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US-Provider kooperieren mit der Filmindustrie

Mehrstufiges Warnsystem gegen digitale Onlinepiraterie geplant.



Kurz vor einer Einigung mit der Film- und Musikindustrie stehen offenbar die wichtigsten US-Internetprovider, darunter Comcast, AT&T und Verizon. Es geht um die Kooperation bei einem geplanten mehrstufigen Warnsystem á la HADOPI, einem umstrittenen französischen Gesetzesentwurf zur gestaffelte Rückmeldung im "Création et Internet draft law". Wie das IT-Magazin CNet aus mehreren übereinstimmenden Quellen erfahren haben will, sei zwar noch nichts unterschrieben, eine Einigung sei aber in Reichweite und könnte bereits in den nächsten Wochen publik gemacht werden. Dies würde für die Unterhaltungsindustrie einen wichtigen Durchbruch im Kampf gegen die Onlinepiraterie bedeuten, nachdem sie bereits mit Video-on-Demand (VOD) einen ersten Schritt im Kampf gegen Filmpiraterie unternommen hatten. Wir berichteten am 16. Dezember 2010 und 25. Mai 2011 bereits Einzelheiten zum Thema VOD.

Jahrelang hatten die Lobbyverbände Motion Picture Association of America (MPAA) und Recording Industry Association Of America (RIAA) die Internet Servider Provider ins Gebet genommen, eine härtere Gangart gegen P2P-Sünder einzulegen. Diese Überzeugungsarbeit trägt allem Anschein nach nun Früchte. Den CNet vorliegenden Informationen zufolge würden die Provider im Zuge des an das europäische Three-Strikes-Modell angelehnten Vorgehens Warnbriefe, so genannte "Copyright Alerts", an Kunden verschicken, die durch das Herunterladen von illegalen Film- oder Musikfiles auf P2P-Seiten auffällig geworden sind. Dem Bericht zufolge wird es mehrere gestaffelte Sanktionsmöglichkeiten geben, die die Provider gegebenenfalls umsetzen sollen: Dazu gehört beispielsweise die Drosselung der Bandbreite, aber auch ein limitierter Zugriff auf das Internet. So könnte einem User eine Zeit lang lediglich der Zugriff auf die Top-200-Webseiten gewährt werden. Ebenfalls als Sanktion im Gespräch ist eine Verpflichtung zur Teilnahme an einem Aufklärungskurs in Sachen Urheberrecht. Den Zugang eines Kunden komplett zu kappen steht laut CNet allerdings nicht auf der Agenda. Die Sperre des Internetzugangs als Sanktion könnte gegen die verfassungsrechtlichen Schutzmaßnahmen des Conseil Constitutionnel verstoßen, hieß es bereits in Frankreich beim HADOPI-Gesetzentwurf.

Tatsächlich geben sich die Internet Service Provider in anderen Ländern nicht so kooperativ wie nun in den USA. In Großbritannien wurde kürzlich erst eine Berufungsklage der britischen Provider TalkTalk und British Telecom abgeschmettert, die sich gegen die Umsetzung des so genannten Digital Economy Act richtete, ein neues Gesetz, das u. a. mehrstufiges Warnsystem gegen P2P-Sünder vorsieht. Die Provider sahen in der Verpflichtung, Daten an die Rechteinhaber zu melden, eine fundamentale Verletzung der Persönlichkeits- und Freiheitsrechte ihrer Kunden. Auch in Deutschland könnte ein geplantes Gesetz am Widerstand der FDP scheitern, die eine Vorratsdatenspeicherung und damit pauschale Verdachtsmomente gegen die Bürger, generell unterbinden will. Damit dürfte sie vor allem Zuspruch von der Digitalen Gesellschaft bei den nächsten Wahlen bekommen, einer Bürgerrechtslobby, über die wir bereits am 9. Juni 2011 berichteten.

Quellen: Blickpunkt:Film | CNet


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