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Filmstudent aus der Schweiz über Australien nach Berlin

Der Stammtisch der Film Commission findet erst Morgen, am 8. Juni statt.

Wegen der Pfingstfeiertage wurde der monatliche Stammtisch der (BBFC), (BVP) und (BVR) um eine Woche verschoben, wie wir bereits am 31. Mai 2009 im BAF-Blog berichteten. Dafür wird diesmal ein Filmstudent aus der Schweiz zu Gast sein und gerne von seinen Erfahrungen in Australien berichten. Für diejenigen, die nicht dabei sein können, hat David nachfolgend seine Erfahrungen dem Berliner Arbeitskreis Film e.V. (BAF) geschildert.
Meine Reise begann vor etwas mehr als zwei Jahren. Als ich die Hoffnung auf einen Studienplatz an einer Filmhochschule schon fast aufgegeben hatte, kam plötzlich mitten in der Nacht ein Anruf aus Sydney. Im Halbschlaf erfuhr ich von meinem Glück und realisierte erst am darauf folgenden Tag, was wirklich geschehen war. Ich hatte grünes Licht für das Filmstudium erhalten. Sofort nutzte ich also diese Gelegenheit, um meiner Leidenschaft nach zu gehen.

Diese Leidenschaft wurde bei mir schon als kleiner Junge entfacht. Ich war damals vom Western angetan, doch schon bald hatte ich die Hollywood-Filme mit seinen Helden satt und spielte lieber selbst Cowboy und Indianer. Bis ich dann "Spiel mir das Lied vom Tod" von Sergio Leone sah und die Leidenschaft in mir erst so richtig aufblühte. Seit diesem Moment wusste ich, wohin mich mein Weg führen sollte.

Es zog mich schon immer in die Ferne. So lebte ich für längere Zeit in Moskau und St. Petersburg, wo ich zum Bewunderer des russischen Films wurde und insbesondere Tarkovski's. Aber ein Studium an einer staatlichen Hochschule in Russland erwies sich aus mehreren Gründen für besonders schwierig und so suchte ich weiter.

Die Wahl für eine australische Filmschule kam aber auch nicht von ungefähr. Ich war zuvor schon in Australien, damals aber hauptsächlich zum Reisen. Die eigenständige Landschaft dieses Kontinents hat mich immer wieder fasziniert. Vielleicht rührt diese Faszination noch von den staubig trockenen und glühend heißen Westernlandschaften her, in denen sich die zwielichtigen Protagonisten meiner Lieblingsfilme aus der Kindheit duellierten.

"Film kann man überall studieren, warum also nicht am Ende der Welt?" Dachte ich mir und so kam der Tag, an dem ich mich schweren Herzens von Familie, Freunden und Freundin trennen musste. Die Leidenschaft war schon damals größer als der Schmerz und was für Filmcharaktere gilt, scheint auch im richtigen Leben zu gelten: Man muss erst durch die Hölle gehen, bevor man ins Paradies kommt.

Zudem stehen in Sydney die "Fox Studios Australia". Sie sind die größten des Kontinents. In diesen Studios werden immer wieder Hollywood-Großproduktionen abgedreht. So hört man immer noch Geschichten über die "Matrix-Filme" und "Superman Returns", über "Star Wars: Episode II + III" bis hin zu "Australia", um nur einige zu nennen. Baz Luhrman nutzte die Studios aber hauptsächlich um die Kulissen dort vorher aufzubauen, nur um sie dann wieder auseinander zu nehmen und an den Drehort ins Outback zu verfrachten.

Die Studienzeit verflog sehr schnell, denn wir wurden richtig auf Trab gehalten und steckten die meiste Zeit bis über beide Ohren in Projekten. Aber die Zukunft konnte für mich nicht in Australien liegen, das wusste ich schon während des Studiums. Obwohl sich zurzeit in der Filmbranche sehr viel tut, stand es außer Frage sich dort langfristig niederzulassen. Zu gern habe ich die alten historischen Gebäude, die Vielfalt der Landschaften und Kulturen und sogar die unterschiedlichen Jahreszeiten der alten Welt. Für mich ist dies alles eine Quelle der Inspiration.

So ging es also nach dem Studium zurück in die Schweiz. Aber auch das sollte nicht von langer Dauer sein, denn nach lediglich sechs Wochen Aufenthalt in der Heimat saß ich wieder im Flugzeug. Diesmal sollte der Flug etwas kürzer sein.

Eigentlich entschloss ich mich schon in Australien, nach Berlin zu kommen, um mein Glück in der europäischen Filmindustrie zu versuchen. Die Entscheidung fiel also nicht erst mit der Palme d'Or von Cannes. Sicherlich wären auch andere Städte infrage gekommen. Wäre die Sprachbarriere in Rom oder Prag schwierig zu überwinden gewesen, so hätte ich mich in Paris, London oder Moskau mit Leichtigkeit durchgeschlagen. Aber in den letzten Jahren hat sich bezüglich Film in Berlin so viel getan wie kaum irgendwo anders in Europa.

Derweil die australische Filmindustrie immer wieder nur von internationalen Großproduktionen in Schwung gehalten wird, kann sich der Deutsche Film auch mit kleineren Produktionen im internationalen Vergleich durchaus behaupten und zwar nicht erst, seit "Das weiße Band" von Michael Haneke in Cannes den großen Preis gewann. Und das ist der Unterschied zwischen Berlin und Sydney - die Kreativität der Filmschaffenden in Berlin erzeugt qualitativ hochwertige Filme und bewegt internationale Großprojekte in diese Stadt, während in Sydney der Funken solcher Großprojekte aus Hollywood die heimische Filmindustrie nicht zu zünden vermag. Natürlich hoffe ich, jetzt von dieser Kreativität und Qualität profitieren zu können und nicht einfach in der Masse unterzugehen.

David Vujotic vitu@sensemail.ch
Links zu den Filmhochschulen:
www.ifss.edu.au (International Film School Sydney, Australia)
www.film.uzh.ch (Seminar für Filmwissenschaften - Universität Zürich, Schweiz)

STAMMTISCH der Berlin Brandenburg Film Commission (BBFC)
Montag, den 8.6.2009 um 19 Uhr
Restauration "Walden"
Choriner Straße 35
10435 Berlin

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