Skip to content

Ungerechtfertigte Preisaufschläge beim 3D-Kino

PwC-Studie: Vorsicht vor zu hohen 3D-Preisaufschlägen im Kino



Beim Aufdruck "Made in Germany" denken die Meisten an Qualität und Vertrauen. Der Aufdruck 3D lässt dagegen oft nur Kinderherzen höher schlagen, denn viele Erwachsene glauben eher an ungerechtfertigte Preisaufschläge als an ausgereifte Technik. Tatsächlich sind die Bedenken nicht ganz unbegründet, wenngleich die Anzahl der 3D Filme im Kino ständig steigt und damit der Content für 3D-TV schon in den nächsten Monaten rapide zunehmen wird. In den USA stehen nämlich für dieses Jahr bereits über 40 Kinostarts von 3D-Filmen an.

Doch die Anzahl der passenden 3D-Blu-ray-Abspielgeräte hält sich noch in Grenzen, denn beliebter sind zurzeit Download-Portale und Abo Fernsehen von Sky, T-Entertain und den Kabelfernsehgesellschaften. HD-TV ist der Renner und lässt die Besucherzahlen im Kino sinken, wie wir am 02. Januar 2011 im BAF-Blog berichteten. Dennoch ist die Kinobranche zuversichtlich und auch die Berlinale zeigte dieser Tage mehrere 3D Kinofilme, auch wenn es noch zahlreiche Stolpersteine auf dem Weg zum 3D-Erfolg gibt.

Die Analysten PricewaterhouseCoopers (PwC), ein Verbund von Prüfungs- und Beratungsgesellschaften - gegründet von Samuel Lowell Price und Wiliam Cooper im 19. Jahrhundert - hat erst kürzlich im Auftrag der Industrie eine Studie erstellt, die zu dem Schluss kommt, dass die dreidimensionalen Unterhaltungsangebote dennoch weiter auf dem Vormarsch sind.

Die Digitalisierung der Filmprojektion in Deutschland schreitet voran und verbesserte Filmqualität und Bildauflösung sorgen für ein gesteigertes Kinoerlebnis. Ein wesentlicher Treiber sind dreidimensionale Filme, da sie höhere Ticketpreise und geringere Distributionskosten versprechen. Zudem zeigen sich die Konsumenten zunehmend an dreidimensionalen Inhalten interessiert, was der Erfolg des Cameron-Streifens Avatar gezeigt hat. Bei den jüngeren Zuschauern wurden besonders die 3D-Animationsfilme zum Publikumsmagneten, denn meist sollte die ganze Familie die Kleinen mit ins Kino begleiten. Das freut die Kinobesitzer, die deshalb überhöhte Eintrittspreise nehmen konnten.

Warnung vor zu hohen Kinopreisen

Doch der Output an 3D-Filmen im Kino sollte maßvoll geschehen, regen die PwC-Autoren an. Die 3D-Entertainment-Studie von PricewaterhouseCoopers beschäftigt auch die US-Filmbranche. So hat sich der "Hollywood Reporter" eingehend mit der PwC-Studie befasst. Demnach warnen die US-Autoren der Studios, dass das Kino seine neue Wunderwaffe frühzeitig verlieren könnte, da die Zuschauer - nach der anfänglichen Neugier aufs 3D-Kino - auf Dauer wohl nicht bereit seien, die hohen Ticketpreise zu bezahlen. Hier sei Maßhalten gefragt, tatsächlich müssten sich die Kinos und Verleiher darauf einstellen, in Zukunft womöglich ganz auf Preisaufschläge zu verzichten. Vor allem darf man nicht zu viel mittelmäßige Filme in 3D ins Kino bringen, die der Technologie nicht gerecht werden", heißt es in der Studie.

Noch viele technische Unzulänglichkeiten beim 3D-TV

Das trifft auch auf die Fernsehbranche zu, die neuerdings damit wirbt, jede Sendung im 3D-Format auf dem Schirm anzeigen zu können. Schnelle Prozessoren in neuen Geräten sollen die Umrechnung zweidimensionaler Bilder in 3D-Effekte ermöglichen. Doch das Ergebnis ist eher mager bis schlecht, sodass nur echter 3D-Content auf Blu-ray Disc auf Dauer zum Erfolg führen könnte. Die technischen Unzulänglichkeiten sprechen zurzeit noch gegen 3D im Wohnzimmer, schreibt die PCWelt in einem ausführlichen Bericht auf freenet. Nicht einmal das Kino ist in der Lage alle geplanten 3D-Filme pünktlich ins Kino zu bringen, wie der letzte Harry-Potter-Film belegt. Die 3D-Fassung wurde nicht rechtzeitig fertig. Wegen Qualitätsmängeln wurde der geplante Start auf unbestimmte Zeit verschoben.

PwC-Studie: 3D-TV wird sich bis 2015 etablieren

Dennoch wird sich 3D-Fernsehen in den kommenden fünf Jahren etablieren, vorausgesetzt, das Programmangebot wächst noch an. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie von PricewaterhouseCoopers, die davon ausgeht, dass der Anteil der 3D-fähigen Fernsehgeräte in den USA und Japan sowie den wichtigsten europäischen Märkten bis 2015 auf 20 bis 30 Prozent ansteigen wird. "Das Interesse an 3D-Fernsehen ist zweifellos vorhanden. Allerdings hat sich das noch nicht in Verkaufszahlen niedergeschlagen. Viele Konsumenten haben gerade erst einen hochauflösenden Flachbildfernseher gekauft und warten daher noch mit der Anschaffung eines Neugeräts. Hinzu kommt, dass das Programmangebot in 3D noch sehr klein ist", erklärt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC Deutschland.

Der Studie zufolge müsste ein TV-Kanal, der rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche in 3D sendet, rund 3000 Programmstunden bzw. rund 500 Filme in 3D zur Verfügung stehen. Aktuell seien aber nur 200 Programmstunden bzw. 30 Filme vorhanden. Ein Schub wird hier von Sport-Großereignissen wie den Olympischen Spielen 2012 und der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 erwartet, die in 3D im Fernsehen übertragen werden.

Die PwC-Studie nimmt auch die Entwicklung von 3D im Kino unter die Lupe. Hier prophezeihen die PwC-Analysten einen Anstieg der 3D-fähigen Leinwände in den USA, Japan und den fünf größten europäischen Märkten von zehn Prozent im Jahr 2009 auf 40 Prozent im Jahr 2015; in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien könnte dieser Anteil sogar bei 45 Prozent liegen. "Für Filmstudios und Kinobetreiber sind 3D-Filme attraktiv, weil sie einen Preisaufschlag gegenüber der zweidimensionalen Fassung erlauben. Allerdings geht dieses Kalkül nur dann auf, wenn das dreidimensionale Seherlebnis für Zuschauer einen Mehrwert bietet", so Ballhaus. Dabei sind mehr als drei Euro Aufpreis für 3D-Filme weder angemessen noch zumutbar, belegt eine weitere Umfrage, die im Auftrag von Blickpunkt:Film durchgeführt wurde. Für einen Aufpreis zwischen zwei und drei Euro sprach sich allerdings knapp die Hälfte der Teilnehmer aus.

Vudu wird 3D-tauglich

Um das Geschäft mit 3D-TV anzukurbeln tritt der zum Einzelhandelsriesen Wal-Mart gehörende US-Streamingservice Vudu in die dritte Dimension ein. Wie das Unternehmen zur Consumer Electronics Show 2011 (CES) mitteilte, können in den USA bereits Mitte Januar 3D-Filme über ausgewählte 3D-Blu-ray-Player und -Fernseherabgerufen werden. Zu den Herstellern, die 3D-Streams von Vudu unterstützen, zählen Funai, LG, Mitsubishi, Philips, Samsung, Toshiba und Vizio. Ebenfalls mit einer Vudu-App ausgestattet sind die PlayStation 3 und Endgeräte, die die Open-Source Boxee-Plattform unterstützen. In Europa bietet der Abo-Sender Sky bereits ein 3D-Erlebnis auf einem Sonderkanal für Deutschland und Österreich an, wodurch die Abozahlen plötzlich steigen und die Börse jubelt.

Außerdem zeigte neben den Kameraherstellern Sony und Panasonic jetzt auch JVC mit dem GS-TD1 einen Full-HD-Camcorder für den Consumer Markt, der von Hause aus mit Doppellinsen für eigene 3D-Videoaufnahmen bestückt ist. Sogar die Nachbearbeitung soll sich mit neuen Programmen relativ problemlos bewerkstelligen lassen. Wir stellen die Neuheiten in den nächsten Tagen ausführlicher vor.

3D-Lösung für Brillenträger in Aussicht

Die Firma XPAND aus Oregan/USA hat darüber hinaus eine Spezialbrille für Brillenträger angekündigt, die mit individuellen Sehstärken verkauft werden könnte. Der Clou jedoch ist, dass die Brille nicht nur mit nahezu allen 3D-TV-Geräten kompatibel ist und sich in Sekundenschnelle von 2D auf 3D umschalten lässt, sondern darüber hinaus sogar für die Betrachtung einer 3D Kinoprojektion geeignet sein soll. Die Kinos müssen nicht einmal mit spezieller Silberleinwand ausgerüstet sein. Allerdings muss dann auch im Kino zur Ansteuerung der Gläser mit Infrarot Technik gearbeitet werden, damit die teure Shutter Brille funktionieren kann. Das ist bisher selten üblich, denn in den Kinos werden meist Einwegbrillen für das preiswerte, passive Polarisationsverfahren ausgegeben, da die 3D-Bilder von einer silberbedampften Leinwand reflektiert werden. Immerhin sollen die Filmfestspiele in Cannes offizieller Partner des neuen Absolute-3D-Systems in Europa sein.

Auch die TV-Hersteller arbeiten an brillenlosen Systemen. Der schleppende Absatz der teuren 3D-Shutterbrillen für Flatscreens zwingt sie zu alternativen Techniken. Dazu mehr im BAF-Blog vom 11. September 2010 und 19. Dezember 2010.

Quellen: Blickpunkt:Film | PcW | PCWelt | VideoMarkt | XPAND


Anzeige