurrenz gezeigt wird, werden die Filmfestspiel zu Ende gehen.

La Biennale di Venezia
Die Biennalen sind alle zwei Jahre stattfindende Ausstellungen, Festivals oder Schauen. Der Begriff ist vom Biennium abgeleitet, einem Begriff für den Zeitraum von zwei Jahren. Die ursprüngliche Biennale war die Idee eines Bürgermeisters von Venedig, der seit 1895 alle zwei Jahre eine Weltausstellung der Bildenden Kunst unter dem Titel La Biennale di Venezia veranstalten ließ. Für diese Weltschau wurden in einem Gartengelände noch heute bespielte Länderpavillons gebaut.

Im Lauf der Zeit erweiterte sich das Spektrum um Architektur, Theater, Art, Tanz und Musik sowie die jährlichen Filmfestspiele, einem Höhepunkt der 54. Kunstbiennale, die schon am 4. Juni begonnen hat und noch bis zum 27. November andauert. Das 41. Theaterfestival startet erst im Oktober, während die 55. Musikfestspiele noch im September nach dem 68. Internationalen Film Festival beginnen. Hier der YouTube Trailer der Biennale Arte 2011.



Filmfestdirektor Marco Müller vor Wechsel nach Rom?
Marco Müllers Vertrag als Leiter der Mostra internazionale d'arte cinematografica läuft noch bis Ende des Jahres und doch wird jetzt schon über seinen Abschied aus Venedig spekuliert. Wie die italienische Tageszeitung "La Repubblica" vermeldete, soll Müller 2012 die Nachfolge von Gian Luigi Rondi als Präsident des Festival Internazionale del Film di Roma antreten. Die Bereitschaft, diesen Posten nach Ende seines Vertrags in Venedig zu übernehmen, habe Müller dem Blatt zufolge in einem Gespräch mit Roms Bürgermeister Gianni Alemanno bereits bekundet. Der künstlerische Leiter des ältesten Filmfestivals der Welt ist zwar zufrieden mit seiner Filmauswahl in diesem Jahr, weniger zufrieden ist er jedoch mit dem schleichenden Fortgang der Umbauarbeiten am Lido und der Eröffnung des neuen Palazzo del Cinema, der erst 2012 fertig wird. Allerdings präsentierte Paolo Baratta, der Präsident der Biennale von Venedig, jetzt der Presse den komplett neu renovierten Sala Grande, wie hier in dem YouTube Video zu sehen ist.



Bereits 2007 hatte es Spekulationen um Müllers Zukunft als Mostra-Leiter, ein Posten, den er 2004 von Moritz de Hadeln übernommen hatte, gegeben. Das Filmfest in Rom ist von 27. Oktober bis 4. November 2011 terminiert und wird in Italien als Ärgste Konkurrenz zum ältesten A-Filmfestival angesehen. Ganz schuldlos ist man aber am vermeindlichen Untergang des Lidos von Venedig nicht. Das berühmte «Grand Hí´tel Des Bains» war jahrelang Treffpunkt der Stars gewesen. Jetzt wird es zu einem Appartmenthaus umgestaltet, sodass Besucher des Festivals den Flair vergangener Tage vermissen.

Aronofsky ist Jury-Präsident in Venedig.
Die Jury leitet in diesem Jahr US-Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Darren Aronofsky. Mit den Filmen "The Fountain", "The Wrestler" und "Black Swan" war Darren Aronofsky bereits im Wettbewerb der Mostra internazionale d'arte cinematografica vertreten. Für "The Wrestler" hatte er 2008 für den Goldenen Löwen bekommen. Er wird bei der Vergabe der Löwen unterstützt von dem amerikanischen Indie-Filmemacher Todd Haynes, dem Musiker, Komponist und Künstler David Byrne, dem italienischen Film- und Theaterregisseur Mario Martone, der italienischen Schauspielerin Alba Rohrwacher, dem französischen Autorenfilmer André Téchiné und der finnischen Multimedia-Künstlerin Eija-Liisa Ahtila.

Polanskis "Gott des Gemetzels" im Wettbewerb.
Das US-Branchenblatt "Variety" verkündete schon vor geraumer Zeit die ersten Wettbewerbstitel der diesjährigen 68. Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica. Darunter befindet sich auch Polanskis "Carnage", die Verfilmung von Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels" mit Jodie Foster, Kate Winslet und Christoph Waltz im Wettbewerb von Venedig. Zu sehen sein werden außerdem David Cronenbergs "A Dangerous Method", Steve McQueens "Shame", Alexander Sokurows "Faust", William Friedkins schwarze Komödie "Killer Joe", Marjane Satrapis zweite Graphic-Novel-Verfilmung "Huhn mit Pflaumen" im Vertrieb von Prokino München, Philippe Garrels "Un été brí»lant" und Todd Solondz' "Dark Horse".

Die großen US-Studios zeigen außerdem Titel, wie den Steven-Soderbergh-Film "Contagion", der allerdings außer Konkurrenz läuft und Abel Ferraras "4:44 Last Day on Earth" mit William Dafoe in der Hauptrolle. Die beiden ursprünglich angekündigten Steven Spielberg Inszenierungen "War Horse" und "Die Abenteuer von Tim und Struppi" sind offensichtlich nicht mehr dabei. Aus Europa kommt u.a. Tomas Alfredsons Literaturverfilmung "Dame, König, As, Spion" sowie Yorgos Lanthimos' "Alps" beim diesjährigen Mostra-Wettbewerb zum Einsatz. Ein deutscher Regisseur ist diesmal nicht im Rennen. Auch Ulrich Seidls "Paradies" fehlt. Im spanischen Film "Eva" von Kike Maí­llo spielt allerdings Daniel Brühl die Hauptrolle, doch der Film wird außer Konkurrenz gezeigt.

Apichatpong Weerasethakul leitet die Nebenreihe »Orizzonti«.
Der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul leitet bei der diesjährigen Mostra internazionale d'arte cinematografica die Jury der Nebenreihe »Orizzonti«. Weerasethakul war 2006 mit "Sang sattawat" im Mostra-Wettbewerb vertreten gewesen. An der Spitze der Jury für den Luigi De Laurentiis Award für den besten Erstlingsfilm steht in diesem Jahr der italienische Regisseur und Drehbuchautor Carlo Mazzacurati, der im vergangenen Jahr mit "La passione" im Mostra-Wettbewerb vertreten war, die italienische Regisseurin und Drehbuchautorin Roberta Torre leitet die Jury der Sektion Controcampo, in der sie im vergangenen Jahr selbst "I baci mai dati" präsentiert hatte.

Eröffnet wird die experimentellere große Sektion mit dem japanischen Film "Cut" von Amir Naderi. Romuald Karmakar, zuletzt vor zwei Jahren mit "Villalobos" in Venedig, ist mit der Doku "Die Herde des Herrn" (Pantera Film Berlin) vertreten. Michael Glawogger zeigt die Doku "Whores' Glory - Ein Triptychon", in der sich der Regisseur von "Workingman's Death" (LOTUS Film (Austria)/Quinte Film (Germany) diesmal mit den Arbeitsbedingungen von Prostituierten in aller Welt beschäftigt. Schauspieler James Franco dagegen zeigt den Spielfilm "Sal", in dem er auch selbst mitspielt. Veteran Jonathan Demme, der 2008 in Venedig seinen Spielfilm "Rachels Hochzeit" präsentiert hatte, ist diemal mit einem Dokumentarfilm vertreten: "I'm Carloyn Parker: The Good, the Mad and the Beautiful" erzählt von einer Afro-Amerikanerin, die mit den Folgen des Hurricane Katrina lebt.

Deutschlands "Totem" in der »Settimana della crittica«
Unter den neun vertretenen Erstlingsfilmen, die in Venedigs Sektion »Settimana della crittica« ihre Weltpremieren feiern, befindet sich aus Deutschland Jessica Krummachers "Totem". Italien ist bei der Settimana mit zwei Filmen vertreten: Francesco Lagis "Missione di pace" und Guido Lombardis "La-bas". Weitere Filme der Settimana della Crittica sind: Simon Kaijser da Silvas "East Side Station" (Schweden), Kyzza Terrazzsas "Machete Language" (Mexiko), Cyril Menneguns "Louise Wimmer", Michale Boganims "La terre outragée" (Frankreich/Ukraine), Guy Edoins "Marecages" (Kanada) und Hernan Belons "In the Open" (Argentinien).


Ehrenpreis für Marco Bellocchio.
Auf der diesjährigen Biennale di Venezia wird Marco Bellocchio mit dem Golden Löwen für sein Lebenswerk geehrt. Festivaldirektor Marco Müller begründet seine Entscheidung für den diesjährigen Ehrenpreisträger wie folgt:
"Mit jedem seiner neuen Filme führt uns Bellocchio zu einem neuen Ziel, das man zu kennen glaubte, das er einem jedoch so ganz anders nahebringt. Er ist ein unermüdlicher Reisender, der die Grenzen zwischen Kino und Geschichte erkundet und überschreitet und der die Welt, die hinter der sichtbaren Realität und im Unterbewusstsein beginnt, als Kompass benützt. Dadurch hat er lebendigere und 'präzisere' Mittel gefunden, die Dringlichkeit von individuellen und gesellschaftlichen Erkenntnissen auszudrücken."

Im Anschluss an die Preisvergabe wird Bellocchios " Im Namen des Vaters" von 1971 gezeigt, in einem neuen Director's Cut, der mit 90 Minuten tatsächlich 29 Minuten kürzer ausfällt als das Original von 1971.
"Ich kam zu der Erkenntnis in den vergangenen 40 Jahren, dass der Film noch nicht seine definitive Form gefunden hatte", erklärt Bellocchio die Entscheidung für die neue Version des Films, der zuvor schon drei Mal umgeschnitten worden war.

Bellocchio ist der dritte große italienische Filmemacher den die Mostra ehrt nach Bernardo Bertolucci (1975) und Ermanno Olmi (2008).

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Auszeichnung für deutschen Pavillon
Das Team des Deutschen Pavillons hat bei der 54. Kunstbiennale Venedig zum Thema ILLUMInations den Goldenen Löwen gewonnen. Christoph Schlingensiefs "Dorfgespräch" - aus dem Operndorf in Burkina Faso - wurde posthum im deutschen Pavillion ausgestellt - provozierend, anrührend, intensiv!
Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, sagte, damit werde das Werk des Ausnahmekünstlers Christoph Schlingensief gewürdigt, "dessen Verlust wir schmerzhaft spüren und dessen Werk nochlange prägend sein wird".

Sie gratuliere dem Team des deutschen Pavillons unter Leitung der Kuratorin Susanne Gaensheimer. Das Auswärtige Amt ist für den Deutschen Pavillon in Venedig federführend.

Ehrung für den Berliner Theaterregisseur Thomas Ostermeier
Auf 41. Theater Biennnale Venedig wird dem Berliner Theaterregisseur Thomas Ostermeier ein Goldener Löwe überreicht sowie ein Silbener Löwe für den Schweizer Regisseur Stefan Kaegi von der Künstlergruppe Rimini Protokoll.

Beide Anerkennungen stehen für die Erneuerung der Szenischen Künste und gleichzeitig für Berlin, das zu den vitalsten Städten des europäischen Theaters gehört. Die Preise werden am 10. Oktober zur Eröffnung der 41. Internationalen Theaterfestivals der Biennale übergeben.

Link: www.labiennale.org
Quellen: Blickpunkt:Film | 3Sat | OTS - news aktuell | Wiener Zeitung



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