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Kinopreis des Kinematheksverbundes 2009

Der Bundesverband für kommunale Filmarbeit verlieh den Kinopreis 2009 im Filmhaus Berlin.

Im Rahmen einer Veranstaltung des Kinos Arsenal und des Museums für Film und Fernsehen Berlin wurde am 19. Juni 2009 zum zehnten Mal der Kinopreis des Kinemathekverbundes in den Räumen der Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) verliehen.

Ausgezeichnet wurden ausschließlich Kommunale Kinos, die dem Kinemathekverbund angehören und die umfangreiche Ausschreibung für den Kinopreis eingereicht hatten. Ein Berliner Kino war nicht darunter, denn dem Arsenal waren die jährlichen Ausschreibungsbedingungen zu aufwendig und darüber hinaus hinderlich bei der Neuausrichtung des Arsenals zum Institut für Film und Videokunst e.V. anstelle der alten Aufgabe als "Freunde der Deutschen Kinemathek". Somit kann das Arsenal durch verschiedene Zusatzveranstaltungen, u. a. der Ausrichtung des Forum-Programms zur Berlinale, Bundesgelder und andere Förderungen in Anspruch nehmen. Damit nimmt es eine Sonderrolle unter den Kommunalen Kinos ein und muss sich nicht speziellen Publikumswünschen beugen.

Leider hat dadurch die Kinostadt Berlin auch kein richtiges Kommunales Kino mehr, denn auch das Kino Babylon in Berlin Mitte wurde zum internationalen Festivalkino deklariert und fällt ebenfalls raus. Bleibt noch das Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum übrig, das allerdings ein wenig unter der Last des Museums und der speziellen Aufgabe der Erinnerung und Vermittlung deutscher historischer Filme sich beugen muss und somit ebenfalls nicht ganz frei in der Gestaltung seines Programms sein kann.
>STAMMPUBLIKUM DURCH MITBESTIMMUNG<
Ganz anders können die kleineren Kinos im Umland von Berlin und woanders auf die Mitgestaltung und Mitbestimmung der Programmauswahl durch die Bevölkerung eingehen. Das Zusammenspiel der Filmtheaterleitung und seiner Fangemeinde in kleineren und mittleren Orten nimmt einerseits auf die Programmgestaltung großen Einfluss, andererseits behält durch die Mitbestimmung das Kino sein Stammpublikum.

So haben wir vom BAF vor ein paar Jahren das Kino Latücht in Neubrandenburg näher angesehen, da hier ein neuer Theaterleiter gesucht wurde und wir Näheres erfahren wollten. Mit Erstaunen konnten wir feststellen, dass in dem relativ kleinen Ort und im Schatten eines größeren Multiplex-Kinos, das natürlich nur Blogbuster spielt, das kleine Kommunale Kino durchaus eine Sonderrolle wahrnehmen kann. Es ist in einer ehemaligen Kirche beherbergt, in der Kanzel Orgel und Empore noch vorhanden sind. Der Altar ist zur Bühne umgestaltet und kann flexibel entweder eine Leinwand von der Decke für Kinovorführungen herablassen oder alternativ auch für Krippenaufführungen oder sonstige Theatervorstellungen und Dichterlesungen nicht nur zur Weihnachtszeit benutzt werden. Stuhlreihen gibt es nicht. Dafür variable Sitzmöglichkeiten und kleine Kaffeetische, an denen auch serviert werden kann. Kein Wunder, wenn das Programm und die Zusammensetzung des Publikums sich deutlich vom Mainstream unterscheiden.

Mit diesem Alleinstellungsmerkmal und vor allem mit guter Programmgestaltung hat das Kino Latücht auch dieses Jahr wieder einen zweiten Preis in unserer Region in der Kategorie IV bis 100 000 Einwohnern abräumen können. Dennoch hängt die Gefahr einer Pleite ständig wie ein Damokeles-Schwert über dem Sakralbau. Andernorts ist die Mitbestimmung dafür größer. Vor allem in südlichen Gebieten wurde manch, eigentlich nicht mehr überlebensfähiges Kino, von einer ganzen Gemeinschaft aufgekauft und nun gemeinsam weiter betrieben. Das Kino scheint dort auf dem Lande resistent gegen das Fernsehen zu sein und hat wohl die Rolle eines Stammlokals und Gemeindehauses zugleich übernommen. Dafür kann jeder mal Filmvorführer spielen und sich so einen Jugendtraum erfüllen.

Schön wäre es, wenn es so etwas in einer Großstadt wie Berlin auch noch gäbe. Aber die Hausbesitzer haben kein Erbarmen, wenn Aldi & Co. auf der Suche nach Ladenlokalen mehr bieten und jedem älteren kleinen Kino den Garaus machen. In Potsdam dagegen übernimmt das Filmmuseum mit seinem angegliedertem Kino ein wenig diese Aufgabe.
>PREISTRÄGER 2009<
Die jeweils drei Preise des Bundesverbandes für Kommunale Filmarbeit (www.kommunale-kinos.de) wurden übrigens in vier Kategorien je nach Größe des Ortes vergeben:

Kategorie I mit mehr als 500.000 Einwohner
1. Preis je 4.000 Euro: Filmmuseum München
2. Preis je 1.000 Euro: Cinémathí¨que Leipzig
3. Preis Sachpreis: Filmhaus Nürnberg

Kategorie II mit 200.001 bis 500.000 Einwohner
1. Preis je 4.000 Euro: Kommunales Kino Lübeck
2. Preis je 1.000 Euro: Caligari FilmBühne, Wiesbaden
3. Preis Sachpreis: Kommunales Kino Freiburg

Kategorie III mit 100.001 bis 200.000 Einwohner
1. Preis je 4.000 Euro: Kommunales kino Leverkusen
2. Preis je 1.000 Euro: Kommunales Kino Pforzheim
3. Preis Sachpreis: Cine k, Oldenburg

Kategorie IV von 0 bis 100.000 Einwohner
1. Preis je 4.000 Euro: Kommunales Kino im mon ami, Weimar
2. Preis je 1.000 Euro: Latücht, Neubrandenburg
3. Preis Sachpreis: fabrik.kino 2, Neustrelitz

Sonderpreis 5.000 Euro für die beste Programmgestalteung aller Kommunalen Kinos in Deutschland ging an die Cinémathí¨que Leipzig.

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