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Cinema for Peace und die Berlinale Bären

Nicht nur für die Bären, sondern auch für eine Benefizgala reiste die Prominenz gern nach Berlin.



Gestern Abend wurden die Preise der 60. Berlinale verkündet. Doch für die die Stars war die Wohltätigkeitsveranstaltung "Cinema for Peace" im Konzerthaus am Gendarmenmarkt am Montag, den 15.10.2010 mindestens genauso wichtig. Die Benefizgala hat nur indirekt einen Bezug zu den Internationalen Berliner Filmfestspielen. Für die großen Hollywoodstars, wie Leonardo diCaprio und vielen anderen Prominenten aus Politik und Film ist die Benefizgala aber eine wichtige Plattform, um der Weltöffentlichkeit vor den Kameras zeigen zu können, dass sie neben dem Empfang von Auszeichnungen auch gern bereit sind für wohltätige Zwecke zu spenden.

Die Anreise der großen Stars aus Übersee zur Präsentation einer ihrer Filme im Wettbewerb ist zwar eine nette Geste, doch wenn der Film floppt, wäre die Anreise vergebens. Nur wenige bleiben deshalb bis zum Schluss der Festspiele in der Stadt. Falls ihr Film dennoch eine Auszeichnung erhält, wird eben ein zweites Mal angereist. Für Filmemacher, Regisseure und Autoren ist die Berlinale dagegen eine Pflichtveranstaltung, um Tendenzen und Strömungen in der Filmbranche frühzeitig entdecken zu können. Für Schauspieler trifft das weniger zu.

Im Berlinale Palast vergab die internationale Jury gestern Abend die Hauptpreise der 60. Berlinale: Den Goldenen Bären für den Besten Film des Wettbewerbs, einen Silbernen Bären als Großen Preis der Jury, weitere Silberne Bären in den Kategorien Beste Regie, Beste Darstellerin, Bester Darsteller, Bestes Drehbuch und Herausragende Künstlerische Leistung sowie den Alfred-Bauer-Preis an einen Film der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet. Außerdem vergab die Jury für den Besten Erstlingsfilm den von GWFF gestifteten und mit 50.000 Euro am höchsten dotierten Preis des Festivals an einen herausragenden Debütfilm.

Viel wurde spekuliert wer den Preis dieses Jahr gewinnen würde. Rafi Pitts Film „Zeit des Zorns“ war ebenso als Favorit in der Presse gehandelt worden, wie der Film „Na Puto“ von Jasmila Zbanic, wenn da nicht das Handicap gewesen wäre, dass die bosnische Regisseurin erst vor vier Jahren mit „Esmas Geheimnis“ den Goldenen Bären gewonnen hat. So hatte weitaus mehr Aussichten einen Bären zu erlangen der russische Film von Alexei Popogrebsky, da seit mehr als vier Jahren kein russischer Film mehr im Wettbewerb vertreten war.

Der Goldene Bär ging überraschenderweise nach 64 Jahren an die Türkei an „Bal“ (Honig) mit dem wohl jüngsten Hauptdarsteller, dem sechsjährigen Bora Altas, in der 60jährigen Geschichte des Festivals. Der sehr archaische gemachte Film, mit wunderbaren Aufnahmen, in dem allerdings kaum Dialoge vorhanden sind, traf genau den Geschmacksnerv des Juryvorsitzenden Werner Herzog, dessen Filme oft eine ähnliche Machart aufweisen. Ein großer, stiller Bilderrausch in ruhigem, meditativem Erzählfluss. Es ist dies der letzte Teil einer Filmtrilogie des Regisseurs Semih Kaplanoglu über den Dichter Yusuf, die er rückwärts erzählte.

Auch der russische Film „How I Ended This Summer“ konnte Preise abräumen: Grigori Dobrygin und Sergei Puskepalis teilten sich den Bären für den Besten Schauspieler, zugleich wurde auch der Kameramann ausgezeichnet. Das darf niemanden überraschen: Jurypräsident Werner Herzog hat vor drei Jahren „Encounters of the End of the World“ gedreht, einen Dokumentarfilm über Menschen auf der anderen Seite der Welt, der Antarktis. Das Arktis-Drama musste ihn also ansprechen, und hier wie auch in „Bal“ geht es letztlich um ein Thema, das auch Herzog immer wieder beschäftigt: die Selbstbehauptung des Menschen in unwirtlicher Umgebung.

Die Entdeckung Nummer drei: der rumänische Beitrag von Florin Serban „Wenn ich pfeifen will, pfeife ich“ um einen jungen Straftäter, der sich in einer Besserungsanstalt behaupten muss. Der beeindruckende Hauptdarsteller ist ein Laiendarsteller, die Nebenrollen wurden teils von echten Insassen gespielt. Dafür gab es den Großen Preis der Jury und den Alfred-Bauer-Preis.

Nicht persönlich konnte am Samstagabend der in der Schweiz unter Hausarrest stehende Roman Polanski seinen Preis entgegennehmen. Er wurde für seinen US-Politthriller „Der Ghostwriter“ mit dem Silbernen Bären für die beste Regie geehrt. Der Preis für das beste Drehbuch ging an den chinesischen Regisseur Wang Quan'an, der mit seiner Tragikomödie „Tuan Yuan“ (Getrennt zusammen) die Berlinale eröffnet hatte.

Außerdem wurde heute auf der 60. Berlinale der Preis »Dialogue en perspective« von einer jungen unabhängigen deutsch-französischen Jury an den Film "Lebendkontrolle" von Florian Schewe vergeben. Der Preis wurde 2004 von TV5Monde und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) gemeinsam mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin ins Leben gerufen.

Die Generation Kplus Kinderjury verlieh den Gläsernen Bären für den Besten Film an "Shui Yuet Sun Tau" von Alex Law. Der Gläserne Bär für den Besten Kurzfilm geht an "Franswa Sharl" von Hannah Hillard und der Große Preis des Deutschen Kinderhilfswerkes für den Besten Spielfilm an "Boy" von Taika Waititi.

Der Panorama Publikumspreis wird heute, am Sonntagabend im Cinamaxx 7 verkündet und vorgeführt. Alle weiteren Preise, einschließlich der Kurzfilmpreise können auf der Berlinale Seite abgerufen werden.

Links: Berlinale und Teddyawards

Wir haben die wichtigsten Preise unter nachfolgendem Link aufgelistet: "Cinema for Peace und die Berlinale Bären " vollständig lesen

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