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Offener Apell von Künstlern an Bundeskanzlerin


Mit einem offenen Brief haben sich Künstler aller Fachrichtungen an Angela Merkel gewandt, mehr für den Schutz des geistigen Eigentums zu tun. Insbesondere Musiker und Filmemacher machen dabei Front gegen die Filesharing Börsen, in denen immer wieder jede Menge Musik und viele Filme illegal zum Tauschen eingestellt werden.

Wir wollen uns diesem Aufruf anschließen, obwohl Deutschland bereits zu den ersten Ländern der EU angehörte, welche digitales Kopieren, sowie Tauschbörsen verbieten lies. Napster und Co. verkaufen längst nur noch legal Musik im Abo Modell. Leider haben andere Tauschbörsen ihren Sitz in weit entlegene Länder verlegt, von wo sie mehr oder weniger unbescholten weltweit weiter operieren können.

Mit Einführung der Datenspeicherung von Verbindungsdaten beim Provider, kann illegaler Downloadverkehr allerdings inzwischen von jedem einzelnen Anschluss fast immer nachvollzogen werden. Zusammen mit der Herausgabe von Kreditkartenabrechnungen wurden bereits viele User bei illegalen Aktivitäten überrascht und konnten angezeigt werden. Datenschützer opponieren dagegen, dass mit der pauschalen Verurteilung jedes Filesharing Benutzers als sogenannter "Krimineller" auch Unbescholtene automatisch in Verdacht geraten würden. Sie warnen deshalb immer wieder, dass zu viel Datenspeicherung zu einem einem gläsernen Menschen führen könnte. Mit dem Ende der DDR hatten viele Bürger gehofft solche Zeiten totaler Überwachung, nie wieder zu erleben.

So ist der Aufruf im Sinne der Künstler zwar gut gemeint, doch eine weitergehende Verschärfung bestehenden Rechtes könnte nach hinten losgehen und insgesamt mehr Probleme bereiten als den Künstlern lieb sein kann. Auch wenn im Internet weiterhin Musik, Filme oder Hörbücher millionenfach unrechtmäßig angeboten und heruntergeladen werden ohne dass die Kreativen, die hinter diesen Produkten stehen dafür eine faire Entlohnung erhalten, sind nicht alle angebotenen Inhalte im Netz illegal. Hobbyfotografen z.B. können ihre Bilder frei tauschen und Lieder unbekannte Musiker können durch weltweiten, kostenlosen Zugriff plötzliche Berühmtheit erlangen. Es gibt zahlreiche Beispiele positiver Aspekte. Auch die Industrie macht sich dies neuerdings zu Nutze, um ein Produkt z.B. Lied oder Film bekannter zu machen.

Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum die CD Verkäufe einen Einbruch erlitten haben. Die großen Labels mussten aus technischen Gründen den Copy-Schutz auf der CD weltweit wieder aufgeben und haben zum großen Teil auch das digitale Rechte Management (DRM) für kostenpflichtige Download Musik wieder abschaffen müssen, damit die Musik auf allen MP3-Geräten gleichermaßen abspielbar ist. Geklagt hatten andere EU-Länder wie Frankreich, die Einschränkungen als Behinderung des Verbraucherschutzes ansahen. Andererseits ist Frankreich in der Bestrafung rigoroser, als die Richter hierzulande, die manches zu spät ahnden und angeblich häufiger verjähren lassen oder als jugendliche Lapalie abtun.

Mittlerweile verdient jedoch die Industrie und somit auch die Künstler wieder recht gut am Online Angebot. Besonders im Bereich Pop- und elektronischer Musik werden Neuveröffentlichungen von einigen Labels zurerst im Internet oder z.T. sogar nur noch per kostenpflichtigem Download angeboten. Das kann bei Preisen von 99 Cent pro Track summa summarum für ein Album manchmal teurer werden, als manche CD im Handel bisher kostete. Die Rohlinge und ggf. fehlerhafte Brennversuche sind bei den Preisen dabei nicht einmal berücksichtigt. Ein Cover für die Musik erhält der Download Kunde ebenfalls nicht. Trotzdem steigt die Nachfrage nach legal erworbener Musik stetig. Das Geschäftsmodell von Apple und der iPod haben einen Run ausgelöst, der nicht mehr zu stoppen scheint. Musik wird nicht mehr auf CD, sondern bei jungen Leuten fast nur noch mobil im MP3 Player gehört.

Ähnliches bahnt sich bei Videos an - wenn auch leider zu Lasten der Kinos. Überall im ganzen Haus empfangbares Streaming Video soll populär werden. Die Industrie setzt dabei auf HD-Inhalte im kostenpflichtigen download Verfahren, die wie die Blu-ray-disc, gar nicht mehr oder nur noch mit starken Abstrichen zu kopieren sind. Damit erübrigt sich ggf. die Forderung nach strengerer Überwachung in Deutschland gegen Internetpiraterie, denn inzwischen wird weltweit gegen das illegale Kopieren glücklicherweise immer mehr unternommen. Im jedem Kino wird vor Beginn des Film auf die Verbote von Mitschnitten hingewiesen.

Erfolgreich gegen Schwarzseher war auch Premiere. Der Abo-Sender hat beim Landgericht Hamburg gegen einen Importeur von sogenannten Hacker-Receivern eine Einstweilige Verfügung erwirkt. Auslöser war das neue Copyright Gesetz. Nicht nur der Händler darf keine dieser Empfänger mehr verkaufen, auch Endkunden laufen Gefahr, juristisch belangt zu werden. In Zukunft sollte jeder Händler und jeder Produzent vor Unterzeichnung von Verträge eine genaue Prüfung durch einen Rechtsanwalt vornehmen lassen, um nicht in eine Falle zu tappen. Der BAF hilft dabei gerne.

Eine weitere Meldung aus dem Fernsehbereich sorgte Pfingsten für Aufregung unter den Konsumenten. ProSieben hatte seinen abendlichen Spielfilm mit Kopierschutz ausgestrahlt. Moderne Digitalvideorekorder verweigern die Aufzeichnung, wenn das Signal mittels Wide Screen Signaling (WSS) über die vertikale Austastlücke des analogen Kabelnetzes gesendet wird. Herkömmliche analoge VHS Videorecorder sollen das Signal für eine Aufzeichnung zwar akzeptieren, doch reine VHS Geräte werden nur noch Firma LG hergestellt, alle anderen Markenfirmen haben die Produktion zugunsten der DVD-Recorder eingestellt. Offensichtlich experimentiert der Sender mit der Einführung eines Regelbetriebes von kopiergeschützten Programmen schreibt die IT-Plattform Golem gestern. Ob das den Absatz in Zukunft fördert oder die Konsumenten zu noch mehr Verweigerung und Ablehnung von allem technisch Neuem inspiriert wird sich zeigen.

Tatsächlich trat in den letzten Jahren eine gewisse Sättigung bei den Konsumenten ein. 25 Jahre nach Einführung der CD im Jahre 1982 dürfte in jedem Haushalt reichlich Musik jeder Stilrichtung vorhanden sein. Dabei ist noch nicht einmal das inzwischen 60 Jahre alte Vinyl komplett verdrängt worden. Ganz im Gegenteil; die Schallplatte erfreut sich bei DJ's oder bei kleineren Auflagen - wegen preiswerterer Produktionskosten - weiter grosser Beliebtheit. Deutlich mehr private Radiostationen als früher, in denen Tag und Nacht in allen Sparten die Hits rauf und runter gespielt werden, tragen ebenfalls zur Übersättigung bei. Hinzu kommen immens viele Internet-Radio-Stationen, in denen fast werbefrei Spartenmusik ohne Unterbrechung weltweit gehört werden kann. Und als nächstes sollen kleine Satelliten-Radio-Empfänger im Markt erscheinen, die diese Spartensender überall auch mobil empfangen können. All das drückt leider die Verkaufszahlen von CD's, nicht allein das Raubkopieren. Andererseits steigen die GEMA Gebüren, an denen die Künstler verdienen, denn inzwischen ist jeder Multimedia-Computer, der Internetradio empfangen kann, in Deutschland GEMA pflichtig geworden.

So hat das Internetradio auch Vorteile für die Künstler. Ihre Musik wird weltweit populärer. Das zeigt sich am steigenden Interesse für Live Auftritte. Manche Pop Band verdient mit Live Auftritten mehr Geld, als mit CD Verkäufen. Und die Fans sind bereit dafür auch höhere Eintrittspreise zu zahlen. Dafür kaufen sie wahrscheinlich weniger CD's oder DVD's.

Die Videostatements der einzelnen Unterzeichner sind abrufbar unter:
www.musikindustrie.de

Weiteres zum Artikel unter:
www.redbox.de/news/latest_news/detail.php?nr=6737

Kreativwirtschaft kritisiert Gesetzentwurf zur Verbesserung der Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums

Außerdem gibt es witzige Werbespots der Filmindustrie zur Rettung des Kinofilms und gegen digitalen Datenklau unter: www.filmbefreier.de
Wir hatten in unserem Artikel 'Trommeln fürs Kinoerlebnis' vom 21. April bereits auf den Link hingewiesen.


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