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Farbenrausch beim Kunstherbst

Die internationalen Messen für Contemporary- und Visual Arts zeigen sich in Berlin größer als je zuvor.



Zugegeben, der Berliner Kunstherbst steht nicht ganz im Fokus der Filmkunst. Dennoch, so viele Ausstellungen, Messen und Veranstaltungen rund um die Kunst und u.a. auch Videokunst, wie in diesem Herbst, gab es selten je zuvor. Einer der Anlässe ist das 40jährige Bestehen der neuen Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. (NGBK), die mit einem Speeddating am Freitag, den 18. September 09 im Radialsystem an der Spree bereits von sich aufmerksam gemacht hat. Der Kunstherbst findet dieses Jahr also einen Monat früher als 2008 statt.

Darüber hinaus haben sich neben dem art forum berlin, dem Mutterschiff der Kunstmesse in den Messehallen unter dem Funkturm, vier eigene Veranstaltungen mit eigenem Profil entwickelt, die alle fast gleichzeitig in den nächsten Tagen eröffnen werden. Der Kunstherbst wird somit ständig größer und überragt offensichtlich die 6. berlin biennale für zeitgenössische Kunst, die im Frühjahr 2010 stattfinden wird.

Es ist bereits die 14. Ausgabe des art forum berlin - der Internationale Kunstmesse in den Berliner Messehallen, die am 24. September um 12:00 uhr startet. Rund 130 führende Galerien aus den wichtigsten Kunstzentren der Welt präsentieren zu Beginn der Herbstsaison der europäischen Kunstmessen in Berlin ihre Stars und Newcomer.

In diesem Jahr wartet die internationale Kunstmesse mit einigen Neuerungen auf. So wird erstmals im Sektor galleries, neben den Galerien für zeitgenössische Kunst, eine Anzahl von Galerien zugelassen, die Kunst seit den 60er Jahren präsentieren. Mit dieser Erweiterung des Ausstellungsangebotes - ohne den Hauptfokus auf die zeitgenössische Kunst zu schmälern - wird die internationale Kunstmesse vielfältiger und für die Besucher attraktiver und interessanter. Insgesamt zeigen 100 führende internationale Galerien zeigen Kunst seit den sechziger Jahren bis zur jüngsten Kunstproduktion des 21. Jahrhunderts.

Bei der Menge fällt es uns schwer vorab Tipps und Hinweise zum Schwerpunkt Videokunst zu geben. Eines ist allerdings klar: der Flachbildschirm, der wie ein Bild an der Wand hängt setzt sich zunehmend durch. Deshalb ist es nur verständlich, wenn einige Künstler speziell für diese Art der Präsentation ihre Kunstwerke ausrichten. In Zukunft werden selbstleuchtende OLEDs statt LCD-Bildschirme mit Hintergrundbeleuchtung an Bedeutung gewinnen. Solange die organischen Leuchtdioden keine Bewegtbilder darstellen müssen, wird quasi kein Strom verbraucht, so dass sie wie ein Bild immer eingeschaltet bleiben können. Noch ist die Technik teuer und das Angebot beschränkte sich bisher auf kleine Bildschirmgrößen. Doch auf der IFA wurden bereits Prototypen mit OLED Displays von 50" Zoll gezeigt. (50 Zoll = 127 cm Bildschirmdiagonale)

Im letzten Jahr war der Schwerpunkt Videokunst im Hangar II des Flughafen Tempelhof bei der Preview Berlin beheimatet. (Siehe BAF-Blog vom 29. Oktober 2008.) Auch 2009 wird Preview Berlin wieder zu einem Ort der Entdeckungen. Doch diesmal zieht die Messe in die Haupthalle des inzwischen geschlossenen Flughafens. Losgelöst von einem klassischen Messekonzept soll in diesem Jahr ganz auf den Messebau verzichtet werden soll. Damit reagiert Berlins erfolgreichste Satellitenmesse auf Besonderheiten der denkmalgeschützten Haupthalle. Die Idee ist es, Projekte zu versammeln, die ohne Stellwände auskommen, sich also vor allem im skulpturalen, installativen, Performance- und Videobereich bewegen. Diese spannende Herausforderung bietet neue Möglichkeiten für künstlerische Auseinandersetzungen mit dem historisch aufgeladenen Raum.

Neue Räumlichkeiten hat auch die Berliner Liste in Beschlag genommen. Gestern Abend fand in dem PALAIS AM TIERGARTEN am Reichpietschufer 86, einem modernen Glasbau, der zwischen Nationalgalerie und Bauhaus Archiv neu entstanden ist, eine großartige Eröffnung mit vielen DJs der Berliner Techno, House und Elektroszene statt. Zum sechsten Mal zeigen dort 60 internationale Galerien Kunst auf vier Etagen und präsentieren als Ergänzung zum art forum Berlin vor allem junge Neuentdeckungen.

Zurück noch einmal zum NGBK, deren Ausstellung "Shared. Divided. United" von einem Rahmenprogramm flankiert wird, das unterschiedliche Aspekte des Themas geteilte Geschichte aufgreift und anhand von Vorträgen, Diskussionen, Filmen! und künstlerischen Performances zugänglich macht. Eröffnung ist jedoch erst am 9. Oktober in Berlin-Friedrichshain Am Flutgraben 3.

Bis zum 27. September arbeiten Katharina Heilein und Nadin Reschke vom NGBK noch an dem Projekt "Knast" in der JVA Moabit, dem Untersuchungsgefängnis Berlins, mit einer Gruppe von Inhaftierten zu der englischen Fernsehserie „The Prisoner“. Ein Transport zwischen der NGBK und der JVA Moabit wird mit Inhaftierten, ehemaligen Inhaftierten und Justizvollzugsbeamten realisiert und vermittelt inhaltlich und symbolisch zwischen dem „Kunstort“ NGBK und der „Realität“ Gefängnis. Politischer kann Kunst kaum werden und orientiert sich damit an ähnlichen Tendenzen in der Filmszene, deren Ausrichtung schon seit langem - sogar im fiktionalen Bereich - meist aktuelle Themen sind. Zumindest auf den bedeutenden Festivals gibt man sich zunehmend politisch und zeigt keine seichten Komödien mehr.

Berliner Kunstherbst

arttransponder (multimediales Projekt) 12.9-09.10.09
Berlinische Galerie 18.09.09-31.01.2010
Berliner Kunstsalon 22.09.-27.09.09
art berlin Contemporary (abc) 23.-27.09.09
art forum berlin 24.09.-27.09.09
Berliner Liste 24.09.-27.09.09
Preview Berlin 25.09-27.09.09
Temporäre Kunsthalle 25.09.-15.11.09
c|o Berlin 25.07.-04.10.09
NGBK Shared.Divided.United 10.10.–15.11.2009
art Brandenburg 06.-08.11.09
Deutsche Guggenheim 15.08.-16.10.09

u.v.m. in den Berliner Museen und Galerien. Schätzungsweise nehmen 450 Galerien, 170 Museen und rund 5000 Künstler am Kunstherbst teil. Moving image works werden übrigens insbesondere vom n.b.k. Neuen Berliner Kunstverein kuratiert, der seit 1969 getrennt von der NGBK auftritt. Das Video-Forum des n.b.k. mit seinen über 1.000 Werken internationaler Videokunst ist die älteste Videokunstsammlung in Deutschland. Infos und Links zu new Video works gibt es auch bei: Film & Media Art in Berlin

Im nächsten Jahr wird das art forum berlin nicht Ende September, sondern erst Anfang Oktober, vom 07. bis 10.10.2010 stattfinden.

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