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Film- und Musikindustrie kritisieren die Gema

Musikbosse stellen sich gegen die Gema.



Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) wurde bereits 1947 gegründet. Damals gab es noch kein Internet. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Verwertungsgesellschaft manchmal auf alte Rechte pocht und sich mit den neuen Medien etwas schwer tut. Doch auch die Gema sollte sich den ständig verändernden Bedingungen anpassen, um Schritt halten zu können.

Beispielsweise schwelt der Streit um eine Lizenzzahlung für Musikvideos auf YouTube schon eine ganze Weile. Jetzt haben sich die Chefs von zwei Plattenfirmen zu Wort gemeldet - und kritisieren die Verwertungsgesellschaft GEMA ganz offen. Denn Nutzer in Deutschland erhalten oftmals eine Meldung, dass sie das betreffende Musikvideo aus urheberrechtlichen Gründen bei uns nicht nicht anschauen können, weil sich Musikindustrie, Verwertungsgesellschaft und Youtube-Eigner Google nicht auf ein Lizenzmodell einigen können. So bleibt hierzulande bei vielen Musikvideos auf dem YouTube-Portal der Bildschirm einfach schwarz.

Doch wer ist schuld? Die Gema? Die Plattenfirmen? YouTube?

Wir haben die Problematik der Lizenzzahlungen im BAF-Blog schon mehrmals hinterfragt. Am 17.09.2008 berichteten über den Verlust der Monopolstellungen der Verwertungsgesellschaften, während es am 16.01.2009 um die europaweite Lizenzsierung digitaler Inhalte ging. Doch genau letzterer Punkt betrifft den Streit zwischen YouTube und der GEMA.

Mit den gegenseitigen Beschuldigungen sollte es eigentlich langsam vorbei sein. Deshalb mischen sich jetzt zwei Mächtige aus den Vorstandsetagen der Plattenbranche in den Streit mit ein: Edgar Berger, Chef von Sonys Musiksparte in Deutschland, und Frank Briegmann, Chef von Universal Music in Deutschland. Sie geben allerdings nicht YouTube die Schuld, sondern dem Gema-Aufsichtsrat. Dieser sei wohl, so mutmaßen sie, noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen.

Bislang machte YouTube die Plattenfirmen dafür verantwortlich: Das Video sei nicht abrufbar, weil es geistiges Eigentum dieser oder jener Plattenfirma sei. Seit Kurzem nennt das Portal jedoch einen anderen Schuldigen:
"Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die Gema die erforderlichen Musikrechte nicht eingeräumt hat."

Noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen!
Es sieht so aus, als deute sich ein Wechsel der Bündnispartner an und Google macht mit den Plattenfirmen jetzt gemeinsame Sache gegen die Gema, die doch eigentlich der natürlich Verbündete von EMI, Warner und Co. sein müsste. Edgar Berger, Chef von Sonys Musiksparte in Deutschland, sagte Spiegel Online:
"es gebe offenbar kein Interesse daran, werbefinanzierte Musik-Streamingdienste wie Vevo, Youtube und Spotify in Deutschland zuzulassen."

Diese Aussichten sind schlecht für Musiker und Industrie. Ihnen entgehen dadurch die Einnahmen, die sich erzielen ließen, wenn sich die Gema und Google einigen würden. Das vergangene Geschäftsjahr war zwar ein schwieriges Wirtschaftsjahr, die GEMA musste auch einen Rückgang im Kerngeschäft verkraften, dennoch erreichte die GEMA das zweitbeste Ergebnis in ihrer Firmengeschichte. Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA, betonte in seiner Rede auf der diesjährigen Hauptversammlung München nochmals, dass der kleiner werdende Tonträgerumsatz vom Online-Geschäft aufgefangen werden könnte. Dennoch bewegen sich die Einnahmen noch immer auf einem deutlich zu niedrigen Niveau. "Wir machen weiter!", war seine Kernaussage.

Doch in anderen Ländern haben sich Google und Verwertungsgesellschaften längst auf Lizenzmodelle geeinigt. In diversen Ländern beteiligt Google Rechteinhaber an den Werbeeinnahmen, etwa Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien oder Spanien. Hierzulande ist eine Einigung kaum in Sicht. Im Gegenteil: Die GEMA klagt gegen Google.
"Man darf sich die Frage stellen, warum eine Einigung zwischen Verwertungsgesellschaften und YouTube in vielen Musikmärkten möglich ist, nicht aber in Deutschland, dem wichtigsten Markt Europas", sagt Frank Briegmann, Chef von Universal Music in Deutschland. Dass sich Gema und Youtube "offenbar seit Jahren nicht einigen können, ist langsam unverständlich."

Illegale Plattformen weiter hoch im Kurs.
Der Boykott legaler Plattformen durch die GEMA treibt tatsächlich die Nutzer in die Arme von illegalen Portalen, wie das jüngst geschlossene Kino.to, auf dem z.T. die neuesten Filme - noch vor ihrer Kinopremiere - angepriesen wurden. Sein Betreiber soll sich über die Plattform ein Luxusleben finanziert haben und war sicherlich kein "Robin Hood", nach Aussagen eines Fahnder. Mehr als 2,5 Millionen Euro sollen beschlagnahmt worden sein.
Bei der Plattform habe es sich um ein "hochkriminelles, profitorientiertes System" gehandelt, dessen Führung alles sehr genau organisiert habe "vom illegalen Beschaffen der Filme über das Aufladen der Hoster, die man zum Teil selbst betrieben hat, bis zur Bereitstellung der Links auf ihrer Internetseite".

Am 8. Juni 2011 hatte Sachsens Sonderermittlungseinheit INES deutschlandweit über 20 Wohnungen und Geschäftsräume der Betreiber und Rechenzentren durchsucht. Zeitgleich erfolgten Durchsuchungen in Spanien und Frankreich. 13 Beschuldigte wurden festgenommen. Die Plattform Kino.to hatte etwa vier Millionen Nutzer täglich, so die Ermittler. Dennoch sollte sich die GEMA nach dem Erfolg gegen die Piraterie nicht ausruhen. Bereits kurze Zeit nach der Festnahme tauchten andere illegale Portale auf, die Musik und Filme kostenlos zum Streaming anboten.

Quellen: Gema | Golem | Spiegel


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