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Jugendgangs verbreiten sich zunehmend virtuell

CDU in NRW will Verbreitung von Gewaltvideos stoppen und erwägt eine gesetzliche Registrierung für Videoplattformen einzufordern.

Im Internet putschen sich rivalisierende Jugendbanden mit Hassbotschaften und Gewaltposen immer mehr auf, um sich anschließend sogar zu Straftaten zu verabreden. Besonders in "problematischen Stadtteilen" - dazu gehören auch einige Bezirke in Berlin - seien Jugendgangs wieder "angesagt", was sich in der Kriminalstatistik durch eine Zunahme der Gewaltdelikte durch Jugendliche widerspiegle. Ordnungsbehörden, Jugendämter und Polizei müssten gegen "mediale Gewalt" verstärkt vorgehen. "Einschreiten und abschalten" sei die Forderung der Nordrhein-westfälische Junge Union (JU).

Um die Verbreitung von Gewaltvideos zu verhindern, soll jeder Nutzer der Videoplattformen YouTube und MyVideo seine Anschrift und Personalausweisnummer eingeben müssen, so der Vorschlag. Nach Angaben der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung wird der Vorschlag von der Führungsspitze der CDU befürwortet. Sowohl das Hochladen privat gedrehter Gewaltvideos, als auch das Anschauen ließe sich erschweren, wenn sich jeder Nutzer erst mit voller Anschrift und seiner Personalausweisnummer registrieren muss", sagte der JU-Landesvorsitzende Sven Volmering der Zeitung.

Dass durch das Web 2.0 neue Plattformen im Internet entstanden sind, in der sich nicht nur neue Community gebildet haben, sondern eine grundlegende Wandlung der Gesellschaftsformen und Kommunikation einhergeht, spüren auch Verbände und Gewerkschaften. Der Zulauf ist überall rückläufig, da das Internet als vermeintlicher Problemlöser für alle Fragen dieser Welt gilt. Allerdings scheint durch die weltweite Wirtschaftskrise ein kleines Umdenken einzusetzen. Die Gewerkschaften haben wieder mehr Anfragen, als noch im letzten Jahr und auch bei uns im Filmverband wird wieder häufiger zum Telefonhörer gegriffen, um sich auszusprechen. Es läuft eben alles in Zyklen ab, und der Hype von heute kann morgen schon wieder passé sein. Überall die Zugangsmöglicheiten zu hoch anzusiedeln um damit fast alles zu sperren und zu verbieten, was der Jugend eventuell schaden könnte kann auch nicht der Weisheit letzter Schluß sein, weil dadurch der uneingeschränkte Schutz des Artikels 5 des Grundgesetzes (Meinungs- und Pressefreiheit) beeinträchtigt wird. (Siehe unseren BAF-Beitrag vom 16.5.09)

Wichtig ist, der Jugend von heute positive Werte und Tugenden zu vermitteln. Zurück zur autoritären Erziehung des letzten Jahrhunderts ist ebenfalls ein Fehler, wie uns wunderbar der österreichische Filmmacher Michael Haneke auf den Filmfestspielen von Cannes mit seinem deutschen Wettbewerbsfilm „Das weiße Band“ lehrte. Haneke demonstriert eindrucksvoll wie falsche, übersteigerte Werte der Väter aus dem 19. Jahrhundert und auch noch Anfang des 20. Jahrhundert ihre Kinder falsch prägten, sodass sie später als Erwachsene viel leichter, ja geradezu unweigerlich, dem Faschismus verfielen. Eine ausführliche Filmkritik ist bei Michael Sennhausers Filmblog nachzulesen.

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