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filmPOLSKA - das Berliner FilmFestival trauert.

Polnisches Institut Berlin präsentiert neues polnisches Kino.


Parallel zum 6. Achtung Berlin Award findet an verschiedenen Orten in Berlin auch das 5. polnische Filmfest statt. Die Eröffnungsfeier in den Hackeschen Höfen am 15. April wurde jedoch wegen der Staatstrauer in Polen abgesagt.
Infolge des tragischen Flugzeugunfalls in der Nähe der russischen Stadt Smolensk, bei dem der Staatspräsident der Republik Polen, Lech Kaczyński, seine Gattin, Maria Kaczyńska, sowie Vertreter der höchsten Staatsbehörden, des Generalstabs, der Gesellschaft, Kirche und die Besatzung ums Leben kamen, findet keine offizielle Eröffnungsfeier statt.
Dennoch werden alle weiteren geplanten Vorführungen vom 15.– 21. 04. 2010 stattfinden und filmPOLSKA wird zum fünften Mal an sieben Tagen dem Berliner Publikum ca. 100 Filme präsentieren. Damit übertrifft das Festival nicht nur sich selbst im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch die Anzahl der Filme, die der achtung berlin - new berlin film award zeigt. So viele Filme, das ist zum einen gut, da zwei Festivals noch mehr Produzenten und Verleiher anziehen und alle Welt auf die Filmstadt Berlin schaut - zum anderen machen sich zwei gleichzeitig stattfindende Festivals Konkurrenz und keiner kann mehr alle Filme sehen. Und dennoch sind die Festivals nicht vergleichbar, denn die Menge der in Berlin und Brandenburg produzierten Filme ist beim polnischen Filmfestival verschwindend gering, während Achtung Berlin ausschließlich darauf seinen Fokus legt (siehe BAF-Blog vom 11. April).

filmPOLSKA ist das größte Festival des polnischen Films in Deutschland. Diesmal werden in den Hackesche Höfe Kinos, in den Neuen Kant Kinos, im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums, im Kino Arsenal, im Filmmuseum Potsdam, im Kino FSK am Oranienplatz, im Club der polnischen Versager und im Filmclub K-18 fast hundert Filme gezeigt. Das Festival umfasst die gesamte Palette polnischer Filmkunst: neueste Spiel- und Dokumentarfilme, Studenten- und Off-Filme, eine Filmreihe zur Kamerakunst sowie eine Retrospektive des Opus-Filmstudios und eine Retrospektive anlässlich des 30. Jubiläums der Gründung der Solidarność. Die Filmvorführungen werden zudem begleitet von einem Regieworkshop „Bis an die Schmerzgrenze“ unter der Leitung von Marcin Koszałka sowie von Diskussionen und Treffen mit Filmemachern. Der Workshop, der sich an junge Filminteressierte richtet, findet jeden Tag von 10 bis 18 Uhr über die gesamte Dauer des Filmfestivals im Polnischen Institut Berlin statt. Leider ist die Anmeldefrist bereits verstrichen.

Kern des Festivals sind Spielfilme. In dieser Reihe werden junge Filme aus Polen präsentiert. Der ursprünglich zur Eröffnung vorgesehene Film "Schneeweiß und Russenrot" (Wojna polsko-ruska) von Xawery Zulawski wird nun am Freitag in den Kant Kinos und am Samstag im FSK gezeigt. Neben Blockbustern und preisgekrönten Filmen werden auch Low-Budget-Produktionen und Werke des unabhängigen Kinos zu sehen sein. In der Reihe polnischer Dokumentarfilm möchte filmPOLSKA die wichtigsten Entwicklungen dieses Genres in Polen vorstellen und das historische Bewusstsein sowie die Kraft des künstlerischen Ausdrucks dem Berliner Publikum nahebringen.
Das FilmFestival Cottbus präsentiert beispielsweise den preisgekrönten polnischen Blockbuster "SHOPPING GIRLS" in Berlin. Es ist das erste Mal, dass dieses gesellschaftliche Phänomen der Jugendprostitution im polnischen Kino behandelt wird. In Polen gibt es kaum Jugendliche, die diesen Film nicht kennen: "GALERIANKI" (Originaltitel, Polen 2009) von Katarzyna Roslaniec erzählt von einer Welt, in der sich Schulmädchen in Einkaufszentren für modische Kleidung und Konsumartikel prostituieren, während Schule und Elternhaus in der Vermittlung von Werten versagen. Auf dem FilmFestival Cottbus lief der Spielfilm in deutscher Erstaufführung. Die erst 29-jährige Regisseurin wurde in Cottbus mit dem Preis für den besten Debütfilm ausgezeichnet, Hauptdarstellerin Anna Karczmarczyk erhielt für ihre Rolle als Alicja den Preis für eine herausragende Darstellerin.

Die Aufführungen finden am 15.4. um 20 Uhr im fsk Kino am Oranienplatz, Segitzdamm 2 (Kreuzberg), und am 16.4. um 20 Uhr im Hackesche Höfe Kino, Rosenthaler Str. 40/41 (Mitte) statt. Die Regisseurin Katarzyna Roslaniec und Festivaldirektor Roland Rust vom FilmFestival Cottbus werden bei beiden Aufführungen persönlich anwesend sein.

In einer eigenen Reihe widmet sich filmPOLSKA dem Jubiläum der Solidarność-Bewegung, die sich 1980 in Polen gründete und eine Ereigniskette im kommunistischen Europa auslöste, die letztendlich zur politischen Wende 1989 und Fall der Berliner Mauer führte. Gezeigt werden 14 Spiel- und Dokumentarfilme, die einen umfassenden Einblick in Polens Geschichte der 70er und 80er Jahre geben. Darunter sind Werke von Andrzej Wajda, Krzysztof Kieślowski, Kazimierz Kutz und Marcel Łoziński.

Besonderes Augenmerk gilt dem begabten Nachwuchs: Kurz- und Studentenfilme aus den polnischen Talentschmieden - der Andrzej Wajda Master School of Film Directing oder den Filmhochschulen in Łódź und Katowice - lassen auf eine große Zukunft des polnischen Films hoffen. Auch unabhängigen Filmemachern, wie z.B. der Gruppe "Podlasie Atakuje!", wird eine Bühne geboten: Ihre Werke - häufig Kurzfilme - verströmen den Duft der Freiheit, da weder der Markt, noch große Produktionsfirmen hier entscheiden, was und wie gedreht wird.

Link: filmpolska.de
Polnisches Institut Berlin
Burgstr. 27
10178 Berlin
Web: berlin.polnischekultur.de

Auf der Blog Seite der Berliner Filmfestivals befindet übrigens sich ein ausführliches Interview mit dem Kurator des polnischen Festivals, Kornel Miglus.

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