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Afrika im digitalen Anschluss

Dokumentarfilmer und Nachrichtensendungen im WM-Fieber.



Das Fußball WM-Fieber lässt zunächst einmal allen Zwist der hiesigen Parteien als zweitrangig ruhen. Stattdessen stürzen sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf Afrikas Kontinent. Dabei berichten ARD, ZDF und 3Sat nicht nur von und aus Südafrika, sondern werden ihrem Bildungsauftrag gerecht und senden fast täglich auch aus anderen Ländern des schwarzen Kontinents.

Dank erfahrener Korrespondenten und innovativer Dokumentarfilmer kann der Zuschauer endlich mehr über Afrika erfahren als je zuvor ... zumindest bis das erste Spiel Deutschlands gestern Abend begann und gleich in der verflixten siebten Minute uns ein Tor bescherte. (Grandioses Auftaktergebnis mit 4:0 gegen Australien). In den nächsten Tagen dürfte das Interesse an kultureller Berichterstattung bei der deutschen Bevölkerung wieder stark abflauen und die Realität wieder Oberhand gewinnen.

Realität ist auch die neue Haushaltsabgabe, die statt der GEZ ab 2013 erhoben wird. Während bei uns noch über Sinn oder Unsinn debattiert wird, warum ab 2013 jeder Haushalt auch ohne TV-Gerät die Rundfunkgebühren zu zahlen hat, ist Afrika dabei, uns im digitalen Anschluss zu überflügeln. Sogar RUANDA, eines der weltärmsten Länder im Osten des Kontinents mit höchster Bevölkerungsdichte Afrikas holt in der Informationstechnologie kräftig auf. Vorbild ist Indien, die inzwischen die besten IT-Spezialisten geworden sind. Um dem Teufelskreis der Armut eines vom Bürgerkrieg gezeichneten Landes zu entfliehen, gibt es in der Hauptstadt Kigali überall Wireless Lan. Auf dem Lande sollen die Schulen mit Glasfaserkabel versorgt werden. Dazu gräbt man per Hand die unbefestigten Straßen auf und verlegt die neuen Leitungen kilometerweise. Die digitale Revolution nennt sich Projekt 2020 und soll die bisher ungebildete Jugend von heute aus der Sackgasse führen. Vor 16 Jahren erschütterte das Land ein Völkermord. Fast eine Million Hutu wurden von den rivalisierenden Tutsi gejagt und bestialisch ermordet. Die Filme über das grausame Geschehen dürften hinlänglich bekannt sein.

Auch im großen Nachbarland UGANDA hat sich eine IT-Revolution vollzogen, bei der unsereins nur staunen kann. Durch den technischen Fortschritt hat fast jeder Bürger inzwischen ein Handy. Ist Gefahr im Verzug warnt der SMS-Media-Service die Bevölkerung vor Unruhen direkt auf dem Mobile Phone. Das Funktelefon macht sogar beim Handy-Bezahlsystem nicht halt. Einige Firmen überweisen schon den Lohn damit. Soweit sind wir noch nicht. Die Dichte des Funknetzes nimmt ständig zu, sodass auch Schulen auf dem Lande inzwischen mit Laptops versorgt werden und Anschluss ans Internet gefunden haben. Zwar gibt es immer wieder Stromausfälle, doch mit Solarzellen und Laptop-Batterien lassen sich diese Engpässe oft überbrücken. Aufklärung und Bildung sind nämlich das Zauberwort gegen Armut ist geworden. Ugandas Kinder wurden bis dato von Rebellen immer wieder verschleppt und mit Drogen zu Kindersoldaten erzogen. Seitdem preiswerte spezial Laptops für Schwellenländer in den Grundschulen und auf dem Lande Einzug hielten, bahnt sich eine Kehrtwendung an.

Wenn Ruanda oder Uganda es schaffen die Armut durch IT-Technologie zu besiegen, wird auch jedes andere afrikanische Land dem nacheifern und es schaffen können, vom Entwicklungsland zum Global Player zu werden.

Link: www.3sat.de/neues/spezial vom 13.06.2010.


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