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Offener Brief des Berliner-FFV zur "Stadt der Träume"

Offener Brief von Filmschaffenden des Berliner Film- und Fernsehverbandes e.V.



Offener Brief von Filmschaffenden des BFFV an den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Matthias Platzeck und die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Dr. Martina Münch.
Seit mehreren Wochen berichten die Medien über die geplante Integration des bisher direkt dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur unterstellten Filmmuseums Potsdam in die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ im Jahr 2011, ein Schritt für den es sicher eine ganze Reihe von guten Gründen gibt. Zugleich aber bewegen uns Fragen, die die weitere Arbeit des Filmmuseums als In-Institut an der Filmhochschule betreffen.

Wird das Filmmuseum mit seinen Mitarbeitern als Teil der Filmhochschule auch künftig seine bewährte Arbeit im vollen Umfang fortsetzen können? Schon jetzt haben die bisherigen Sparmaßnahmen die Bedingungen immer schwieriger gestaltet, unter denen das Haus Ausstellungen durchführt, Kinoveranstaltungen organisiert und einmalige Hinterlassenschaften von Filmkünstlern - vorwiegend aus der DDR - sammelt und archivarisch aufbereitet. Weitere Kürzungen in den Sach- und Personalmitteln werden nicht mehr durch die engagierte Tätigkeit der Mitarbeiter des ältesten deutschen Filmmuseums zu kompensieren sein.

Wird die Eingliederung des Filmmuseums in die Hochschule für Film und Fernsehen seine Fortexistenz in der Einheit von Ausstellungen, Kino und Sammlungen garantieren können? Beide Institutionen haben deutlich unterscheidbare Aufgabenstellungen: Bewahrung des filmkünstlerischen Erbes, seine Veröffentlichung und die Heranführung nachwachsenden Generationen an die filmischen Schätze der Vergangenheit und die internationale Filmkunst auf der einen Seite und die hoch qualifizierte Ausbildung von Studenten, Forschung und Lehre andererseits. Interessenkonflikte sind voraussehbar. Verliert das Museum durch eine solche Eingliederung in die Filmhochschule seine Souveränität, steht seine Existenz als Ganzes infrage und wir verlieren einen Ort der öffentlichen Auseinandersetzung um Filmkunst der Vergangenheit und Gegenwart in Ausstellungen und Kinoveranstaltungen. Das Museum war in den letzten Jahren für tausende Kinder ein Neugierde erweckender Lehrpfad zu den audiovisuellen Medien. Filmwissenschaftler aus aller Welt sehen in unserem Museum und den Sammlungen einen sehr geschätzten Ort der Bewahrung und des Schutzes einmaliger Zeugnisse der Filmkunst in der DDR. Die Bewahrung und die öffentliche Arbeit mit den uns anvertrauten Beständen aus dem nationalen Kulturerbe muss garantiert werden.

Ist die Integration des Museums in die Hochschule wirklich die beste oder gar die einzige Möglichkeit diese einzigartige Einrichtung zu schützen und zu bewahren? Sind Alternativen von unabhängiger Seite auf ihre kulturelle und wirtschaftliche Vernunft geprüft worden?

Aus Sorge um das Fortbestehen des Filmmuseums Potsdam wenden wir uns Sie. Bitte tragen Sie Sorge, dass das Filmmuseum in den kommenden Jahren souverän, finanziell und personell abgesichert arbeiten kann. Eine moderne, demokratische Gesellschaft braucht eine lebendige Kultur. Politik muss dafür die notwendigen Bedingungen schaffen.

Link: www.berliner-ffv.de


Potsdam feiert 2011 "Jahr des Films"

Das Filmmuseum Potsdam und die Filmstadt Potsdam-Babelsberg sind auf das Schreiben bisher nicht eingegangen, das übrigens der BAF wohlweislich gar nicht erst mitgetragen hat, sondern haben jetzt - laut Tagesspiegel vom 10. Januar - gemeinsam das Jahr 2011 als "Jahr des Films" ausgerufen.

Zwar fiel die erste Klappe für den Stummfilm "Der Totentanz" von Urban Gad im Glasatelier erst am 12. Februar 1912, aber der Grundstein für das neuartige Studio auf dem Gelände der ehemaligen Weber- und Spinnersiedlung Nowawes wurde schon im November 1911 in Neubabelsberg gelegt. Deshalb werden unter der Leitung des Filmmuseums in den nächsten Monaten zahlreiche Aktivitäten in der "Stadt der Träume" veranstaltet, sagt Bärbel Dalichow die Direktorin des Filmmuseums. Dem schließt sich auch Friedhelm Schatz an, der als Chef des Filmparks im Mai zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg eine "Agentennacht" mit diversen Stunts auf der Glienicker Brücke organisiert. Bis Oktober stehen weitere Aktivitäten und Führungen an, auf die wir zu gegebener Zeit näher eingehen.

Für das Filmmuseum Potsdam kann nach Meinung des Berlier Arbeitskreis Film e.V. (BAF), die Zusammenlegung mit der zukünftigen Filmuniversität "Konrad Wolf" nur von Vorteil sein, um auch auf die nie genutzten Filmschätze der HFF-Potsdam zugreifen zu können. Für eine Expansion des Filmmuseums ist der jetzige Marstall onehin kaum geeignet. Vielmehr bietet sich der neue Medien-Campus gegenüber vom Filmpark an der Großbeerenstraße für eine Erweiterung des Museums an.

Bei einem dereinst vereinten Bundesland Berlin-Brandenburg müsste sowieso über eine Neuordnung oder Zusammenlegung der beiden Filmmuseen nachgedacht werden. Auch die Deutsche Kinemathek - Museum für Film- und Fernsehen in Berlin ist in ihrem Berliner Filmhaus am Potsdamer Platz nur gedulteter Mieter, dessen Mietvertrag noch in diesem Jahrzehnt ausläuft. Bei den jetzigen Besitzern der Immobilie ist eine Verlängerung des Mietvertrages mit dem Filmmuseum Berlin und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) ungewiss, sodass langfristige Planspiele in die Überlegungen mit einbezogen werden müssen. Der kleine Marstall bietet sich eher für andere, repräsentativere Zwecke an, statt aus nostalgischen Gründen nur das Filmerbe der DDR zu verwalten. Die Entwicklung der Filmgeschichte ist so rasant, dass 20 Jahre nach dem Ende der DDR sich weiteres Material angesammelt hat, das es zu bewahren und in umfangreichen Ausstellungen zu zeigen gibt. Man denke nur an das nahe Ende des klassischen 35mm Filmprojektors, der überall vom digitalen Kino abgelöst wird.

Links:
www.potsdam.de
www.filmpark-potsdam.de
www.filmmuseum-potsdam.de
www.filmmuseum-berlin.de


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